2 Wochen über Korsika und Sardinien – Was sagt das Motorradfahrer-Herz?

Diskutiere 2 Wochen über Korsika und Sardinien – Was sagt das Motorradfahrer-Herz? im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Hallo, ich war in den vergangenen 2 Wochen ein paar Tage auf den beiden großen Inseln im nördlichen Mittelmeer und würde Euch gerne ein paar...
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Hallo,

ich war in den vergangenen 2 Wochen ein paar Tage auf den beiden großen Inseln im nördlichen Mittelmeer und würde Euch gerne ein paar meiner Highlights daraus vorstellen sowie abschließend einen kleinen Vergleich zwischen den Inseln ziehen.

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Los ging es nördlich des Schwarzwalds und durch diesen Richtung Basel und von dort weiter über Riggisberg und den Gurnigelpass Richtung Genfer See nach Thonon le Bains, dem eigentlichen Startpunkt der Route des Grandes Alpes.

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Die Reise führte mich anschließend 2 Tage lang und mit Übernachtung in Briancon auf der klassischen „Route des Grandes Alpes“, auf die ich hier nicht weiter eingehen muss, die wurde schon so oft beschrieben, u.a. auch hier. Und das auch zu Recht! Die RDGA könnte man zum Beispiel ja auch mal mit seinem "Schatzi" zusammen im Cabrio locker in 3-4 Tagen runter fahren.

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Nördlich vom Col du Galibier gab es eine Ausstellung aus Stroh-Skulpturen, die zwar etwas morbid war, aber dennoch einen gewissen Charme ausübte.

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Auf dem dann - für diesen Tag und nach mir – geschlossenem Col du Galibier war es auch ein bisschen gespenstisch zu fahren, wenn im Hintergrund die Gewitter über den Seealpen zuckten und auch so überhaupt niemand mehr auf der Straße unterwegs war:

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Es blieb aber trocken und am nächsten Tag wurde es auch wieder freundlicher.

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Von dem Endpunkt der RDGA in Menton, bin ich noch gute 3 Stunden über das Hinterland nach Savonna gekurvt – im wahrsten Sinne des Wortes – und am Abend pünktlich zur Nachtfähre im Hafen gewesen.

Aber wie das ja immer so ist: Alle 600 Meter findet sich in Italien ein Spar-Markt, bloß wenn man mal einen sucht, um noch ein „Fähren-Wartezeit-Überbrückungs-Bier“ mitzunehmen, findet sich auf den letzten 20 km vor dem Hafen kein einziger… :daumen-runter:

So kam ich durstend im Hafen an, wo mir dann die Kollegen aus allen möglichen Regionen mit Wasser und Bier ausgeholfen haben. Merci! Speziell an die Celler Kollegen! Die Preise auf den Fähren waren ja schon immer gesalzen, da macht sich ein mitgebrachtes Bier doch gut.

Die Überfahrt war ruhig, die Fähre von Corsica Ferries ok, die Kabine riesig und so konnte ich mich entspannt nach Bastia schaukeln lassen. Bastia scheint eine ganz quirlige Hafenstadt zu sein. Die sollte weitaus mehr hergeben, als einen bloßen „Fährverbindungs-Punkt“.

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Heute aber nicht, heute stand das Cap Corse auf dem Plan, welches ich mit kleinen Umwegen und auch ungeplant gleich fast 2 mal komplett umrundete, da mich das ranzige Garmin-Kartenmaterial Stand 2021 bei dem eingeplanten Inlands-Abstecher gegen Ende der 1. Umrundung mal wieder in einen zu gewucherten Single-Trail schicken wollte, wo ich mit der voll bepackten GS aber keine Lust drauf hatte.

Ja, ich hatte die Option „unbefestigte Wege“ - wie meistens - nicht explizit im Navi ausgeschlossen und je nach Tagesform und Lust & Laune fahre ich diese unbefestigten Wege dann auch, aber nicht an diesem Tag. Und so bin ich querbeet wieder rüber an die Ostküste vom Cap Corse und bin es nochmal gefahren.

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Bei der 2. Umrundung habe ich es dann auch mal ein bisschen flotter angehen lassen, da mir die Strecke ja schon etwas vertrauter war. Das quittierte der ansonsten tadellose und hochgradig Vertrauen-vermittelnde Heidenau Ranger mit folgendem Reifenbild – die GS lief aber wie auf Schienen. Den Reifen hatte ich erstmals auf der GS und während dieser Reise mehr oder weniger getestet und hier im Heidenau Ranger-Thread auch ein bisschen beschrieben.

