Teil 32:
Abfahrt, raus aus Teheran. Am Morgen ist der Verkehr noch nicht so stark.
Wir fahren auf die Autobahn, um aus Teheran rauszukommen. Trotz der Abmachung wieder linke Spur, und Gas...
Ich habe versucht dranzubleiben, aber das ist schwer. Als Letzter ist es schwierig den Anschluss zu halten. Kurz danach dann schon Unruhe vom Hinterrad, na super.
Und ich auf der Überholspur. Ich musste dann ganz links stehenbleiben und merkte schnell, dass das Hinterrad locker war. Nicht ordentlich festgeschraubt. Super.
Also das Motorrad im Verkehr über 4 Spuren auf den Pannenstreifen bringen, und Hinterrad wieder festziehen. Weiterfahren.
8km später habe ich den Rest wieder getroffen, die haben dann gemerkt, dass ich nicht da bin. Zum Glück war es nur eine kleine Panne, und kein Unfall, sonst wäre ich da schön alleine rumgehangen.
Ich habe dann nochmal gesagt, dass ich nicht so schnell fahren will, und unbedingt in einiger Zeit wieder mein Hinterrad kontrollieren muss, ob es auch fest ist.
Und dass ich dann einfach kurz überhole und dann rechts ran fahre.
Habe ich auch nach ca 50km gemacht, eine Mautstation, ich bin am Rest vorbei und rechts ran.
Einer ist mir nach und auch rechts ran, der Rest wieder linke Spur und Vollgas vorbei.
Hinterrad kontrolliert, und zu den Anderen. Da war dann Showdown.
Ich wurde angebrüllt, dass es gefährlich ist was ich mache, und die sind auf die Motorräder und ohne eine weitere Meldung einfach davongefahren, Vollgas, damit ich ja nicht nachkomme.
Der vorher bei mir blieb, ist auch wieder dageblieben. Der hat das auch nicht verstanden und war auch baff.
Und ich war etwas verblüfft, denn damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Also sind wir zu Zweit nach Täbriz gefahren.
Unterwegs dann einmal an einer Tankstelle angehalten und getankt.
Fahren die Anderen wieder an uns vorbei, die hatten wohl wo Pause gemacht.
Die haben uns auch gesehen, weil sie sich gegenseitig gedeutet haben, dass wir da sind. Und sind wieder nicht stehengeblieben.
Das war dann der Moment, wo es mir endgültig gereicht hat.
Da war mir klar, dass war es dann, sowas brauche ich nicht.
Für mich sind das keine Kumpels, die einen so zurücklassen.
Und da habe ich auch klar beschlossen, wer sowas macht, den brauche ich nicht mehr, und ich suche mir selbst ein Hotel.
Bei Täbriz habe ich mich noch von Sven verabschiedet, und er wollte mich überreden mitzukommen.
Er wollte halt die Wogen glätten.
Geht für mich nach so einer Aktion gar nicht mehr.
Abschied bei Täbriz:
Mein Hotel:
Im Hotel bekomme ich Nachricht von einem Salzburger, der mit seiner Frau und Motorrad auf Hochzeitsreise ist.
Wir machen uns für später noch was aus, das wir uns in meinem Hotel treffen, und ich gehe in die Stadt.
Und besuche den Barbier vom Vorjahr, und lasse mir gleich wieder die Haare schneiden und mich rasieren.
Später bin ich mit den 2 Salzburgern noch lange gesessen und wir haben geplaudert. Ich konnte mir bei ein paar Zitronen Antialk Bier meinen Frust von der Seele reden.
Am Morgen erhielt ich noch eine SMS, wo ich mich mit der Truppe treffen könnte, als sei nie was passiert.
Habe ich etwas sehr als verarsche empfunden, und bin los.
Und da merkte ich, dass ich wieder in meinen Rhythmus kam, dass ich auch mal stehenbleiben und fotografieren konnte, das ist mir die letzten 3 Wochen echt abgegangen.
Und trotzdem besser vorwärts kam.
Auch eigenartig.
