Meine 10 Tage Alpentour - Schweiz, Italien und Frankreich

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Jungfux

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Ein Mann, ein Mopet + ein Zelt

Hier möchte ich Euch mitnehmen auf meine kleine 10-tägige Alpentour durch Schweiz, Italien und Frankreich.
Es war meine erste Reise in dieser Form. Habe schon Mopet-Touren mit Freunden unternommen, aber alleine mit Zelt unterwegs, mich treiben lassen und fahren und anhalten, wohin es mir gefällt, das gab es noch nicht.
Zur Ausrüstung sei gesagt, ich fahre eine 1150 GS, mit Mitas E 07 Reifen, Serien-Fahrwerk, kein Schnickschnack, kein Navi, als Karte 3 kopierte Din A 4 Seiten (1:750.000 – 1 cm = 7,5 km) auf dem Tankrucksack, zwei Alukoffer, fertig. Zelt, 2 Isomatten, Schlafsack, Spirutuskocher, bischen Werkzeug, Kabelbinder, Rolle Backeband für alle Fälle und ein paar Klamotten, noch ne Decke, Handtuch + Zahnbürstel. 1 l Öl und 2 l Wasser.
Insgesammt war ich 10 Tage auf 3378 km unterwegs.
Neun Nächte, von denen ich nur die letzte wegen Schlechtwetter im Hotel und die ersten beiden auf Campingplatzen verbracht habe.

Durch die vielen schönen Videos auf Youtube war es schon seit zwei Jahren mein Traum selber eine schöne Alpentour zu machen.
Jetzt sollte es endlich wahr werden.

1. Tag: Los ging es am Mi. 10.08.22 von Ketsch bei Mannheim, auf BAB nach Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, Lindau bis Chur.
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Dort ging es auf der Bundesstraße 19 Richtung Andermatt. Mein Tagesziel war der Campingplatz in Trun. Das war jetzt keine Mega-Tagesleistung, aber für mich immerhin die längste Strecke, die ich mit meinem „Monster“ an einem Tag gefahren bin und der Anfang meiner Reise.
In der Pizzeria neben dem Platz eine Pizza verdrückt, Zelt aufgebaut und die Stille genossen mit der Vorfreude, was auf mich zukommt und auch dem Kribbeln im Bauch, ob und wie ich das alles meistern werde.

2. Tag: Am Morgen einen netten Plausch mit einem schweizer Camperpärchen neben meinem Platz gehabt. Sie haben mir Kaffee anbeboten – so konnte ich meinen Kocher erst mal eingepackt lassen. Zelt abbauen, Mopet beladen, nochmal kalt duschen und weiter geht die Fahrt. Mein Ziel waren ein paar Pässe in der Nähe von Susa / Italien, wo ich mit einem Freund vier Wochen vorher schon mal war. Wir haben damals zwei kleinere Mopets in seinen Bus geladen und sind direkt in einem Tag nach Susa gefahren. Diesmal sollte die Anfahrt schon Urlaub sein. Ich wollte mir Zeit lassen und genießen.
Eigentlich wollte ich auf dem Oberalbpass bis Andermatt fahren, aber ich entschloss mich zu einem kleinen Abstecher nach Biasca, weil die Strecke dorthin schön zu sein schien. Ich hatte schon 200 km auf der Uhr, also wollte ich erst tanken, bevor ich auf kleinere Straßen fahre. In Disentis gab es keine Tanke, also weiter bis Sedrun, eine Tanke gefunden und oh Schreck, nur Kartenzahlung. Ob ich mit meiner Sparkassen-EC Karte damit klar komme. Ich war echt nervös und es funxte auch erst auf den zweiten Anlauf… Meine EC-Karte hat zum Glück auch das maestro-Logo drauf… das war knapp.
Also auf nach Biasca und dort wieder nach Norden zum St. Gotthard.
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Herrlich, jetzt war ich mitten in meiner Tour. Dann weiter auf den Furkapass. Das war schon eines meiner „Traumstraßen“… Vom Scheitelpunkt hat man eine gigantische Aussicht auf die Alpenregion und sieht u.a. den Grimselsee.
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Den hatte ich nicht auf der Liste – aber die ist ja auch nicht in Stein gemeißelt und der Pass dort hoch sah so lecker aus… so wurde dieses Schmenkerl also mit in die Tour aufgenommen. Bin bis zum See hochgefahren und wieder runter... sehr schöne Straße... und diese Aussichten machen mich jetzt schön süchtig.
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Dann kam ein längeres Stück Landstraße, das erst durch Almdörfer ging. Auf dieser Schnitzerei kann man das beschwerte Leben früherer Tage erkennen und die Liebe der Menschen zu Tier und Natur. Mich hat diese Holzarbeit sehr berührt und zum Nachsinnen angeregt. (Kein Fakenews, kein usb und wlan. Der Mann rettet alles was ihm lieb ist auf seinen Schultern - pures Leben den Gewalten ausgeliefert).
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Dann ein schnelles Stück Landstraße bis Sierre, Sion und Mattigny abgespult. Da ging es dann auf die B 21 Richtung Coll du Gd St. Bernhard. Mein Tagesziel war aber der Campingplatz rechts ab vom Pass Richtung Foully Ferret auf 1700 m. Hatte nicht ganz genau auf die Karte geguckt und meinte der Platz ist am Ende der Straße. Dort gab es aber nur ein Restaurant mit Käseverkauf… da bekam ich aber große Augen – kein Camping. Aber zum Glück fand ich den Platz dann doch noch. Parzelle klar gemacht, Zelt aufgebaut, leckere Pasta gefuttert und rein in die Schlaftüte. Die zweite Nacht… aber Kindergeschrei und Familienkrakeele auf dem Platz, oh, das hatte ich mir anders vorgestellt. Die TV-verwöhnten Kids kommen anscheinend mit der Naturüberflutung nicht klar.
 
