Bremsen mit und ohne ABS

[sigmali]

In einem anderen Beitrag kam das dort als OT einzustufende Thema Bremsen mit/ohne ABS auf. Demnach gibt es die Überzeugung, man könne durch regelmäßiges trainieren üben, auch ohne ABS ein Überbremsen des Vorderrades zu verhindern und ggf. "kontrolliert" über kürzere Strecken mit einem blockierenden Vorderrad zu bremsen, ohne zu stürzen.
Ich bin überzeugt, dass dies nur in Idealfällen (mental auf die Situation vorbereitet, während der Bremsstrecke gleichbleibende Gripverhältnisse, keine Unebenheiten oder gar Seitengefälle usw.) möglich ist. Ob dies dann noch in Schrecksituationen auch noch funktioniert?

Mich würden deshalb eigene positive, aber auch negative Erfahrungen und Einschätzungen interessieren.

 

[bswoolf]

Also früher[TM] nannte man das Motorradfahren.

 

[NilsP_83]

Man kann auch sicherlich mit einem Auto ohne ESP um eine enge und nasse Kurve fahren

Ich weiß jetzt schon wie sich der Inhalt dieser Diskussion fortpflanzen wird aber ich bin froh, dass es solche Regelsysteme gibt die einen in der Schrecksekunde den A... retten.

Ich selber habe mich damit noch nie beschäftigt und ich kann mir vorstellen, dass man das durch jahrelange Erfahrung und /oder Training selber steuern kann. Allerdings ist nicht jeder Fahrer ein solch Erfahrender und ob die Notwendigkeit im Fall X rechtzeitig erkannt wird ist die nächste Sache.

 

[Kreuzband]

Ich bin da voll und ganz deiner Meinung. Auf der Rennstrecke oder unter idealen Verhältnissen hat ein geübter/trainierter Fahrer ohne ABS ganz klar einen etwas kürzeren Bremsweg. Allerdings ist dies auf öffentlichen Straßen selten der Fall, in Schrecksekunden wird es dann doppelt schwer eine ideale Bremsung ohne ABS zu machen. Gerade auf den ersten Metern wird bei dem Versuch eine dosierte Vollbremsung ohne Blockieren des Vorderrades zu machen, wertvoller Bremsweg verschenkt. Daher gibt es in meinen Augen aus Sicherheitsgründen keine Alternative zu einem modernen ABS.

 

[Qurator]

Man kann das nicht generell modellübergreifend und für jeden Einsatz sagen!
Mein 2012/13 Tü ABS ist im Gelände nicht zu fahren!
Bei den neueren Modellen klappt's besser!

 

[bswoolf]

"Man kann auch sicherlich mit einem Auto ohne ESP um eine enge und nasse Kurve fahren "
Kann man? Wirklich?
Das war aber nicht die Frage. Die Frage war, kann man ohne die Systeme dasselbe erreichen? Die Antwort ist, ja. Je mehr man übt, umso besser. Dennoch kann es natürlich Augenblicksversagen geben. Das kann man dann schön gegen Einzelfälle, in denen solche Systeme nachteilig wirken (doch, die gibt es) aufwiegen. Oder es lassen und sich an den Eigenheiten des jeweiligen Fahrzeugs freuen.

 

[Gast 57915]

Man kann alles trainieren, an die Regelgüte (max. Verzögerung ohne Abflug) eines ABS kommt man, insbesondere bei sich schnell wechselnden Gripverhältnissen keinesfalls ran.

Man lässt also Bremsleistung liegen. Dies macht aber im Alltag nichts, weil man nur bei absoluten Notbremsungen den letzen Metersec2 Bremsleistung benötigt.

 

[Kreuzband]

Genau um diese Notsituationen geht es beim ABS. Bei normalen starken Bremsungen sollte ein gutes ABS nicht stören

 

[bswoolf]

Also meine CB 250 B4 braucht kein ABS. Bei vollem Zug blockiert nichts.

 

[SQ18]

Demnach gibt es die Überzeugung, man könne durch regelmäßiges trainieren üben, auch ohne ABS ein Überbremsen des Vorderrades zu verhindern und ggf. "kontrolliert" über kürzere Strecken mit einem blockierenden Vorderrad zu bremsen, ohne zu stürzen.

...es soll Enduristen geben die das:

• üben
• können
• nutzen

 

[Gast 57915]

Also meine CB 250 B4 braucht kein ABS. Bei vollem Zug blockiert nichts.

Das kommt auf den Untergrund an.

