IRAN - PAMIR - MONGOLEI 2017

Diskutiere IRAN - PAMIR - MONGOLEI 2017 im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Teil 23: Gut gestärkt geht es von Igor weiter nach Irkutsk. 670km auf guten Straßen, das sollte leicht zu schaffen sein. In Irkutsk war...
Klausmong

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Teil 23:


Gut gestärkt geht es von Igor weiter nach Irkutsk. 670km auf guten Straßen, das sollte leicht zu schaffen sein.







In Irkutsk war irgendein Fest, damit war es schwer Zimmer zu bekommen. Wir haben doch eines in Zentrumsnähe erwischt, im Hotel Arena. Das wirkte auf booking com toll, war aber in Echt ein ziemlich heruntergekommener Schuppen.

Wir sind trotzdem in die Fußgängerzone gelaufen, um uns ein nettes Restaurant zu suchen





Von Irkutsk bis Ulan Ude sind es etwas über 400km, also sollten wir einen kurzen Fahrtag haben und dort noch Zeit haben, um in der Stadt herumzulaufen.

Die letzten 2 Tage sind wir immer anderen Motorradfahrern aus Polen begegnet, kurze Treffen an Tankstellen oder wenn wir Pause hatten sind die vorbeigefahren und umgekehrt, und am Baikalsee haben wir die dann wieder getroffen.











Und gleich nach dem Treffen habe ich bemerkt, dass mein Hinterreifen platt war.

Reifen demontiert und Schlauch flicken wollen, dabei festgestellt das mir der Reifenwechsler in Barnaul meinen dicken Enduroschlauch gegen einen normalen gebrauchten Schlauch ausgetauscht hat, der aber zu groß war.
Und damit Falten geschlagen die sich aufgewetzt haben. Das war mit den normalen Klebesets nicht zu flicken, mehrmals versucht.
Roland hat dann den Reifen mit Felge geschnappt, ist zu einer „Schinomontasch“ gefahren, wie man die Reifenschuster hier nennt und er hat LKW Flicken drauf gemacht und wir konnten weiterfahren.







Direkt da, wo wir die Panne hatten, ist auch ein guter Ausblick auf den Baikalsee, und auch die Stände, die den geräucherten Omul verkaufen.
Einer Lachs Art, die nur im Baikalsee vorkommt, und die eigentlich nicht gefangen werden darf.
Weil sie die Nahrung für die Süßwasserrobben sind, die ebenfalls nur hier vorkommen.







Mit der Reifenaktion wurde es statt einem kurzem Fahrtag wieder ein langer Tag.

Bei Einbruch der Dunkelheit haben wir unser Hotel erreicht und keine Lust mehr gehabt lange rumzulaufen.





Dort wurde für uns gekocht, und wir sind in der Küche bei den Leuten dort gesessen.

Am nächsten Tag war dann der 5. August, und damit der letztmögliche Einreisetag in die Mongolei für uns.
Sollte kein Problem sein, die Grenze ist nur 280km entfernt., bis Ulaanbaatar sind es 650km

Letzte Pause in Russland:




Und dann waren wir schon an der Grenze.




Direkt nach der Grenze Geld gewechselt und eigentlich wollten wir ja eine Versicherung kaufen, aber die Verkäufer waren nervig und jeder wollte uns zu sich ziehen, also sind wir weiter.
Wir würden ja nur 700km in der Mongolei fahren, was soll da schon groß passieren ohne Versicherung.





Aber wir waren in der Mongolei, es war früher Nachmittag und wir hatten noch ca 370km bis Ulaanbaatar, und das auf guten Straßen.
Also Asphalt. Wir würden am späten Nachmittag dort sein.

In der Mongolei wechselt die Landschaft und auch die Häuser.

Merkt man sofort.




Essenspause




Ankunft UB, hier wurden wir schon erwartet. Der Tisch war ordentlich gedeckt, und mein Schwiegersohn hatte an dem Tag Geburtstag. Es war eine lange Nacht.




Aufgetischt:



 
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Teil 24:


Am Tag nach der Ankunft waren wir durch die Feier bedingt eher ruhig unterwegs.
Nachmittag nur im Stadion eine Buddhistische Feierlichkeit besucht und dann ins Zentrum für das klassische Foto am Hauptplatz.

















Die nächsten 10 Tage waren geprägt von Essen, Ausflügen und Sightseeing.

Meine Frau war heuer nicht hier, die war zu Hause, nur ich war bei meinen Verwandten.


Chinngis Khaan Statue außerhalb UB:

( mit dem berühmten Turtle Rock in der Nähe )















In einem Gercamp ( Jurtencamp ) mit dem Schwager meiner Frau. Mit ihm ist es immer sehr cool.











Theateraufführungen zwar für Touristen, aber trotzdem sehr gut und interessant.



 
Klausmong

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Teil 25:


Das berühmte Gandan Kloster mitten in der Stadt:











Und natürlich wieder mal Sonnenuntergang über UB und Bier trinken.









Sonstiges:





Freunde treffen:







Nochmal richtig in einer Sauna relaxen, bevor es langsam zurückgeht.




Abschiedsessen.

Das ist ein „Hot Pot“ Restaurant. Man bekommt einen Suppentopf auf den Tisch ( jeder extra ) und jede Menge Zubehör. Fleisch, Gemüse, Pilze, Saucen usw.

Das ist dann ähnlich wie bei einem Schweizer Fondue, man gibt das rein, kocht das durch und isst es dann. Und am Ende hat man eine schmackhafte Suppe, die man mit Nudeln oder Sonstigem füllt und dann isst.





