KleinerKlaus
Themenstarter
Uiuiui... die Zeit vergeht... des Dramas dritte Katastrophe
Wir schreiben mittlerweile mitte April. Den letzten größeren Zeitraum habe ich mit Krankenhaus, Intenivstation und Reha verbracht. Zeit wieder daheim zu sein. Meine gewählte Lektüre für die vergangene Zeit war nicht ein flacher Bestseller aus der Belletristik oder ein gepflegter Literaturklassiker, sondern ein ungepflegtes Exemplar einer Reparaturanleitung, welche ich seinerzeit mit erworben habe. Jetzt mag das Exemplar aus dem Hause Bucheli ja nicht gerade das Nonplusultra an technischer Genauigkeit sein, aber für das generelle „Was ist wo?“ oder „Wofür ist das?“ ist es jedoch allemal gut. Außerdem bildeten die schwarzen Griffspuren und Flecken auf dem Einband und den einzelnen Seiten einen netten Kontrast zu einer ansonsten doch eher sterilen Umgebung.
Also zurück zu Hause führt einer der ersten Wege nach dem Auspacken der Taschen und der Feststellung, daß niemand zwischenzeitlich die Wohnung aufgeräumt hat, direkt in die Garage. Welcome back! Der mittlerweile um zwei Kilo Kabel und Kabelbinder abgespeckte häßliche Kojote steht noch da. Ich hatte also keinen schlechten Traum. Es war Realität.
Glücklicherweise befindet sich meine Garage auf dem Hinterhof eines Hauses mit einer Bäckerei unten drin. Der Weg zum benötigten Kaffee ist nicht weit, also nix wie hin.
„Einen Kaffee Afrika in einer Hartz IV – Tasse bitte. Zwei,Zwei.“
„wie bitte?“
„Einen Kaffee Togo bitte, im Pappbecher, zwei Milch, zwei Zucker bitte. Togo schreibt sich übrigens ohne Bindestrich“
„Es heißt ja auch To-go“
„Echt? Hab’ ich dann falsch verstanden. Schreibt sich aber auch ohne Bindestrich“
Die Verkäuferin (wir kennen uns schon länger) verdreht die Augen.
„Clown gefrühstückt?“
„Ja. Schmeckte komisch.“
Die Kundin hinter mir ließ, wohl ob dieser Uralt-Scherzchen, einen Seufzer vernehmen und....
aber ich schweife ab…
Mit dem Kaffee nun zurück in die Garage.
Daß ich da eine Bastelbude gekauft habe, war mir klar. Viele geflickte Stellen, wohl unterwegs provisorisch gemacht. Unterschiedlichste Schrauben, vieeeeeele Kabelbinder und offensichtlich Keine Fahrt ohne Draht. Die Fuhre scheint aber immer wieder gut heimgekehrt zu sein und Provisorien halten ja eh am längsten. Der Motor läuft recht rund, wenngleich der Auspuff innen so schwarz ist, wie Großmutters Kohlenkeller.
Mal die Kerzen angucken. Die Abdeckungen der Zündkerzen waren gut befestigt – mit Kabelbindern. Kerzenstecker rechts? Eingerissener Kopf, nur mit Zange abzuziehen. Die wohl schon seit längerem angebrachte Abziehhilfe aus – na was wohl? – Kabelbindern - war auch keine große Hilfe mehr.
Kerzenbild rechts und links: flauschig aussehender Rußbelag. Rabenschwarz. Das da noch überhaupt noch ein Funke flog… aber er flog.
Also wieder: Notieren. Da muß ich mal bei.
Schnell und Taki Taki Rumba geht im Moment noch nicht. Also brauche ich einen Plan.
Es ist ja alles da zum planen: Stuhl, Tisch, Kaffee, Aschenbecher, Kippen, Papier und Stift.
Und los:
Frage 1: Was habe ich?
Frage 2: Was will ich?
Frage 3: geht das?
Frage 4: Kann ich das überhaupt?
Frage 5: Kann ich mir das leisten?
