Istrien mit den „Wild Boys“

Diskutiere Istrien mit den „Wild Boys“ im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Sie heißen „Basti“ (38, Zimmerer-, Dachdeckermeister und Energiesachverständiger), „Nobi“ (45, Kfz-Meister und -Händler) und Uwe (55, GWS...
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Sie heißen „Basti“ (38, Zimmerer-, Dachdeckermeister und Energiesachverständiger), „Nobi“ (45, Kfz-Meister und -Händler) und Uwe (55, GWS (SHK)-Meister). Alle sind selbständige Unternehmer, haben wenig Freizeit und mindestens ein Motorrad. Nobi fährt seit seiner Jugend Crossrennen und hat sich zu seinen rund 20 Motorrädern noch eine neue 700 Ténéré zugelegt, Basti ist zumindest Enduro-Neuling, fährt eine 660 Ténéré von 2005 und ist ein drahtiger und durchtrainierter Leistungssportler, Uwe hat eine R1200 GS/LC und ist 20 Jahre Straßenrennen gefahren.

Und ausgerechnet ich als 64-jähriger, übergewichtiger Opa soll diese Truppe nach und durch Istrien führen und dabei die kleinsten Pässe und übelsten offroad-Stecken suchen.

Prost Mahlzeit.

Zwar habe ich erst vor 10 Tagen eine 3000km – Tour durch die Schweiz, Frankreich und Italien geführt, aber der fast gleichaltrige und eher gemütliche Kollege, der mich dabei begleitete, ist alles andere als ein Freund von schmalen Straßen mit engen Kehren oder gar solchen, die nicht asphaltiert sind.

Auf der Maira-Stura-Kammstraße (asphaltierte Variante) kam er dann an seine Grenzen.

Jetzt sind die Vorzeichen umgekehrt und ich bin der Gejagte. Zwar habe ich für diese Tour die schwerere R1200GS mit dem 19“-Vorderrad gegen die leichtere F800GS mit dem 21-Zöller getauscht, aber während die drei Jungs darauf brennen, ihre nagelneuen Mitas E09 abzuradieren, will ich den noch 3mm starken Pirelli Scorpion Rally STR noch runterfahren.

Am Donnerstag, dem 2.9. ging es los, für Sonntag, den 12.9. war die Heimkehr geplant. Zumindest für die, die am 13. wieder ihrer Arbeit nachgehen müssen, aber das habe ich zunächst für mich behalten. ;)

Der Plan ist: Am ersten Tag über schöne Passstraßen bis Innsbruck zu fahren, am zweiten Tag bis Tolmezzo im Friaul und dabei auch kleinste Pässe in Südtirol, dem Trentino und dem Cadore zu nutzen, am dritten Tag dann über den Carnizzasattel und die SGKS bis zu dem Ferienhaus in Istrien, das drei Doppelzimmer, zwei Bäder einen pool, einen Grillplatz und eine große überdachte Veranda hat, falls es wider Erwarten einmal regnet.

11 Tage werden wir unterwegs sein, davon 7 Übernachtungen im Ferienhaus als Basiscamp für Exkursionen, das sich als absoluter Glückstreffer erwies und für den gesamten Zeitraum mit 442 Euro zu bezahlen war. 110,50 pro Nase. Unglaublich. :eek:

Die Heimreise habe ich in zwei Teile gegliedert. Von Istrien zurück durch Slowenien, diesmal entlang der Soca (Ital: Isonzo) durch geschichtsträchtige Gegend, wieder von Uccea nach Resiutto (Sella Carnizza) und zu meinem Freund Giacomino in der Nähe von Villa Santina, dessen geniales Restaurant mit Gästezimmern schon seit Jahren unser Ziel ist, wenn es um (offroad-) Touren im Friaul geht. Ein geniales basecamp, wo Mamma die Gnocchi noch morgens aus frischen Quetschkartoffeln von Hand herstellt und die Tagliata vom Rost 400 Gramm wiegt.

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Da wollte ich schon auf dem Hinweg Station machen, aber Giacomino war in dem Zeitraum ausgebucht, dazu noch von Freunden von mir. Das hat man davon, wenn man die Geheimtipps weitergibt. :rolleyes:

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(Das Dorf, in dem Giacominos Restaurant ist und die Piste von Mione nach Lateis)


Um es vorweg zu nehmen: Es hat nicht geregnet, bis auf den ersten Tag bin ich alles in Mesh-Jacke und Jeans gefahren, der Pirelli STR hat durchgehalten (jetzt ist er völlig fertig) und ich wie durch ein Wunder auch. Im Schotter gelegen bzw. im Wald gelandet sind nur die T7 und die 660er, Uwe und ich blieben von Stürzen verschont.

Ff.
 