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3. Tag: Ich war schon vor den Kids wach und genoss die Ruhe (vor dem Sturm).
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Denn tatsächlich ging das Gequietsche und Geschrei am Morgen wieder weiter.
Ich weiß schon warum ich Single bin. Kaffee gekocht, Mopet beladen, noch das Wlan von Platz genutzt, um mit der Duolingo-App Italienisch zu lernen (Tagesziel: jeden Tag eine Lektion zu beenden, also ca. 10 – 15 min) und on the road again…
Noch ein Blick zurück...
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Den St. Bernhard Pass hoch, gigantische Aussichten und diesmal richtig aufgepasst, im Tunnel den Abzweig rechts raus nicht verpasst: Col nicht Tunnel.

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Die Landschaft dort oben ist unbeschreiblich schön und einzigartig. Die andere Seite den Pass wieder runter, in Aosta rechts halten Richtung Mont Blanc. Was für eine geniale Aussicht, wenn der „Weiße Riese“ immer größer wird. Ich habe alle paar Kilometer Fotos geschossen… nach jeder Kurve wieder ein tollere Perspektive.

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Bin erst mal ganz nah, bis kurz vor den Tunnel gefahren, weil ich mich garnicht satt sehen konnte. Ist das der Almrausch? Dann wieder zurück nach Courmayeur, um dort Richtung la Thuile auf den Col de petit Bernhard zu kommen… Genialer kleiner Pass mit schönen Kehren, tollem Belag und einfach immer wieder schönen Aussichten.

Erst mal tanken in Bourg St. Maurice und wieder zurück nach Seez um ins Tal Val de Isere zu fahren. Kurz vor Ste. Foy Tarentaise kommt eine Brücke und rechts ein kleines Hüttel…, das sah nach einem schönen Schlafplatz aus. Abgebogen und tatsächlich, genial, leider nur zu früh am Tag, um die Nacht dort zu bleiben. Aber auf jedenfall vorgemerkt für die nächste Reise.
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Den Col de Iseran überquert und in Lanslebourg mal Pause mit Abendessen gemacht. Nach dem Essen aber weiter auf den Bock und plötzlich voll das Treiben wie am Ballermann. Menschenvolle Straße und da spielt ne Band zwischen den Hotels den Song von Bob Seger, Turn the page. Here I am, on the road again, here I am up on stage, Here I am, playing Star again… Turn the page… Mann war das klasse. Das ist mein Song der Tour.

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Kurz nach dem Ort Lanslevillard noch diesen wunderschönen Blick kassiert.

Mit dem Song im Ohr geht mein Weg weiter raus aus dem Ort in die Einsamkeit oder besser gesagt, dem Alleinsein mit Mopet + Natur und der Abenddämmerung entgegen auf den Col de Mt. Cenis.
Nach ein paar wunderschönen Kilometern kam auch der Lac de Mt. Cenis, auf den ich mich schon ganz besonders gefreut habe. Die Landschaft hier ist gigantisch.

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Irgendwo hier oben sollte mein nächster Schlafplatz sein. Ich lasse mich treiben, bis hinter die Staumauer und siehe da, eine verlassenes Dorf, verfallene Häuser, ne einsame Kirche, Murmeltiere, die vor mir flüchten (morgen will ich leiser sein)…

Ein Traum wird wahr.
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Wenn man sich umdreht, sieht es so aus...
und mein Schlafplatz entdeckt, auf dem Plateau bei dem Gebäude da hinten.
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GS-Knecht

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Sehr schön geschrieben!
Ich war selber vor zwei Wochen in den Westalpen unterwegs - Moped, Zelt und die ersten Tage stimmen mit meiner Tour fast überein^^

Freue mich auf die nächsten Tage!