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Der Tag war länger als geplant - das war aber auch ok und so kam ich nach einem tollen Tag am frühen Abend ein paar Kilometer westlich von Saint-Florent und direkt in der Desert di Agriates an, wo der Tag dann noch final mit einem einstündigem Ausflug in die „Wüste“ endete, wo dann noch etwas Reise-Patina aufgelegt wurde. Kann es besser laufen?

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Meine treue Begleiterin. 🥰

BMW R1200 GS ADV 2013 , 36 tkm.
Während dieser Reise hatte ich keine Panne und es wurde auch kein Werkzeug benötigt. Sie genehmigte sich 0,5 l Öl auf 5200 km bei 5,0-5,1 Ltr. Durchschnittsverbrauch.

Fortsetzung folgt...
 
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Teil II

Am nächsten Tag stand ein Inlandsausflug auf dem Programm, den ich zunächst mit einem Bekannten auch bis Nachmittags durchzog. Das Asco-Tal zum Beispiel war ja auch fahrerisch ein Schmankerl und lud an seinem (fast) Ende zu einer Mittagspause ein wo wir uns auch ausgiebig stärkten.

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So gegen Nachmittag ließ aber die Konzentration bei uns beiden merklich nach und nach einigen unnützen u-turns aufgrund unterschiedlicher Navi-Einstellungen (er so der Genuss-Fahrer auf gut ausgebauten Straßen, ich eher so der Entdecker-Typ auf kleinen Straßen) trennten wir uns dann voneinander und fuhren für den Tag getrennte Wege. Das war dann wieder fein, da ich noch die kleine Bergkette zwischen Bastia und Saint-Florent mitnehmen konnte und hier mit schnuckeligen kleinen Sträßchen belohnt wurde.

Hier lauerten aber immer mal wieder diese kleinen, dicken und quiekenden Dinger am Straßenrand. Verdammt schnell können die mit ihrem „4-Klauen-Antrieb“ aber sein, wenn die Mutter-Sau auf der anderen Straßenseite zur Zwischenmahlzeit ruft…

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Am Abend überlegte ich nochmal einen Ausflug in die Desert des Agriates zu unternehmen, entschied mich aber dagegen, weil mir die GS mittlerweile zu schade für so etwas ist. Ich kenne mich, und ziehe dann auch mal am Kabel, weil ich das offroad gerne mache und vielleicht auch so ein kleines bisschen kann.

Das macht die GS zwar mit, sie will es aber gefühlt nicht wirklich. Denn wenn es ein bisschen flotter zur Sache geht und der volle Federweg auch mal im Ansatz ausgereizt wird, klappert, schlägt und rumst es da unten und hinten im (Kardan)Gebälk, wo mir jeder Ton signalisiert, dass sie da eigentlich überhaupt keinen Bock drauf hat.

Nein, ich hatte wirklich Mitleid mit der Maschine – auch wenn es großen Spaß gemacht hat. Außerdem war ich im Urlaub und brauchte die noch…

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Also schön mit meinem Bekannten wieder zu Abend gegessen und am nächsten Tag Richtung Calvi aufgebrochen mit Tagesziel Porto. Da gibt’s ja schon recht geile Strecken im Inland wobei ich mich stellenweise bei der D71/D81 schon gefragt habe, ob die wohl beim teeren dieser Straße das nachfolgende walzen irgendwie „vergessen“ haben?!? Selten, dass man auf Teer mal ein paar Kilometer im Stehen fährt, weil der Belag so wellig und nervig ist. Wie auch immer – die Fahrt war – speziell aber auch im Küstenbereich – sehr schön.

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Kurze und knackige „Einladung“ an alle Enduristen dieser Welt. 😉

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Ok, auf die Zirkusnummer hier mit der 180° abknickenden Treppe hätte ich mit der bekofferten GS auch verzichten können, aber das schärft nur die Sinne für die nächste Routenwahl noch ein wenig besser… Ich vergesse halt immer, dass ich nicht mehr „Spocht-Enduro“ fahre… :cry:

Nein, es hatte an der Stelle durchaus seine Gründe, warum ich da – wenn auch ungeplant - runter musste, aber hätte ich vorher gewusst was mich erwartet, hätte ich die GS weiter oben in dem immer enger werdenden Zufahrtsweg zur Not auch auf dem Hauptständer gedreht und mir den durchgeschwitzten Anzug und die 20 Minuten Rangierarbeit auf der Treppe gespart…

Egal, es ist nochmal und ohne Sturz gut gegangen und weiter ging es – dann quasi zur Belohnung – nach Porto an der Westküste.