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Tag 1:

Ziel ist das Hotel „Edelweiß“ in Götzens, südlich von Innsbruck. Nachdem wir die notwendigen 120km Autobahn bis Kreuzlingen hinter uns gebracht haben, fahren wir den Bodensee entlang und machen Vesperpause am Hafenkiosk von Steinach. Romanshorn, Rorschach, Dornbirn, wir nehmen den „Bödelepass“, der korrekt „Losenpass“ heißt, fahren über den Hochtannbergpass und machen Mittagspause in der „Gemütlichkeit“ in Pfafflar am Hahntennjoch.

Auch im Außenbereich möchte die hübsche Kellnerin die GGG-Codes sehen, gescannt werden sie jedoch nicht.

Wir haben gerade bestellt, als ein Supersportwagen nach dem anderen röhrend eintrifft. Ferrari, Lamborghini, Maserati, Mercedes SLS und SLR, Porsche, Audi R8, alles was schön und teuer, vor allem aber laut ist. Hier findet ein Treffen eines Clubs statt.

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Durch Imst finden wir den Weg nach Haimingerberg über den kleinen aber feinen „Sattelepass“ zum Kühtaisattel. Dabei bewährt sich meine neue Navigationsmethode mit meinem Samsung X-cover 5 Enterprise Ed. und meiner software, die jeden Feldweg kennt und routet. Der TomTom-Rider hängt jetzt nur noch zur Zierde an der K1100LT, daheim in der Garage, der verarscht mich nicht mehr.

Am Kühtaisattel machen wir eine kurze Pause, ich beauftrage die Navisoftware damit, mich in die Franz-Singer-Straße 3 nach Götzens zu führen und bekomme eine erste kurze Kostprobe, mit wem ich mich eingelassen habe.

Nobi ist langweilig, Er startet seine T7 und fährt neben der Straße einen Hang hinab. Was man als Nächstes sieht, ist eine meterhohe Schlammfontäne, die der 09er Mitas hinten hochschleudert, denn Nobi hat wohl übersehen, dass die „Wiese“ knietiefer Matsch ist. Zwar schafft er es wieder heraus, aber die nagelneue T7 sieht aus wie die sprichwörtliche Sau, die sich gesuhlt hat. Vom Rücklicht, Blinkern und dem Kennzeichen ist nicht mehr viel sichtbar.

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Und über den von der Gepäckrolle über Nacht trocknenden und abbröckelnden Dreck freut sich morgen die Zimmerfrau im „Edelweiß“.

In selbigem werden wir am Empfang von Christoph begrüßt. Der hat ein lockeres Wesen, wir sind gleich beim „Du“ und nach Abgabe der Ausweise und Vorlage der GGG-QR-Codes sind wir im Hotel von der Maskenpflicht befreit. Für Österreich besteht keine Anmeldepflicht mehr.

Die Zimmer sind sehr schön, ein kleiner Balkon, sauber und teilrenoviert. Für uns genau richtig. Und bei einem Zimmerpreis von 45 Euro für ein Einzelzimmer sensationell günstig. Das Frühstück kostet 8 Euro und ist fantastisch.

Abendessen gibt es a la carte, wir essen draußen, drinnen herrscht eine große Geräuschkulisse, vor dem Haus stehen zwei Busse mit französischen Kennzeichen und die etwa 100 alten Leute, die damit hergefahren wurden, haben wohl nicht alle ein Hörgerät.
 
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Ich fasse mal kurz zusammen, mir wird gerne vorgeworfen, zuviel zu schreiben, das man dann lesen müsse.
Wer gerne solche Stories liest und wissen will, was alles Chaotisches passiert ist (uiuiui) ich verlinke die einzelnen Tage, sobald ich die Reportagen geschrieben und bebildert habe, dann hier sukzessive als pdf.


Tag 2: Brennerstraße, Brennerpass, Penser Joch, Sarntal, Bozen, Passo Nigra, Passo Fedaia, Forcella Staulanza, Passo Cibiana, Passo Mauria-Tolmezzo.

Tag3: Resiutta, Sella Carnizza, Uccea, Livek. SGKS, Nova Gorica, Buzet, Labin (Nähe Labin) Basiscamp in einem Ferienhaus.

Tag 4: Faulenzen, Baden

Tag 5: offroad Cres. Basti am Limit (mussten unbedingt einen Wanderpfad an der Steilküste nach Belo fahren, Uwe und ich nicht.)

Tag 6: Hum (kleinste Stadt der Welt), 30km Schotterpiste durch das Ucka-Gebirge Grillabend
Kap Kamenjak (offroad Park), Liznjan, malerische Küstenpiste (Sand), mörderische Waldpiste (nicht nachmachen)

Tag 8: Peroj Beach, baden

Tag 9: Peroj Beach, offroad bei Barbariga und MTB-Trail von Rovinj nach Rovinska Selo

Tag 10: Istrien-Friaul, Abschlußabend bei Giacomino (feuchtfröhlich)

Tag 11: Die Jungs müssen heim, morgen arbeiten. Ich habe beschlossen, noch einen Tag zu bleiben und fahre die malerische Schotterstraße von Mione nach Lateis.

