TET Italien – Geht das auch mit der Reise-Enduro?

Diskutiere TET Italien – Geht das auch mit der Reise-Enduro? im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Wir haben es einfach probiert und sind im Juli 23 den TET Norditalien mit 2 größeren Enduros der 200 kg-Klasse gefahren und diese Tour würde ich...
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Wir haben es einfach probiert und sind im Juli 23 den TET Norditalien mit 2 größeren Enduros der 200 kg-Klasse gefahren und diese Tour würde ich nachfolgend gerne mal vorstellen.

1.png


Was ist das überhaupt – der TET?

Der TET oder auch Trans European Trail bezeichnet eine Sammlung von GPS-Tracks, ergänzt mit hilfreichen Informationen für Motorradreisende, welche sich Grenzüberschreitend und quer durch Europa von Land zu Land zieht. Das Streckennetz ist „gescoutet“ von „Linesman/woman“ je Land, welche sich für die Strecke verantwortlich zeigen.

Der Grundgedanke ist, auf diesen Strecken nicht nur, aber eben auch mal offroad unterwegs zu sein, und das legal, was je nach Land mal mehr, mal weniger der Fall ist. Daher gilt der TET vielen in Mitteleuropa als eine der wenigen Möglichkeiten, auch mal ganz ohne schlechtes Gewissen abseits der Straßen zu fahren. Es gibt natürlich noch andere innereuropäische Strecken, jedoch ist der TET das wohl größte und zusammenhängende Streckennetz mit diesem Fokus in Europa.

Und so reifte der Entschluss, mal einen nahegelegenen Track aus der „Nachbarschaft“ unter die Räder zu nehmen. Die TET Norditalien war schnell auserkoren und so ging es nach ein wenig Vorbereitung los.

Die Tour führte, den einzelnen Etappen des TET Norditalien folgend, vom Italienisch-Slowenischen Grenzübergang nördlich von Udine aus westwärts und immer zwischen Alpenhauptkamm und dem italienischen Alpenvorland Richtung Frankreich und dann runter zum Mittelmeer entlang der Seealpen.

Grundsätzlich war die Tour so geplant, dass wir mit kleinem Gepäck unterwegs waren, und in Appartements, Pensionen oder Hotels übernachtet haben. Das habe ich bereits zu Beginn des Jahres ausgearbeitet und die Übernachtungsmöglichkeiten entlang oder in Nähe des Tracks über Booking vorab gebucht. Das klappte auch reibungslos und war im Nachgang exakt so - oder sogar besser - als erwartet.

Da mir mein zunächst fest eingeplanter Mitstreiter vor der Tour aufgrund seines berstenden Terminkalenders ausfiel, konnte ich über eine Annonce hier im Forum einen passenden Kollegen finden. Das funktionierte letztlich hervorragend und so durfte ich nach den ersten solo Tagen auf dem TET für die 2. Hälfte der Strecke einen super Reisepartner begrüßen.


Tag 1

Doch zunächst ging es alleine los am Rand des nördlichen Schwarzwalds mit einer Anfahrt über die schwäbische Alb und weiter über das Hinterland des Bodensees in Richtung Starnberger See/ Benediktbeuern, wo ich dann später auch in dem dortigen Kloster übernachtet habe.

Es gibt ja schon tolle kleine Strecken zwischen Alb und Alpen – da ist aber auch jede noch so kurze Pause immer schon ein bisschen Urlaub.

2.png


Die Anfahrt über recht leere Straßen verlief entspannt und zügig und endete bereits nach guten 5 Stunden Fahrzeit. Die Übernachtung im Kloster in Benediktbeuern war übrigens ganz angenehm, da der nebenan liegende Biergarten zum Stiefelbier einlud, dass Zimmer groß, sauber und günstig war und das doch reichhaltige Frühstück am nächsten Morgen in einem imposanten Raum stattfand:

3.png



Tag 2

Weiter ging es bei zunächst bedecktem Himmel mit groben Ziel Udine auf die Südseite der Alpen. Also ab über die Kesselberg-Strecke, die derzeit tagsüber frei befahrbar ist, und dann hinter dem Walchensee links abgebogen und über die Mautstraße Riggisberg in Richtung Sylvensteinspeicher. Von dort dann am Achensee dran vorbei und im Zillertal zusätzlich noch die Zillertaler Höhenstrasse mitnehmend (ebenfalls Maut-pflichtig) in Richtung Gerlossplatte.

4.png


Die Zillertaler Höhenstraße bin ich immer mal wieder in den letzten Jahren gefahren und finde die wirklich klasse. Sie schraubt sich an den Westhängen des Zillertals zwischen Uderns und Ried auf einer kleinen Straße hoch in die Berge, hangelt sich oberhalb des Tals durch eine hübsche Gebirgslandschaft und kommt nach ein einigen Kilometern auf Höhe Hippach wieder unten im Tal an. Unterwegs hat man an zwei Stationen Gelegenheit zur Rast mit Aussicht über das Zillertal. Die Preise halten sich noch im Rahmen und für 5,- Maut gibt es eine wirklich schöne Onroad-Strecke zu fahren.

5.png


Schon bald stand ich aber vor der nächsten Mautstelle - der Großglockner Hochalpenstrasse - und habe so für mich festgestellt, dass die 30,- Maut/je Motorrad für dieses Stück vielleicht auch ein bisschen der Realität entrückt sind? Aber ok, so alle 15 Jahre kann man sich das schon mal geben.

