Klugscheissmodus an
Aus Studienzeiten bleibt ja manchmal was hängen. Werkstoffkunde und Mechanik waren damals die "Rausprüffächer"....
Aus meiner Erinnerung ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Schraubverbindungen halten durch die Reibung die im Gewindegang entsteht. Ölt man nun dieses Gewinde, auch nur schwach, setzt man die Reibung und damit die Haftung der einzelnen Gewindegänge herab. Im Folgeschluss belastest Du die Schraube deutlich höher, wenn das Drehmoment gleich bleibt. Ganz grob: eine geölte Schraubverbindung kannst Du einer trockenen Schraubverbindung gleichsetzen, die mit ca. 30% höherem Drehmoment angezogen wurde.
Es besteht nun Gefahr durch Überbelastung des Bolzens.
Sagen wir, man zieht die Schraube geölt an in der kühlen Garage, danach vollbeladen auf die AB, 30° Außentemperatur, das Material dehnt sich zusätzlich aus, da kann es belastungsmässig schon hoch her gehen.
Wie gesagt, ist schon länger her bei mir. Lasse mich gerne eines besseren Belehren.
Und gegen festgegammelte Radschrauben soll auch viel fahren helfen, dann sind die Reifenwechselintervalle schneller als das Oxidieren.....
Soweit die Theorie kluggesch.....en, ist auch okay so und vor allem richtig.
Nur, welcher Bolzen bleibt nach Jahren so wie er (neu) aus der Verpackung kam?
Wer baut stets neue Bolzen ein oder befreit die Inngewinde der Nabe von Rost?
Wer misst nach ob sich die Bolzen evtl. schon gelängt haben oder an der Spitze gestaucht sind?
Zu viele Faktoren die selbst der penibelste Schrauber nicht alle prüft und auf "Werksstandard zurücksetzt".
+/- 10...20% sind immer drin, eher mit Tendenz nach oben.
Erfahrungsgemäß ist es auch so: Schrauben mit kleinem Durchmesser werden eher zu fest, Schrauben mit großem zu schwach angezogen. Trotzdem halten die meisten (außer vielleicht bei Rüttlerplatten aus Milwaukee oder dem Land der Pasta

, das hat aber andere Hintergründe).
Auch ein teurer Dremo von Gedore der nie entspannt wird hat nach 10 Jahren eine gewisse Abweichung. Hand aufs Herz: Wer lässt seinen (sofern er überhaupt einen besitzt) regelmäßig prüfen?
105 oder 100 oder 120 Nm, das macht keinen Unterschied, dafür sind andere "Störfaktoren" viel relevanter als der eigentliche "fiktive Wert nach Handbuch".
Anziehen über Kreuz? Natürlich mache ich das auch. Ich drücke auch gern 2x drauf um das Knacken erneut zu hören (um sicher zu gehen dass es passt), Kriegsentscheidend ist es aber nicht wenn die restlichen Faktoren stimmen.
Wo ich richtig penibel bin? Bei der Gabelbrücken-Klemmung einer dicken USD-Telegabel. Da muss man die Schrauben 2...4 mal hintereinander immer wieder mit dem selben (kleinen) Drehmoment anziehen bis es passt weil sich beim Anziehen der einen Schraube die Vorspannung der anderen immer wieder verringert.
Radschrauben nach 50 km nachziehen!? Habe ich längst aufgegeben weil es immer wieder zum selben Ergebnis geführt hat. Unnötig, da fest... wenn man es denn von Anfang an richtig gemacht hat....
Fehlerursache: 99% der Bediener/Monteur.
Steckachsen fette ich, manchmal auch oxidierte Radbolzen, mit Chesterton, denn mit dem Zeug habe ich insoweit gute Erfahrungen gemacht als dass es das veranschlagte Anzugs-Drehmoment nicht merklich beeinflusst.
Mir hat sich noch keine Schraube gelöst die ich wissentlich korrekt angezogen habe. Vergessen anzuziehen ja, aber dafür kann das Material nichts, egal ob geölt oder verrostet.