Ach wenn es doch nur ein paar Pubertierende mit aufgemotzten Rollern, KKR oder LKR wären oder ein paar hochmotorisierte Fahrzeuge.
Dem ist es aber offensichtlich nicht so.
Nach dem Lesen von vielen Zeilen im hiesigen Beitrag sind mir in erster Linie zwei Beiträge hängen geblieben.
01 ein Beitrag von
@sigmali in dem ein "Sättigungsproblem" angesprochen wurde, ich würde es eher als eine generelle Verdichtung des vorhandenen Verkehrsraumes bezeichnen wollen.
02 ein Beitrag von
@ginfizz in dem ein Link zum Thema "Selbstüberschätzung" eingestellt wurde.
Wie viele andere hier, habe ich auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel, beobachte das Geschehen im Straßenverkehr schon eine Weile. Neben den privaten Erfahrungen kommt bei mir noch der dienstliche Aspekt hinzu (Polizei, die letzten Jahre in einer Kradstaffel tätig, die vorrangig für den Bereich der Verkehrsüberwachung zuständig ist).
In meiner Heimatstadt (und auf den Landstraßen und Autobahnen im Umfeld) beobachte ich schon viele Jahre, dass sich die generelle Verkehrssituation zunehmend verschlechtert. Jedes Jahr werden mehr Kraftfahrzeuge zugelassen. Sowohl durch die Zunahme des motorisierten Individualverkehrs, als auch durch die Zunahme des gewerblichen Verkehrs müssen sich immer mehr Fahrzeuge den engen Verkehrsraum teilen. Der Ausbau des Verkehrsraumes ist zum Teil langwierig, bzw. auch aufgrund baulicher Gegebenheiten (hier insbesondere in innerstädtischen Strukturen) gar nicht möglich. Dazu kommen noch gravierende Veränderungen des Individualverkehrs (deutliche Zunahme des Fahrradverkehrs, auch in Städten, die nicht unbedingt fahrradfreundlich sind, sowie in den meisten Großstädten das Phänomen der Leih-E-Scooter).
Während ich in meiner Stadt früher nur zähflüssigen Verkehr zu den sogenannten Hauptverkehrszeiten feststellen konnte, ist das mittlerweile ein Dauerzustand. Neben der Zunahme der Verkehrsdichte spielen dabei natürlich auch Dauerbaustellen und zunehmende Geschwindigkeitsreduzierungen eine bedeutende Rolle.
Entspannt irgendwo hinzufahren, egal ob zum Einkaufen, auf dem Weg zur Arbeit oder auch zu Wochenendaktivitäten wird eine immer größere Herausforderung. Bei jedem Verkehrsteilnehmer steigt das Stresslevel immer weiter an.
Das Schlimme ist, dass es hinsichtlich der Rahmenumstände keinen Ausweg gibt, der Verkehrsraum wird sich noch weiter verdichten und in der Zukunft wird es noch stressiger werden.
Der einzige Ansatz wäre dann natürlich, dass jeder Einzelne gegebenenfalls sein Verhalten reflektiert und vielleicht ein weniger lässiger unterwegs ist, aber das halte ich für eine Utopie.
In den vielen Jahren im Bereich der Verkehrsüberwachung habe ich festgestellt, dass es zumeist nicht die kompletten Vollpfosten sind, die schwere Verkehrsverstöße begehen (hier insbesondere heftige Geschwindigkeitsüberschreitungen, aber auch andere Gefährdungsgeschichten und Nötigungen), sondern einfach nur Leute, "wie du und ich". Zum Teil dem persönlichen Termindruck geschuldet, dem Frust über was auch immer oder auch dem kurzen Spaß an der Freud.
Mein persönliches Fazit zu dem Thema ist jedenfalls, dass der Fingerzeig auf "andere" (Fahrer von hochmotorisierten Fahrzeugen, die bösen Jugendlichen, die Blockierer der linken Spur auf der Autobahn, die alten Tattergreise und Omas, die Holländer, die Chopper-Fahrer, die Rennbock-Fahrer, die moldawischen LKWs, die Fahrradfahrer - jeder darf die Aufzählung seinen persönlichen Feindbildern entsprechend ergänzen) wenig zielführend ist.