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Porto ist schon so hübsch und ansehnlich, dass man den Eindruck bekommt, dass diese kleine Hafenstadt irgendwie auf dem Reißbrett entstanden und dann in einem Rutsch aus dem Boden gestampft worden ist.

So sehr ähneln sich die Häuser in weiten Teilen. Es sitzen am Abend sehr viele Leute auf der großen Mauer und relaxen mit einem Aperitif in der Hand dem Sonnenuntergang entgegen – gleich im Anschluss daran werden dann die Restaurants geflutet. Aber es hat trotzdem einen tollen Charme, diese Städtchen. Es war jetzt - Anfang September - zwar voll aber die Infrastruktur hat das alles locker verkraftet. Die Hochsaison stelle ich mir dort jedoch evtl. etwas überfüllt vor.

Ein wenig befremdlich fand ich nachmittags diese Baywatch-Clone am Badestrand, welche die Badegäste mit ihren Trillerpfeiffen hin und her dirigierten: Baden nur zwischen diesen beiden am Strand aufgestellten Fähnchen und auch nicht zu weit raus, sonst wurde wieder rumgetrillert…
Nun ja, es wird schon seine Berechtigung haben.

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Der nächste Tag erwartete mich mit einer großen Inlandstour zwischen Portio und Ajaccio die mich auch wieder in die Berge und u.a. in das Restonica-Tal führte. Speziell dieses war fahrerisch zwar schön, aber auch jetzt im September immer noch ganz schön voll – vor allem mit wirklich drolligen Autofahrern. Weil die Straße nun längst nicht immer so breit ist, dass sich dort 2 Autos problemlos begegnen können, spielten sich teils dramatische Szenen ab, die es anzuschauen wirklich weh tat. Wie auch immer: Das Restonica-Tal unbedingt mal anfahren – aber besser früh-Morgens/spät-Abends oder außerhalb der Saison. Oder eben viel Geduld mitbringen.

Von Ajacchio habe ich außer dem Trubel am Abend im Hafenbereich nicht viel gesehen. Mein Domizil war etwas außerhalb der Stadt in Alata, was nicht der Rede wert war. Ich kann mir aber vorstellen, dass man in Ajacchio auch mal 2-3 Tage oder so verbringen kann. Glücklicherweise traf ich mich mit meinem temporären Reisebegleiter, der die Insel meistens auf anderen Wegen erkundete, hier wieder zum Abendessen und wir konnten den Tag dann im alten Fischereihafen in einem der zahlreichen Restaurants ausklingen lassen.

Am nächsten Tag bin ich auf die andere Seite der Insel über den Bocca di Verghju nach Porto Vecchio, aufgebrochen, von dort nochmal im Hinterland eine Stunde Richtung Norden gefahren und habe dann wieder über kurviges Geläuf Bonifacio ganz unten im Süden angesteuert, wo am Nachmittag eine Fähre nach Santa Teresa di Gallura auf Sardinien ging.

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Suchbild mit 2 Kühen.

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Der „Kombi-Klassiker“ auf Korsika & Sardinien: Sand in der Kurve und Viecher noch dazu. Da weiß man bei unangepasster Fahrweise im Ernstfall gar nicht, wer einen zuerst von den Rädern holt…

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Eine Duc … und so was ähnliches… :zwinkern:

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Die aufgerufenen 48,- € waren für die gute Stunde Überfahrt auch ein bisschen happig im Vergleich zu den anderen Fährverbindungen auf das Festland aber ok, sie wissen ihre Kunden schon ordentlich zu melken.

Dafür wurde man mit einer hübschen Aussicht auf den Hafen und die schönen Kreidefelsen belohnt. Knapp 90 Minuten später hatte ich sardischen Boden unter den Rädern und übernachtete in der Hafenstadt in einem kleinen Hotel mit angeschlossenem Restaurant. Es ist aber auch nicht so, dass man in der Innenstadt verhungern müsste. Es gibt Restaurants für jeden Geschmack und Geldbeutel in Santa Teresa di Gallura.

