Hallo Christoph
Da kannst du dich auf eine Superreise freuen. Ich bin vor ca einer Woche von meiner Tour rund ums Schwarze Meer heimgekehrt und möchte dir gerne ein paar Tipps geben zu den Ländern, die sich mit euren Plänen decken. Auch wenn du Tipps zu Unterkunft und Sehenswürdigkeiten "off the beaten tracks" erwartest, will ich dir da nichts verraten. Geht hin und findet selber heraus, was die Gegend zu bieten hat! Ich gebe dir aber gerne Infos zu Strassen, Verkehr, Grenzübetritten, Papierkrieg etc.
Zu Italien und Griechenland gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, ich nehme mal an, dass ihr da möglichst rasch auf der Autobahn durchfahren wollt.
Zur Türkei: Wir sind der Schwarzmeerküste gefolgt und dann bei Giresun ins Landesinnere abgebogen. Das Verkehrs-Chaos rund um Istanbul ist gigantisch! Versucht möglichst früh an die Schwarzmeer-Küste zu gelangen, seit kurzem ist die nördlichste Bosporus-Brücke in Betrieb und dort hat es fast keinen Verkehr, eine Wohltat! Die Küstenstrasse ist nicht besonders spektakulär, auch z.T. mühsam durch die grösseren Ortschaften hindurch. Ab Sinop gibt es eine eher langweilige autobahnähnliche Schnellstrasse bis zur georgischen Grenze. Wir sind in Giresun von der Küste weggefahren, von da an hatten wir wunderbare Landschaften mit angenehmem Klima. Erzurum liegt auf fast 2000m Höhe, und das merkt man auch. Die Strassen sind in sehr gutem Zustand, oft Schnellstrassen ohne Verkehr, manchmal aber auch kilometerlange Baustellen oder Belag voller Schlaglöcher.
Zu Georgien: Es gibt zur Zeit drei Grenzübergänge von der Türkei her. In Sarpi wird der ganze LKW-Verkehr durchgeschleust und dies ist eigentlich nur dann eine Option, wenn ihr unbedingt sofort nach Poti oder Batumi gelangen wollt. Viel angenehmer ist der Grenzübergang in Türkgözü oder bei Cildir. Man fährt dann durch schöne hügelige Landschaften, über Pässe und Hochebenen und ist fast allein auf der Strasse. Wir mussten allerdings in Türkgözü umkehren: der Computer an diesem Grenzort war defekt und der Grenzbeamte hat uns folglich nicht ausreisen lassen können. Wir machten dann den Umweg über Cildir: Hier eine piekfeiner, neuer Grenzposten, wir waren zusammen mit ein paar Iranern die einzigen, die nach Georgien einreisen wollten, und nach etwas mehr als einer Stunde waren wir auch schon durch. Neuerdings muss man für Georgien eine Versicherung abschliessen, die sehr günstig ist. Was damit aber gedeckt ist weiss ich auch nicht. Die Versicherung kriegt man an der Grenze, und dort kann man auch Geld wechseln, wenn auch nur Cash. Karten werden nicht akzeptiert. Eine 50Euro-Note wollte die Bank allerdings nicht entgegennehmen, weil sie einen Riss von geschätzten 1,5mm hatte. Dinge gibt's!
Der Strassenverkehr in Georgien ist manchmal reinster Horror! Georgien ist ein armes Land, für den Strassenbau gibt es wenig Mittel und in entsprechend schlechtem Zustand sind die Strassen. Die Georgier überholen in den unmöglichsten Situationen, und es dauert dann seine Zeit, bis ein klappriger Lada einen LKW überholt hat. Also defensiv fahren und immer mit Gegenverkehr auf deiner Fahrbahn rechnen. Und noch etwas: vielleicht jedes dritte oder vierte Auto wurde als Gebrauchtwagen aus Japan importiert und ist folglich rechtsgesteuert. Der Lenker muss also schon ziemlich weit auf deine Fahrbahn kommen um zu sehen, ob er z.B. einen LKW überholen kann, und dann bleibt für dich und dein Motorrad plötzlich nicht mehr viel Platz.
Zu Armenien und dem Iran kann ich dir nichts sagen, weil unser Trip dann über den Kaukasus durch Russland, Ukraine, Slowakei und Österreich zurück in die Schweiz weiterging.
Dir und deinen Kumpels wünsche ich schon mal eine spannende Reise
Hans