Gruß
 
Jungfux

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4. Tag: Die Nacht war nicht gut. Neue Erkenntnis: Es bringt nix, einen schönen Platz fürs Zelt zu haben, wenn die Isomatten nicht richtig ausgerichtet sind. Ab heute werden jetzt immer erst die Matten auf den Boden gelegt und Probeliegen. Ich brauche eine Mulde für den Popo. Dann wird das Zelt genau über die Matten gebaut. Aber das nur am Rande. Noch ein Tip aus einem Video bei YT: Auch mal die Fuhre stehen lassen und ein paar Meter zu Fuß vorgehen, wenn nicht ganz klar ist, ob ein Singeltrail fahrbar ist. Besser als später auf einen Bergekran zu hoffen.

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In die Blickrichtung wäre die riesige Staumeuer zu sehen, ca. 300 m entfernt.

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Glaubst Du nicht? :-) - da ist sie wieder.

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Aber jetzt zurück zur Tour. Der Morgen war voll diesig, habe nix gesehen, einsam wie auf dem Mond. Nur die Geräusche der Natur, der Schrei eines Greifs, das Pfeifen der Murmeltiere. Gesehen habe ich nix.

Also ganz ruhig Kocher anschmeißen, Kaffee machen, genießen. Unten auf der Straße blubbert eine fette Maschine die Serpentinen hoch… langsam hebt sich der Dunst ein wenig. Aber ich bleibe und genieße die eigenartige Stimmung.

Erkunde die nähere Umgebung. So abgefahren, dass genau dieser Strommast diesen Felsbrocken aufgehalten hat, weiter ins Tal zu donnern.

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Vielleicht hat dieser Strommast, der hier als lebensgefährlich bezeichnet wird, allein durch sein Dasein, jemanden das Leben gerettet.

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Langsam wird es lichter, ich mache noch ein paar Bilder von der verlorenen Stadt.

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Bei den Murmels hat sich rumgesprochen, dass da ein Touri da ist – die blieben im Bau, oder pennen die um die Zeit noch.

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Noch einen Blick auf das geniale Plateau

Bis Susa ist es von hier aus nur noch ein Katzensprung den Rest des Passes entlang. Unten im Tal ist es schon wieder heftig heiß. Zuerst muss ich aber zum Kaffee am Platz, wo wir ´ne Woche lang gesessen haben.

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Die Bedienung freut sich und ich stotter schon nicht mehr ganz so arg, wie beim letzten Treffen, als ich bestelle. Duolingo sei Dank. Zum Abschied sage ich noch: Bis bald. Ein Blick beim Immobilienmarkler regt zum Träumen an.

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Ich nehme ein Bad im Fluss, an einer Stelle, die ich von der vorherigen Tour schon kenne. Ich liebe es, Natur pur. Ein Blick noch auf die italienische Bauweise. Da hättste aber hier im Teletubbi-Land gleich die Bauaufsicht am Start.

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In Susa geht es hoch zum Col de Finestre und weiter zur Assietta-Kammstraße. Aber heute ist Sa. Also nix Assietta. Egal erst mal den Finestre hoch… Diese schmale Straße und diese Haarnadelkehren mit der 1150 GS kein Problem für mich. Da war ich mir nicht ganz so sicher. Und oben geht dann die Straße in Schotter über. Ja, jetzt bin ich drin in meinem Traum. Bestes Wetter, ein Mann, ein Mopet, eine Richtung.

Das Bild lohnt sich zu vergrößern und genauer hinzusehen.
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Da man die Assietta Sa. + Mi. nicht fahren darf, nehme ich die Abbiegung kurz hinter der Passhöhe und fahre die 16 km Strecke nach Fenestrelle. Man kann den Abzweig leicht übersehen, weil die Passstraße einen Rechtsbogen macht und der Schotterweg einfach gerade aus geht.

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So ne schöne Schotterstraße durch den Wald, so muss es im Himmel sein.

Kann man ja garnicht glauben, dass so was ne offizielle Stratße ist. Das ist genau nach meinem Geschmack, Frankreich und Italien, das ist es. Ich komme bestimmt wieder.
Die Strecke kannte ich eh noch nicht. Wunderschön abwärts auf Schotter durch den Wald. Ich mach den Motor aus, lass laufen und drehe das erste Handyvideo weil es sooo schön ist. Unten rechts nach Sestrienes. Wenn´s da oben keine Tanke gibt, bekomme ich ein Problem.
Skigebiet ohne Schnee, volle Straßen wie Ballermann. Zum Glück Tanke gefunden. Aber das Display zeigt an noch 90 € frei. Was ist das? Schock!!! Hatte gedacht ich habe meine ganze Kohle zur Verfügung… Oh Schreck. Naja erst mal ist der Tank voll. Weiter Richtung Claviere. Da habe ich aber die richtige Straße nicht gefunden und bin glatt noch mal auf einer anderen Strecke nach Sestrienes gefahren. Kam jetzt von einer anderen Seite rein. Dauerte einen Moment, bis ich das geschnallt habe. Was soll´s? 30 km Umweg… ich wollte ja Mopet fahren. Lange Rede ohne Sinn, in Claviernes besser aufgepasst und siehe da, es gibt noch einen zweiten Kreisel und ich finde den Weg weiter auf den C. d. Izoard. Bin froh, als die Straße wieder hoch geht und es kühler wird. Dennoch muss nochmal ein Bad im Bach sein. Verschwitzt wollte ich auch nicht pennen. Landschaftlich ist der ist der Pass wieder ein totaler Höhepunkt. Kiefernwälder, schroffe Felsformationen, einfach wunderschön.