6.png


7.png


Und dann dauerte es auch gar nicht mehr so lange, dann war ich – eben noch im Hochgebirge – auch schon in der fast mediterranen Badelandschaft an einem der Zuflüsse des Tagliamentos angekommen.

8.png


Man konnte es alleine an dieser Hitze spüren, die mit jedem Meter Südwärts nur noch zunahm:
Die Alpen waren überquert und so konnte ich mein heutiges Ziel im Norden von Udine ansteuern.
Ein kleines Agritourismo auf einem Weingut, wo ich mich dann erstmal um den Seitenständerschalter der neuen Ducati kümmern durfte, der leider während der letzten beiden Tage Fehlfunktionen zeigte und dafür sorgte, dass der Motor unvermittelt während der Fahrt und mit der Meldung „Seitenständer“ aus ging. Ok, da der Motor im Vergleich zu anderen Maschinen ja keine nennenswerte (auch nicht auf Maximalstärke konfiguriert) Motorbremse hat, konnte ich das Problem meistens noch während der Fahrt mit einem beherzten Tritt an die Seitenständer-Aufnahme lösen, manchmal aber auch nicht.

Also abstellen, die Kabelstränge unten am Schalter durchkneten, hier zupfen, dort klopfen und nach ein paar Mal hin und her bewegen ging es dann irgendwann wieder. Da sich diese Aussetzer aber häuften - und nervten - nahm ich am Abend den Schalter mal ab, bzw. auseinander und stellte einen möglichen Montagefehler fest, der aber recht schnell wieder durch das geradebiegen eines Mitnehmers im Schalter behoben war. Ab da war diesbezüglich Ruhe im Maschinenraum der Duc.

Nicht aber vor dem Maschinenraum, denn dort war ich umringt von einigen Herren, gehobenen Alters, die die erste Enduro aus Bologna angeregt kommentierend beäugten und besonders einer der Herren schaute mir während der Schrauberei interessiert über die Schulter und trug die neusten Erkenntnisse bei Abnahme und richten des Schalters direkt in die dahinter befindliche Krabbelgruppe, was von langgezogenen „AHHH s“, „SI s“ und „NO s“ und angeregter Schimpferei begleitet wurde. Das war ganz witzig und in der schönen Abendstimmung von einigen Glässchen (0,1l) Wein begleitet. :zwinkern:


Tag 3

Der erste TET-Tag war ein angenehmer, welcher in Richtung Dolomiten ging und an dem ein kleiner, aber durchaus fordernder Abschnitt gar keiner des originären TET war:

An diesem ersten Tag auf der Original-Route ging es gefühlt über 85 % Straßenanteil Richtung Westen. Am Vormittag war jedoch ein nicht ohne weiteres umfahrbarer Teil der Straße aufgrund von Baumfällarbeiten gesperrt und da war auch kein Durchkommen, weil die Forstler hinter den Absperrungen ordentlich gewütet haben. Auf dem Navi konnte ich aber gleich nebenan einen winzigen Wirtschaftsweg ausmachen, der hier eine Umfahrung durch den Wald bot. Also los und ab in den immer steiler werden Wirtschaftsweg der dazu auch noch immer feuchter und rutschiger wurde und sich tiefer und tiefer in den Waldboden eingrub. „Ok, kein Stück des TET aber auch nicht gerade ein leichter Einstieg“ dachte ich mir so und trieb die Duc mit immer mehr Gas den Hang hinauf und schlängelte mich zwischen feuchten Baumwurzeln von der einen zu der nächste Kurve in einem immer schmaler werdenden Pfad.

"Nicht Euer Ernst… " ging es mir dann irgendwann durch den Kopf, bevor sich gerade in dem Moment vor mir eine Lichtung auftat, auf der ein paar Gehöfte standen. Danach war der Spuk auch schon vorbei und ich rollte die nächsten paar geschotterten Kilometer der geplanten Umfahrung entlang. Gut - für eine "nicht-TET" -Strecke war das schon mal ein Anfang.

Zwischendrin ging es aber mal wieder ruhiger zu – zumindest was den Straßenzustand anging.
Die Landschaft hingegen stellte sich schön zur Schau und da gab es richtig was zu sehen, im äußersten Nordosten Italiens. Schöne kleine Reiseenduro-Sträßchen inklusive.

9.png


Gegen Mittag ging es dann nördlich von Ravascletto über die im oberen Teil stellenweise geschotterte Panoramica delle Vette und es setzte so etwas wie das erste „TET-Feeling“ ein.

10.png


Im weiteren Streckenverlauf zeigten sich dann noch:

Lustige Wege (Ich fand mich irgendwie in eine Modelleisenbahn-Landschaft versetzt):

11.png


Lustige Motive am Straßenrand - „Szenen einer Ehe“:

12.png


Lustige Strecken (das bedarf im Gebiet der Dolomiten keiner weiteren Erläuterung):

13.png


Dies sollte sich zum Nachmittag hin aber alles nochmal steigern, indem es nördlich von Pieve di Cadore im Flussbett des Torrente Oten auf grobem Schotter aufwärts ging zu dem kleinen Refugio „Capanna degli Alpini“ mit Möglichkeit zur Einkehr. Und zwar nicht auf dem Schotterweg unten links im Bild, sondern wirklich kreuz & quer durch das riesige Flussbett. Das war recht grob, aber klasse!

14.png


Blick vom Refugio aus ins Tal.