Ich kam zur Grenze zur Türkei. Und habe direkt da noch meine letzten Rial in Lira gewechselt.
Kurs war schlecht, aber besser als ich würde die mitnehmen und nichts bekommen.
Und an der Grenze sprach mich ein Fixxer an. Er bot mir an, mich für 15 Dollar in 15 Minuten über die Grenze zu bringen.
Eigentlich hatte ich keine Lust, dass ich einen Fixxer dafür nehme, aber die Aussicht auf 15 Minuten bis in die Türkei war gut.
Also habe ich ihm einen Deal angeboten. Wenn das mit 15 Minuten bis in die Türkei klappt, dann kriegt er 20 Dollar, wenn es länger dauert, kriegt er nichts.
Er war einverstanden, hat sich meinen Pass und das Carmet geschnappt und war weg.
10 Minuten später war er wieder da, alles abgestempelt, ich musste dafür nirgends mit. Und wenige Minuten später war ich in der Türkei. Mit allen Formalitäten durch.
Was die ganze Aktion angeht:
Mir geht es da nicht um nachtreten, es sind meine Erfahrungen mit anderen Reisenden, mit denen man eine gemeinsame Reise macht.
Wir haben uns im Vorfeld getroffen, und gemeinsam alles besprochen. Da wurde auch besprochen, wie man mit Situationen umgeht, wie sie eingetreten sind.
Das man sowas klar löst, ordentlich kommuniziert wenn es Unstimmigkeiten gibt oder man merkt, das es nicht passt. Es wurde auch darüber gesprochen, wie man sich verhält, wenn wer verloren geht oder eine Panne hat.
Und wie man das abwickelt, wenn man sich trennen will, weil es nicht passt.
Alles diese Abmachungen wurden ganz klar nicht eingehalten, und waren nur leere Worte.
Klar, sowas hat immer 2 Seiten, und ich bin überzeugt, das auch 2 Andere vorher mal was gestört hat, hab ja auch gemerkt, das was ist.
Und habe das angesprochen. Antwort war nur „Alles gut, kein Problem“. Da kann ich dann auch nicht helfen, wenn man den Mund nicht aufbringt.
Und wenn auch alles 2 Seiten hat, aus den Sachen kommt man nicht raus, und die sind Fakt:
Die Aktion mit dem Benzin, die war einfach eine Frechheit. Purer Egoismus und nicht an Andere denken.
Die Aktion mit dem zurücklassen, und keine Rücksicht nehmen, wenn wer ein Problem hat.
Und da reden wir nicht davon, das ich nicht fahren kann, sondern das ich nicht über 100 fahren will.
Im Nachhinein habe ich mir oft gedacht, warum habe ich eigentlich geholfen, als die Probleme mit dem Motorrad hatten.
Ich weiß ganz sicher, das die den Termin für die Einreise nach Turkmenistan nicht geschafft hätten.
Klar hätten sie alleine auch wen gefunden in Russland, der hilft. Aber ob sie wirklich schnell am nächsten Tag weitergekommen wären? Glaube ich nicht.
Oder in Almaty, wenn die nicht die Werkstatt wissen, wo man die Probleme löst, und die die Ersatzteile auf Lager haben, dann geht das nicht in einem Tag.
Und in Teheran will ich gar nicht groß ausbreiten, wer das Problem mit der Sicherung gefunden hat, wo schon sehr viel zerlegt war, um den Fehler zu suchen.
Aber egal, ernsthaft. Ich habe viel gelernt.
Und würde ich es wieder machen?
Ja, weil es wäre unfair, wenn ich von anderen Menschen gleich alles Schlechte denken würde, nur weil ich mal schlechte Erfahrungen hatte.
Und würde es mir wieder passieren, ich würde es trotzdem wieder machen.
Weil ich daran glaube, dass nicht alle Menschen so sind.
Ich war jedenfalls in der Türkei, und stehe vor dem Berg Ararat, den ich nun schon von den 3 umgebenden Ländern gesehen habe.
Armenien, Iran und nun Türkei.