Frage 6: Wann will ich fertig sein?
Antwort 1: ein stark gebrauchtes Motorrad, das fast viermal um den Globus gefahren ist.
Antwort 2: ein gebrauchtes Motorrad, das noch dreimal um den Globus fährt.
Antwort 3: Ja
Antwort 4: zum Teil ja, zu anderen Teilen brauche ich Hilfe.
Antwort 5: So aus dem Sparstrumpf? Nein
Antwort 6: Sobald ich wieder fahren kann/darf
„Fertig sein“ ist bei einem 26 Jahre alten Motorrad relativ zu betrachten. Die Zieldefinition von „fertig sein“ wird neu überdacht und bedeutet hiermit: „technisch ok, fahrfertig und verkehrssicher“ Aufgehübscht werden darf zwischendurch immer.
So vergehen wieder einige Tage, der Einkaufszettel wird länger, die Rolle mit dem Wickelband wird dünner, Schrumpfschlauch wird weniger, Kaffeekonsum wird höher und die Frage, ob das wohl alles noch gut wird, stellt sich zwischenzeitlich häufiger. Während ich so beiläufig über das Leben, das Universum und den ganzen Rest sinniere, kommt die Antwort auf diese Frage wie ganz von selbst: JA! Das ist jedenfalls der Plan. Es wird gut. Mit frischem Elan wieder ran ans Werk.
Anruf bei meinem Kumpel/best friend.
Für die weitere Vorgehensweise und die Beschaffung von Kapital und Material besprechen wir, daß das Garagenlager von nicht benötigten Altlasten und anderem überflüssigem Krempel geräumt wird. Ein Treffen wird vereinbart und alle Wartungs- und Ersatzteile, welche noch von meiner ehemaligen K75 vorhanden sind, werden Katalogisiert und auf einschlägigen Internetplattformen zum Verkauf feilgeboten. Gleiches gilt auch für die Zega-Koffer von der GS. Die sehen zwar urig aus und sind unkaputtbar, aber für das, was ich fahre, werden sie nicht benötigt. Optisch gefallen mir die Touringkoffer von BMW sowieso besser. Dankenswerterweise übernimmt mein Kumpel die Organisation und den Versand der doch recht vielen Teile und darüberhinaus noch die Beschaffung einigen schon bald benötigten Materials für die Reparatur der GS. Nebenbei bemerkt: in diesen coronären Zeiten sorgt ein Fahrzeug mit Heinsberger Kennzeichen tatsächlich manchmal für Aufmerksamkeit....
Zu zweit geht doch einiges schneller. Der erste Materialschwung ist da. Original-Kleinteile vom ach so freundlichen. Gut, in der Apotheke nebenan hätte ich in etwa das selbe bezahlt, aber die konnten nicht liefern. Die Hälfte des zu verkaufenden Bestandes ist ebenfalls schon weg. Läuft. Zwischenzeitlich habe ich die GS gestrippt. Sitze ab, Tank ab, Kofferträger ab, alles was im Weg ist ab.
So vergehen wieder Tage und Stunden mit Kabel suchen, Kabel entfernen, Kabel ersetzen, Kabelbinder entfernen, Kabelstränge neu isolieren und wickeln. Da wo kein Schrumpfschlauch geht, wird neu gewickelt. Klappt schon ganz gut, Darüber kommt, wenn möglich, noch ein Wellrohr, damit es noch ein bisschen mehr geschützt ist. Wahrscheinlich mehr Arbeit als nötig, sieht aber schöner aus.
Nachdem diese Arbeiten nun (hoffentlich) erledigt sind, ist es an der Zeit, mal nach den diversen Undichtigkeiten zu schauen.
Zunächst mal unters Mopped geschaut. Aha. Tropfen an der Ölablaßschraube. Abwischen, vorsichtig mal nachziehen – ups, das ging noch ein Stückcken ehe das vorgeschriebene Drehmoment erreicht wurde. Bremsenreiniger drauf, nochmal komplett abwischen – dann werden wir es ja später sehen.