Etwas weniger klasse aber dafür herausfordernder war hingegen der Rückweg, den ich in einem trockenem Seitenarm dieses Flusses zurückgelegt habe, wo ich dann den zwar vorhandenen Spuren folgend, aber doch etwas voreilig in ein ca. 3 m tiefer liegendes Bachbett, welches offenbar mal ein reißender Strom war, hinein gerollt bin. Das sah dann nach einigen Metern und im ersten Moment auch nicht allzu clever aus, da die vor mir liegenden Strecke von teils mannshohen Ästen und sonstigem Gerümpel versperrt war.

15.png


Hoffnung machten jedoch ein paar Spuren von anderen Fahrern, die sich hier bereits ausgetobt hatten. Es ging also im Zickzack und in dutzenden Kehren um Äste, große Steine und halbe, mittgerissenen Bäume herum und endete tatsächlich nach einigen hundert Metern sanft auslaufend und ohne weitere Hindernisse in dem etwas tiefer liegenden und sehr breiten Hauptbett.

16.png


Whow! Dass war zwar gedanklich so ein bisschen "vorausgeahnt" gewesen - weil sich diese mäandernden Zuflüsse irgendwann alle wieder an das Hauptbett anschmiegen - hätte auch anders ausgehen können. Notiz an mich selber: Nächstes Mal vielleicht noch ein bisschen mehr die Augen aufmachen bei der Routen-wahl. Auch, wenn es dann irgendwann doch noch so etwas wie Spaß gemacht hat, war ich froh, für den Tag aus dem groben Bachbett wieder heraus zu sein und ab da nur noch eine ausgefahrene Piste unter den Rädern gehabt zu haben. Dennoch: Ein toller Spielplatz für Enduristen in einer absolut grandiosen Landschaft!

Und wenn man den Motor auch mal abgestellt hat und in dieser unfassbaren Stille und Geborgenheit der hohen, umliegenden Berge versunken ist, merkt man erst, wie unbedeutend man eigentlich in dieser Kulisse ist.

Der abwechslungsreiche Tag endete dann nach 333 km und guten 9 Stunden in Pieve di Cadore in einem Hotel mit guter angeschlossener Küche, wo ich den Tag angenehm Revue passieren ließ.

...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Tag 4

Der nächste Tag führte mich zunächst weiter durch die eindrucksvollen Dolomiten über diverse Pässe wie den Passo Duran, den Passo Cereda oder den Passo Brocon und dann weiter durch Venetien.

17.png


18.png


Jedoch längst nicht immer über die Straße, sondern auch durch wer weiß wie abgelegene Gegenden in den Dolomiten und mit einem sehr schönen Anteil an - oftmals geschotterten - Waldwegen. Und auch dort stehen - egal wie abgeschieden - immer noch die gepflegtesten Hütten in der Landschaft und werden umsorgt.

19.png


Hier kam auch mal der eine oder andere Schotterpfad unter die Stollen und für den Enduristen, der beides mag und die dazu passende Maschine sein Eigen nennt, war das somit ein idealer Tag mit einer schönen Mischung. Speziell auch, weil die Reisenduros so etwas ja locker aus dem Ärmel schütteln: Eben noch in dreckigen Serpentinen den Berg runter geschrubbt um sich gleich danach unten im Tal dann auf neu geteerten und schönen Trassen locker-entspannt durch die Täler zu schwingen.

Das war einfach klasse und eine tolle Mischung des TET Italien - die er an ganz vielen Stellen bietet - und das hat wirklich riesigen Spaß gemacht! :daumen-hoch:

20.png


Landschaftlich eindrucksvoll und recht einfach zu fahren waren die Schotterstrecken in der nord-westlichen Gegend vom Parco delle Dolomiti Bellunesi wo man bitte auch im Gebirge tunlichst keine Schweine füttern sollte? Schon gar nicht mit Wurst? Schweinepest, offenbar:

21.png


22.png


Hatte ich aber auch nicht vor, sondern hab erstmal mich – nachdem ich mich wieder einige Kilometer durch eine Modelleisenbahnbahn-ähnliche Landschaft gestaubt habe - mit einem Häppchen zur Mittagszeit versehen. Das war zunächst fast ein bisschen peinlich, da ich mit einer riesigen Staubfahne im Schlepptau auf diese Lokalität zugesteuert bin, und das Gas gerade noch rechtzeitig zurücknehmen konnte, sodass meine Staubfahne nur gute 10 m neben dem Wirtshaus und der gut besetzten Außengastronomie langsam aber bedrohlich vorbei zog… Überaus freundlich grüßend habe ich trotzdem noch einen Platz und ein leckeres Essen bekommen. :zwinkern:

23.png


Irgendwann ging es dann ein ewig langes Stück in geschotterten Serpentinen den Wald hinunter: 180 Grad-Kehre - 50 m geradeaus - 180-Grad Kehre - 50m geradeaus…. X-fach! Speziell rauf ist das sicher ein spaßiges Stück Strecke. Aber runter war es auch ok, und immer auf den grünlich leuchtenden Cismon-Stausee zu.

24.png


Im Laufe des Tages ging es noch mehrfach auf geteerten Straßen hoch in die Berge - auf geschotterten Strecken über die Berge und auf (manchmal)l geteerten Straßen wieder runter in die Ebene.

25.png


Und falls man da oben in den Bergen auf irgendwelchen Forstwegen mal nicht aufpasst und den richtigen Abzweig verpasst, steht man halt mal 500 m weiter und mitten im Wald auf einem, sich in tiefem Gras verlierenden Single-Trail und muss schauen, wie man die Fuhre da wieder raus bekommt. Letztlich findet sich aber immer ein Ausweg und wieder zurück in die Zivilisation so wie hier beim Passo Brocon, auf dem ich mich dann 5 Minuten später befand - indem ich mich von hinten aus dem Wald kommend an die Passhöhe angeschlichen hatte.

