Früher, viel früher, zur guten alten Zeit, gab es noch Mord- und Totschlag, zwei Ermittler, mindestens ein Täter und nach 90 Minuten war der Fall geklärt und das Böse seiner gerechten Strafe zugeführt,
Mit Schimanski kam dann erstmalig die Wende. Ein Kommissar der "scheiße" sagte und die Fernsehgesellschaft spaltete. Aber es gab immer noch Mord- und Totschlag, die Täter und nach 90 Minuten war wieder Ruhe. Und etwas Spaß mit Schimmi, Tanner und Hänschen und wie hieß er nochmal, der Chef?
Mit Münster und auch Erfurt kam dann wenigstens etwas Humor mit ins Spiel, aber ... wie gehabt, gleiches Schema.
Dann kamen die sozialkritischen Tatorte oder (orts), bei denen es dann vordergründig, um irgendwelche gesellschaftliche Probleme ging, dem Zeitgeist entsprechend angepasst und bei denen die eigentliche Handlung, das Verbrechen und die Aufklärung, nur noch Begleitwerk waren.
Auch gerne dargestellt, persönliche Beziehungsprobleme mit dem Partner oder den Kindern, dem Alkohol oder der nicht bewältigten Vergangenheit (den Tatort aus Dortmund habe ich deswegen auch nur 1 x gesehen).
Dann natürlich das "Problem" Frau und Gleichberechtigung, was gestern auch wieder seinen Höhepunkt gefunden hat. Wie sagte der Verdächtige gestern sinngemäß als es gegen den Genderismus ging: "das sind viel mehr". Ein wahres Wort.
Und die Sprache, auch ein Thema. So wie es meist heute nur noch nichts sagende Einheitsbratwurst mit Einheitsgeschmack für viele Geschmäcker gibt, ist auch die Sprache im Tatort, mit ganz wenigen Ausnahmen, auch nur noch Einheitsbrei. Ein Sachse oder Schwabe der Hochdeutsch spricht ist für mein Empfinden unglaubwürdig. Anders als beispielsweise die Schweizer Tatorte, die für mich persönlich zwar langweilig sind, aber immerhin, in schwyzerdütsch. Das hat was von Regionalität. Werden die bei uns ausgestrahlt, müssen die erst einmal synchronisiert werden, was man auch sieht.
Und ja, die künstlerisch wertvollen Tatorte, bei denen das Genre eigentlich nur noch Gelegenheit zur Darstellung und Selbstverwirklichung ist. Stichwort High-noon am Bahnhof. Sehr skuril, wie alle Filme in denen ein Tukur beteiligt war. Mag sein, daß dies ein genialer Schauspieler ist, aber dann bitte am Schauspielhaus oder der Oper und nicht im Tatort.
Ich weiß, alles ist Ansichtssache und das Geschriebene meine Meinung. Ich hege allerdings mittlerweile den begründeten Verdacht, daß viele schon zu sehr von dem was um sie herum passiert vereinnahmt sind, um überhaupt noch eine eigene Meinung haben zu können.
Solange es noch Tatorte aus Köln, München, Wien (mit der genialen Adele Neuhauser), den Tatort aus Münster und ggf. einige regionale Seltenheiten wie Würzburg und Erfurt gibt, solange schaue ich mir Tatort noch an. Und wie einer schon sagte, Sonntag und Tatort gehört einfach zusammen, schon seit Jahrzehnten. Und eigentlich gehörte auch der Ludwigshafener Tatort dazu, zumindest als ein Kopper noch mit zu den Ermittlern gehörte. Bis dann diese kleine Zicke kam, na ja....
Aber auch früher gab es schon für mein Empfinden schlechte Tatorte. Der Tatort Wien mit Marek beispielsweise. Stinklangweilig. Wie beim Zimmermann, dort hatten die Österreicher und Schweizer auch nur Scheck-Betrüger. Oder auch ein Kommissar Haferkamp (Hanjoerg Felmy) aus Essen. Der war mir zu glatt.
Dafür war der spätere aus Hamburg (nicht den mit den beiden singenden und Instrumenten spielenden Kommissare), sondern der mit Hollywood-Erfahrung. Einfache Handlung und Action. Hat auch was, wenn man das mag.
Was neben dem deutschen liebsten Spielzeug doch so ein Tatort alles bewegen kann.
Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Mal sehen was demnächst aus München kommt, die sind doch auch schon reif für die Insel.
Grüße Thomas