Motorradunfall aufgrund Bitumenspur auf Autobahn

[TinasBike]

Hallo in die Runde,
zunächst möchte ich mich kurz vorstellen. Ich bin Tina, fahre eine f800 GS, Baujahr 2009 und komme aus dem Oberbergischen. Nach einem Motorradunfall, der sich kürzlich auf der Autobahn aufgrund einer sehr großen Bitumenspur ereignete, suche ich jetzt Biker, denen eventuell ähnliches passiert ist und die eventuell rechtliche Tipps zu diesem Thema haben. Meine Maschine ist beschädigt, ich bin verletzt und sehe ganz klar die Autobahnmeisterei als Verantwortlichen. Ich bin absolut nach Vorschrift gefahren - sogar etwas langsamer weil es zuvor geregnet hatte. Zum Glück sind keine weiteren Personen verunglückt oder beteiligt gewesen. Auch die Polizei sieht es so, dass ich den Unfall nicht verursacht habe bzw. hätte verhindern können. Es gibt zum Glück auch Zeugen.
Ich freue mich auf Euer Feedback und bin dankbar für Tipps.

 

[TTTom]

Es gibt ja verschiedene Gerichtsurteile dazu, mal zugunsten Strassenverkehrsbehörde, mal zugunsten Verkehrsteilnehmer. Dein Anwalt wird das sicher recherchieren.
Die Größe des Bitumens ist sicher relevant (Umfahrbarkeit), ob davor mit Schild gewarnt wurde etc.

Gute Genesung und viel Erfolg.

 

[finepixler]

Ich bin 2016 an einem Sonntag im Vogelsberg beim Linksabbiegen auf großflächig gestreutem Split weggerutscht (Lowsider). In den Tagen oder Wochen zuvor wurde die Straße in diesem Bereich komplett erneuert. Neue Straßenmarkierungen waren noch nicht aufgetragen. Am Freitag zuvor hatte die Straßenmeisterei, beauftragt durch Hessenmobil, sämtliche Hinweisschilder wegen Bauarbeiten weggeräumt. Auch Maschinen waren nicht mehr zu sehen. Hinweisschilder auf Split waren nicht aufgestellt. Kurzum, nichts hat darauf hingedeutet, dass hier eine Baustelle war oder ist. Den Split hatte ich erst bemerkt, als ich bereits abgeflogen bin. Ich hatte ein paar Prellungen und Blutergüsse davongetragen. Das Motorrad hatte ebenfalls einige Schäden.

Den Unfall habe ich von der Polizei aufnehmen lassen und das Ganze an meinen Anwalt übergeben. Der materielle Schaden wurde mir zu 100% ersetzt, weiterhin erhielt ich Schmerzensgeld von der gegnerischen Partei. Die hatte ihre Verkehrssicherungspflicht verletzt.

Lange Rede, kurzer Sinn. Beweissicherung und dann den Anwalt prüfen lassen.

BTW. Gute Besserung und viel Erfolg.

 

[TinasBike]

Vielen Dank. Es gab kein Warnschild. Die Höchstgeschwindigkeit bei Nässe 80 km/h - und ich war sogar etwas langsamer. Aktuell liegt es der Staatsanwaltschaft vor, so dass als Beteiligte die Autobahnmeisterei im Unfallbericht erscheint.

 

[FlowRider]

Vielen Dank. Es gab kein Warnschild. Die Höchstgeschwindigkeit bei Nässe 80 km/h - und ich war sogar etwas langsamer. Aktuell liegt es der Staatsanwaltschaft vor, so dass als Beteiligte die Autobahnmeisterei im Unfallbericht erscheint.

Gut, dass du im wesentlichen heil geblieben bist und willkommen im Forum. Werde schnell wieder gesund

Wichtig ist halt, dass du schnell Beweise sicherst (Wetterdaten, Fotos usw.).

 

[TinasBike]

Vielen Dank. Ja Fotos hat die Polizei gemacht. Die Autobahn wurde wohl danach erstmal gesperrt. Von all dem habe ich aber nichts mehr mitbekommen, da ich mit dem Notarzt direkt in KH gebracht wurde.

 

[KlausB]

Vermutlich wird es ohne gerichtliche Klärung nicht gehen, denn solche Vorkommnisse sind eher juristische Einzelfälle. Dabei bleibt ein Prozesskostenrisiko, welches die Rechtsschutzversicherung abdecken würde. Ich rate zu einem Klärungsgespräch mit einem Verkehrsrechtsanwalt. So etwas dürfte von der Rechtsschutzversicherung auch gedeckt sein.

