In der westlichen Welt wird anlasslose und großflächige Videoüberwachung der Bevölkerung besonders kritisch gesehen, wenn in betroffenen Ländern in der Vergangenheit eine Historie totalitärer Überwachung existierte. Dies gilt z.B. für Deutschland (Nazis/Stasi) oder Italien unter Mussolini, aber es gilt nicht für's UK. Wäre ich böse, so würde ich sagen, dass totalitäre Mechanismen dort erst mit dem Brexit aufkamen.
In London z.B. gab es 2020 eine Überwachungskamera pro 14 Einwohner (bzw. 400 Kameras pro km²), und ein (mobiler) Londoner wird pro Tag von bis zu 300 Kameras erfasst. Etwa 90% dieser Kameras werden privat betrieben, also z.B. durch Ladenbesitzer - oder - wie in diesem Fall, durch Motorradfahrer. Dies geht schon lange so. Neu ist allein der Aufruf, Filmmaterial aktiv bereit zu stellen. Auch in diesem Falle muss ein Richter die Nutzung des Materials dem Staat erlauben. Von Fall zu Fall.
Dieser Überwachungswahnsinn wird auch im UK äußerst kontrovers diskutiert. Schottland z.B. hat sich da weitgehend ausgeklinkt. Von den geschätzten 5,9 Mio. Überwachungskameras im UK stehen nur ca. 12.000 in SCO.
Soviel zum Hintergrund. Die Bevölkerung goutiert diese Überwachungspraxis weitgehend, da sie ein gewisses Sicherheitsgefühl vermittelt.
Hat man - wie ich - einen tieferen Einblick in die Psyche des britischen Motorradfahrers (wenn es diesen "Typus" denn überhaupt gibt), so erkennt man schnell, dass ein solcher staatlicher Aufruf nix bringen wird. Nix im Sinne von Nada, Nullinger, Niente. Der typische britische Biker reist auf einem Supersportler mit 3 Utensilien im winzigen Tankrucksack auf den Kontinent. Kreditkarte (zum Bezahlen der deutlich eingeplanten Geschwindigkeitsverstöße in der Eifel), Kondome (man weiß ja nie) und zwei Bierdosen (für die Fähre) - und der natürliche "Fressfeind" ist die Polizei, mit der man nie kooperieren würde. Ein Aufruf zur Nutzung von Helmkameraaufnahmen wird somit ausgehen wie das Hornberger Schießen.