Da stand ich nun mit einer Tasse Kaffee in der Hand am Pass und plauderte mit einem englischen Kollegen, der die DesertX zwar als super, aber als auch zu klein für den 2-Mann-Betrieb befand und daher auf seine GS mit danebenstehender, besserer Hälfte zeigte. Da hatte er absolut Recht, der Mann aus der Region Birmingham. Für den bequemen 2-Personen-Betrieb auf längeren Reisen ist die Duc auch nicht unbedingt gemacht.

26.png


So langsam ging es dann noch über diverse Forstwege für diesen Tag in Richtung Ebene.

26.1.png


Doch das war letztlich ein entspannter Tag der nach 320 Kilometern und guten 9 Stunden in einem schönen Agritourismo mit überaus freundlichen Gastgebern in Süden von Schio seinen Ausklang fand.


Tag 5

Am nächsten Morgen erwartete mich nach einem – für italienische Verhältnisse - außergewöhnlich umfangreichem Frühstück (hier fehlt noch das leckere Rührei mit Speck & Gedöns auf dem Bild) die Etappe Richtung Gardasee, wo mein heutiges Ziel hinter dessen Westufer lag. Jedoch führte mich der Track die meiste Zeit des Tages östlich des Gardasees durch Venetien.

27.png


Das war aber auch wieder ein schöner Fahr-Tag, der sich immer noch quer durch Venetien und ein bisschen durch Südtirol zog und auch immer die Po-Ebene in Blickweite habend z.B. über dem Passo Xomo durch eine hügelige Voralpen-Landschaft führte.

28.png


29.png


30.png


Hier gab es auch mal Zeit und Muße, ein paar Fotomotive vom Straßenrand aufzunehmen:

31.png


32.png


Ich wurde in die Zange genommen…

33.png


… und konnte aber auch mal einen Blick auf eine der ganz besonders seltenen „Seekühe“ erhaschen. Dieses Modell sogar mit „Teil-Wasserkühlung“ am Euter… Das kommt einigen hier doch bestimmt bekannt vor. :zwinkern:

34.png


Weiter ging es auf eine recht große, baumlose Hochebene im Regionalpark Della Lessima, deren Wege meistens geschottert waren und in dieser fast menschenleeren Gegend ein bisschen zum Driften einluden.

35.png


...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
36.png


Zwischendrin aber auch mal wieder neu geteert waren – in besserer Radweg-Breite.

37.png


Und kurz darauf wieder aus Schotter bestanden … Dafür mit recht ungewöhnlicher Begrenzung…

38.png


Weit oben In dem Rifugio Primaneve habe ich dann gut & günstig Mittagspause gemacht.

Aber kaum war man oben, schon ging es wieder runter ins Tal – ins Grenzgebiet zwischen Venetien und Südtirol, wo der Wein- und Obstbau Tradition hat. Ungewöhnliche Weg- bzw. Feldbegrenzungen aber offenbar auch wieder - kilometerlang:

39.png


40.png


Im Tal hielt einen der Track jedoch nicht lange, denn heute hieß es Höhenmeter „machen“ und so war man gerade auf der nächsten Anhöhe angekommen, ging es durch die Weinhänge schon wieder runter ins nächste Tal: Über ein ultra-kurviges und teils leicht rutschiges Sträßchen.

Anschließend waren auch einmalig ein paar Kilometer über eine langweilige Verbindungsetappe via Schnellstraße zu absolvieren, die aber recht zügig auch zu Ende gingen und dann führte einen der Track erst on- dann offroad, nord-östlich vom Gardasee natürlich wieder hoch und durch die Berge.

41.png


Gut, wenn man dort oben und „fernab“ jeglicher Tankstelle noch etwas Ersatzsprit in seinem Tank hat - das entspannt dann immer ungemein. Denn die Kurverei oberhalb des Gardasees auf Wegen, die - wenn überhaupt - eher nur so grob mit dem Radlader in Schuss gehalten bzw. geschoben werden, kann sich schon mal in die Länge ziehen…

42.png


Da ist es schon hilfreich, wenn man dann nicht immer bangen Blickes auf die Tankanzeige schauen muss. Gerade auch, weil man hier auf diesen sehr verlassenen Strecken eigentlich überhaupt niemanden zu Gesicht bekommt.

Zum Spitzkehren üben – auf losem Untergrund – war das aber bestens geeignet! :Augenzwinkern_2:

Nachdem ich wieder „unten“ und am Gardasee angekommen war, ging es über Riva del Garda schnell auf die andere, auf die westliche Seite und entlang der Uferpromenade bis ungefähr zur Mitte des Sees, von wo aus der Track dann wieder über die Bresa-Schlucht, die sehr schön zu fahren war, in die Berge führte und dort nach einigen Kilometern über allerkleinste Straßen für diesen Tag auch so langsam sein Ende nahm.

43.png


44.png


Nach dem offiziellen Track endete diese Tagesetappe mitten in der Pampa und so durfte ich noch ca. 20 km bis zu meinem Hotel zurücklegen. So ganz entspannt war das aber nicht, denn ich kam dabei irgendwann in ein kleines Waldstück mit schlechter, schmaler Straße und lief auf einen großen Jeep auf.