Es ist der Termin für die Rückreise angebrochen, am nächsten Tag soll es wieder zurück gehen nach Europa.

Wir lassen die Motorräder noch einmal waschen, damit die sauber sind, bevor es zurückgeht.




Und dann geht es los, Am Ende von UB noch einmal ein Foto am Kreisverkehr wo die Stadteinfahrt ( oder Ausfahrt ) ist.




Wir freuen uns schon darauf, dass wir jetzt gemütlich und ohne Stress zurückfahren können.
 
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sag mal Klaus, sind das die Därr Alu Boxen an euren Hondas?
 
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Klaus, wir kennen uns zwar noch nicht persönlich, aber eines Tages muss ich dich mal treffen, und dir mit Anlauf eins über die Rübe ziehen. Sag mal, spinnst du?

Du kannst doch nicht hier einen genialen Reisebericht nach dem nächsten einstellen, während wir alle im Wesentlichen zu Hause (oder zumindest im eigenen Land) hocken müssen, weil größere Kontakte wegen Corona nicht möglich sind. Weißt du, das du damit anrichtest? Ich hab schon angefangen, nach Visa-Bestimmungen zu googeln und zu überlegen, wie und wann ich mal so viel Zeit losmachen kann und wie ich dich überreden kann, mich mal mitzunehmen. Gehts noch?

Super gemacht, danke :kuss:
 
Klausmong

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Jaja, ich muss die Leute ja über Winter ärgern :giggle: :giggle: :giggle:

sag mal Klaus, sind das die Därr Alu Boxen an euren Hondas?
Nein, ich hatte mir diese Alukoffer nach einem Tip von Bea und Helle von Timetoride gekauft und umgebaut.
Das Paar hat knapp über 100 Euro gekostet, und die waren echt gut. Und durch die Deckelkonstruktion bei Regen auch dicht.
Därr hat aber auch diese Art, wenn es nicht sogar die sind, die er verwendet.

Gepäcksystem

Man muß nur die Nieten der Scharniere tauschen gegen Stabilere.
Warum ich die nicht mehr habe, wird im nächsten Beitrag klar.

Aber die haben von 2013 - 2017 5 Jahre auf vielen Reisen gute Dienste geleistet.

Roland hatte ein Givi Koffersystem.
Die sind auf schlechten Strassen aber mehrmals abgeflogen, bei so Kompressionen beim Ausfedern in hohem Bogen weg......
 
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Teil 26:

( jetzt mal mit viel Text )


Wir kommen gut voran, und 250km nach UB stoppen wir nochmal an dem Monument der Darkhan Metal Plant, und wissen, wir haben nur mehr knapp um die 130km bis zur Grenze vor uns, es ist Mittag, und wir würden heute gut vorankommen, und trotz Grenze bald in Ulan Ude sein.





Aber oft kommt es Anders als man denkt.

Es war ein schöner und sonniger Tag. Wir kamen gut voran.

60km nach Darkhan waren Kühe auf der Straße und ich bremste. Keine Notbremsung, einfach normales langsamer werden, damit die passieren können.
Ich schaue noch in den Rückspiegel, und sehe Roland gute 200km hinter mir, wenn man das so im Spiegel schätzen kann.

Ich habe fast Schrittgeschwindigkeit, als es richtig kracht, ich mal fest beschleunige und ohne Motorrad davonfliege.
Im Fliegen wundert mich noch, was das gerade war und ich denke mir noch, ein verrückter Mongole der mich mit dem Auto gerammt hat, weil er nicht warten wollte wegen der Kühe.

Jedenfalls bin ich irgendwann mit dem Helm am Asphalt aufgeschlagen und anschließend noch 76 Meter dahingepurzelt ( Überschlagenderweise ) wie die Polizei später ausgemessen hat.

Ich liege da irgendwo mitten auf der Straße, in meiner Nähe am Straßenrand das Motorrad, und ich höre Roland in der Intercom schreien.
Ich schaue mich um, sehe aber weder ihn noch sein Motorrad.

Wissend, das ich möglicherweise einen Schock habe und Schmerzen nicht spüre, bin ich mal auf allen Vieren zum Motorrad, hab mich da angehalten beim Aufstehen und geschaut was ich habe.
Schnell war klar, mein Knie und rechter Fuß schmerzt, aber ich habe mir nicht viel getan.
Ich habe Schmerzen, aber ich war mir sicher, dass nicht groß was gebrochen ist.

In der Zwischenzeit sehe ich, wie Leute in den Strassengraben auf der anderen Seite laufen.

Da liegt Roland unter dem Motorrad und wird gerade rausgezogen.
Ich kann mit meinem Fuß gerade nicht die Böschung runter, aber er hat schon Hilfe, und die holen ihn rauf.

















Was war passiert:


Wir sind auf der geraden Straße ohne Verkehr zügig dahingezogen, ich weiß noch, dass wir vorher immer so mit 120km/h unterwegs waren. Roland hat sich halt die Landschaft angesehen, weil eben nichts los war auf der Straße.




Ich habe später die Navidaten ausgewertet, ich hatte 17km/h drauf, also fast Stillstand, Roland ist mir ungebremst mit genau 120km/h hinten ins Motorrad gekracht. Er kann sich auch an nichts erinnern.

Die Leute haben sofort die Rettung verständigt, und eine Ärztin war in weniger als 10 Minuten da ( habe ich auch aus den Telefondaten von mir später genau feststellen können.