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Fortsetzung folgt...
 
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Teil III

Nach einer entspannten Nacht in dem günstigsten, aber auch besten Hotel der Reise freute ich mich auf die Anreise über den Norden und Osten der Insel zu meinem Lieblings-Campingplatz in Tortuli.

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Nein, ich bin nicht vorher mit der GS drüber gefahren…

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Freudige Überraschung auf dem Campingplatz: Eine ausnehmend toll gepflegte Cagiva Elephant.
30 Jahre alt und wie aus dem Laden. :daumen-hoch:

Dort in Tortuli schlug ich dann mein (Camping)-Lager auf und unternahm die nächsten 6 Tage von hier aus Sternfahrten, bevorzugt diesmal in den Osten und Süden der Insel. Zum einen hat man mit dem Gennargentu-Gebirge viele fantastische Straßen direkt vor der „Haustür“ und zum anderen wollte ich mich in den kommenden Tagen auch mal ein bisschen erholen: Vormittags fahren und dann ab Nachmittags am Strand rumlümmeln. Tagesausflüge an die Westküste sind – von Tortuli aus und je nach Streckenverlauf - lang und waren daher in diesem Jahr nicht so angesagt.

So unternahm ich aber z.B. eine schöne Tour in den Nord-Osten, eine „Offroad“-Tour im Osten, 2 Touren in den Süden und eine Tour ins Gennargentu, auf der ich mich nur treiben ließ. Mal rechts herum, mal links herum, mal in den Schotterweg rein, mal hier runter, und mal dort rauf. Einfach mal Zeit nehmen für Land und Leute. Fotos machen und all sowas. Der Nachmittag/Abend wurde dann wieder plantschend im Badewannen-warmen Mittelmeer verbracht.

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Auch habe ich mal einen wolken-verhangenen Tag nur auf dem Campingplatz herum gelümmelt und mich mit einigen Leuten unterhalten, mein Equipment wieder gerichtet - denn irgendetwas geht ja immer kaputt - oder ein bisschen relaxt. Zum runterschreiben der kleinen Reise-Notizen nehme ich mir an solchen Tagen ebenfalls gerne mal Zeit, denn die Festplatte im Kopf muss ja auch mal die Gelegenheit haben, all diese Erlebnisse korrekt weg zu speichern. Da hilft so ein entspannter Tag zwischen Strand und Zelt ungemein.

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Für den – für dieses Jahr - letzten Tag auf der Insel hat mir ein Kollege am Vorabend noch eine schöne Inlandstour Richtung Olbia ans Herz gelegt, die ich dann über Lanusei, Aritzu, Fonni, Nuoro, Bitti und Alà dei Sardi nach Olbia gefahren bin. Eine tolle, entspannte Tour u. a. durch die nördlichen Korkeichen-Wälder rundeten Sardinien 2022 dann auch ab und schon fand ich mich im Gewimmel des abendlichen Fährhafens in Olbia wieder.

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Da bekommt man, wenn am Abend 6 Fähren gleichzeitig beladen werden, auch ganz schön was fürs Auge geboten. Überall wimmelt es nur so von Passagier- PKW- und LKW-Strömen und man wundert sich nur noch, was so alles in den Bäuchen der Fähren verschwindet.

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Tip für die, die es vielleicht noch nicht wissen:

Die Fähren möglichst früh und auch nicht am Abend buchen – so kann man etwas Geld sparen:
Meine Tourenplanung begann so grob im Februar 22 und als ich zu diesem Zeitpunkt nach Fährverbindungen (Savonna-Bastia) geschaut habe, sollten diese 129,- kosten. Im Frühsommer waren das dann schon 149,- und Ende August waren es dann tatsächlich 164,-. Auch während der Tour immer mal wieder nach Fahrverbindungen für die Rückfahrt (Olbia-Genua) geschaut, variierte der Preis zwischen 169,- und bis zu 279,-!! für ein- und dieselbe Rückfahrt, je nach Tag und Tageszeit. Samstags war es besonders teuer.

Aber gut, auch diese Rückfahrt nach Genua verlief reibungslos, wenn auch mit 2-stündiger Verspätung. Das habe ich bei Moby bisher auch selten anders erlebt. Entweder legen sie viel zu spät ab oder kommen viel zu spät an. Das war bei Corsica Ferries doch irgendwie pünktlicher. Nicht, dass mich das stören würde, aber es fiel mehrfach auf.