Tag 12: Heimreise (650km)
 
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Danke.
Dann bombardiere ich Euch noch mit etwas Prosa:

Hinweis: Meine Lästerei bzgl. WoMo und ihrer Fahrer*innen schließt natürlich hier anwesende aus. Keiner hier käme auf die Idee, mit 20 km/h durch die Gegend zu zuckeln, die Landschaft zu genießen und eine kilometerlange Fahrzeugkolonne hinter sich aufzustauen. Gelle? ;)

Tag 2:

Von Götzens zur Brenner-Bundesstraße sind es nur ein paar Kilometer. Ich fahre haargenau nach Vorschrift, wie nicht anders zu erwarten, stehen die ersten Mützenträger schon an der unteren Stefansbrücke und zielen mit dem Laser auf alles, was da kreucht und fleucht.

Wir kreuchen mit genau 50 km/h grinsend vorbei und schwingen gemütlich die erstaunlicherweise fast leere Passstraße hinauf. Nicht ein einziges der von mir gehassten rollenden Sch***häuser, auch Wohnmobil genannt, schleicht dort herum. Ich werde am Tag meiner Heimreise erfahren, wie österreichische Straßenarbeiter diese Fahrzeuge nennen.

Von einem Parkplatz kurz vor dem Ort Brenner zieht ein junger Mann mit einem Seat Leon mit Leonberger Kennzeichen dicht vor mir heraus und zeigt mal kurz, was sein sportlicher Kleinwagen kann.

500 Meter später ziehen die nächsten Mützenträger, den mit Laser angepeilten Leon heraus und werden dessen Lenker wohl kurz sagen, was ihn der Spaß kostet. Ich hatte auch hier nichts anderes erwartet, kenne die Brennerstraße zu Genüge, wir rollen wieder mit genau 50 km/h an den Sheriffs vorbei und ich überlege, ob ich mit dem Leon-Fahrer Mitleid haben sollte.

In Italien darf man wieder Gas geben. Die Einreise ist angemeldet, die Meldeformulare sind griffbereit, aber auch hier ist kein Mensch, der die sehen will. Es geht flüssig durch Sterzing, hinauf auf das Penser Joch, zügig durch das Sarntal, zäh durch Bozen und dann befreit hinauf auf den Passo Nigra (Nigerpass). Nach Canazei folgt der Fedaia, vorher kehren wir noch ein und genehmigen uns eine Pizza zum Mittagessen. An Steuerbord erhebt sich das Marmolada-Massiv, wir kommen ins Cadore, das von den hohen Gipfeln der Dolomiten umschlossen wird.

Nach der Forcella Staulanza zeigen zwei Lambo-Diablofahrer, dass sie die Größten sind, indem sie ohne Rücksicht auf Verluste und Gegenverkehr in der Kolonne springen, die von einem A3 mit holländischem Kennzeichen angeführt wird. So gewinnen sie bis Forno di Zoldo respektable 100m, bevor sie dort eine Tankstelle anfahren.

Wir biegen einige km weiter zum einsamen Passo Cibiana ab. Der Pass ist geil zu fahren und führt durch den Wald hinauf zu einem kleinen Skilift mit Gaststätte.

Vor dem Anstieg halte ich an und schalte die Helmkamera an. „Ihr könnt jetzt mal vorausfahren“ vermelde ich, „wir sehen uns auf dem Pass“. Basti wird ausgeguckt, als Erster zu fahren und donnert mit der 660er los, Uwe hängt mit der R1200GS an seinem Hinterrad und Nobi folgt als Dritter mit der T7.

Vermutlich haben die geglaubt, sie könnten den Opa mal kurz abledern, aber der hängt wiederum eisern hinter Nobi und filmt die wilde Jagd. „Puh“ meint Basti oben auf dem Pass, „das ist ganz schön anstrengend, voraus zu fahren“.

Schön, wenn‘s mal einer merkt. Hinterherfahren ist nämlich einfach, wenn einer oder gar mehrere schon die Linie vorgeben.

Während die drei in die Kneipe gehen und das dritte Bierchen für heute zischen, lasse ich die Drohne hoch und mache ein paar Bilder und Videos von der Gegend und den beeindruckenden Bergen.

Wir hatten eine halbstündige Pause vereinbart, nach 50 Minuten löse ich die fröhliche Gesellschaft auf, es ist fast 18 Uhr, wir haben noch 100 km bis Tolmezzo und ich verspüre wenig Lust, im Dunkeln nach der Pension zu suchen, die ich dort gebucht habe, weil meine Kumpels von den Kurvenräubern alle Zimmer bei Giacomino belegt haben und ebenfalls heute Abend dort eintreffen.

Durchs Cadore geht es etwas zäh, dafür ist der Mauriapass frei und wir lassen es ordentlich krachen. Hier muss man abends um 19 Uhr keine Angst vor Kontrollen haben und auch die rote Ampel an einer Engstelle, die ich seit Jahren kenne, beeindruckt mich nicht im Geringsten, denn die Engstelle ist einsehbar und die Ampel nicht videoüberwacht.