Als Roland versorgt war, habe ich als Erstes einen Kumpel von mir in Österreich angerufen, und gebeten er möge meiner Frau schonend beibringen, das wir einen Unfall hatten, und ihr auf jeden Fall sagen, das mir nichts passiert ist, und er soll das schnell machen, bevor die Tochter und Verwandtschaft anruft und ihr das sagt. Weil ich wusste, wie das endet, wenn es Frauensache wird.

Danach habe ich die Familie angerufen, damit sie Transport für Motorräder usw organisieren können.
Dazwischen in Österreich angerufen und beim ÖAMTC ( Gegentück zum ADAC ) abgeklärt, das Roland eine Versicherung hat, und die Bescheid wissen.

Jedenfalls kam Roland in ein Krankenhaus in der Nähe, und ich mußte vor Ort auf die Polizei warten.

Nebenbei: Die Ärztin hat Roland den Stiefel ausziehen lassen, weil die was bemerkte, was keiner von uns gesehen hat:
Der Alukoffer, der aufriss hat ihn den Fuß aufgeschnitten, nicht extrem, aber er blutete doch, und man hat das von außen nicht gesehen, die Ärztin hat es aber irgendwie bemerkt.






Dann wurde es mühsam.

Ich musste 2 Stunden auf die Polizei warten. Die kamen, und haben als Erstes unsere Reisepäße und Fahrzeugpapiere eingezogen und die Motorräder beschlagnahmt.
Ein normaler Vorgang bei Unfällen mit Verletzten im Ausland, kann auch bei uns in der EU passieren.

Jedenfalls haben die klargemacht, dass wir nicht ausreisen können, bevor das nicht geklärt ist. Ich habe ihnen dafür schnell klargemacht, dass Roland einen Medizinischen Rückflug bekommt, den sie verhindern wollen, das haben die dann doch auch so gesehen und Ihm den Pass nicht abgenommen. Aber das Motorrad.




Nun, das habe ich dann auch schnell meiner Familie am Telefon erklärt.

Jetzt ist gut zu wissen, dass meine Familie dort sehr gut vernetzt ist, und durchaus Einfluss hat. Also ein Anruf auf der Polizeistation ( die 80km Richtung Grenze war ) das wir kommen, die Papiere holen und die Motorräder wieder mitnehmen.

Zwischenzeitlich sind der Schwager meiner Frau und meine Stieftochter gekommen, und wir sind mal als Erstes zu Roland ins Spital. Gag am Rande, meine Stieftochter kennt Leute, die wen aus der Gegend kennen, die die Ärztin kennen.
So wussten die wo er liegt und wir waren schon dort.

Das Spital:




Und der Krankenwagen:




Das Dorfkrankenhaus war sehr einfach, WC waren die Holzhütten im Garten, aber da Roland da nicht rausgehen konnte, haben die ihm einen Sessel mit Loch gebracht, wo sie einen Müllsack reinmontierten. Voller Service.

Ebenso gibt es dort kein Röntgengerät, aber die Ärzte sind auch Reitunfälle gewohnt, und waren sich nach ihre Diagnose sicher, das er Schlüsselbein, Rippen und Fuß gebrochen hat.

Wir haben ausgemacht, dass wir ml alles mit der Polizei klären, die Motorräder holen und wiederkommen, um Roland zu holen. Er wäre sonst am nächsten Tag mit dem „Krankenwagen“ nach UB in ein Spital gebracht worden.

Wir sind zur Polizei in 80 km Entfernung und die hatten schon den Anruf aus UB erhalten, dass sie die Papiere und Motorräder rausrücken müssen.

Die konnten es gar nicht fassen, dass ein Ausländer solche Beziehungen hat, der das aushebelt. Noch dazu, wo wir beide keine Versicherungen für die Motorräder hatten.

Egal, wir haben die Motorräder eingepackt, dafür hat mein Verwandter einen Fahrer organisiert, und der hat die Motorräder am nächsten Tag in UB abgeladen.





Wir sind zurück zu Roland, inzwichen war es schon 23 Uhr, haben ihn geholt und uns ein Hotel im nächsten Ort organisiert.

In der Früh dann zurück nach UB, Roland im Krankenhaus abgeliefert, meine Stieftochter hat sich um die Ärzte gekümmert als Übersetzerin.

Ergebnis:

Die Landärzte haben zu 100% genau gesagt was er hatte, Schlüsselbein gebrochen, 2 Rippen gebrochen, Fuß gebrochen.

Und der ÖAMTC hat einen Heimflug Service auf ihre Kosten organisiert und auch das mit dem Spital klargemacht

Das Spital ist mit internationalem Standard.





Am Tag darauf ist Roland schon um 5 Uhr in der Früh zurück nach Wien, und ich habe mich um die Motorräder gekümmert.

Mir haben ja alle gesagt, ich soll auch den Flieger nehmen nach dem Unfall.

Kam für mich aber nicht in Frage, das ich die Reise abbreche, warum auch, ich hatte keine schwere Verletzung ( ok, inzwischen wusste ich, den Mittelfinger links gebrochen, aber das hält nicht auf ) .

Die Stimmen versuchten mir immer so Worte wie „Vernünftig“ und „Es ist sicherer“ einzuflüstern.

Damit konnte ich aber nichts anfangen.

Ich sah keinen Grund, meine Reise nicht zu Ende zu bringen. Ich hatte nun 2 Tage Zeit, um zu entscheiden, ob ich mein Motorrad fahrtauglich hinbekomme, oder es auch zurückschicke und dann aber mit der Transib nach Hause fahre.
Aber ich würde auf jeden Fall reisen, und nicht die Reise mit dem Flieger abbrechen.

Die Einzige, die das sofort verstand, war meine Frau. Vermutlich, weil sie mich kannte und auch wusste, ich zieh sowieso durch, was ich da will.
 