Weiter mit dem Getriebeöl-Auslass. Nachziehen geht noch einen Millimeter. Abwischen, Abwarten. Die Brühe ist ja kalt und zähflüssig, also wird jetzt wahrscheinlich nichts mehr rauskommen.
Falsch gedacht.
Zwei Tage später bildet sich wieder ein kleines blaues Rinnsal. Na gut. Bist Du nicht willig, dann hast Du nicht mit mir gerechnet. Einfüllschraube auf, einen Ablaufkanal aus einer alten Wasserflasche geschnitten, Auffangbehälter drunter und Ablaßschraube raus. Langsam ergießt sich ein honigdicker Strom aus Getriebeöl in den Behälter. Die Kupferdichtringe sehen ein bisschen aus, als wären sie per Anhalter angereist – also ziemlich mitgenommen. Die werden mal durch neue Aludichtungen ausgetauscht. Nachdem das Öl raus ist, Ablassöffnung saubermachen und wieder verschließen. Neues Getriebeöl einfüllen, Einfüllschraube auch wieder drauf. Dicht?
Wir werden es ja später sehen…
Das Auge ißt mit - des Dramas vierte Katastrophe
Zwischenzeitlich gabs auch was für die Optik. Die vorderen Plastikteile vor dem Schnabel habe ich ausgebaut. Die sehen ja richtig grottig und narbig aus. Inklusive Lacknasenreihen. Irgendwann ersetze ich die mal, aber noch nicht. Da ja im Scheinwerfergehäuse auch noch irgendetwas zu tun und zu reparieren ist, kann ich den Kram ja auch gleich abschrauben und dabei den Rahmen des Ölkühlers, diese Schwalbe, auch mit rausnehmen und mal saubermachen. Sieht sowieso auch irgendwie Sch… aus…
An der Anlasserabdeckung blättert auch die Farbe ab und die lädierte Gepäckbrücke mit ihren zusätzlich gebohrten Löchern und der hochgelegten Aluplatte zur Adaption eines zum Topcase umfunktionierten Werkzeugkoffers wird auch gleich mit abmontiert. Läßt sich bestimmt noch irgendwie verschönern.
Außerdem kommt man so besser an den Kabelstrang für das Rücklicht dran. Der zersetzt sich nämlich auch.
Babys wickeln kann ich nicht – aber Kabelbündel….
Jetzt, wo der Kram ab ist, brauche ich mal Schleifpapier, oder –vlies, Wasser und Lack. Wie lackiere ich es denn? Das ergibt sich aus einem Blick in die Kiste mit der Aufschrift „Farben und Lacke“ Schon lange nicht mehr reingeschaut.
Was haben wir denn da: Onyxgrau-Metallic von Mercedes Benz. Halbe Dose. Zu wenig. British Racing Green von BMW. Viertel Dose. Auch zu wenig. Hammerite Rostschutzlack silber. Halbe Dose. Mist. Kunstoff-Haftgrund, zwei Dosen. Das ist schon mal gut. Haftgrund/Füller für Metalloberflächen. Auch gut. Ein altes Leatherman-Tool im Lederetui… Ach DA ist das?? Was noch? RAL 6029 und RAL 9001. Minzgrün und Cremeweiß? Nee. Geht gar nicht. Gelb? 3 Dosen? Ok – geht. Wobei gelb die am besch…nst deckende Farbe ist, die man sich vorstellen kann. Egal. Was brauche ich noch?
Schwarz.
Was für ein schwarz mag das Motorrad haben?
Laut Farbcode ist es ja Marrakeschrot.
Laut Lackabschürfungen ist es rot und gelb.
Laut eigener Wahrnehmung jedoch schwarz.
Die nächste Kiste ist ein Karton mit der Aufschrift „Hyundai“. Und was ist drin? 1 Lackstift in „Ebony Black“ nebst dazugehörendem Klarlackstift und drei Sprühdosen derselben Farbe nebst einer Dose Klarlack. Ein Blick aus der Garage aufs Auto. Ja, ist auch schwarz. Altes Plastikteil danebengehalten – passt schon. Ist ja kein Metallic.
