Aktuell glaube ich nicht, dass Wasserstoff "die" Lösung sein wird. Vertreten habe ich diese Meinung vor einigen Jahren zwar noch aber aktuell gibt es immer noch zu viele Hürden die nur aufwendig gelöst werden können.
Das reine Elektroauto (BEV) wird oft aufgrund der vermeidlich schlechten Ökobilanz auch aufgrund des aktuell schlechten Ölmixes in Deutschland schlecht geredet. Die weiterlaufenden Kern- und Kohlekraftwerke machen diese also zur Zeit nicht besser. Da stelle ich mir schon einmal die Frage, warum sollte dann, zumindest aktuell ein H2-Fahrzeug (FCEV) besser da stehen?
Grundsätzlich ist es eine sehr gute Idee. Elektrisch und lokal emissionslos unterwegs zu sein und bei leeren "Tank" einfach an eine Tankstelle fahren und etwas H2 nachtanken bevor es lautlos weiter geht.
Aktuell gibt es es allerdings noch eine Vielzahl von Hürden die bewerkstelligt werden müssen.
Als erstes Mal für den Verbraucher in der E-Mobilität. Mit einem BEV kann man sich schnell u.a. per App-Unterstützung einen Ladepunkt suchen und wenn es sein muss nachladen. Klar dauert dieses eine gewisse Zeit aber im Laufe der Zeit hat sich eine relativ gute Ladeinfrastruktur aufgebaut mit der man auch relativ gut arbeiten kann. Zumindest in den meisten Teilen Deutschlands. Das es hier schwächer ausgestattete Gegenden gibt will ich gar nicht bestreiten.
Für den Fahrer eines FCEV Fahrzeuges ist es aktuell ein Problem eine Tankstelle zu finden. Ich komme aus Osnabrück und hier gibt es im gesamten Stadt und Landkreis nur eine H2-Tankstelle. Ist diese defekt, was schon öfters mal vorgekommen ist hat man ein Problem. Die nächste verfügbare Tankstelle ist dann entweder in Haren im Emsland, Münster und in Rheda Wiedenbrück bei Bielefeld. Alle Orte sind mindesten 50 km Fahrstrecke entfernt. Aktuell also völlig unpraktikabel auch ohne die Preise für die Fahrzeuge und die Energiekosten auf 100 km zu bennnen.
Bei der Technik dreht sich ja alles um den Strom. Von 100 % produzierten Strom, wie und wodurch auch immer, kommen mit bedacht auf Herstellung, Transport und Ladeverluste an einem BEV ca. 70 bis 75 % der Energie auch im Fahrzeug an. Bei einem FCEV sind es aufgrund der aufwendigen Umwandlung von Energie in Wasserstoff nur rund 20-25 %, manchmal lese ich auch 30 % im Fahrzeug an...nicht der beste Wirkungsgrad und man "verschwendet" einen Großteil der Stromkapazität um am Ende im Grunde das gleiche zu erreichen: Die Möglichkeit ein Fahrzeug anzutreiben.
Wasserstoff beinhaltet auch einige Tücken. Auf die Produktion bzw. Herstellung will ich jetzt gar nicht im Detail eingehen, das kam gerade schon ganz oberflächlich. Die Lagerung und der Transport sind das Problem. Wasserstoff kann auf zwei Arten gelagert werden. Entweder unter einem sehr hohen Druck von 250 bis 700 bar oder bei -244 Grad Celsius. Das kann unterirdisch in Kavernen passieren, die man aber erst mal finden und richtig nutzen muss oder in Behältern. Allerdings hat Wasserstoff wieder den Nachteil, dass die feinen Molekühle durch die Behälter diffundieren, was zum Nachteil bei der Lagerung an der Produktionsstätte und der Lagerung im Tankwagen und dem Behälter im Fahrzeug wird. Allerdings soll das Problem durch eine Oberflächenbearbeitung mittlerweile gut gelöst worden sein. Ganz im Thema bin ich da aktuell nicht.
Zweite Möglichkeit ist, den H2 herunter zu kühlen, wie aufwendig das ist wenn jeder LKW mit einer deftigen Kühlung rum fährt brauche ich nicht erklären...
Als ein weiterer großer Nachteil der E-Mobilität wird die Verwendung von Lithium und seltenen Erden angesehen. Das gab es auch schon hier im Forum. Natürlich wird auch in FCEV Lithium für den Fahrakku, der ebenfalls vorhanden sein muss auch wenn nur als Puffer, benötigt. Weiterhin werden auch seltene Erden in den Fahrzeugen verwendet, mal mehr und mal weniger je nach Antriebskonzept. Heißt also, wer Fan von Wasserstoff ist aber die BEV verteufelt, hat eigentlich nur das Argument der Reichweite im Angebot, die ist ja bei BEV zur Zeit noch nicht ganz ausgereift.
Natürlich will ich die Nachteile der BEV nicht schön reden, denke aber das es noch aufwendiger und teurer sein wird FCEV im Markt zu etablieren als BEV. Das gleiche denke ich von der Infrastruktur der Tankpunkte auch wenn es Tankstellen genug gibt und diese bestimmt umgebaut werden können. Wenn man mal bedenkt, wie lange es gedauert hat bis man ein relativ taugliches Ladesäulennetz erschaffen hat mag ich mir nicht vorstellen wie lange es dauert dieses mit Wasserstoff zu bewerkstelligen.
Anderseits glaube ich auch, dass an Brennstoffzellen und der Wasserstofftechnik weiter viel geforscht und ausprobiert wird. Das gleiche passiert aber auch parallel bei der Batterieforschung.
Warum sollte man also den komplizierteren und teuren Umweg gehen wenn es bald vielleicht möglich ist ein BEV in Golfgröße mit einem Akku für 900 - 1000 km Reichweite auszurüsten?
Ganz am Ende sind beide Modelle noch nicht. Ich vermute, dass sich in den nächsten Jahren extrem viel tun wird und wer weiß, vielleicht sind BEV und FCEV irgendwann beide die Antriebskonzepte der Zukunft wie heute der Diesel- und Benzinmotor