Genua – Nord-Schwarzwald zieht sich.
Speziell, wenn man so wie ich keine oder nur in Ausnahmefällen Autobahn fährt. Diesmal war ich aber schlauer, und bin zumindest die Strecke Genua-Mailand durch die langweilige Po-Ebene auf der AB gefahren. Dennoch ist die bald daran anschließende Schweiz jenseits des Splügen-Pass ja schon langatmig, wenn man hier keine Autobahn fahren möchte. Landschaftlich schön zwar (z.B. bei Buchs Richtung Westen in die Berge hoch nach Wattwil) aber eben auch lang. Von Vorteil ist halt, dass man bei den dort vorgegebenen Geschwindigkeiten nur sehr wenig Sprit verbraucht. :zwinkern:

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Irgendwann war es aber geschafft und auch die Schweiz war durchquert. Ich war in Schaffhausen und habe mich noch über die Grenze bis zur nächsten Tankstelle gezittert. Frierend wie ein Schneider musste ich mich erst mal mit einem großen Kaffee aufwärmen und mir die Regenjacke als Kälteschutz überziehen um die restliche Etappe gut zu meistern.

Den neu angeschafften Revit-„Cayenne 2“-Anzug wollte ich ja sowieso gleich nach meiner Rückkehr feierlich in Nachbars Feuertonne in Flammen aufgehen lassen, um diesen „Miststück“ in wenigen Minuten ALL DIE HITZE zurück zu geben, die er mir in 2 Wochen unter mediterranen Umständen verpasst hat. Sommeranzug – PFFFFFF!

Und was soll ich sagen? So (zu) warm wie er da unten war, so 🐷-kalt war er dann auf Splügenpass (5,5) oder später im Schwarzwald bei trockenen, aber 6 Grad kalten Bedingungen. Erst nach unter-gezogener dünner Jacke und drüber gezogener Regenjacke ging das dann.
Also doch ein Kandidat für die Feuertonne? Noch nicht sofort. In unseren gemäßigten Breitengraden kann er funktionieren, auf der dicken ADV mit ihrer mächtigen Frontpartie und im mediterranen Klima ist er mir aber definitiv zu warm.

Während des Reise-Endspurts nach Sonnenuntergang und warm verpackt mit funktionierender Griffheizung bei 6 Grad machte sich in mir aber trotzdem wieder diese wohlige Gefühl breit, mit der GS das fast perfekte Reise-Motorrad zu besitzen, dass mich gerade mit seinem fantastischen Drehmoment über kleine Straßen durch den stockdunklen Schwarzwald nach Hause zog. So machten auch die letzten der 5200 km einfach nur Spaß…

Schee wars! :daumen-hoch:


Komme ich aber nochmal zur Ausgangsfrage und somit zum Fazit: Was sagt denn nun das Motorradfahrer-Herz? Also ich persönlich würde ja sagen:

Korsika ist die schönere Insel – Sardinien hat die besseren Straßen für uns Motorradfahrer.

Natürlich gibt es auch tolle Straßen auf Korsika, genauso wie es wunderhübsche Ecken auf Sardinien gibt, doch aus Sicht des Bikers würde ich Sardinien wohl bevorzugen, wenn ich mich entscheiden müsste.

Die Korsen haben einfach die hübscheren Dörfer und Städtchen – sie pflegen das einfach ganz anders. Korsika ist höher, grüner und landschaftlich sehr abwechslungsreich. Die Strecken sind gut ausgebaut aber der Belag ist manchmal bescheiden. Gerne auch mal „geschlitzt“, was mir das eine oder andere Mal die gute Linie versemmelt hat, aber ok.

Als wirklich schöne fahrbare Straßen auf Korsika ist mir das Cap Corse (im Gegenuhrzeigersinn gefahren), das Ristonica-Tal, das Asco-Tal sowie die Strecken nördlich von Porto sowie von Ajaccio hängen geblieben. Der ganze Bereich um die Mittelgebirge ist gut fahrbar, teils auf kleinsten (GS)-Sträßchen. Die Offroader finden immer und überall einen Trail, landschaftlich recht interessant und auch für Offroad-Beginner gut zu fahren ist die Desert de Agriates in Norden der Insel.