Das „Pergola Rooms“ in der Via Gio Batta de Marchi Primo piano 2 hat winzige Zimmer, aber das Bett ist ausreichend und das Bad fast so groß wie das Zimmer selbst. Da dies ein B+B ist, aber mitten in Tolmezzo liegt, gehen wir nach dem Duschen ins Städtle.

In Tolmezzo tobt das Leben, die Straßenkneipen und Bars sind rammelvoll, es ist sehr warm und sehr laut. Während die Jungs nach dem Essen noch in einer Bar versacken, ziehe ich mich zurück und gehe am laptop nochmal die Route für morgen durch. Wir müssen über die Grenze SLO-HR, da rechne ich mit Stau, denn SLO ist eine Schengen-Außengrenze.
 
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nobbe

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ich hatte eine "kleine, aber offizielle" grenze SLO / HR , da ging es in 5 min ;)
 
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Es gibt 32 internationale Grenzübergänge zwischen SLO und HR. 7 davon sind für Istrienreisende geeignet.
Da gibt es zahlreiche Listen, wo man sich informieren kann, wenn man die Gegend nicht schon kennt, weil man sie -wie ich- seit 40 Jahren bereist.

Auf dieser Karte des ÖAMTC sind nicht alle drauf, aber 24 von 32:

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Socerga liegt auf der Route zwischen Nova Gorica und Labin. Den habe ich gewählt und vorher bei google Verkehr gecheckt. Wartezeit bei der Hinreise: 5 Autos vor uns, bei der Rückreise 3.

Der Grenzübertritt SLO-HR ist weniger problematisch. Man verlässt den Schengenraum.
Reist man jedoch als Touri bei der Rückreise an einem nicht internationalen GÜ von HR nach SLO ein, wird das teuer. Die slowenischen Behörden werten das als illegale Einreise in den Schengenraum. Zu Recht, denn diese GÜ sind grenznah Wohnenden unter bestimmten Bedingungen vorbehalten, sonst müssten die auch stundenlang im Stau stehen.

Fieserweise findet man an den nationalen GÜ keinen Hinweis, aber die Policija wartet einige 100m weiter. Wie der ÖAMTC und die website "seahelp" berichten, wurden einige -vor allem österreichische - Schlauberger, die sich nicht hinreichend informiert hatten und besonders clever sein wollten, pro Insasse um 400 Euro erleichtert.

Ich hatte mich penibel vorbereitet, auch alle Formulare und Anmeldungen ausgedruckt, auch für meine Mitreisenden, so lief alles schnell und reibungslos.

Aber das kommt noch. Man kann das bei Tag 3 und 10 nachlesen.
 
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3. Tag:

Der Samstag beginnt mit einer Umleitung. Die Straße von Tolmezzo nach Pissebus (heißt wirklich so) nördlich des Tagliamento ist dicht und zwar so dicht, dass man auch mit Enduros nicht durchkommt, wie Nobi gehofft hatte. Da ich meiner Navisoftware erklärt hatte, dass ich eine „spannende“ Route nach Resiutta suche, wo sich der Einstieg in die Carnizza-Piste befindet, schickt es mich auch nicht auf der schnellen SS52 dorthin, sondern über einen Umweg rund um den Monte San Simeone.

Zwar merke ich, was der kleine Bursche am Lenker plant, ich kenne mich in dieser Gegend bestens aus, aber das nehme ich billigend in Kauf, denn diese Sträßchen sind megageil. Die drei, die mir folgen, sind sicher der Meinung, ich hätte mich verfahren, ich weiß allerdings zu jedem Zeitpunkt genau, wo ich bin.

Lediglich in Resciutta benötige ich wirklich die Hilfe des Souffleurs. Zwar bin ich schon dreimal über den Carnizza gefahren, allerdings gibt es von Norden kommend einige gleich aussehende Abzweige, die nicht beschildert sind und an denen man sich trefflich verfahren kann.

Der Sella Carnizza ist kaum bekannt und selten beschrieben, da fahren im Wesentlichen nur Ortskundige und Einheimische und das ist auch gut so, denn die extrem schmale und kurvige Passstrecke ist zwar auf der Südseite neu asphaltiert, aber dennoch nur etwas mehr als 2m breit. Da werden schon Begegnungen zweier Motorradfahrer zum Abenteuer.

An dieser Stelle habe ich ein Appell an die WoMo-Fahrer:

Liebe Leute: Schaut Euch bitte vorher genau an, wo ihr fahren wollt und ob das auch geht. Nicht überall, wo es schlicht fast unmöglich ist, mit so einem Kasten durchzukommen, hat auch jemand ein Schild aufgestellt, das Euch die Durchfahrt verbietet, auch wenn das sinnvoll wäre. Zuweilen setzen Behörden auch auf eine Art von gesundem Verstand.