Aber Vorsicht: über den Zustand der Reifen ist nichts bekannt. Bei Stollenreifen ist von schlechterer Haftung als bei Tourenreifen auszugehen, also müsste man die Geschwindigkeit bei solchen Verhältnissen weiter reduzieren. Ob du vielleicht (ohne ABS?) gebremst hast, weil du wegen der Sichtverhältnisse langsamer fahren wolltest, ist nicht bekannt. Ob zusätzlich zu dem Bitumenstreifen noch Blütenpollen oder Diesel auf der Fahrbahn die Reibung verringert haben, ist nicht bekannt. Die Liste lässt sich verlängern. Ein Gericht müsste unzweifelhaft feststellen, dass du fahrtechnisch vollständig richtig unterwegs warst, dass die Beschilderung aber eine erheblich geringere Geschwindigkeit hätte vorschreiben müssen und du deswegen (für dich nicht zu erkennen) zu schnell warst.

Bei einem tiefen Schlagloch in der Fahrbahn wäre die Beweislage sicherlich einfacher als bei einem großflächigen Bitumenstreifen. Bezogen auf die Geschwindigkeit vor dem Sturz müsste jemand feststellen können, dass du ausreichend langsam unterwegs warst. Ob das von einem Gutachter tatsächlich bestätigt werden kann, ist offen. Wenn es keine Bremsspuren gibt, kann kein Richter wissen, ob ein Bremsfehler vorlag oder nicht.

Gruß
Klaus

 

[QVIENNA]

Als „gegnerischer Anwalt“ würde ich wie folgt argumentieren:

im ganzen Land werden Risse mit Bitumen saniert. Als erfahrener Biker müsste man wissen, dass bei Nässe das Bike etwas versetzt werden kann.

Der Lenker des Motorrads hat sich durch den Versatz erschreckt, sein Bike verrissen und ist dadurch selbstverschuldet zu Sturz gekommen.

Der eigene Anwalt müsste sich natürlich was besseres einfallen lassen. Autobahn wurde wegen der Unfallaufnahme gesperrt oder wegen der Gefahrenstelle? Wenn die Polizei hier eine Gefahrenstelle erkannt hat (da bin ich mir nicht so sicher), hätte man natürlich bessere Karten.

Ich weiß, das möchte niemand hören, aber auf‘s Erste sehe ich nur sehr geringe Chancen.

 

[TinasBike]

Als „gegnerischer Anwalt“ würde ich wie folgt argumentieren:

im ganzen Land werden Risse mit Bitumen saniert. Als erfahrener Biker müsste man wissen, dass bei Nässe das Bike etwas versetzt werden kann.

Der Lenker des Motorrads hat sich durch den Versatz erschreckt, sein Bike verrissen und ist dadurch selbstverschuldet zu Sturz gekommen.

Der eigene Anwalt müsste sich natürlich was besseres einfallen lassen. Autobahn wurde wegen der Unfallaufnahme gesperrt oder wegen der Gefahrenstelle? Wenn die Polizei hier eine Gefahrenstelle erkannt hat (da bin ich mir nicht so sicher), hätte man natürlich bessere Karten.

Ich weiß, das möchte niemand hören, aber auf‘s Erste sehe ich nur sehr geringe Chancen.

Vielen Dank für deine Rückmeldung.

 

[Joerg1952]

Bitumenfläche und zuvor Regen, wie sie schreibt, dann ist das Bitumen kaum zu erkennen. Entsprechende Beschilderung ist hier zwingend erforderlich.
Anwalt nehmen, besser noch du hast eine Rechtschutzversicherung.

 

[Pauli1992]

Hallo TIna,
ich habe mich eigentlich auf Grund eines anstehenden GS-Kaufs angemeldet, daher leider ein Einstiegspost zu einem blöden Thema von mir... Kann dir aber beruflich 1-2 Sachen technischer Seite kurz mit an die Hand geben. Der juristische Rest liegt in der Hand vom Gericht und den Anwälten.

Essentiell wichtig ist die Auslaufstrecke zwischen Bitumenfleck und deiner Endlage / der des Motorrads. Über die gängigen Literaturwerte zur Rutschverzögerung von Motorrädern / Aufsassen kann so nachgewiesen werden, welche Geschwindigkeit du vor dem Sturz inne hattest.