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oha... da habt ihr beide ja noch mal richtig Glück gehabt - letztenlich

Deine Orts / Sprachkenntnisse sind da siche von grossem Vorteil gewesen :nicken:
 
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oha... da habt ihr beide ja noch mal richtig Glück gehabt - letztenlich

Deine Orts / Sprachkenntnisse sind da siche von grossem Vorteil gewesen :nicken:
Ja, und Ja.

Ohne die Vernetzung meiner Verwandtschaft wäre das deutlich anders ausgegangen.
Roland wäre schon mit dem Rückflug rausgekommen ( die haben einen Dienst organisiert wie bei Behinderten, mit Rollstuhl ins Flugzeug, und in Moskau umladen )
Aber ich wäre wochenlang nicht rausgekommen.

Und damit war das Thema schnell durch.
Aber ich garantiere, es wird noch spannend :nicken: :nicken:
 
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Teil 27:


So, Roland war unterwegs, und ich hatte nun genau 2 Tage Zeit, um mein Motorrad reisefertig zu machen, schaffe ich das nicht, dann muss ich doch den Zug nehmen
Und ich musste das Motorrad von Roland verpacken, zurückschicken, und die Zollformalitäten klären.
Für die Papiere benötigt man einen Notar, er da Alles bestätigt.
Aber Roland war ja nicht mehr da. Egal, mit den Kontakten meiner Familie kein Problem.


Kurz vorweg: Ich habe Alles in den 2 Tagen geschafft.

Die Africa Twin von Roland verpacken und den Transport organisieren:









Und dann noch die Transalp herrichten.

Das muss schon einigermaßen normal aussehen, die Lichter müssen gehen usw.

Wenn die an der grenze aussieht wie ein Schrotthaufen, dann gibt es keine Chance auf eine Einreise in Russland. Ist nicht so, dass es egal ist.


Und das war schon eine Herausforderung, der Rahmen hinten war komplett verzogen, die Schwinge hatte am Ende einen Sprung ( aber nicht im relevanten Bereich ) und war verzogen, Gepäckträger extrem verbogen, Koffer zerstört usw.

Ich musste mal schauen, dass ich das alles gut kaschiere. Rücklicht war zu organisieren usw.....


Und es war nicht so, dass ich keine Zweifel hatte, ob ich das nach Hause schaffe. Ich bin irgendwann dazwischen eine halbe Stundevor dem Motorrad gesessen und habe überlegt, ob ich fahren soll, oder den Zug nehmen.

Irgendwann die Entscheidung, ich fahre. Sollte ich unterwegs Probleme bekommen ( und ich war sicher, da kommt was ) dann löse ich das unterwegs. Es gibt immer einen Weg.


Ich habe das Motorrad bei einem bekannten repariert, der KTM Motorräder untergestellt hat, und mein Motorrad mit dem Repariert, was zur Verfügung war, Bordwerkezeug, Eisenrohre zum Ausbiegen, große Hammer zum Ausrichten und Kabelbinder, Drht usw....







Sieht wieder aus wie neu:







Jetzt war ich frohen Mutes, es kann losgehen, mein rechter Fuß schmerzt. Aber es war nichts gebrochen ( Bis auf den Mittelfinger links ) und damit kann ich fahren.


Also ab an die Grenze.

Ich bleibe noch einmal kurz an der Stelle stehen, wo der Unfall war, fahre dann weiter und kann die Grenze problemlos passieren. Erreiche am Abend Ulan Ude und bin glücklich.

Ich habe mir für die Reise 3 Ziele in Etappen gesetzt:

1: Europa geografisch erreichen. Damit würden viele Probleme leichter lösbar sein, da dann wieder der Dienst des Öamtc greift

2: Die EU zu erreichen, dann wird es nochmal einfacher.

3: Letztes Ziel, nach Hause zu kommen, bzw zumindest bis Österreich. Wenn ich an oder nach der Grenze stehe, wäre mir das fast egal.


Was mich irritiert: Mein Motorrad steht zu gerade, und der Motor ist weit unten.
Ich habe immer die hintere Aufhängung im Verdacht und kontrolliere die oft, wo das Problem ist, finde aber nichts.
Muss aber hinten sein, denn da war der Unfall.





Was ich zu dem Zeitpunkt nicht wusste:

Der Rahmen war gebrochen, Vorne unterhalb des Lenkkopfes. Und der Motor senkte sich langsam während der Reise.

Hätte ich das vorher gesehen, ich glaube nicht, das ich gefahren wäre. Aber ich wusste es nicht.


Kurz nach der Grenze wieder Kühe auf der Fahrbahn, ich hatte wieder mal ein DejaVu







Ich erreichte Ulan Ude, besorgte mir ein Hotel im Zentrum, ging noch Essen und dann in der Früh weiter. Am Anfang regen, also Regenkleidung anziehen und los.

Mir war klar, dass ich unterwegs mit Problemen rechnen musste, und ich hatte ab Zeitpunkt der Wegfahrt in UB genau 14 Tage um nach Hause zu kommen.
Ich hatte einen neuen Job, den ich antreten musste, und ich wollte definitiv pünktlich zurück sein.

8.500km waren zum Abspulen, und ich wollte das schneller schaffen als in 14 Tagen, damit ich einen Puffer habe.





Es ging an dem Tag gut dahin, und ich erreichte den Baikalsee.