Wir kommen ungeschoren über den Carnizza, bei der Rückfahrt in einer Woche wird das leider anders sein, aber das kommt später. Von Uccea führt die Straße nach Zaga im Socatal. Dass man hier die Grenze nach SLO überquert, merkt man nur an zwei Schildern, das Grenzhäuschen ist seit mindestens 12 Jahren geschlossen. 2009 bin ich zum ersten Mal da durchgefahren, vom Passo Tanamea kommend.

Auf der Straße nach Kobarid treffen wir wieder auf Verkehr, an der Einmündung in die 102 ist eine Tankstelle, wir freuen uns über Spritpreise von 1,27 Euro für den Liter Super. In Italien sind es 50 cent mehr.

Kurz darauf biegen wir in Idrsko rechts ab, hier geht es nach Livek, dort beginnt die Slowenische Grenzkammstraße, seit vier Jahren leider komplett asphaltiert. Irgendwo müssen die EU-Gelder ja hin. Mir fallen schon in Idrsko umgedrehte Umleitungsschilder auf und kurz nach dem Abzweig in Livek beginnt die Baustelle. Die alte Asphaltdecke war da 2019 stark löchrig und beschädigt, nun will man das wohl auch neu machen und hat schon mal aufgeschottert. Der Schotter ist noch nicht verdichtet, entsprechend „weich“ wird mein Vorderrad, ich bin erst mal sehr vorsichtig.

Das kann Nobi natürlich gar nicht leiden, leider endet sein Versuch, in der Linkskehre innen mit Vollgas durchzubrechen, krachend in einer großen Staubwolke. Nach der Schlammpackung am Kühtai, macht die neuwertige T7 nun in 90 Grad Schräglage Bekanntschaft mit hartem Gneis oder Granit.

Ich gestehe, dass sich mein Mitleid in Grenzen hält, zumal Nobi unverletzt ist, ich fahre zwar gerne abseits asphaltierter Straßen, aber vermeidbare Risiken gehe ich nicht ein.

Ich lasse den Jungs den Vortritt, schließe noch schnell das Visier, denn natürlich fährt Nobi wieder im Drift. Der Steinbrocken, den sein Hinterradreifen abfeuert, trifft allerdings mein rechtes Knie, glücklicherweise auf den Knieprotektor der Kevlarjeans, trotzdem tut das noch weh.

Wir cruisen die Grenzkammstraße entlang, bei Lig fahren wir ins Tal der Soca und nehmen in Plave in der Gostilna pri mostu (Gasthaus „Zur Brücke“) einen snack und ein kaltes Getränk. An der Tanke haben wir uns SLO-Vignetten geholt. Eigentlich wollten wir Monatsvignetten für 15 Euro kaufen, weil die 7-Tages-Vignette für 7,50 die Rückfahrt nicht abdeckt und man eine neue kaufen muss, aber angeblich hatte man keine mehr.

Wer’s glaubt, wird selig.

Bei Nova Gorica biegen wir auf die Schnellstraße, später auf die Autobahn nach Koper ab. Vor Koper fahren wir Richtung Socerga (SLO) / Buzet (HR). Am Grenzübergang ist kaum was los, in 5 Minuten sind wir durch. Der erste Posten kontrolliert den Ausweis, der zweite die Coronabedingte Einreiseanmeldung für Kroatien. Gescannt wird sie nicht, nur die 7-stellige Nummer angeschaut.

Es ist kurz nach 17 Uhr, als wir ein paar km hinter Labin die Einfahrt zur „Ranch“ von Josip „Bepi“ Skopac finden, auf der auch das von uns gebuchte Ferienhaus steht.

Bepi ist erstaunt, Motorradfahrer hatte er noch nie zu Gast. Der 75-jährige stellt uns noch seine Tochter und Enkeltochter vor, dann kommt er mit einer Pulle Schnaps und vier Flaschen Bier.

Wir beziehen das zweistöckige Haus, das unsere Vorstellungen, vor allem angesichts des lächerlich geringen Mietpreises bei Weitem übertrifft und lassen den Abend auf der Veranda im 1. Stock ausklingen.
 
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Die Damen sind sogar ausgesprochen attraktiv. Insbesondere sprach die 16 - jährige Annika, die eine Schule in Opatija besucht, sehr gut englisch, besser als ihre Mutter, eine groß gewachsene, blonde Frau um die 40.

Das Erscheinungsbild der Damen führte auch dazu, dass ich etwas Einfluss auf meine deutlich jüngeren Mitreisenden nehmen musste, keinen allzu anzüglichen Unsinn zu verzapfen. Als 64-jähriger, praktizierender Großvater sieht man manche Dinge etwas differenzierter. ;)

Der Schnaps ist ein offizielles Begrüßungs- und auch Verabschiedungsritual. Zweifellos hat Bepi auch nicht damit gerechnet, dass ihm die Saubande gleich die ganze Pulle leert.