Ich bin vor 3-4 Jahrzehnten schon in einer Autokolonne fahrend übers VR abgeflogen bei einer eher leichten Bremsung, weil da wohl (war auch nass und dunkel) etwas war (Sand, Öl?).

ABS hätte mir da möglicherweise den Arsch gerettet, trainieren eher nicht.

 

[Pinky]

Ich genieße am ehesten den Vorteil, starke Bremsungen auf schlechten Wegstrecken ganz entspannt auszuführen.

 

[Gast 57915]

So ist es. Bei mir langt sehr selten das ABS rein (wie oft fährt man Armageddon-style?) aber wen nes anspricht, ist es gut, es zu haben.
Insbesondere, wenn 270 kg Moped drücken, die fängt man nicht so leicht wie eine halb so schwerere Sumo!

 

[AndreasXT600]

Demnach gibt es die Überzeugung, man könne durch regelmäßiges trainieren üben, auch ohne ABS ein Überbremsen des Vorderrades zu verhindern und ggf. "kontrolliert" über kürzere Strecken mit einem blockierenden Vorderrad zu bremsen, ohne zu stürzen.

Ein Bruchteil aller Fahrer kann das. Einem VR46 traue ich das zu. Mir selbst traue ich das nicht zu.

 

[Hermann (aus E)]

Ne 100GS hat auch mechanisches ABS und nen Bremsweg von einem Supertanker! Ich denke im Alltag ist ABS immer besser. Man kann noch so üben, aber im Schreckmoment besteht die Gefahr das man unkontrolliert bremst. Geübte Bremser kriegen das im Grenzbereich noch besser hin, aber wenn es um DIE Schrecksekunde geht, ist man mit ABS wahrscheinlich besser dran.
Ich hab allerdings keine Ahnung vom ABS-Bremsen, da ich erst seit 2 Wochen mein erstes ABS Motorrad hab. Ich hatte allerdings bei Gefahrenbremsungen wo der Bremsweg nicht gereicht hat, immer das Glück mich mit ausweichen zu retten (DAS sollte man auch öfter üben!).
Gruß Hermann

 

[JUG]

Hallo Sigmali,
jetzt folgen wahrscheinlich noch viele Beiträge aus dem Reich der Fabeln und Märchen.
Früher, als noch einige aus diesem Forum noch mit der Blechtrommel um den Weihnachtsbaum gelaufen sind und es noch gar kein ABS gab, können die damals schon Erfahrenen sicherlich berichten, dass die von Dir angesprochen Übungen über kürzere Strecken mit rutschendem Vorderrad zu über 90% von Misserfolg gekrönt waren. Die Übung nannte sich "Stotterbremse". Dabei waren die individuellen neurologischen bedingten Regelintervalle durchaus different.
Auf losem Grund im Gelände bei niedriger Geschwindigkeit sieht das bei dosiertem Einsatz schon wieder anders aus.
Hier aber noch eine interessante Studie zum Thema "Bremsen oder Ausweichen? Oder sogar beides?“
https://www.ifz.de/forschung/projekte/
Ich war in dieser Studie Proband und kann berichten: Es geht beides gleichzeitig!
Einfach mal bei Gelegenheit lesen und es fährt und bremst sich viel gelassener - mit ABS.

 

[Capricorn]

In den Motorradfahrschulen die ich kenne, wird heutzutage die Vollbremsung bis zum Stand ohne ABS-Einsatz geübt. Ich glaube nicht, dass das verkehrt ist.

Wenn man ein Motorrad ohne ABS fährt muss man das sowieso können.

 

[Serpel]

Ich kann nur für mich sprechen: Ich neige in (echten) Notsituationen dazu, das Gehirn auszuschalten und reinzulangen, was der Hebel hält. Bin dann also auf (Kurven-)ABS echt angewiesen.

Diejenigen, die auch in (echten) Schrecksituationen alles im Griff haben, das sind die Männchen, die ohnehin immer alles können. Vermutlich aber nur verbal im virtuellen Raum.

Gruß
Serpel

 

[Zörnie]

In den Motorradfahrschulen die ich kenne, wird heutzutage die Vollbremsung bis zum Stand ohne ABS-Einsatz geübt. Ich glaube nicht, dass das verkehrt ist.

In Deutschland wird das nicht geübt. Und wozu auch? Die meisten Motorräder haben mittlerweile ABS. Beim Auto übe ich das Bremsen ohne auch nicht.

 

[bswoolf]

Ist schon richtig, Technik und Gesetzgebung sollten sich immer am schwächsten Glied orientieren.