Die Sarden verfügen jedoch über die weitaus besseren Straßen.
Hier wurde und wird offenbar weitaus mehr Geld in die Verkehrs-Infrastruktur gesteckt als anderswo. Neben der imposanten SS125, die speziell im mittleren sowie dann wieder im südlichen Teil Richtung Cagliari extrem schön zu fahrende Stücke bietet, gibt es aber auch dutzende andere Strecken wie die SS387 oder 389, die SP14, ganz viele Strecken im Gennargentu-Gebirge und und und. Man schafft es nicht, alles in einem Urlaub abzufahren. Nicht in 3 und auch nicht in 5 Wochen. Für die Fahrer von Reisedampfern der Goldwing-Klasse bietet sich immer die in Teilen Autobahnähnliche und neuere SS125 „var“ an, die anderen könnten z.B. die „ex“-Variante nehmen. Offroad? Was für eine Frage: Die ganze Insel ist ein einziges Offroad-Paradies, welches durch feinste Onroad-Abschnitte miteinander verbunden ist.

Als ich von meinen Erfahrungen telefonisch nach Hause berichtete, hieß es: „Schau doch mal nach schönen Dörfern/Hotels, dann komme ich auch mal mit“. Das war mal eine Herausforderung. Da mir speziell im Inland noch niemals etwas wirklich Ansehnliches an Dörfern/Städtchen begegnet war, habe ich mal andere Kollegen auf Campingplätzen, Moppedtreffs etc. gefragt, die aber auch alle nur mit den Schultern zuckten. „Schön? Ne, können die nicht“.

Die Dörfer im Gennargentu sehen – von winzigen Ausnahmen mal abgesehen - aus wie… Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll: Meistens schäbig/hässlich.

Es ist aber auch nicht die Optik der Dörfer, die hier positiv hervor sticht, sondern die Freundlichkeit und das Interesse der Menschen, sobald man auch offen auf diese zu geht. In Esterzily die Murales fotografierend und dabei auch mal das Mopped abgestellt und den Helm abgenommen, kamen gleich Menschen herbei, die mir noch schönere Murales zeigten, die es zu fotografieren lohnte, ich wurde aber auch und gerne bereits am späten Vormittag auf einen Mirto eingeladen, um dabei etwas von dem Fremden zu erfahren. Hätte ich da nicht freundlichst abgelehnt, würde ich da heute noch sitzen…

Die Touristen-Horte an den Küsten sehen alle irgendwie gleich aus, wie überall auf der Welt und daher auch nicht gerade überragend. Und wenn es mal was Schönes gab, war es meistens hinter hohen Mauern versteckt. Das fand ich schwierig. Aber vielleicht hat ja jemand tolle Tipps für lohnenswerte Unterkünfte?

So ganz ungefährlich sind hingegen beide Inseln für die Motorradfahrer nicht:

Als traditionelle Hirten-Inseln wird die Viehhaltung i.d.R. ohne Weidezäune durchgeführt und es steht und liegt wirklich alles - vom Geflügel über Ziegen, Schafe, Schweine, Esel, Kühe und Pferde, nebst Hütehunden - auf und neben der Straße herum. Die Schweine auf Korsika verkrümeln sich gerne mal in der Mittagshitze in Tunnel (10m hinter dem Eingang, wo man sie aufgrund des hell/dunkel-wechsels garantiert nicht sieht) und Kühe liegen auch mal gerne hinter unübersichtlichen Kurven mitten auf der Straße.

Sehr lachen musste ich auf Korsika aber über die mittelgroßen Hütehunde oder Streuner mit kleinen Kuhglocken um den Hals. Man hörte sie bereits lange mit ihrer bimmelnden Lebensversicherung bevor man sie hinter der Kurve erblickte.

Speziell auch auf Sardinien wird in den bergigen Gegenden längst nicht immer mit einer Bankette im Straßenbau gearbeitet, was feinen und auch gröberen Dreck gerne mal in und auch hinter einer Kurve auf dem Belag verteilt. Man SOLLTE dort nicht im Gottvertrauen und ohne Sicht in eine unübersichtliche Kurve rein ballern – das geht oft genug in die Hose.

Die Bahnlinie auf Sardinen scheint nicht weiter betrieben zu werden und verrottet größtenteils vor sich hin und so ist es besser, bei manchen Bahnübergängen auf der Hut zu sein.