Zum Abschied gab es auch einen Schnaps. Morgens um 10. Ich habe das nur dokumentiert, auch wenn ich dafür gescholten wurde, nicht mitzutrinken. Aber das kommt dann unter Tag 10.
 
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4. Tag, Sonntag, 5.9. Das Basislager

Die Jungs haben mir das EG überlassen, drüber ist ein Wohn-Esszimmer mit einer Einbauküche und einer großen überdachten Veranda, zwei Schlafzimmer im 2. OG sind über eine schmale Wendeltreppe zu erreichen. Ich verfüge im EG über eine im Grunde komplette Wohnung, Schlafzimmer, Bad mit Dusche, WC und Bidet, Wohn-/Esszimmer, Einbauküche mit Kühl-/Gefrierschrank, sogar eine Spülmaschine habe ich.

Die Lage unseres Basiscamps ist perfekt. Es sind nur wenige km bis zur Fähre nach Cres, da kenne ich ein paar schöne Pisten, die auch kaum jemand findet, in 45 Minuten erreicht man die Westküste mit schönen Stränden, das (überlaufene) Kap Kamenjak und den Ort Liznjan, wo ich 2017 von einem Einheimischen einen Tipp für eine offroad-Strecke entlang der Küste und eine anschließende Waldpiste bekommen habe, die sich schon damals gewaschen hatte.

Die habe ich auf der Agenda, ebenfalls die alte Mountainbikeroute entlang des Limski Kanal, von Rovinj nach Rovinjsko Selo.

Zudem gibt es in Istrien zahlreiche „Karrenwege“, das sind nicht befestigte Verbindungen zwischen Orten oder Gehöften, dazu muss man aber eine (Rad-)Wanderkarte nutzen. Auf online-Karten findet man die nicht.

Am Nachmittag fahren Nobi und Basti nach Rovinj zum Baden, Uwe und ich zuerst auf einen Cappuccino nach Rabac, später suchen wir eine Konoba zum Abendessen und reservieren für 4 Personen. Die Besitzerin der Konoba Postaric scheint aber ihre beste Kundin zu sein, zumindest was den Schnaps betrifft. Bis 21 Uhr war die Kneipe voll, danach die Wirtin, die Hälfte der auf der Karte angepriesenen Gerichte gab es erst nicht mehr, dann wieder doch. Zudem mussten wir eineinhalb Stunden auf ein einfaches Pfannengericht warten, denn vom Grill -wie angepriesen- war das zähe Fleisch nicht.

Keine Empfehlung für die Konoba Postaric.
 
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5. Tag, Montag, 6.9. Cres

Der Abend war lang, es ist fast elf Uhr, als wir aufbrechen. Den Fährhafen Brestovac für die Überfahrt nach Cres (gesprochen ‚zres‘ nicht ‚kres‘) erreichen wir in 20 Minuten, die Warteschlange ist nicht von schlechten Eltern. Ich kenne das Procedere, wir fahren auf der Busspur an er Schlange vorbei und stellen uns unten auf der Sperrfläche auf, wo schon die HOG Basel steht. Alte Männer mit grauen Bärten und Motorräder, die einen Höllenlärm machen. Ich wundere mich, dass die Schweiz so etwas erlaubt.

Der Einweiser, der die Motorräder auf der Sperrfläche einsortiert, erzählt mir, dass die Fähre in etwa 30 Minuten kommt. Zeit für einen Kaffee im Gasthaus am Fährhafen.

Die Motorräder werden zuerst auf die Fähre gelassen und an Backbord aufgestapelt. Dann kommen Reisebusse, dann der Rest, ich sehe viele Wohnmobile.

Auf Cres schaffen es dann doch einige von denen, vor uns von Bord zu fahren, die müssen wir dann stückweise abvespern. Die ersten zwei km geht das auf der Busspur der Gegenfahrbahn. Danach muss man die Lücken im Gegenverkehr nützen, der ist um die Mittagszeit zum Glück spärlich. Nach etwa 8 km biege ich scharf links in den Wald ab und halte auf einem grob geschotterten, felsigen Weg.

Die Jungs schauen mich ungläubig an, aber wir sind schon richtig. Hier beginnt der etwas anspruchsvollere Teil eines Karrenwegs, der zu einer halb verfallenen ehemaligen Ansiedlung an der Nordspitze von Cres führt.

Wir reduzieren den Reifendruck auf 1,5 bar, Uwe muss seine Anzeige zukleben, weil ständig irgendeine „Scheißlampe“ wie er es nennt, an seiner 2018er GS aufleuchtet. An meiner F800 leuchtet nur eine, die mir sagt, dass ich das ABS ausgeschaltet habe.

Der Weg ist grob, der Untergrund felsig, kopfgroßen Steinbrocken gilt es auszuweichen. Nach 5 km mündet er in eine etwas bequemere Waldpiste, wo man auch mal sitzen kann, die letzten zwei km vor dem verfallen Ort Konac sind wieder anspruchsvoller, aber gut machbar.