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On the Top auf der Terrasse des Restaurants die Abendsonne, aber sie haben nur ein Drei-Gänge-Menue. Dafür habe ich keine Zeit. Ich habe noch keinen Schlafplatz. Auf der anderen Seite im Nix steht ne Holzhütte mit Stühlen davor. Hier sollte es für mich was passendes zu futtern geben.
Und Delicioza heißt: Wohlschmecked. So viel wusste ich von der App schon.

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Kurz ausklingen lassen und weiter in die Dämmerung einen Schlafplatz suchen. Nach ca. 15 km wurde ich fündig. Aber vorher geht es noch durch eine Schlucht, die so fantastisch ist, dass ich sie nächsten Morgen nochmal fahren musste. Sind nur ca. 3 km, aber so schön und urtümlich. Unweit vom Bach, andere Camper in der Nähe, Sandboden… den Tag noch mal vorbei ziehe lassen…
Nochmal vor´s Zelt gelegt. Vielleicht sehe ich ja noch ne Schnuppe, dann kann man sich was wünschen.
Aber was will ich mir noch wünschen? .........................Wunschlos glücklich........................

Das ist Chateu Queyras
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Kara_Kid

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Sehr schöner Reisebericht. Danke.
 
nobbe

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cooler bericht - besser luftmatratze (habe eine mit integrierter luftpumpe) statt ISO matte, dann hast du weniger gepäck und mehr schlafkomfort :cool:
 
finepixler

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Ein ganz toller Reisebericht mit schönen Bildern unterlegt. Vor allen Dingen die Beschreibung der Einsamkeit im Nebel, wenn vom Tal her etwas "hochblubbert". Toll!

Bin demnächst auch wieder in den Alpen unterwegs, werde auf meinen Routen aber eher Massentourismus erleben. Na ja, egal.
 
Jungfux

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Danke für das schöne Feedback. Aplaus ist das Brot des Künstlers.
Freut mich, wenn ich Euch mitnehmen kann.
Die kommenden Tage sind auch schon in Bearbeitung.
Luma habe ich mir auch schon überlegt...
Echt ne gute Lösung? Haste nen Link, bitte?
 
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nobbe

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Jungfux

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Danke für die Info nobbe, so was muss her, das war der einzige Schwachpunkt in der Ausrüstung - neben der fehlenden Regenkombi - aber ich wollte es ja so.

Nun weiter zum 5. Tag:
Nachts weckt mich das Geprassel von Regen auf. Mist, hätte ich mir vielleicht doch was wünschen sollen??? Egal, Zelt ist dicht. Aber ich merke, dass ich in einer Wasserpfütze liege. Hoffentlich ist da kein Loch im Zeltboden.

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Am Morgen sieht es kurz gut aus, will schon abbauen, als der Regen heftig wird. Oh, wieder reingekrabbelt und weiter gepennt und Italienisch gelernt… Aber es hört und hört nicht auf. Irgendwann so um 13:00 h ist es so weit. Es hat sich ausgeregnet. Also abbauen und los, doch nach ca. 15 min Fahrt fängt es wieder an und ich stelle mich unter und lerne Vokabeln.

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Eigentlich wäre ich gerne in die andere Richtung gefahren und hätte mir noch das Chateu Queyras und das Dorf St. Veran auf 2040 m angesehen. In meiner Vorstellung liegt da irgendwo ein alter Veran im Bach neben der Straße. Aber das Wetter war zu schlecht als dass ich noch weiter in die Höhe wollte. Oben ist kälter und noch mehr Nebel.

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Alte Weisheit meiner Mutter: Bei Hunger im Futterkasten, sollst Du Rasten.

Die nächste Stadt ist Guilestre. Ach und wie es immer so ist, im Zentrum ein schöner Platz und ein Kaffee. Zeit für Cappucino, Eis und die weitere Tourplanung.

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Habe das Dorf St. Paul auf der Karte entdeckt und da ich in der Nähe von Hamburg groß geworden bin und das einem Stadtteil von HH sehr ähnlich klingt, war das mein nächstes Ziel und für mich so etwas wie der gedankliche Wendepunkt meiner Tour.
Auf dem Col de Vars sieht man deutlich, wie die Suppe in der Höhe hängt, unten schön warm und oben Wolken.

