Es hat vielleicht auch etwas mit Erwartungshaltung zu tun.
Es scheint hier viele Leute zu geben, die mehr oder weniger regelmäßig ihre nich nicht besonders alte Maschine gegen ein nagelneues Nachfolgemodell austauschen. Die scheinen auch damit vertraut zu sein, dass es immer wieder erforderlich ist, die nagelneue Maschine zum Händler zu bringen, um sie in den Zustand zu bringen, den man bei einem Neufahrzeug für fünfstelliges Geld erwartet. Man ist vielleicht nicht gerade erfreut darüber, aber es läuft ja alles auf Garantie.
Dann gibt es Leute wie mich. Ich habe mir vor knapp zwei Jahren das zweite Mal in meinem Leben ein nagelneues Kraftfahrzeug gekauft (das erste Mal war vor 30 Jahren ein 50er Motorroller). Meine Honda ist tatsächlich das teuerste Kraftfahrzeug, das ich jemals gekauft habe, mein aktuelles Auto war deutlich billiger. Und irgendwie fing ich an, die Flöhe husten zu hören. Ich erwartete für das Fünffache dessen, was ich 12 Jahre zuvor für meine alte GS bezahlt hatte, ein absolut perfektes, fehlerfreies Produkt. Das war es natürlich nicht. Mich haben bislang die zwei Probleme getroffen, die bei meiner Honda verbreitet sind: Die Bereifung ab Werk war nach nicht mal 5.000 km runter und das superteure Zentraldisplay musste auf Garantie ausgetauscht werden. Zudem musste ich neulich außerplanmäßig in die Werkstatt, weil ein Rückruf mich zu einem Software-Update zwang. Das hat bei mir mental Spuren hinterlassen. Das Motorrad performt nicht so grandios, wie ich es mir erträumt hätte - obwohl objektiv betrachtet bislang nix Tragisches war. Und obwohl es objektiv betrachtet ganz formidabel funktioniert.
Man kennt auch die häufig gehörten Geschichten von deutschen Luxusautos, die angeblich so unzuverlässig sein sollen (gern erzählt in den USA). Es mag natürlich auch daran liegen, dass man für 150.000 Dollar von Mercedes ein absolut perfektes Fahrzeug erwartet - und dann schlägt Liebe in Hass um, wenn es sich als weniger als das erweist.