Und bei schwarz fällt mir ein:
ein Kaffee wäre jetzt auch gut.
Im Radio läuft irgendwas von „DJ alle Farben“
Abmarsch.
Eine liebgewonnene Beschäftigung ist das gemütliche Sitzen in meiner unaufgeräumten Garage. So schön am Tisch, mit einem Käffchen vor der Nase, und das Anstarren des in Arbeit befindlichen Objektes. Dabei fallen mir oft noch ein paar gute Sachen ein. Oder auch weniger gute. Bei dieser Tätigkeit überwinde ich den inneren Schweinehund um den nächsten Arbeitschritt zu beginnen – oder etwas ganz anderes zu tun. Auf jeden Fall ist es eine physische Pause zur temporären Regenerierung von Körper und Geist (man muß dem Kind ja einen Namen geben) – oder um der Nachbarschaft Gesprächsstoff zu geben.
„Kennst Du den? So ein großer, breiter. Der muß hier irgendwo wohnen“.
„Der, der immer in der Garage sitzt und Kaffee trinkt oder irgendwas am brasseln ist? Ja, den kenne ich. Vom Sehen. Sehe ich öfter da. Vom Fenster aus. Der scheint eine häßliche Wohnung,zu haben, so oft wie der da unten ist.“
„Arbeitet der nicht?“
„Nee, im Moment wohl nicht.“
"ah"
Sowas kommt dann ab und zu aus dritter Hand bei mir wieder an. Es ist schön, anderen eine Freude zu machen.
So wird zwischendurch auch mal etwas optisch verändert. Ich lackiere ein paar furchtbar häßliche Plastikteile, die hinterher zwar immer noch häßlich sind – aber nicht mehr so furchtbar. Austauschen kann ich die später immer noch.
und aus sowas: wird dann sowas: und danach sowas:
wird fortgesetzt... sofern gewünscht.
Wir schreiben mittlerweile mitte April. Den letzten größeren Zeitraum habe ich mit Krankenhaus, Intenivstation und Reha verbracht. Zeit wieder daheim zu sein. Meine gewählte Lektüre für die vergangene Zeit war nicht ein flacher Bestseller aus der Belletristik oder ein gepflegter Literaturklassiker, sondern ein ungepflegtes Exemplar einer Reparaturanleitung, welche ich seinerzeit mit erworben habe. Jetzt mag das Exemplar aus dem Hause Bucheli ja nicht gerade das Nonplusultra an technischer Genauigkeit sein, aber für das generelle „Was ist wo?“ oder „Wofür ist das?“ ist es jedoch allemal gut. Außerdem bildeten die schwarzen Griffspuren und Flecken auf dem Einband und den einzelnen Seiten einen netten Kontrast zu einer ansonsten doch eher sterilen Umgebung.
Also zurück zu Hause führt einer der ersten Wege nach dem Auspacken der Taschen und der Feststellung, daß niemand zwischenzeitlich die Wohnung aufgeräumt hat, direkt in die Garage. Welcome back! Der mittlerweile um zwei Kilo Kabel und Kabelbinder abgespeckte häßliche Kojote steht noch da. Ich hatte also keinen schlechten Traum. Es war Realität.
Glücklicherweise befindet sich meine Garage auf dem Hinterhof eines Hauses mit einer Bäckerei unten drin. Der Weg zum benötigten Kaffee ist nicht weit, also nix wie hin.
„Einen Kaffee Afrika in einer Hartz IV – Tasse bitte. Zwei,Zwei.“
„wie bitte?“
„Einen Kaffee Togo bitte, im Pappbecher, zwei Milch, zwei Zucker bitte. Togo schreibt sich übrigens ohne Bindestrich“
„Es heißt ja auch To-go“
„Echt? Hab’ ich dann falsch verstanden. Schreibt sich aber auch ohne Bindestrich“
Die Verkäuferin (wir kennen uns schon länger) verdreht die Augen.