Wir besichtigen den verfallenen, historischen Ort. Es gibt einen Brunnen, verfallene Steinhäuser, nur eines hat man repariert, eine Solaranlage aufs Dach geschraubt und 3 Überwachungskameras aufgehängt.

Es ist 14 Uhr und heiß. Wir sind durstig. Wir beschließen, nach Beli zu fahren, ein Fischerdorf an der Ostküste von Cres, da ist auch eine Kneipe. Ich hatte beim Aufbruch vergessen, die 3 Wasserflaschen, die ich extra in den Kühlschrank gestellt habe, einzupacken. Nur Basti hat einen halben Liter dabei, von dem er mir einen Schluck anbietet, was ich gerne annehme.

Aber die Waldpiste zurück auf die asphaltierte Straße, vorbei an einer Wiese mit Skulpturen, die ich von 2017 kenne, ist smooth, dann sind es nur noch ein paar km bis Beli. Man fährt erst nach Süden, dann ein Linksknick nach Norden.

Ich zeige das Basti auf der Karte. „Da ist noch ein Weg“, meint er. Das ist richtig. Die Karrenwege sind als dünne schwarze Linie auf meiner Karte eingezeichnet, die ist gestrichelt.

„Das ist eine Radwander- und Wanderkarte“ antworte ich. „Das könnte ein schwieriger MTB-Trail sein.“

„Das schauen wir uns an“ meint Norbert aus der Distanz, ohne auf die Karte geschaut zu haben.

Ich versuche den Trail zu routen, aber meine Navi-Software verweigert das, zumindest im Fahrmodus. Die schwarze Linie packt sie, die andere nicht. Keine Chance.

Der Abzweig des Weges sieht nicht nach einem Fahrweg aus. Irgendjemand hat mit Lackfarbe „Beli“ auf einen Felsen gepinselt, einen Pfeil nach links und eine Markierung, die mich sehr an einen Wanderweg erinnert.

Ich weiß, was in Nobis Kopf vorgeht und dass eine Diskussion nicht zielführend ist. Die Männer sind alt genug, eigenverantwortlich zu handeln. Ich weiß, dass ich da auf keinen Fall reinfahre und Uwe weiß das für sich auch. Einen unbekannten Pfad zu einer Steilküste anzunehmen, ist mit meinen Vorstellungen von Vernunft nicht (mehr) vereinbar. Das ging 2017 in Istrien schon einmal fast schief, als aus einem steil abfallenden Weg plötzlich ein grobes Bachbett wurde und ich mich unter meiner BMW begrub. Ohne Manfreds Hilfe wäre ich da nicht mehr rausgekommen.

„Wir treffen uns in Beli in der Kneipe am Hafen“. Ich filme noch, wie Nobi, gefolgt von Basti über die Felsstufen rumpelt und die Beiden im Wald verschwinden. „Hoffentlich geht das gut“ denke ich laut und Uwe nickt.

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Wir lassen uns Zeit. Fahren den smoothen Weg zur Skulpturenwiese, Uwe legt sich ins Gras, ich lasse die Drohne fliegen. Luftaufnahmen bedürfen in Kroatien einer Genehmigung, die an Privatleute i.d.R. nicht erteilt wird. Ich gehe davon aus, dass an dieser gottverlassenen Stelle keine Polizei rumirrt, meine kleine DJI Mini2 ist leise und sendet keine Identifikationssignale.

Nach 20 Minuten fahren wir weiter, 15 Minuten später sitzen wir in der Kneipe am Strand von Beli bei eisgekühlter Coke. Von unseren beiden Abenteurern keine Spur. Es dauert eine gute halbe Stunde bis sie eintreffen. Die Motorräder fahren noch, augenscheinlich ist keiner verletzt, aber als Basti den Helm abnimmt, eschrecke ich.

Der Junge ist komplett fertig. Der Kopf knallrot, die Hände zittern, vor allem ist er dehydriert. Auch Nobi ist ziemlich am Arsch. Es handelte sich doch um einen Wanderpfad mit zahlreichen Steilstufen. Mehrere Touchdowns, Wuchterei über Felsblöcke und kein Trinkwasser mehr bei 37 Grad. Das ist auch im Nachhinein nicht lustig.

Es dauert eine Stunde, bis wir wieder weiterfahren können. Ich nehme den direkten Weg zum Fährhafen. Zwar kenne ich noch eine schöne Piste auf Cres, aber das scheint mir jetzt keine gute Idee mehr zu sein.

Wir kommen a point an der Fähre an, 15 Minuten später legt sie ab.
 
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Zwischendurch mal eine kleine Hommage an meine Partnerin , der ich schon extrem viel zumute. Sie wird über Stock und Stein gejagt, durchs Gebüsch geprügelt, ich sitze oder stehe mit meinem vollen Gewicht auf ihr, mache sie dreckig und staubig und habe wenig Gnade, denn sie ist eben "nur" eine Maschine.