Nach einigen 100 Metern hinterher-zuckelei auf einem ansteigenden Stück bremste dieser - aufgrund eines recht zügig anrauschenden Gegenverkehrs - auf dem sehr schmalen Weg unvermittelt auf losem Untergrund, stand quasi in null Komma nix und rollte sofort rückwärts in meine Richtung. Irgendwie hatte der mich nicht auf dem Schirm…

Wild hupend, laut brüllend und das Gas im Leerlauf aufheulen lassend konnte ich ihn gerade noch rechtzeitig davon überzeugen, sofort anzuhalten. Die Bella neigte sich unter seiner riesen Plastik-Heckschürze, die sich unaufhaltsam in meine Richtung schob, bereits leicht nach links… Gerade noch rechtzeitig kam er zum Stehen, sprang sofort aus seinem Auto und half mir die schon ca. 45 Grad schräg stehende Maschine, die ich einfach nicht loslassen wollte, unbeschadet in die Senkrechte zurück zu hieven.

Meine Güte – der war geschockter als ich und half mir geduldig, die Bella auf etwaige Schäden zu untersuchen. „So, und jetzt ziehen wir die Maschine mal auf Hinterrad und Seitenständer und halten dabei die Vorderradbremse gezogen“… „Jetzt langsam die Bremse lösen“…“Ja, so ists gut und schön festhalten.“ Er folgte gewissenhaft meinen Anweisungen und verstand vermutlich im ersten Moment nicht wirklich etwas, aber durch das sprechen mit „Händen und Füßen“ kommt man schon irgendwie zusammen. :Augenzwinkern_2: Während ich die gesamte Frontpartie nebst Vorderrad auf Schäden, Rundlauf der Felge, intakte Bremsscheiben und Seiten- und Höhenschlag etc. untersuchte, taute er ein wenig auf und fing an, alte Geschichten aus seiner längst vergangenen Motorradzeit zu erzählen - in schlechtem, aber umso euphorischeren Englisch. Das war hilfreich - aber wir verstanden uns auch so gut.

Nach einer kurzen Probefahrt und meinem anschließenden „Ok“ nebst Schulterklopfen entließ ich den sichtlich verunsicherten aber dann doch erleichterten Mann wieder auf seinen Weg. Er tat mir ja auch schon fast leid. Letztlich war aber doch alles ok und keine einzige Macke an der Bella und die letzten paar Kilometer für den Tag gingen dann auch schnell rum.

Dennoch: Der Tag war fantastisch, sehr abwechslungsreich und voller schöner Eindrücke.

Wenn auch ziemlich lang mit seinen 351 km in 10 Stunden und mit den knapp 9500 Höhenmetern glich er mehr einer langen Achterbahnfahrt als alles andere. Daher habe ich die mal etwas bessere Unterkunft mit einem tollen Restaurant-Angebot am Abend genutzt, um gemütlich zu entspannen. Das darf ja auch mal sein!

Abendessen im schönen Innenhof und im Angesicht ‚Bellas‘ – die durfte dann später sogar noch im Hof nächtigen.

45.png


46.png


Ich fotografiere ja nur selten mein Essen… Aber die Italiener können es halt auch: Tartar vorweg… :essen:

47.png


Das Ambiente war schön, dass Restaurant gut gefüllt – die meisten Gäste waren aber größtenteils aufgrund eines sich mit lautem Getöse ankündigen Gewitters bereits in die Innenräume geflüchtet.
Was aber gar nicht notwendig war. Gut so - mehr Platz für die paar verbliebenen.


Tag 6

Am nächsten Morgen hatte ich laut Menükarte die Wahl zwischen einem italienischen, einem französischen und einem englischen Frühstück?! Da fiel die Wahl nicht schwer: Ich hatte lange Tage mit einem guten Umsatz - und brauchte die Kalorien…

48.png


Glücklicherweise hatten sie in der Küche die obligatorischen, meist mit Oregano komplett überwürzten und zuckersüßen Grill-Tomaten vergessen. Das wäre selbst mir zu viel gewesen.

Gut gestärkt konnte ich anschließend die Etappe Gardasee – Comer See in Angriff nehmen. Recht früh ging es auf der kurvigen und gut ausgebauten SP58 Richtung Idro-See, wo ich ab und an von ‚wild gewordenen‘ Supermoto- und GS-Fahrern überholt wurde und drollige Faxen beobachten konnte.

Sie kannten die Strecke offenbar bereits gut, hatten alle ihren Spaß und machten z.B. auf dieser Brücke lustige Dinge – nur die ‚doofen Touris‘ im Hintergrund störten halt ab und zu die Aufnahmen ihrer Kumpels, die neben mir am Anfang der Brücke standen und auf gute Gelegenheiten für Wheelies, Stoppies, Donuts & Co. und deren Aufnahmen warteten…

49.png


Ich war noch kurz tanken und bin dann aber mit der Duc schnell wieder in die Berge geklettert und über den Passo Maniva in Richtung Passo della Spina entlang getourt.

50.png


Das war dann wieder meine Wohlwühl-Strecke, das war fantastisch. Hier oben musste alles ein bisschen langsamer und überlegter angegangen werden. Denn die Strecke notfallartig verlassen oder irgendwo „drüber hinaus rutschen“ war hier überhaupt keine Option: Hier ging es links steil bergab. Teils sehr steil. Ich briefte mich selbst immer wieder, indem ich mir dachte, bei dem möglichen und in Italien meist ziemlich verrücktem Gegenverkehr ausschließlich rechts zu bleiben und im Fall eines Falles lieber rechts an der Felswand einzuschlagen oder auch notfalls etwas dran entlang zu schrammen, als auch hier nur im Entferntesten nach links auszuweichen… Die scharfkantig abgeflexten Leitplankenpfosten hatten auch eher nur so eine Alibi-Funktion und den wollte man auch nicht näher kommen, als unbedingt nötig.

