Die etwas andere Kroatien Tour. Teil 1 von 10

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gstreiberstgt

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Kroatien & Bosnien – Die etwas andere „Lost Places“ Tour.


Anfangen möchten wir mit einer weniger offroadlastigen Tour, eher mehr hat uns bei dieser Tour die Geschichte von Ex Jugoslawien interessiert.
Da waren zum Beispiel der alter Flieger von Zeljava, dieser hat uns vor 5. Jahren schon interessiert, als wir über die alte Grenze von Bosnien nach Kroatien wollten. Mitten im Nirgendwo an einem mit Minen übersäten Zonengebiet vor einem riesigen alten Stahltor, wurden wir von zwei überaus freundlichen bosnischen Polizisten gestoppt und bis zur Grenze zurück eskortiert. Das war damals schon Abenteuer PUR!



Die Gegenwart:

Am Morgen starteten wir ganz entspannt von unserem Apartment Toic in der Nähe von Korenica. Hier landeten wir nach unserer langen schönen Vortagstour am späten Abend.
Dazu mehr im nächsten Bericht!
Unbedingt zu erwähnen ist, diese Unterkunft mit 5 von 5 möglichen FAT-Sternen zu versehen. Der Betreiber strahlte eine Gastfreundlichkeit aus, die man nur noch selten erlebt. Die Zimmer Picobello sauber und alles neu renoviert. Sogar ein Wasserkocher, Kaffee, Tee- alles war vorhanden. Die Betten waren Megabequem. Wir sind so entspannt ein und haben prima ausgeschlafen. Ein reichhaltiges Frühstück pro Nase für gerade mal 5 Euronen. Die Übernachtung kam auf zirka 28,50 Euronen. Wenn ihr also in der Gegend um die Plitvicer Seen seid und eine schöne Übernachtung sucht, diese hier ist bei unseren TOP FAT 5 ganz oben dabei.
Jetzt weiter auf Strecke! Wir besuchten in aller früh in Zeljava den alten Transportflieger.



Viel bekommt man darüber nicht heraus. Er wurde dort damals samt 2. alten MIG21 Maschinen (diese stehen jetzt irgendwo in Kroatien auf einem alten Militärmuseum-Gelände unrestauriert herum) abgestellt und nie wieder bewegt.


Irgendwie schade. Es ist für uns ein Zeitdokument, welches von Jahr zu Jahr immer mehr „Federn“ lässt. Teile werden abgesägt, abgebaut und zerstört.







Er macht mächtig Eindruck und versprüht einen gewissen Charme, gerade durch seine Einschusslöcher und seine Abgeschiedenheit im Nirgendwo. Jedenfalls konnten wir ihn nun von unserer To do Liste endlich streichen. Es hat sich gelohnt.



Ein paar Meter weiter nur, befindet sich die alte Air Base, mehr bekannt unter Klek oder Objekat 505. Diese Anlage wurde in den Pljesevica Berg hineingebaut. Bauzeit gute 13. Jahre und die Kosten dafür, sprengten schon damals den Rahmen. Ganze 6. Milliarden Dollar verschlang dieses Projekt.
Bis hin zu den Jugoslawienkrieg, wurde diese Anlage genutzt und mit Abzug der JVA aus Bosnien, zerstörten diese 1991 die Kavernenanlage und Flugbahnen mit gut 56 Tonnen Sprengstoff. Viele Teile des tiefen inneren sind immer noch mit PVB kontaminiert. Viele Bürger berichteten davon, dass es noch Monate später aus den Schächten heraus qualmte.
Auf dem Weg dorthin, stehen links und rechts immer noch vereinzelt Minenschilder. Seinen ungemässigten Harndrang sollte man besser immer noch nicht Abseits im Gebüsch verrichten...das könnte Wortwörtlich „In die Hose gehen“!



Als wir ums Eck kamen, war da schon richtig was los. Mehrere Personen bereiteten sich auf eine Innenbegehung mit Stirnlampen, Strahler, Handwerkzeug und sonstiges Geraffel darauf vor. Wir fuhren die ehemaligen Schachtausgänge ( in Größe einer MIG 21) ab und entdeckten dabei ein niedergewalztes Haupttor. Da standen wir nun. Dunkel, nass und der Geruch nach alter Geschichte lag in unseren Nasen. Die Decken wiesen große geborstene Stahlträger auf. Löcher im Boden gaben Hinweise dazu, dass hier Materialplünderer regelmäßig am Werk waren und Altmetalle mit Presslufthammer bestückt, entwendet wurden.



Es gibt im Inneren einen alten gesprengten Transporter. Dieser ist mittlerweile ein Mahnmal und steht völlig Abseits der Röhrenwege im absoluten Dunkel. Autospuren verrieten uns, dass hier ab und zu auch die Zweispurigen in den Tiefen der Air Base unterwegs sind. Daraufhin, schwangen wir uns auf unsere Eisenschweine und nahmen die Fährte zu dem alten Transporter auf. Diese unheimliche aufregende Stimmung war etwas ganz besonderes. Dort wo damals im geheimen die Kampfjets gewartet wurden, fuhren wir achtsam die Tiefen ab. Man musste schon gut aufpassen um die Orientierung nicht zu verlieren. Irgendwann tauchte er auf. Völlig verwahrlost, gesprengt und mit Initialen früherer Besucher versehen. Mein Boxer brummte tief grollend durch die Tunnelgänge das ich Gänsehaut bekam, meine Zusatzscheinwerfer spendeten hervorragendes Licht im Dunkel, welches mir unwahrscheinlich dabei half, nicht über irgendwelche langen Nägel, Draht oder scharfkantiges Blech zu fahren.
Ich hab ihn dann tatsächlich gefunden. Aber...ich war nicht alleine. Ein Tunnelführer stand dort vor dem Transporter und wartete ganz ungeduldig auf seine Gruppe. Irgendwo sind ihm seine Schützlinge Abseits der Gänge abhanden gekommen.