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Auf der anderen Seite war das Wetter besser

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Das Dorf ist ja so idyllisch, dass mir das Herz zu hüpfen anfängt… Ich sauge das alles in mich auf, kann mich schon die ganze Zeit gar nicht satt sehen.
Das ist nicht St. Paul.
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Noch ein Blick zurück nach St. Paul
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Bin wie vom Almdudler besoffen. Der nächste große Ort ist Barcelonnette und wirklich der südlichste Punkt meiner Tour. Schön, dass es da ne Tanke gibt. Das Geldproblem hat sich zum Glück auch geklärt. Es war nur die eine Tanke, die den geringen Betrag angezeigt hat. Zur Info: Es gibt dort in der Gegend hauptsächlich Tankautomaten. Mit Bargeld tanken ist ganz selten möglich. Weiter auf der Bundesstraße Richtung Gap. Aber kurz hinter Revel ist rechts neben der Straße eine so tiefe Schlucht, dass ich fast vom Glauben abgefalle.
Wo sind wir denn hier? Der totale Wahnsinn der Natur. Ich liebe so was.
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Aber noch was von der Natur kommt mir entgegen, das ich auf dem Mopet nicht so mag… dicke, fette, dunkle Wolken. Es gab an dem Punkt der Strecke aber keine Möglichkeit auszuweichen, da musste ich durch. Bin rechts abgebogen um an den Lac de Serre Poncon zu kommen. Noch ein Eis geschleckt, dann kamen die Wolken und der Regen hat mich eingeholt. Jetzt musste ganz schnell ein Platz für einen Zeltaufbau her. Zum Unterstellen gab es nix… Mein Riecher wieder… Rechts raus und das Zelt in Windeseile aufgebaut. Da saß ich jetzt um ca. 17:30 h, kaum Strecke gemacht heute, nass im Zelt und es prasselt. Aber was soll ich sagen. Nach ca. einer Stunde wird das Geräusch leiser, schau ich mal raus und echt aus meiner Wunschrichtung scheint mir die Sonne zwischen den Wolken entgegen. Kaum zu glauben. Zelt flott abgebaut und weiter, wollte noch Strecke machen, bin mittlerweile echt kilometerdurstig und brauch noch was warmes zu Futtern.
Der See ist wunderschön. Es fehlen allerdings ca. 10 Meter Wasser.
Das ist bei einem so riesigen See ein gigantisches Volumen. Ist das der Klimawandel, wenn ja, ist der vom Menschen gemacht oder sind das natürliche Zyklen???
Gab es das schon vor unserer Zivilisation???
Fragen über Fragen im Kopf während der Asphalt sich unter den Reifen abspult.

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Ja… da ist sie wieder genau zur rechten Zeit. Meine Abendessen-Futterstation. Hat ein bisschen länger gedauert, bis das Essen am Tisch war und es hat schon gedämmert, als ich flott weiter bin. Nicht mehr viel Zeit bis zur Dunkelheit, um einen Schlafplatz zu finden und das Zelt muss ja auch noch aufgebaut werden. Aber das Foto musste noch sein.

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Mein Riecher ist genial… nach ein paar Kilometern kurz vor einer Kurve ein ganz kleiner Weg, der in den Wald führt… umdrehen, Mopet abstellen, reinlaufen.
Platz für gut befunden, ca. 80 m leicht bergan reingefahren und wieder einen tollen Schlafplatz. An einem Tag zwei Mal Zelt aufbauen – Routine zahlt sich aus.

Die beiden letzten Fotos hier habe ich in der Früh gemacht.
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Bin voll gespannt, was der morgige Tag so bringt.
Es sollte ein ausgesprochen genialer Tag werden.
Aber das ahnte ich noch nicht. Gute Nacht.
 
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Paul46

Paul46

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Super Reisebericht, super Fotos! Wünsche Dir weiterhin eine schöne Reise.;)
 
Serpel

Serpel

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Dann kam ein längeres Stück Landstraße, das erst durch Almdörfer ging. Auf dieser Schnitzerei kann man das beschwerte Leben früherer Tage erkennen und die Liebe der Menschen zu Tier und Natur. Mich hat diese Holzarbeit sehr berührt und zum Nachsinnen angeregt. (Kein Fakenews, kein usb und wlan. Der Mann rettet alles was ihm lieb ist auf seinen Schultern - pures Leben den Gewalten ausgeliefert).Anhang anzeigen 518515
Das ist eine Bronzeskulptur, die den "bärenstarken" Säumer Wäger Baschi zeigt, dem Kollegen am Grimselpass (oberhalb Guttannen) einen Baumstamm in den Weg gefällt hatten. Der Legende nach hat er voller Zorn einfach sein Maultier auf den Rücken genommen und über das Hindernis getragen.
(Quelle)

Gruß
Serpel
 
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Hallo Serpel, danke Dir für die Info und den tollen Link. Also gab es früher auch schon Intrigen und Falschheit. Traurig, wir könnten es uns so schön machen auf dieser Kugel.