Und dann der Moment, wo ich schon die erste Reparatur machen musste. Der Hilfsrahmen Vorne, wo die Scheinwerfer und Armaturen montiert waren, der war gebrochen.
Mir blieb gar nichts Anders über, als das zu reparieren, also Jause kaufen, einen Platz am Baikalsee suchen und alles kombiniert erledigen, Essen und reparieren, einfach Zeit sparen.









Repariert habe ich den gebrochenen Rahmen, indem ich Schraubenschlüssel hinterlegt habe, und das mit Kabelbindern festgemacht.
Wie wenn man einen Fuß schient, der gebrochen ist. Ich dachte mir, wenn das 2 Tage hält, und ich das alle 2 Tage machen muß, ist das ok für mich. Und ich kann weiterfahren.

Ich war zwischenzeitlich wirklich gut drauf, ich wusste, ich bin nicht grob verletzt und ich fahre selbstbestimmt.

Für mich war so alles gut.
 
Klausmong

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Von Ulan Ude aus wollte ich schauen, wie weit ich an dem Tag komme. Ich habe unterwegs Irkutsk ausgelassen, und bin einfach weiter.





Und trotzdem habe ich mir die Zeit genommen, auch durch die Städte zu fahren, um was zu sehen, und nicht einfach Außen rum. Wenn ich schon da bin, dann schau ich mir das auch an.




An dem Tag schaffe ich wegen der Reparatur nur 760km. Am Abend komme ich noch in die Dunkelheit. Schnell merke ich, das muss ich auslassen.
Durch den gebrochenen Hilfsrahmen vorne leuchtet der Scheinwerfer nur in den Himmel und die Baumwipfel aus anstatt der Straße.





Die nächsten Tage gehen immer so dahin, mal regnet es, dann wieder nicht. Nie durchgängig, aber immer wechselhaft.







Bei Tayshet steht Igor auf der Straße.

Er hat auf meiner Homepage den Unfall mitbekommen, und wollte mich zu Ihm einladen.

Ich habe ja einen SPOT Satellitentracker dabei, damit konnte man auf meiner Homepage immer mitverfolgen, wo ich bin. ( Vom SPOT erzähle ich am Ende was )

War ja supernett von Ihm, ich musste aber scheuen das ich weiterkomme.





Kurz vor Krasnojarsk Regen und Stau. Gut 50km Stau.

Vorteil mit dem Motorrad. Man kann einfach am Stau vorbeifahren. Inzwischen ist es ein Wolkenbruch, der nicht mehr lustig ist, da gehen schon die Bäche über.

Aber hilft nichts, wenn man in ein Hotel will, muss man weiter.






In Krasnojarsk angekommen sind die Straßen überschwemmt. Und nicht nur ein klein wenig, sondern richtig. Teilweise musste ich zurück, weil die Polizei Unterführungen gesperrt hat, da der Wasserstand zu hoch war.
Vom Rand bis ins Zentrum zum Hotel waren es 10km, die in dem Wasser ewig gedauert haben.
Die Fotos sehen so harmlos aus, aber der Wasserstand war teilweise 50cm, und das Wasser ist von unten in die Hose hinein und dann in die Stiefel.

Die Autos haben teilweise im Wasser die Stoßstangen verloren, wenn die reinfuhren, hat der Wasserwiderstand die runtergerissen.
Die lagen dann im Wasser rum. Auch eine Sache: man sieht nicht, was da im Wasser ist wo man fährt.
Man weiß auch nicht, ob es nicht Kanaldeckel rausdrückt, die da drunter sind.
Aber man hat nur die Wahl: Weiterfahren und irgendwann in ein Hotel kommen, oder stehenbleiben und warten bis es besser wird.













Im Hotel angekommen war ich extrem durchnässt.
Die Damen waren super und haben mir einen elektrischen Heizradiator gegeben, damit ich meine Sachen trocknen kann über Nacht.




An dem Tag bin ich nicht mehr raus in das Steakhaus gegenüber, ich hab nur aus dem Hotel rausgeschaut.




Am nächsten Tag war wieder alles trocken, auch die Straße. Und es geht gut dahin, 800km bis Novosibirsk.



 
GS Peter

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Servus Klaus,

sehr beeindruckend. Bist ein total verrückter Hund.
 
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Von Novosibirsk geht es weiter nach Omsk. Wetter ist wieder super, es geht gut dahin und ich habe einfach richtig Bock auf Fahren.
Weil ich es kann, weil ich nicht verletzt bin und weil das Motorrad fährt.
Ich muss zwar inzwischen immer schauen, wenn ich parke oder an Tankstellen stehe, dass ich für den Seitenständer eine Mulde finde, oder eine Erhöhung wo ich mit dem Reifen drauf kann.
Sonst steht sie nicht. Und ich finde immer noch nicht das Problem an der Federbeinaufhängung....













Ich komme nach Omsk, checke im Hotel „Turist“ ein und gehe spazieren. Heute mal mit 670km ein kurzer Fahrtag. Darf auch mal sein.







Je Nachdem wie gut ich vorankomme, würde ich in 2 Tagen wieder in Europa sein, das ist Ansporn.
Also weiter. Von Omsk aus Westwärts, um Kasachstan herum und schauen, wie weit ich komme.







Irgendwann stehe ich an einer Baustelle vor der Ampel, kommt Dampf hoch. Super, Wasserprobleme mit dem Kühler.

Ich stelle mich auf die Seite, öffne vorsichtig den Kühlerdeckel und fülle Wasser nach. Es rinnt auf jeden Fall so viel Wasser aus, das ich was tun muss.

Ich weiß, dass in 100km ein Minihotel ist, mit großem Parkplatz, Wlan und angeschlossener LKW Werkstatt.