Aber eine absolut zuverlässige und treue Seele und sie macht jede Schweinerei klaglos mit. Dafür bekam sie heute eine wellness-Kur:

Vorher:

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Nachher:

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Ölverbrauch auf 2850 km: Nicht messbar.
 
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Reincarnator

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6. Tag, Dienstag, 7.9. Hum, Učka Gebirge

Der Morgen verrinnt mit Kaffee und Gesprächen, es ist 12 Uhr, als wir losfahren. Ich möchte den Freunden heute Hum zeigen, die kleinste Stadt der Welt. Es ist etwa eine Stunde zu fahren, ich suche mir kleinste Sträßchen, die über Barban nach Norden führen.

Auch hier wurden EU-Gelder in Gussasphalt umgesetzt, ein Versuch, durch ein Waldstück abzukürzen endet in nahezu undurchdringlichem Gestrüpp. Zwar meint Nobi man könnte weiterfahren und „mal sehen“, aber die Kartensoftware auf dem Handy zeigt in der Folge zwar ein Gewässer, aber keine Brücke. Ich entscheide, umzukehren, zweifellos der richtige Entschluss, wir sind in Istrien und wenn so ein Weg endet, kann das ein Acker, ein Bach oder ein Sumpf sein.

Der Asphalt ist schon tückisch genug. Das alte Gemisch, noch aus der Zeit der Sozialistischen Republik Jugoslawien ist glatt wie Schmierseife und man muss gut zwischen den alten und den neueren Belägen unterscheiden. Ich hatte davor ausdrücklich gewarnt, immer wieder rutscht das Hinterrad beim Beschleunigen weg. Vor allem im Küstenbereich, wo sich noch Salzstaub zumischt, ist das extrem, bei Nässe unfahrbar.

Basti muss das leider auch erfahren, als er an einer Einmündung zu stark bremst, rutscht das Hinterrad weg und er legt die XT 660 gekonnt unter sich ab, ohne selbst hinzufallen. Muss man auch können.

Wir besuchen Hum, nehmen die Spezialität des Hauses, ein Nudelgericht.

Basti, der kein Fleisch isst, mit Pilzen, wir anderen mit Gulasch. Das kann man empfehlen, Hum ist immer einen Besuch wert. Ich war mit Manfred schon einmal dort.

Von Hum suche ich den Weg nach Račja Vas, hier muss es eine offroad-Piste Richtung West-Südwest geben. Man erreicht den Ausgangspunkt von Hum über Ročko Polje, Lupoglav und Lanisče. Man muss sehr genau auf eine vergrößerte Michelin- online-Karte schauen, um den dünnen schwarzen Strich zu finden, der zwischen Tumpiči und Vela Učka auf die Ostrampe der Učka-Passstraße trifft.

Indem meine uralte, x-mal geklebte Radwanderkarte von Freytag und Berndt diese Piste als Radwanderweg ausweist, bin ich zuversichtlich, dass das machbar ist. Ist es auch. Die Schotterstraße führt durch den Wald, seitliche Randsteinblöcke erinnern an den Eselspfad am Monsenisio und lassen darauf schließen, dass hier schon vor 2000 Jahren die Römer mit ihren Karren durchratterten.

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Die Piste erlaubt ein ordentliches Tempo, teilweise sind wir mit 80 km/h unterwegs, nur an den frisch nachgeschotterten Parts oder den Spurwechseln muss man aufpassen, hier wird es weich. Wir machen auf halber Strecke einen Zwischenstopp und ich filme die Jungs aus der Vogelperspektive mit der Drohne. Für die etwas mehr als 20 km Piste benötigen wir kaum mehr als eine halbe Stunde.

Tipp: Normale Motorradnavis von Garmin oder TomTom können solche Strecken nicht finden. Sie sind im Kartenmaterial nicht enthalten. Navis, die mit OSM und OTM umgehen können, schaffen das. Zur Planung habe ich meine alte Radwanderkarte und den itn – Konverter verwendet. Den muss man ein wenig austricksen und behaupten, man fahre mit dem Rad. Dann klappt das (Bild)

Über den Poklon-Pass (950m), wie der Pass durch das Učka-Gebirge korrekt heißt und der die höchste Straße in Istrien markiert, gelangen wir auf die Landstraße 500, die uns von Vranja nach Labin zu unserem Haus führt.

Ich habe mit Bepi vereinbart, dass wir am Abend den Grillplatz nutzen können. Dementsprechend hat unser host alles vorbereitet, lediglich Grillbriketts und Grillgut müssen wir bringen.

Es wird ein lustiger Abend. Auf den Grillkohlen brutzeln Würste, Cevapčiči, Zucchini, Paprika, Octopus und Rumpsteaks. Dazwischen füllt Nobi immer wieder kleine Gläser mit Pelinkovač, einem Kräuterlikör.
 
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