6. Tag: Morgens ist es trocken und womit ich überhaupt nicht gerechnet habe, die Sonne scheint genau in meine Richtung. Das mag ich sehr und ich achte auch normalerweise wenn möglich beim Zeltaufbau darauf. Aber bei der schmalen Begebenheit hier, erübrigte sich dieser Gedanke. Dafür, dass es geklappt hat bin ich dankbar. Morgenroutine, diesmal ohne Bach und weiter geht es. Es ist Montag und die Straßen sind voll mit Rennradfahrern und Begeisterten am Straßenrand, die ihnen zu klatschen… Tausende von Menschen – unglaublich. Bei uns kriegt man doch niemanden vor der Glotze hervor… und hier scheint das ganze Land im Freien zu sein. Es war ein kirchlicher Feiertag und die Franzosen nutzten das für ein Fahrrad-Rennen.

Hier nochmal ein paar Bilder von dem See und den Zuflüssen, die ebenfalls leer sind.
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Mein Tagesplan war Richtung Col du Galibier. Aber erst mal ins Kaffee in Guillestre Frühstücken. Denkste, die Innenstadt komolett gesperrt. Hab einen Campingplatz gefunden, wollte eigentlich nur wenden… steht da ne einsame Lady vor ihrer Enduro. Echt netter Plausch mit der Dame aus München. Sie gibt mir einen Tipp von einem Seitental, dass ich auch schon auf dem Zettel hatte. Also war mein Riecher wieder fein.

Geniale Landschaft muss vor Argentiere gewesen sein...
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Man beachte den kleinen Block, der da vor tausenden von Jahren abgerutscht ist.
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Ganz schön eng um die Fuhre zu wenden und schief gehen darf auch nix.
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Es ist mittlerweile wieder höllisch warm und ich brauche erst mal ein Bad im Bach. Der hier hat aber ganz schön Strömung.
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Auf der Bundesstraße nach Briancon gleich links abgebogen und dann in ein Tal rein… bischen rumgesucht und immer noch diese Massen an Fahrradfahrern, unglaublich, aber toll. Diese Begeisterung gibt es bei uns in dieser Größenordnung nur beim Fußball.
Ich fahre in eine Schlucht bis zum Ende. Nee, das war nicht so gut, da geht noch mehr. Vorher noch mal in das Dorf Puy St. Vincent geschaut. Die Gegend ist ein Traum und die Häuser entsprechen genau meinem Wunsch zu wohnen.

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Doch wovon leben die Menschen hier? Wie kann man Geld verdienen? Ich bin selbstständiger Reparatur-Service seit 2008 und es läuft gut. Aber brauchen die so was hier? Denke, die Menschen hier können das alles selber…

Fahre wieder runter und in das nächste Tal wieder rein biege nochmal ab, suche weiter und plötzlich bin ich auf einer einspurigen Schotterstraße, die sich den Berg hoch schlängelt. Weiter und weiter geht es rauf, kein Verbotsschild.

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Ein Traum, ich kann es gar nicht fassen. Weiß nicht, wie lange ich unterwegs war, jedenfalls oben ein kleines Plateau mitten im Nix. Scheint am Rande eines Naturschutzgebietes zu sein. Eine Gruppe Franzosen mit (na klar) Fahrrädern und ansonsten nur die Berge, das Gras und der Wind. Ich hätte Tage gebraucht, um da mit dem Fahrrad hin zu kommen.
Echte Kerle*innen diese Franzosen*innen.
Zum Glück gibt es dieses *innen-Gedöns bei der Duolingo-App nicht...

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In Argentiere bin ich wieder links ins Tal reingefahren Richtung Valloise und weiter geht die Fahrt in ein Skigebiet, was im Sommer von Wanderern genutzt wird. Die Straße geht immer höher hinauf. Noch eine Hotelansammlung und noch eine… irgendwann bin ich wieder auf Schotter und in meinem Element. Hoch den Berg, wenige Wanderer kommen mir noch entgegen, sie gehen hinunter. Es ist schon Nachmittag, ich habe die Zeit vergessen.
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Merke plötzlich, dass ich völlig alleine bin. Der Weg ist krass aber genial. Hier fällt mir auf, dass mein Hinterrad nicht optimal am Boden klebt, sondern hüpft und ich die Kraft nicht richtig auf den Boden bringe… Also das Federbein ein wenig anders eingestellt und siehe da, perfekter Grip. Schöneres Fahren jetzt. Bin froh, dass das HAG auf 37/11 umgebaut habe (Korrektur: derBonner hat es gemacht). Genau für solche Wege ist das gedacht. Mein Krokodeil schlägt sich wacker und ich bin stolz auf uns. Der Weg wird immer krasser und mir wird stellenweise mulmig. Ich muss richtig am Gas hängen, damit es hoch geht. Tanken müsste ich bald mal, ein wenig müde bin ich, außerdem völlig alleine. Wenn jetzt was schief läuft, das wäre gar nicht gut. Gutes Gefühl, an meine Grenzen gekommen zu sein, ich bin befriedigt. Genug ist genug, klasse war es, bis hier, nix übertreiben.
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Ich entscheide, dass es genug ist und fahre glücklich ins Tal. Unten weiter bis Briancon, tanken, links weiter Richtung Grenobel und fahre weiter auf den Col du Galibier. Die Landschaft ist wieder so was von umwerfend – auch wenn ich mich wiederhole – es ist zu schön um wahr zu sein.