„Clown gefrühstückt?“
„Ja. Schmeckte komisch.“
Die Kundin hinter mir ließ, wohl ob dieser Uralt-Scherzchen, einen Seufzer vernehmen und....
aber ich schweife ab…
Mit dem Kaffee nun zurück in die Garage.
Daß ich da eine Bastelbude gekauft habe, war mir klar. Viele geflickte Stellen, wohl unterwegs provisorisch gemacht. Unterschiedlichste Schrauben, vieeeeeele Kabelbinder und offensichtlich Keine Fahrt ohne Draht. Die Fuhre scheint aber immer wieder gut heimgekehrt zu sein und Provisorien halten ja eh am längsten. Der Motor läuft recht rund, wenngleich der Auspuff innen so schwarz ist, wie Großmutters Kohlenkeller.
Mal die Kerzen angucken. Die Abdeckungen der Zündkerzen waren gut befestigt – mit Kabelbindern. Kerzenstecker rechts? Eingerissener Kopf, nur mit Zange abzuziehen. Die wohl schon seit längerem angebrachte Abziehhilfe aus – na was wohl? – Kabelbindern - war auch keine große Hilfe mehr.
Kerzenbild rechts und links: flauschig aussehender Rußbelag. Rabenschwarz. Das da noch überhaupt noch ein Funke flog… aber er flog.
Also wieder: Notieren. Da muß ich mal bei.
Schnell und Taki Taki Rumba geht im Moment noch nicht. Also brauche ich einen Plan.
Es ist ja alles da zum planen: Stuhl, Tisch, Kaffee, Aschenbecher, Kippen, Papier und Stift.
Und los:
Frage 1: Was habe ich?
Frage 2: Was will ich?
Frage 3: geht das?
Frage 4: Kann ich das überhaupt?
Frage 5: Kann ich mir das leisten?
Frage 6: Wann will ich fertig sein?
Antwort 1: ein stark gebrauchtes Motorrad, das fast viermal um den Globus gefahren ist.
Antwort 2: ein gebrauchtes Motorrad, das noch dreimal um den Globus fährt.
Antwort 3: Ja
Antwort 4: zum Teil ja, zu anderen Teilen brauche ich Hilfe.
Antwort 5: So aus dem Sparstrumpf? Nein
Antwort 6: Sobald ich wieder fahren kann/darf
„Fertig sein“ ist bei einem 26 Jahre alten Motorrad relativ zu betrachten. Die Zieldefinition von „fertig sein“ wird neu überdacht und bedeutet hiermit: „technisch ok, fahrfertig und verkehrssicher“ Aufgehübscht werden darf zwischendurch immer.
So vergehen wieder einige Tage, der Einkaufszettel wird länger, die Rolle mit dem Wickelband wird dünner, Schrumpfschlauch wird weniger, Kaffeekonsum wird höher und die Frage, ob das wohl alles noch gut wird, stellt sich zwischenzeitlich häufiger. Während ich so beiläufig über das Leben, das Universum und den ganzen Rest sinniere, kommt die Antwort auf diese Frage wie ganz von selbst: JA! Das ist jedenfalls der Plan. Es wird gut. Mit frischem Elan wieder ran ans Werk.
Anruf bei meinem Kumpel/best friend.
Für die weitere Vorgehensweise und die Beschaffung von Kapital und Material besprechen wir, daß das Garagenlager von nicht benötigten Altlasten und anderem überflüssigem Krempel geräumt wird. Ein Treffen wird vereinbart und alle Wartungs- und Ersatzteile, welche noch von meiner ehemaligen K75 vorhanden sind, werden Katalogisiert und auf einschlägigen Internetplattformen zum Verkauf feilgeboten. Gleiches gilt auch für die Zega-Koffer von der GS. Die sehen zwar urig aus und sind unkaputtbar, aber für das, was ich fahre, werden sie nicht benötigt. Optisch gefallen mir die Touringkoffer von BMW sowieso besser. Dankenswerterweise übernimmt mein Kumpel die Organisation und den Versand der doch recht vielen Teile und darüberhinaus noch die Beschaffung einigen schon bald benötigten Materials für die Reparatur der GS. Nebenbei bemerkt: in diesen coronären Zeiten sorgt ein Fahrzeug mit Heinsberger Kennzeichen tatsächlich manchmal für Aufmerksamkeit....