51.png


Irgendwann fand sich eine kleine Bank, die zum Pausieren und fotografieren einlud:

52.png


53.png


Ich nutzte die Gelegenheit und ließ die wirklich großartige Landschaft auf mich einwirken und dann ging es irgendwann weiter in Richtung Croce Domini, wo man es auf dem Weg dorthin ja auch mal wieder ordentlich laufen lassen konnte, da die Schotterpiste wieder breiter wurde und nicht mehr so steil seitlich abfiel.

Und da war sie die dann auf einmal, die nächste Kuriosität: Wenn man hier oben in den Bergen ja schon die ganz seltenen „Seekühe“ antrifft, warum dann nicht auch ein rotes Tretboot auf einem kleinen See auf ca. 1900 m Höhe? :grosse-augen:

54.png


...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Ab dem Refugio Croce Domini wurde es wieder ruhiger im Fahrwerk, denn ab dort war wieder Asphaltstrecke angesagt.

55.png


Anhalten tue ich bei solchen Treffs aber eher selten, und so ging es wieder runter vom Berg auf einer schönen, geschwungenen Straße und in Richtung Iseo-See den ich aber links liegen gelassen hab und lieber meine Mittagspause am nächsten See, am Lago di Endine in einer kleinen, grünen Oase eingelegt habe.

56.png


Von dort schraubte ich mich dann im Anschluss über drollige kleine Straßen und Wege wieder hoch in die Berge und fand originelle Verhältnisse vor, was Streckenverlauf und -belag anging:

57.png


58.png


Ideale GS- (und DX) -Sträßchen! Vor dem Tagesziel, dem Großraum Comer See wurde es nochmal kurvig. Nichts außergewöhnliches auf dem TET, so verläuft er nun mal:

59.png


Am Nachmittag kam ich unten in Varenna am Comer See an und wurde von dem touristischen Trubel vollkommen überrannt. So viele Menschen auf einen Haufen können einen schon etwas überrumpeln, wenn man tagelang doch mehr oder weniger „alleine“ durch die Wälder und Berge tourt.

Und ich musste genau mit denen auf eine der Fähren um das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Die Uferstraßen sind an den großen, norditalienischen Seen ja eher keine Option, da meistens fürchterlich voll und zäh… Also Augen zu und durch: Ticket für 8,- gelöst und dann konnte die Überfahrt beginnen. Die Fähren schaukeln die Touristen und Einheimischen ja im Minutentakt zwischen den Seeufern hin und her.

60.png


61.png


Das klappte auch alles ganz gut und nach ein paar Kilometern Seeuferstraße auf der anderen Seite musste ich dann nur noch die halbe Strecke zum Luganer See in Angriff nehmen, welcher ja gleich nebenan liegt. Für heute waren das 333 Kilometer in 9,5 Stunden mit gut 15% Offroad-Anteil.

Hier traf ich mich dann am Abend mit meinem Kollegen, der - frisch aus dem Allgäu angereist – ab da mit mir zusammen den 2. Teil des TET Italien fuhr. Wir zelebrierten den Abend mit ordentlichen Pizzen, Salat und so 1-2 Stiefelbier.


Tag 7

An diesem Tag stand zur Abwechslung mal eine ganz andere Tour auf dem Programm: Es ging vom Luganer See am Lago Maggiore vorbei in Richtung Borgosesia und dann in der Ebene durch diverse Felder in alle Himmelsrichtungen und dann zuletzt nach Volpiano. Anfangs begleitet von diesem bedrohlichen Gebilde hier, welches wir aber weitestgehend unbehelligt umfahren konnten:

62.png


Den Abstecher des TET nördlich nach Domodossola und dann weiter zur Schweizer Grenze bzw. zur Anschlussstelle des TET Schweiz von ca. 70 km haben wir uns gespart, da wir auch wieder komplett zurückgemusst hätten. Daher war die Tour heute mal ein Kontrastprogramm der besonderen Art und weitestgehend ohne Berge:

Der TET führte uns heute durch die landwirtschaftlichen Flächen in Norditalien und wir sind sehr viel zwischen den Reisfeldern – wo unter anderem der berühmte Risottoreis angebaut wird - und sonstigen Agrarflächen herumgefahren. Das war ganz spaßig und bot verschiedenste Herausforderungen wie z.B. die teils tiefgründigen Schotterpisten auf Damm-artig angelegten, ewig langen Wegen, die man je schneller, desto besser fahren konnte und so sind wir teils mit 80 km/h oder auch mehr über diese Dämme und den tiefen Schotter gebrettert. Langsamerer wäre wirklich instabil gewesen. Ich schwör…!

Dann ging es mal durch die besagten Reisfelder, welche teils von Wegen unterhalb der ringsherum liegenden Wasserfläche durchzogen waren, welche naturgemäß auch nicht trocken waren und so den einen oder anderen rutschigen Abschnitt aufwiesen. Das nahm ich auch irgendwann zum Anlass, mit der Bella die erste, harmlose Bodenprobe überhaupt einzusammeln – dann hatten wir das auch hinter uns…

63.png


Zwischendurch ging es in die Botanik – es folgten kilometerlange Pfade die mal schön zugewachsen, manchmal aber nur schön überwachsen und somit Schattenspendend durch Mischgebiete führten und sich zwischen Feld, Wald und Wiese abwechselten. Die Pfützen oder schlammige Rinnsale in den Waldstücken waren tief und dreckig und luden nicht unbedingt zum längeren Verweilen ein. Die galt es zügig und zielstrebig zu durchqueren - nur um sich im Anschluss auf den dann wieder staubtrockenen Feldwegen gleich wieder einzupudern. In einer Furt konnte man aber den gröbsten Dreck wieder gleichmäßig auf den Maschinen verteilen. :zwinkern:

Überhaupt das Wasser - eigentlich unglaublich, was hier an Unmengen für Bewässerungskanäle existieren und vor allem, was für Wassermengen hier gehandhabt wurden: Breite, tiefe und sehr schnell fließende Kanäle verliefen direkt am Wegesrand – selbstverständlich ohne jedwede Absicherung zwischen Kanal und Weg. Irgendwann sah man auch mal die Dimensionen der Rohre, mit denen das Wasser hier aus kleineren Stauanlagen ein paar Meter höher gepumpt und dann in den Kanälen verteilt wurde. Das waren imposante Ausmaße im Durchmesserbereich von einem Meter oder mehr. Bis zu drei nebeneinander. Kein Wunder, dass das Grün hier spriesste, wie am Amazonas.

64.png


Es war schon recht grün: Unbemerkte Mitbringsel nach dem absteigen während einer Tankpause:

65.png


Wir kamen noch an der einen oder anderen, aber umso imposanteren „Agrar-Ruine“ vorbei und bestaunten die riesigen, offenbar nicht mehr oder nur noch teilweise sich in Betrieb befindlichen Anlagen. Manchmal mehr einem herrschaftlichen Anwesen gleichend, manchmal aber auch nur eine überdimensionierte und halb verfallene Getreidemühle. Aber immer irgendwie hübsch anzusehen mit ihren ockerbraunen Klinkersteinen und großen Sandstein-Einfassungen von Tür-, Fenster- oder Torbögen.

Aber auch dieser durchaus interessante Tag nahm nach wieder gut 330 km und über 9,5 Stunden sein verdientes Ende und wir fanden unsere kleine, hübsche Unterkunft in Volpiano. Und ich glaube, die meisten Enduristen kennen das etwas peinliche Gefühl:

Man steht leicht angeschmuddelt und Dreck-rieselnd vor der Vermieterin/Rezeptionistin und bittet um ein Zimmer. Und die entlässt einen dann wie in unserem Fall in sehr schöne und sehr hell eingerichtete Zimmer mit hellen Bezügen, Hussen und Tischdecken...

Mist, ich wusste später gar nicht, wie ich mich aus meinem Outfit schälen sollte, ohne alles dreckig zu machen und habe mich nicht getraut, irgendetwas von meinen schmutzigen Enduro-Klamotten auch nur ansatzweise irgendwohin zu legen.

66.png


Also ab ins Badezimmer und so wie ich war, unter die Dusche: Das ganze Outfit musste sowieso mal alles kurz durchgewaschen werden, nachdem ich heute durch das Brackwasser in den Pfützen der Reisfelder in der Po-Ebene getaucht war… Die „Lenor-Frische“ war irgendwie abhanden gekommen…

Nachdem die Wäsche dann überall an strategisch wichtigen Stellen im und vor dem Zimmer am Balkongeländer zum Trocknen verteilt war, bot die nebenan liegende Pizzeria noch etwas Entspannung was Hunger- und Durstgefühl anging und wir beschlossen dort diesen witzigen Tag.


Tag 8

Auch der nächste Tag führte uns anfänglich schon wieder in diese Felder und mein Kollege bekam das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht – das machte ihm sichtlich Spaß. Und das war ja es ja auch: Spaßig!

67.png


Jedoch führte der Track dann irgendwann wieder raus aus dem "Amazonas"-Gebiet und in die Berge zurück, und so das eine oder andere Motiv kommt einem ja schon bekannt vor:

68.png


Anschließend ging es auf die Alpe Soglia unterhalb vom Monte Soglio. Das war zunächst eine ordentliche Bolzerei über recht grobes Geläuf, da von der ursprünglichen Schotterpiste nicht mehr allzu viel vorhanden war, und wir eigentlich nur über den groben und vom Regen ausgewaschenen Unterbau der Piste aufgestiegen sind - hatte ich schon mal erwähnt, dass ich 21“ große Vorderräder liebe?

Dann gab es oben leider keine Aussicht, weil es sich um den Berg während unserer Auffahrt zuzog, und zu essen gab es auch nix. Doof, dass! So sind wir halt wieder runter gerumpelt und konnten unterwegs in einer kleinen Osteria noch gut zu Mittag speisen. Pasta geht ja immer.

69.png


Kurz darauf ging es dann wieder hoch zum Colle del Colombardo, was fahrerisch auch wieder schön „Enduro-like“ war. Und wie so oft war der Kati-Fahrer wieder erster. Das war aber auch fahrtechnisch eh nicht so ganz mein Nachmittag und so war das auch ok.

70.png


71.png


Bergab waren KTM & Fahrer schon wieder „auf der Flucht“, während ich das gerade noch bildlich festhalten konnte:

72.png


Das war jedoch gut so mit dem Abstand, denn mein Kollege war einfach souveräner und auch zügiger unterwegs und ich wollte ja nicht immer nur dessen Staub inhalieren, sondern auch was von Strecke und Landschaft sehen.

...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Irgendwann kamen wir in das Susa-Tal und sind Bardonecchia leider von unten auf der Straße angefahren und nicht über die Jafferau-Schleife wie ursprünglich geplant. Da ich ein bisschen gehandicapt war mit meinem kaum dicken Pfötchen, welches aufgrund der über 85 Moskitostiche, die ich mir in den letzten Tagen am ganzen Körper so eingesammelt hatte, mittlerweile schmerzend angeschwollen war. Vielleicht ein leichter Histamin-Überschuss?