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Drüben wieder runter. Im nächsten Ort rennen Leute mit Pizzakartons rum. Also gibt es hier auch für mich wieder was zu Futtern. Diesmal Pizza Buffalo-hoffentlich nicht mit ganzen Büffeln drauf. Zu viel Fleisch kann ich nicht gut verdauen. Essen, weiter und kurz danach wieder einen schönen Schlafplatz auf ner Wiese bei drei riesigen Zypressen. Das ist gut, falls ich schlafwandel, finde ich den Platz leichter wieder.
Kein Bach = kein Geräusch, nur das Zirpen der Grillen.

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Das Foto ist wieder vom Morgen danach. Abends war schon zu dunkel.

Nachts höre ich eine Wildschwein-Bache mit ihren Frischlingen.
Aber als sie mich wittern, machen sie sich gleich wieder vom Acker.
 
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lederkombi

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Ha, am Col de Vars und auchbei den Demoiselles bin ich dieses Jahr auch vorbei, mit der Vespa. :victory:

Und Galibier sowieso.
 
GS-Gerd

GS-Gerd

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Hallo,

schöne Tour, schön beschrieben und geschrieben. Respekt das alleine zu machen. Das tät ich mich nicht trauen. Ich wünsche dir weiterhin tolle Erlebnisse und Eindrücke.
 
Jungfux

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Euer schönes Feedback freut mich sehr.
Endlich fühle ich mich als ein Weltenbummler - einer von Euch, oder wie ein Easy-Rider. Den Schlafsack hinten drauf und der Nase nach.
Die Tour ist leider schon beendet und ich schreibe den Bericht hier von der warmen Stube aus.
Heute gibt es erst mal keine Fortsetzung, denn es treibt mich wieder raus. Das Mopet ist ja flott beladen und Frankreich ruft mich wieder. Allerdings nur für zwei, drei Tage, wieder Zelt und alleine mit mir.
Wissembourg sind von mir aus nur ca. 90 km und dann mal sehe wo es lang geht. Erst mal in Bitche einen Kaffee trinken und nach dem Rechten sehen.

Bin 2019 als ich noch GS-Neuling war vom Siebenschläfertreffen mit einem "fremden" GS-Fahrer heim gefahren. Der war flotter unterwegs, ich wollte dran bleiben. End vom Lied war beim Abbiegen auf ner Kreuzung ein Highsider. Mein schönes Mopet ramponiert, ich voll mit Prellungen weil Bauchplatscher... aber nix Schlimmeres zum Glück passiert, konnte noch heim fahren.
Daher stammen auch die ganzen Kampfspuren an meinem Monster.
Das passiert mir nicht, wenn ich in meinem Rythmus bleibe.

... und Gerd, also mit Deinem schicken Teil wüsste ich auch nicht, ob ich die alleine im Wald abstellen wollen würde. Da wäre mir auch mulmig. Gelegenheit macht Diebe oder alleine schon dass sie smutzig wird.
Und das ist halt des Messers Schneide, will man was Feines, dann haste Angst drum, oder hast was, was fährt und fährst...

Drum ist es für mich der bessere Weg.
Die Reise geht weiter.
 
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Jungfux

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7. Tag: So im Dahindämmern höre ich zwei Franzosen, die nah an meinem Zelt vorbei gehen und sich angeregt unterhalten. Entweder haben sie mich nicht gesehen (denn ich bin schon ein bisschen versteckt) oder, was ich eher denke, es ist ihnen so egal, wie der Sack Reis aus China.

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Diesmal hatte ich beim Aufwachen die aufgehende Sonne im Rücken. Das ist auch eine schöne Optik, fällt mir auf. Ich genieße den Anblick, mache mir aber dennoch keinen Kaffee, glaube ich hatte zu wenig Wasser, dann trinke ich es lieber so.

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Der Plan für heute war es die Heimfahrt so erlebnisreich und spannend wie nur möglich zu gestalten, und sich langsam aber stetig heimwärts zu bewegen. Es sollte erst den Pass C. d. Galibier runter bis St. Michel gehen, links ein Stück auf der N6 bis St. Jean-de-M. und dann ein „U“ fahren auf den Sträßchen D926 und D927 bis nach La Toussuire. Das ist ein Skigebiet mit einer so gigantischen Hochhausbebauung, wie ich sie noch nicht gesehen habe. Malle in den Alpen.

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Ich fahre durch den Ort immer höher und befinde mich recht bald wieder auf einem Schotterweg, der sich den Berg hoch schlängelt und auch von Wanderern genutzt wird, an denen ich vorsichtig vorbei tucker.