Zu zweit geht doch einiges schneller. Der erste Materialschwung ist da. Original-Kleinteile vom ach so freundlichen. Gut, in der Apotheke nebenan hätte ich in etwa das selbe bezahlt, aber die konnten nicht liefern. Die Hälfte des zu verkaufenden Bestandes ist ebenfalls schon weg. Läuft. Zwischenzeitlich habe ich die GS gestrippt. Sitze ab, Tank ab, Kofferträger ab, alles was im Weg ist ab.
So vergehen wieder Tage und Stunden mit Kabel suchen, Kabel entfernen, Kabel ersetzen, Kabelbinder entfernen, Kabelstränge neu isolieren und wickeln. Da wo kein Schrumpfschlauch geht, wird neu gewickelt. Klappt schon ganz gut, Darüber kommt, wenn möglich, noch ein Wellrohr, damit es noch ein bisschen mehr geschützt ist. Wahrscheinlich mehr Arbeit als nötig, sieht aber schöner aus.
Nachdem diese Arbeiten nun (hoffentlich) erledigt sind, ist es an der Zeit, mal nach den diversen Undichtigkeiten zu schauen.
Zunächst mal unters Mopped geschaut. Aha. Tropfen an der Ölablaßschraube. Abwischen, vorsichtig mal nachziehen – ups, das ging noch ein Stückcken ehe das vorgeschriebene Drehmoment erreicht wurde. Bremsenreiniger drauf, nochmal komplett abwischen – dann werden wir es ja später sehen.
Weiter mit dem Getriebeöl-Auslass. Nachziehen geht noch einen Millimeter. Abwischen, Abwarten. Die Brühe ist ja kalt und zähflüssig, also wird jetzt wahrscheinlich nichts mehr rauskommen.
Falsch gedacht.
Zwei Tage später bildet sich wieder ein kleines blaues Rinnsal. Na gut. Bist Du nicht willig, dann hast Du nicht mit mir gerechnet. Einfüllschraube auf, einen Ablaufkanal aus einer alten Wasserflasche geschnitten, Auffangbehälter drunter und Ablaßschraube raus. Langsam ergießt sich ein honigdicker Strom aus Getriebeöl in den Behälter. Die Kupferdichtringe sehen ein bisschen aus, als wären sie per Anhalter angereist – also ziemlich mitgenommen. Die werden mal durch neue Aludichtungen ausgetauscht. Nachdem das Öl raus ist, Ablassöffnung saubermachen und wieder verschließen. Neues Getriebeöl einfüllen, Einfüllschraube auch wieder drauf. Dicht?
Wir werden es ja später sehen…
Das Auge ißt mit - des Dramas vierte Katastrophe
Zwischenzeitlich gabs auch was für die Optik. Die vorderen Plastikteile vor dem Schnabel habe ich ausgebaut. Die sehen ja richtig grottig und narbig aus. Inklusive Lacknasenreihen. Irgendwann ersetze ich die mal, aber noch nicht. Da ja im Scheinwerfergehäuse auch noch irgendetwas zu tun und zu reparieren ist, kann ich den Kram ja auch gleich abschrauben und dabei den Rahmen des Ölkühlers, diese Schwalbe, auch mit rausnehmen und mal saubermachen. Sieht sowieso auch irgendwie Sch… aus…
An der Anlasserabdeckung blättert auch die Farbe ab und die lädierte Gepäckbrücke mit ihren zusätzlich gebohrten Löchern und der hochgelegten Aluplatte zur Adaption eines zum Topcase umfunktionierten Werkzeugkoffers wird auch gleich mit abmontiert. Läßt sich bestimmt noch irgendwie verschönern.