Nichts desto Trotz sind beide Inseln unbedingt einen Motorrad-Urlaub wert!
 
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boro

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Vielen Dank für den schönen Bericht und die tollen Bilder. :daumen-hoch:

Gruß
Jochen
 
Quhpilot

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Hallo Jan, da hast Du einen tollen Reisebericht mit schönen Bildern gemacht. Vielen Dank dafür.👍👍:bier:
 
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Dankeschön für den schönen Bericht.
Stimmt mit meinen Erfahrungen auf beiden Inseln sehr überein, insbesondere auch Dein Fazit!

Tip zu Vorhersage von Viechern:
Wenn der vorausschauende Fahrer die "fifty shades of grey" des Asphalts liest, sollte er auch auf die schwarzen Kleckse achten. Desto dunkler, desto wahrscheinlicher, dass sich hinter der nächsten Kurve tierische Inselbewohner tummeln.
 
dinocool

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Flotter Bericht! Danke!
 
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Sehr geil - coole Bilder - nette Schreibe 👍 :)
 
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Schöner Bericht und tolle Bilder. Die Tour werde ich auch mal auf meine To-Do Liste aufnehmen 😉.
Hattest Du den Heidenau neu drauf gemacht und hat er die Tour gut überstanden?
 
MarinGS

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Desert di Agriates - Wart ihr auf dem U Paradisu Camping?

Wundervolle Lage


Kommt man leider nur mit Stollenreifen hin
 
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GS-Gaydoul

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Toller Bericht mit schönen Bildern. Kann dir bei allem nur zustimmen, vor allem beim Mopped !
 
SardGS

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Desert di Agriates
Da war ich 1990 mit meinem damaligen Lade Niva vier Tage campen und damals gab es da nix und die Strasse war mehr als grenzwertig.
Wenn ich auf Korsica wäre würd ich da definitiv wieder hin um zusehen ob es dort noch unberührte Ecken gibt.
Chris
 
Edelweisspirat

Edelweisspirat

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Schön geschrieben - danke für die Einblicke.
Über die Reifenwahl bin ich erstaunt - mir hat die RDGA schon kräftig am Reifen gezert und Korsika sowie Sardinien gelten ja auch nicht als reifenschonend. Mit der weichen Mischung des Rangers eine mutige Wahl für eine derart weite Anfahrt.
Aber Du hast ja ähnliche Erfahrungen gemacht wie ich, was die Haltbarkeit angeht.
 
Blacktriple

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Teil III

Nach einer entspannten Nacht in dem günstigsten, aber auch besten Hotel der Reise….


Hi

Wie hieß das billigste aber beste Hotel?

Danke ;)
 
SardGS

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Guter Bericht, danke dafür!
Es ist richtig das die meisten Dörfer nicht eben einen Schönheitspreis gewinnen, es gibt aber auch Ausnahmen.
Galtelli
Onifai
Lula
Bosa

Danke ebenfalls für den Hinweis wegen dem vorsichtig fahren, ich bin da absolut der gleichen Meinung. Sardinien wird viel zu oft als Heizerinsel beworben und das kann fatale Folgen haben.
Neben den Nutztieren sind vor allem Nachts die vielen Wildschweine die plötzlich über die Strassen flitzen ein grosses Problem.

Chris
 
bswoolf

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R1150R BJ 2002 EZ und noch so einige Moppeds mehr
Toller Bericht.
Ist auch schon wieder 10 Jahre her, das wir die Tour, ohne echtes OffRoad, gemacht haben. Aber genau so. Korsika; wunderschön und hübsche kleine Sträßchen, Sardinen; Mit hübschen Blumen dekorierte Rennstrecken, aber sonst nicht wirklich Dolles.
 
MarinGS

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Toller Bericht.
Ist auch schon wieder 10 Jahre her, das wir die Tour, ohne echtes OffRoad, gemacht haben. Aber genau so. Korsika; wunderschön und hübsche kleine Sträßchen, Sardinen; Mit hübschen Blumen dekorierte Rennstrecken, aber sonst nicht wirklich Dolles.
Seh ich auch so ...
 
N

nobschum

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Wow, super Bericht und tolle Fotos.
Danke dafür.

:rollleyyes:…müsste auch mal wieder hin…
 
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2 Wochen über Korsika und Sardinien – Was sagt das Motorradfahrer-Herz?

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