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Keiner stört sich dran, ich kann es nicht fassen und grüße freundlich, auch um mal die Stimmung so auszuloten… Die Menschen grüßen freundlich zurück und zeigen teilweise den Daumen hoch. Wie geil ist das denn? Stelle sich mal einer vor, man tuckert die Zugspitze hoch, da rockt aber der Bär. Hier kein Problem, ich fahre bis zur höchsten Skiliftstation und genieße die gigantische Aussicht und das Leben. Beim Runterfahren komme ich an einer Herde Pferden vorbei. Für mich ein ganz tolles Gefühl, da ich auch Kutscher bin und ich entscheide noch eine kleine Pause dran zu hängen.

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Es waren ca. 20 Stuten, die von Fliegen geplagt wurden. Sie haben sich auch gleich alle zu mir an den Zaun begeben.

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Dummerweise hat man den Tieren die Mähne gestutzt, wodurch ihnen der natürliche Schutz vor den Plagegeistern fehlt. Wenn man ihnen dann keine Fliegenmützen aufsetzt ist das schon fast Tierquälerei. So machte mich das, auf den ersten Blick, so schöne Erlebnis, dann doch traurig. Der Mensch, so scheint mir, ist das dümmste Geschöpf auf dieser Kugel.

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Ja aber es ist kaum zu glauben, unten im Ort finde ich die weitere Straße nicht. Es scheint wie eine Sackgasse zu sein. Verflixt und zugenäht, nix zu wollen, ich muss zurück nach St. Jean und dann doch das Stück Bundesstraße fahren, um auf den nächsten Pass, den C. d. Madeline zu gelangen. Dieses Rätsel werde ich bei einer kommenden Tour mal von der anderen Seite her lösen. Der C. d. Madeline ist Landschaftlich ganz zart im Vergleich zu den krassen, schroffen Pässen, die ich gesehen habe. Auf der Passhöhe sieht man schon das Mt. Blanc-Massiv. Ein deutliches Zeichen, dass die Reise dem Ende zugeht.

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So entscheide ich mich nochmal für eine kleine Schotterpassage rechts den Hang hoch… hohoho das hatte ich aber unterschätzt…

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das letzte Stück war ganz schön happig – aber das ist es doch, was ich so liebe… es muss klappen, wer anhält (oder nur dran denkt) hat schon verloren. Die Wanderer machen mir breitwillig die beste Spur frei und schauen bewundernd zu. Kein Groll in den Gesichtern zu erkennen. Oben kurz ausgeruht, genossen und wieder zurück getuckert. Verrückte Reise. Am Ende vom Pass kommen noch ein paar schöne Kehren und unten rechts nach Moutiers und dort weiter nach Seez und über den kleinen St. Bernhard nach Coumayeur. Jetzt hatte ich keinen so richtigen Plan. Aber langsam musste ich mir klar machen, wo ich weiter hin wollte und wo ich schlafen wollte. Auf der Karte entdecke ich bei Aosta den Berg Grand Paradiso mit gleichnamigem Naturschutzgebiet. Kurz davor liegt auch in der Gegend Valgriseche, aber außerhalb vom NSG,. In das Tal wollte ich fahren. Bis ich dort hin komme, ist es aber schon Zeit für Futter und Schlafplatz… aber ich fahre in das recht einsameTal. Sieht irgendwie feucht und klamm aus und alle Autos kommen mir entgegen. Lange Rede ohne Sinn… liegt echt ne Pizzeria auf meiner Strecke. Leckere Pizza und Getränk für10 Euro – kann man nicht meckern.

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Dann bin ich noch bis ganz ans legal befahrbare Ende der Straße gekommen. Da steht noch eine kleine Imbissbude, mit dem schönsten WC, das ich auf meiner Reise gesehen habe. Das glaubst Du nicht. Auf der Reinfahrt ins Tal ist mir schon ein Abzweig für einen möglichen Schlafplatz ins Auge gestochen.

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Zu dem wollte ich nun zurück. Ich wollte aber auch den See umrunden, der weit unten in der Schlucht zu sehen war. Bin also von der Bude andersrum weiter gefahren. Stand zwar ein Schild gefährliche Wegstrecke und so… naja, darum haben wir ja das Profil auf den Socken. Tolle Strecke, tolle verfallene Häuser, tolle Landschaft, Wasserfälle, Bäche, alles leicht fahrbar und empfehlenswert.

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Mit meinem Schlafplatz lag ich wieder so was von richtig. Den kleinen Abzweig zwischen den Felsen durch in eine versteckte Lichtung. Allerdings ein Gebäude dort, aber keine Menschenseele. Hier mache ich zum ersten mal ein kleines Feuerchen an einer schnell gebauten Feuerstelle. Ich werde ein wenig traurig. Morgen geht es heimwärts. Warum? Für wen? Auf mich wartet keiner? Der Kunde mit seinem Kram kann auch mal warten. Jetzt bin ich hier. Wann bin ich wieder hier? Mit diesen Gedanken baue ich mein Zelt auf, schaue ins Feuer, lasse alles noch mal an mir vorbei ziehen… und entscheide, dass die Reise weiter geht – morgen. Gute Nacht.

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