Außerdem kommt man so besser an den Kabelstrang für das Rücklicht dran. Der zersetzt sich nämlich auch.
Babys wickeln kann ich nicht – aber Kabelbündel….
Jetzt, wo der Kram ab ist, brauche ich mal Schleifpapier, oder –vlies, Wasser und Lack. Wie lackiere ich es denn? Das ergibt sich aus einem Blick in die Kiste mit der Aufschrift „Farben und Lacke“ Schon lange nicht mehr reingeschaut.
Was haben wir denn da: Onyxgrau-Metallic von Mercedes Benz. Halbe Dose. Zu wenig. British Racing Green von BMW. Viertel Dose. Auch zu wenig. Hammerite Rostschutzlack silber. Halbe Dose. Mist. Kunstoff-Haftgrund, zwei Dosen. Das ist schon mal gut. Haftgrund/Füller für Metalloberflächen. Auch gut. Ein altes Leatherman-Tool im Lederetui… Ach DA ist das?? Was noch? RAL 6029 und RAL 9001. Minzgrün und Cremeweiß? Nee. Geht gar nicht. Gelb? 3 Dosen? Ok – geht. Wobei gelb die am besch…nst deckende Farbe ist, die man sich vorstellen kann. Egal. Was brauche ich noch?
Schwarz.
Was für ein schwarz mag das Motorrad haben?
Laut Farbcode ist es ja Marrakeschrot.
Laut Lackabschürfungen ist es rot und gelb.
Laut eigener Wahrnehmung jedoch schwarz.
Die nächste Kiste ist ein Karton mit der Aufschrift „Hyundai“. Und was ist drin? 1 Lackstift in „Ebony Black“ nebst dazugehörendem Klarlackstift und drei Sprühdosen derselben Farbe nebst einer Dose Klarlack. Ein Blick aus der Garage aufs Auto. Ja, ist auch schwarz. Altes Plastikteil danebengehalten – passt schon. Ist ja kein Metallic.
Und bei schwarz fällt mir ein:
ein Kaffee wäre jetzt auch gut.
Im Radio läuft irgendwas von „DJ alle Farben“
Abmarsch.
Eine liebgewonnene Beschäftigung ist das gemütliche Sitzen in meiner unaufgeräumten Garage. So schön am Tisch, mit einem Käffchen vor der Nase, und das Anstarren des in Arbeit befindlichen Objektes. Dabei fallen mir oft noch ein paar gute Sachen ein. Oder auch weniger gute. Bei dieser Tätigkeit überwinde ich den inneren Schweinehund um den nächsten Arbeitschritt zu beginnen – oder etwas ganz anderes zu tun. Auf jeden Fall ist es eine physische Pause zur temporären Regenerierung von Körper und Geist (man muß dem Kind ja einen Namen geben) – oder um der Nachbarschaft Gesprächsstoff zu geben.
„Kennst Du den? So ein großer, breiter. Der muß hier irgendwo wohnen“.
„Der, der immer in der Garage sitzt und Kaffee trinkt oder irgendwas am brasseln ist? Ja, den kenne ich. Vom Sehen. Sehe ich öfter da. Vom Fenster aus. Der scheint eine häßliche Wohnung,zu haben, so oft wie der da unten ist.“
„Arbeitet der nicht?“
„Nee, im Moment wohl nicht.“
"ah"
Sowas kommt dann ab und zu aus dritter Hand bei mir wieder an. Es ist schön, anderen eine Freude zu machen.
So wird zwischendurch auch mal etwas optisch verändert. Ich lackiere ein paar furchtbar häßliche Plastikteile, die hinterher zwar immer noch häßlich sind – aber nicht mehr so furchtbar. Austauschen kann ich die später immer noch.
und aus sowas: wird dann sowas: und danach sowas:
wird fortgesetzt... sofern gewünscht.