Dort kann ich auf jeden Fall was organisieren, also hoffen, dass ich es bis dahin schaffe.

Ging gut, mehrmals Wasser nachfüllen und ich war dort. Zimmer genommen und den Kühler ausgebaut, der Flansch war gerissen.




Es waren sofort einige Trucker zur Stelle, die auch dort auf Reparaturen an ihren LKW warteten. Das war eine ordentliche und offizielle Scania Werkstatt.
Die Jungs erklärten mir, das ich heute eh nichts mehr machen kann, weil die Werkstatt schon zu hat, und da kann ich mit Ihnen mitkommen und Essen und Trinken.

Das ist ein Plan, machen wir. Gut gegessen, und nach der Ersten Flasche Vodka bin ich abgebogen, als die die 2. bestellt haben. Ich weiß wie das endet und bin mal weg.







Am Morgen in die Werkstatt, den Kühler gezeigt, die haben was erzählt von Argon Schweißen und telefonierten.
Nach kurzer Zeit kam Einer, erklärte mir, gleich kommt ein Privattaxi, der fährt mich in die nächste Stadt in 20km, dort zu einer Schweißer Bude, die machen das.

So war das auch, der Fahrer kommt, fährt mich hin, die Jungs wissen Bescheid und schweißen das.
Als es ans Zahlen geht die Frage woher und wohin. Die waren so begeistert, dass sie kein Geld wollten.

Auch die LKW-Werkstatt wollte kein Geld. Nur der Taxifahrer bekam für die über 40km ungefähr 6 Euro.

Meine Sachen konnte ich zwischenzeitlich an der Rezeption des Mini Hotels lassen.


Die Schweisserbude:







Ich habe das sofort eingebaut und bin weiter.

Um 13 Uhr war ich wieder auf der Straße und bin gefahren was geht. Und am späten Nachmittag war ich im Ural an der Grenze Asien nach Europa.

Das war dann für mich ein emotionaler Moment, weil ich es bisher auf eigener Achse zu meinem ersten Ziel geschafft habe.
Und ich war jetzt in Europa. Damit war klar, dass Probleme teilweise leichter lösbar sind.







Kurz darauf treffe ich einen Motorradfahrer.
Einen Schweizer, der mit der Harley um die Welt gefahren ist. Angefangen in Afrika.
Wir haben uns beide gefreut, wieder mal wen zum Plaudern zuhaben und beschlossen, wir suchen uns im nächsten Ort ein Hotel und quatschen.
So haben wir es auch gemacht, ins Hotel, und dort sind wir bis 1 in der Früh gesessen, Werner ist um 5 Uhr raus aus dem Bett, um die 1200km bis Moskau zu fahren, ich bin um 7 Uhr weiter.


Werner:



Am Weg ins Hotel.



Am Hotel:

 
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Jetzt ging es aber dahin. Kühler geflickt, kann ja ( hoffentlich ) nicht mehr vielschiefgehen.

Also fahren, und immer mit einem Grinser im Gesicht, es geht Westwärts, und ich komme der Heimat näher, in spätestens 3 Tagen wäre ich in der Ukraine.
Und ich habe mir eigentlich mit 2 Bekannten ausgemacht, das ich sie dort an der Grenze zur Slowakei in der Ukraine treffe.
Ursprünglicher Plan war, das wir ein bis zwei Tage dort gemeinsam fahren bevor ich heimkomme, aber wegen der Zeit Verzögerung vom Unfall, war Planänderung und nur mehr ein gemeinsames Bier ( oder mehrere ) am Abend geplant.













Man sieht auch verrückte Sachen. Ein Volksfest bei der Einweihung eines Hubschrauberdenkmals.
Als ich stehenbleibe und Fotos mache, wollen sich die Leute gleich mit mir ablichten lassen.






In der Ecke gibt es auch Städte, die sind zwar alt, wurden aber zu Ehren von Marks ( Russische Schreibweise ), Engels usw in diese Namen umgetauft.




Visier putzen zwischendurch




Unterwegs traf ich noch Motorradfahrer vom Biker Club der Nachtwölfe, sogenannte Nomads, die in Europa wohnen und da dabei sind.
Die können nicht über die Ukraine fahren als Nachtwölfe, weil sie von der Krim kommen, die müssen außen rum, über die einzig mögliche Grenze mit Weißrussland wo das geht.





Ich wusste, wenn ich jetzt einen Tag mit 900km bis Woronesch fahre, und dann noch 2 Tage mit je 800km in der Ukraine, dann schaffe ich es, meine Kumpels zu treffen. Also ranhalten.

Der erste Tag bis Woronesch hat mal gut geklappt. Ich bin da zwar auch in die Dunkelheit gekommen, aber das war mir da egal.
Gute Straßen, und ich wusste, es war der letzte Tag in Russland.







In Woronesch habe ich mich im Mercure einquartiert. 4 Sterne mit Frühstück um 40 Euro darf mal sein.

Letzter Abend lasse ich es mir in Russland gutgehen.
Angeschlossen ist ein Steakhaus, wo ich dann noch gut reinhaue.


Am nächsten Tag geht es dann Richtung Grenze zur Ukraine.








Ausreise Russland geht wieder sensationell schnell, und in der Ukraine ist der Zöllner, der die Laufzettel ausgibt, schon mal korrupt.
Ohne ein paar Euro will er mir die Laufzettel nicht geben. Ich hab richtig dicken Hals und denen die Russen im Land auf den Hals gewünscht.
Aber hilft nichts, ich kann das entweder aussitzen, oder ich gebe ihm das Geld, geht nur um 3 Euro, aber mir auch ums Prinzip.