Ich war total ergriffen. Kannte ich den Wagen doch nur aus dem Internet, stand ich jetzt real vor ihm.

Eine Stille beschlich mich, bis ich aus weiter ferne irgendwelche hallenden Geräusche vernahm, als ob hier hinter verborgenen Mauern doch noch irgendwo Leben war. Ich tauschte mich noch kurz mit dem Tunnelführer aus, machte mein persönliches Foto und drehte bei. Ich wollte meine Biggi auch nicht so lange alleine lassen, welche sich aber in der Zwischenzeit am Ausgang mit der Polizei unterhielt.



Wir wollten unbedingt noch einmal die Rollbahn fahren, wo damals die MIG 21 starteten. Auch war es jene Bahn, welche wir von Bosnien vor 5. Jahren anfahren wollten und mit dem Eisentor verschlossen war.
Das waren für uns schon Mega-Highlights, viele staunende Eindrücke und Erkenntnisse.
Jetzt fehlte uns noch der auf 1567m hohe Crni Vrh. Dort befindet sich eine Sendeanlage des kroatischen Rundfunks.

Am Einstieg ging es über eine fantastische Offroadstrecke bis auf den Kamm, der “Grünen Grenze“. Am Wegesrand dorthin, zeigte es sich auf, dass hier noch endlos viele Flüchtlinge ihr weiterkommen probierten, ins zentrale Europa zu kommen. Leere Büchsen, Klamottenbündel und kleine Feuerstellen wiesen darauf hin. Auch hier, war die Polizei präsent um eventuell Verdächtige zu erspähen.

Der Fahrweg war teils unterspült vom Tauschnee, es regnete in maßen und Fahrtechnisch wurde es mit jedem Höhenmeter teilweise „Nett Anspruchsvoll“.






Oben an der Station angekommen, bietet sich selbst bei schlechter Sicht eine grandiose Naturschau runter auf Bihac an. Violettgrün schimmernde Berge, sattes grün und eine endlose Weite.




Famous! Wir setzten dem ganzen noch die Krone auf und wechselten auf die andere Seite nach Bosnien über. Dort befanden sich alte Stellungen, Bunker und Anlagen. Wie aber schon vermutet, war dann über dem 50m steilen Anstieg - Sabbat! Ende! Aus! Restschneemassen auf der Piste beendete unser weiterkommen nach letztendlich 1600m.

Das war uns aber auch herzlich egal. Biggi sattelte die Hühner und machte sich auf, die letzten Höhenmeter per FAT Endhike zu erklimmen, schließlich regnete es nicht mehr und die Neugierde war bei ihr unbefriedigt. Ich behütete derweil unser Hab und Gut und genoß diese absolute Stille immer mit Blick auf die endlose Weite nach Bosnien.





Biggi war eine ganze Weile weg.

Ich machte mir langsam Sorgen. Unbegründet. Sie erzählte mir später, dass diese Bunkeranlage derart aufregend war und sie gerne Stunden dort oben verbracht hätte. Leider fehlte die Stirnlampe und Zeit! Zeit welche förmlich in diesem Moment davon rannte.






Ich war wieder beruhigt und so langsam ging es schon auf Spätnachmittag zu. Ich drehte in ihrer Abwesenheit vorher schon die Qühe um, so das wir gleich durchstarten konnten, mit Ziel auf Gracac...von wo wir dann ein anderes Traumziel anfuhren. Auch hier, buchten wir über Book...g.com eine wunderschöne Unterkunft mit exzellenten Gastgebern.



Zwischendrin hatte Biggi wie gewohnt, noch ein paar sehr schöne Offroadpisten aufgetan.


Irgendwann, mussten wir aber mit unserem Spielerless aufhören, um nicht erst in der Nacht in Gracac aufzuschlagen. War auch wieder die richtige Entscheidung, denn als wir dort ankamen, brach die Dunkelheit ein und eine Punktlandung folgte: Regen, dann Starkregen. Hauptsache war, dass am Folgetag der Spuk wieder ein Ende hatte. Und wir? Saßen zu der Zeit trocken und vergnügt mit den Gastgebern Boris und Frau in ihrer gemütlichen Holzhaus-Partyhütte und schlürften an ihren köstlich selbst gebrannten Schnaps und Likören. Es wurde spät, es folgten noch eine heiße Dusche, Abschlussplanung für den Folgetag und dann- Ab in die gemütliche Heia, bevor es am anderen Morgen ausgeruht weiter ging!


Danke für`s mitlesen.


Hier noch der Film dazu:


LG A&B - Bis zum nächsten Bericht!

LAKU NOC.
 
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