Über die Geschwindigkeit kann dann auch in Annäherung bestimmt werden, ab wann du den Fleck sehen konntest und ob du noch die Möglichkeit hattest eine Abwehrreaktion einzuleiten etc.

Die Polizei ist bei Autobahnunfällen immer sehr fleissig darin mit jeder Menge Fotos zu dokumentieren, wie die Unfallstelle "am Ende" aussah. Das eigentlich Interessante zur Rekonstruktion spielt sich jedoch auf der Strecke davor ab. Kratzspuren auf der Fahrbahndecke etc. Solltest du also selbst oder einer der Zeugen Handyfotos gefertigt haben, diese so schnell wie möglich sichern!

Sollte die Fotodokumentation (wie so oft) spärlich sein: Solang alles noch frisch ist, geh in Google Maps / mapillary oder ähnliches und fertige dir eine Skizze im Luftbild an, wo genau dein Motorrad lag und wo der Bitumenfleck ist. Dabei kannst du markante Stellen an der Leitplanke oder am Straßenrand zur Orientierung nutzen. Das ist wenn der Kram in 1-2 Jahren beim Gutachter liegt eventuell Gold wert.

P.S. Was die Polizei sagt hat leider 0 Aussagekraft. Sorry!

 

[Joerg1952]

und wenn das noch nicht lange her ist, würde ich gesamte Beschilderung auf der Strecke dokumentieren.

 

[TinasBike]

Als „gegnerischer Anwalt“ würde ich wie folgt argumentieren:

im ganzen Land werden Risse mit Bitumen saniert. Als erfahrener Biker müsste man wissen, dass bei Nässe das Bike etwas versetzt werden kann.

Der Lenker des Motorrads hat sich durch den Versatz erschreckt, sein Bike verrissen und ist dadurch selbstverschuldet zu Sturz gekommen.

Der eigene Anwalt müsste sich natürlich was besseres einfallen lassen. Autobahn wurde wegen der Unfallaufnahme gesperrt oder wegen der Gefahrenstelle? Wenn die Polizei hier eine Gefahrenstelle erkannt hat (da bin ich mir nicht so sicher), hätte man natürlich bessere Karten.

Ich weiß, das möchte niemand hören, aber auf‘s Erste sehe ich nur sehr geringe Chancen.

Vielen Dank für deine Rückmeldung.

Bitumenfläche und zuvor Regen, wie sie schreibt, dann ist das Bitumen kaum zu erkennen. Entsprechende Beschilderung ist hier zwingend erforderlich.
Anwalt nehmen, besser noch du hast eine Rechtschutzversicherung.

Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ja und die Polizei hat auch bestätigt, dass man es nicht hätte verhindern können.

 

[DXBGS]

Mich würde vorab interessieren wie "gross" der Bitumenstreifen war oder ob es sich um eine reparierte Teerdecke gehandelt hat, welche noch "ausgeölt" hat.
Materialtechnisch 2 Paar Stiefel

 

[TinasBike]

Die Fläche war sehr groß. Sehr lang und 50 cm breit.

 

[Uli G.]

In der Vergangenheit beriefen sich die Straßenmeistereien darauf, daß es sich beim Ausbessern mit Bitumen um den "aktuellen Stand der Technik/aktuell angewandte und anerkannte Technik" handele. Fakt ist, daß es eine kostengünstige Methode ist, quasi "ambulant" anwendbar (und deswegen häufig angewandt), während sachgerechtes reparieren mit Asphalt deutlich aufwendiger ist.

Die Fläche war sehr groß. Sehr lang und 50 cm breit.

Dann hattest Du kaum eine Chance .

Uli

 

[QVIENNA]

Die Fläche war sehr groß. Sehr lang und 50 cm breit.

Oh, das ist sehr ungewöhnlich - da könnte man voll draufgehen, wenn Rechtsschutz besteht.

 

[Joerg1952]

Hallo Tina,

darf ich fragen wo das war ? A4 Richtung Köln ?

 

[TinasBike]

Ich fahre schon viele Jahre und kann ganz klar sagen - da hatte man keine Chance!

 

[TinasBike]

Hallo Tina,

darf ich fragen wo das war ? A4 Richtung Köln ?

Hallo Jörg, ja so grob die Ecke.