Ich will weiter, und habe nach 2 Stunden die Grenze hinter mir. Jetzt aber nach Kiev, mir egal wann ich ankomme, ich will dahin, und dann nur mehr ein Tag bis zum Treffen.


Nach der Grenze eine Straße mit üblen Schlaglöchern.



Irgendwann fällt mir auf, dass die Temperaturanzeige nicht mehr geht, aber ich messe dem keine große Bedeutung bei, da die Grenzer an den Kabeln am Lenkkopf herumgerissen haben, um die Fahrgestellnummer zu sehen.
Und ich wusste, dass dort der 4pol Stecker für die Temperaturanzeige war. Die werden den wohl ausgesteckt haben.

250km vor Kiev bin ich doch mal stehengeblieben, und sofort ist wieder Dampf aufgestiegen.

Ich denke mir noch, nicht schon wieder und haben schnell den Tank abgebaut um zum Kühler zu kommen. 2 Motorradfahrer bleiben stehen und helfen.
Schnell ist entdeckt, das auf der linken Seite ein Kühlerschlauch herunten ist, und ich bin frohen Mutes, gleich wieder weiterzufahren.
Ich verabschiede die beiden Motorradfahrer, und sie lassen mir noch ein paar Liter Wasser da.

Als ich den Kühlerschlauch wieder aufstecken will, ist der zu kurz.

Wie jetzt, zu kurz? Wie geht das denn?
Da entdecke ich, dass der Rahmen gebrochen ist, und sich der Motor mittlerweile um über 10 cm gesenkt hat. Scheisse.

Ich versuche noch, ob ich den Motor mit 2 Ratschengurten wieder soweit hoch bekomme, dass ich den Kühlerschlauch drankriege und weiterfahren kann. Keine Chance.
Das ist der Moment, wo mir klar war, jetzt geht es nicht sofort weiter.

Und da habe ich dann den ÖAMTC angerufen und um Abschlepphilfe gebeten.

Und die waren fit. Ich konnte ihnen die Koordinaten geben, und sie haben mir erklärt, der Partnerdienst in der Ukraine meldet sich und organisiert das.








Ich bin nur am Strassenrand rumgehangen und habe gewartet. Es war nichts weit und breit, manchmal kamen Autos vorbei.
Einmal ein Militär LKW, der fragte ob sie helfen können. Aber ich war ja gut bedient.

Olga vom ukrainischen Automobilclub rief immer wieder an, um mich über die Fortschritte zu informieren.
Der Fahrer war unterwegs, und sie sagte mir immer, wie der Stand war. Der Fahrer würde mich die 250km bis Kiev bringen, das Motorrad zu einer Honda Werkstatt und für mich ist ein Hotel organisiert.

Es war finster, und in meiner Langeweile habe ich angefangen, den Sternenhimmel zu fotografieren. Das Ergebnis war aber nicht berühmt.


Sterne:




Irgendwann um 22.30 kam der Abschleppwagen, wir haben die Transalp raufgehievt und sind nach Kiev.



Motorrad bei der Honda Werkstatt abgeladen, mich noch ins Hotel gefahren und um 1 Uhr früh war ich dort.
In Meinem Frust noch ein Bier mitgenommen, meinen Kumpel ein SMS geschrieben, dass es sich bei mir nun doch nicht ausgeht mit dem Bier in Ushgorod und schlafen gegangen.
 
Klausmong

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Teil 31:

In er Früh aufgekämpft, Taxi bestellt und zum Honda Stützpunkt gefahren, der war genau am gegenüberliegenden Ende von Kiev.
Und da die Stadt ungefähr 4 Mio Einwohner hat, ist die groß.

Mein Zimmer im Hotel war im 20. Stockwerk, und ich hatte einen super Überblick über Kiev. Wenigstens was.



Beim Honda Stützpunkt angekommen hat sich der Leiter der Motorradwerkstatt meiner angenommen.

Empfangen hat er mich mit den Worten, sie haben sich mein Motorrad angesehen, aber es wäre ein „Piece of shit“ .
Ist ja prinzipiell richtig, aber das ist nicht das, was man in dem Moment hören will. Ich hatte langsam Zeitdruck.
Jetzt habe ich mir über 2 Tage an Reserve rausgefahren, die wollte ich nicht verlieren.

Als nächstes erklärt er mir, dass sie keine Kapazitäten haben, und nicht schnell helfen können, das dauert.
Da war der Moment, wo ich leicht angepisst war, und ich habe ihm erklärt, wenn ich zu irgendeiner Strassenwerkstatt entlang der Route gegangen wäre,
da hätte mir jeder Mechaniker innerhalb ein paar Stunden geholfen, das ich weiterfahren kann, und bei Honda geht das nicht.

Ich habe mich mit Gedanken schon damit beschäftigt, wie ich da schnell eine Werkstatt finde und wie ich das Motorrad dorthin bekommen.
Aber mit der Ansage dürfte ich sie wohl in der Ehre erwischt haben, und es gab mal die Aussage, dass sie einen Motorradfahrer nicht im Stich lassen. Also, geht doch.

Kurzes Gespräch mit dem Mechaniker, und die Abmachung, er nimmt am Abend den Motor raus, denn sonst können sie den Rahmen nicht soweit zurückbiegen, dass sie das Schweißen können.
In der Früh kommt der Schweißer und nach Feierabend am 2. Tag baut er das wieder zusammen.

Ok, das ist ein Deal. Und ich habe jetzt fast 2 Tage Zeit mir Kiev anzusehen.

Nebenbei bemerkt, eine echt schöne Stadt. Und viel Kultur.









Am nächsten Tag bin ich am Abend wieder hin, und meine Transalp war wirklich fertig.
Rahmen geschweißt und ein paar Kleinigkeiten gemacht. Gezahlt habe ich dafür ca. 250 Euro umgerechnet.







Ich war so happy, dass ich gleich noch eine Runde durch die Stadt bin.

Zurück ins Hotel, in der Nähe noch essen gegangen, Sushi nach Ukraine Style.





Danach noch mit einem Bier ans Fenster im 20. Stock gesetzt und am Abend über die Stadt geschaut.





In der früh um 7 Uhr los, und nochmal durch die Stadt gefahren. Ich war echt glücklich, und ich war mir inzwischen sicher, ich schaffe es nach Hause.







Und nun geht es flott in Richtung Grenze zu Polen, alleine das sind 650km von Kiev.









Die Grenze zieht sich, viele Kilometer Stau. Ich kann zwar fast überall vorfahren, aber die Abwicklung dauert trotzdem.

Und ich habe 4 Flaschen Vodka dabei. Mir ist klar, dass es eine Strafe gibt wenn ich erwischt werde, mir ist das aber nach der Tour sowas von egal, was soll mich da noch schocken.

Und logisch, die Grenzer wollen in meine Koffer schauen. Ich mache als Erstes den Koffer auf, wo die Flaschen drinnen sind.
Ich bin überzeugt, die suchen da, wo man nicht aufmacht, denn wer öffnet schon das zuerst, wo er was versteckt hat. Und so war es auch.
Der Koffer den ich aufgemacht habe interessiert nicht, und im Anderen ist nichts. EU Aussengrenzen sind wirklich furchtbar, ich kenne viele davon inzwischen.





Weiter geht es bis Krakau, wo ich nach über 900km in der Nacht ankomme.

Meine Motorradklamotten sind richtig schmutzig und stinken, kein Wunder, Stürze, Öl, Reparaturen usw.

Ich habe eine Taktik, wenn ich ein Hotel suche. Mir ist einfach klar, wenn ich so wo auftauche, dann heißt es, alles besetzt.
Also suche ich mir immer Tankstellen oder McDonalds mit Wifi und buche für den Abend auf booking com.

Und dann gehe ich ins Hotel und sage nur „Ich habe gebucht“ anstatt „Haben sie was frei“

Das funktioniert prächtig.



Ich genieße den letzten Abend.

Ich habe mein zweites großes Ziel erreicht, ich bin wieder in der EU.

Und am nächsten Tag liegen nur mehr 530km vor mir, dann bin ich wieder zu Hause.
Ich bin überzeugt, das ist zu schaffen, und wenn nicht, dann wäre es auch kein großes Problem.

Ich fahre in der Früh los, und weiß auch, dass meine Frau und Kinder sowie ein Kumpel schon warten und es Grill gibt.

An der Grenze zu Österreich war eine Polizeikontrolle. Ich glaube, wenn die mich aufgehalten hätten, ich wäre lachend vom Motorrad gefallen.
Wäre mir fast egal gewesen, denn da wäre ich in Österreich. War aber nicht so, ich bin ohne Probleme durch.

Mit dem Motorrad hätten sie mich sicher abgestellt, abgefahrene Reifen, alles mögliche gebrochen, ausgesehen wie Sau.....




Aber ich bin weiter, und in Wien zuallererst zur Arbeit von meiner Frau.

Die hat sich gefreut das ich es geschafft habe, aber ihr Blick, als sie mich sah, wie ich da zerrissen angekommen bin, der sprach Bände.....





Aber ich habe es endgültig geschafft. Mit etwas Willen und einer gewissen Grundsturheit bin ich mit dem Motorrad bis nach Hause gekommen.

Ich habe mich ja auf einen Grill gefreut, einmal was Österreichisches, nach der langen Zeit unterwegs.
Meine Frau hatte zur Feier des Tages aber einen typischen Mongolischen Lammgrill zubereitet. Naja, egal. Irgendwas ist immer





Fazit:
Es geht mehr als man denkt.

Die 8.500 km von Ulaanbaatar bis Wien habe ich in 10,5 Fahrtagen geschafft.
Dann noch 2 Tage in Kiev für die Rahmenreparatur und einen halben Tag in Kurgan für die Kühlerreparatur.

Die ganze Tour waren 24.000km, die ich unterwegs war.
 
GSDee

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Servus Klaus,

......ohne viel Worte, ....."einfach" nur der Hammer.
Es ist 00:50 Uhr, ....ich könnte noch Stunden weiterlesen und Fotos schaun. 👍👍👍
Danke für deinen Bericht. 🍻

Gruß
Dieter
 
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Was war die Ursache für den Rahmenbruch?

Der Unfall oder die Schlaglöcher?

Frag doch mal bei BMW an, ob sie dir eine GS zu Testzwecken stellen :giggle:
 
Klausmong

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Was war die Ursache für den Rahmenbruch?

Der Unfall oder die Schlaglöcher?

Frag doch mal bei BMW an, ob sie dir eine GS zu Testzwecken stellen :giggle:
Ist sicher beim Unfall passiert.
Da hat auch schon der Luftfilter nicht mehr ordentlich draufgepasst.

Und das hat sich durch das Gewicht des Motors immer weiter gesenkt.
Entgültig und zu viel gesenkt dann eben in der Ukraine bei den Schlaglöchern, da ist man wirklich von Einem Loch ins Nächste gefallen, ging gar nicht Anders.

War auch der Grund, warum der Kühlerflansch gerissen ist, weil der Schlauch da schon dran gezogen hat unter Spannung
 
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