Wie auch immer – ich musste heute mal etwas ruhiger machen.

73.png


Oben im Hotel angekommen, buddelte sich mein Mitstreiter noch rasch auf oder neben der Piste zum Jafferau hoch und kam aber nach recht kurzer Zeit mit einem Grinsen unter dem Helm schon wieder zurück. Ich hatte nichts anderes erwartet :zwinkern:

Das Hotel Savoia Mountain da oben lag zwar bei so guten 100,-/Nacht, bot aber neben allen möglichen Annehmlichkeiten und einem großen Zimmer mit toller Aussicht auch ein wirklich alle Wünsche erfüllendes Frühstücks-, Nachmittags- und Abendbüffet. Freundlich und hilfsbereit waren sie noch dazu – trotz aller, typisch italienischen Hektik: Es schien auch jetzt im Sommer recht voll. Das war aber alles dennoch recht ordentlich und machte - trotz der heute „nur“ guten 265 Kilometern - Vorfreude auf den nächsten Tag.

74.png



Tag 9

Nicht zu Unrecht, denn am nächsten Tag hatte sich meine Hand, nachdem ich sie über Nacht in Eis gebettet hatte, wieder beruhigt und so ging es nach einem opulenten Frühstück dann hoch auf den Sommeiller.

Wir konnten glücklicherweise noch die bis zu 30 Fahrzeuge starken 4*4-Kolonnen unten in Bardonecchia hinter uns lassen und als wir die 8,- an der Mautstelle entrichtet hatten, durften wir endlich den Col de Sommeiller bei Kaiserwetter unter die Räder nehmen. Das war – für jemanden wie mich, der die Strecke noch nicht kannte - wirklich fantastisch!

75.png


76.png


Diesen kleinen See dort oben kann man schön finden, man kann ihn nach der Reise-Dokumentation eines hiesigen Foren-Mitglieds aber irgendwie auch ganz anders wahrnehmen.
Stichwort „Zähne putzen…“ :biggrin: Wie auch immer: Dort oben – auf der in den westlichen Alpen höchsten, mit Privatfahrzeugen anfahrbaren Stelle zu sein, ist schon etwas Besonderes.

77.png


78.png


Aber einmal nicht aufgepasst: Zack! – blinde Passagiere an Bord…

Auf dem Col de Sommelier befand sich die KTM in ihrem natürlichen Lebensraum und war somit – wie meistens - weit vorne…

79.png


Aber auch immer von der Ducati verfolgt… Die sich ebenfalls pudelwohl fühlte!

80.png


Und die Fahrer erst... :jubel:

81.png


Doch auch hier musste man sich ob der grandiosen Landschaft wirklich auf die Strecke konzentrieren, denn dort oben war ganz ordentlich was los. Was da alles rumgebolzt ist – man glaubt es kaum. Klasse war z.B. auch der kleine Steppke, auf einer PW 50 oder etwas größer, der uns mit einem Affenzahn entgegenkam und seinem erwachsenen Begleiter auf einer ausgewachsenen Spocht-Enduro gerade Mühe machte, überhaupt hinterher zu kommen. Das war schön mitanzusehen!

Dennoch: Bei schönem Wetter sicher alles „easy going“ – bei nassem Boden bietet die eine oder andere ausgefahrene Spitzkehre mit ihren eingebetteten, teils glatten, teils spitzen Steinen aber ganz bestimmt auch so einiges an „Unterhaltung“… :grosse-augen:

Nachdem wir gefühlt leider und viel zu schnell wieder unten in Bardonecchia waren, sollte es eigentlich auf die Asietta gehen, doch die war aufgrund einer Trail-Veranstaltung an dem Tag gesperrt. Mist! Also wieder runter ins Tal und ein Stück der Via Nationale zum nächsten regulären Einstiegspunkt des Tracks gefahren.

Wir sind dann noch so dass eine oder andere Stückchen Feld-, Wald- und Wiesenweg gefahren und hatten zwischendrin auch Zeit für ein kleines Schwätzchen mit anderen Kollegen, die hier auch so in der Landschaft herumfuhren – allerdings ganz ohne TET-Ambitionen. Man kommt ja immer schnell ins Gespräch.

82.png


Zwischendurch hatten wir aber noch ein kleines Highlight – es ging mitten durch einen großen Steinbruch der sich über mehrere Berghänge zog und daher frei durchfahrbar war. Das war bis auf eine etwas gröbere Abfahrt über einen alten, anfänglich verrottenden Wirtschaftsweg alles recht einfach machbar und hat Spaß gemacht:

83.png


84.png


Danach ging es langsam wieder Richtung Ebene und so beschlossen wir an diesem Tag so gegen 17:30 Uhr, dass es für heute auch genug wäre und wir nicht wieder in die Berge zurückwollten, wohin uns der Track aber tatsächlich wieder geführt hätte, sondern für heute Schluss zu machen und abzukürzen. Auch so waren das noch gute 70 km bis zu unserem Ziel und das fuhren wir dann etwas gelangweilt auf der Straße um unser heutiges Ziel in Valdieri zu erreichen. Das war jedoch ok. Auch und gerade, weil ich mir dabei aus der Ferne noch die Bergflanken angeschaut habe, durch die uns der originäre Track heute noch geschickt hätte. Nein, dass hätte - bei aller Liebe - heute nicht mehr sein müssen. Der Tag war mit seinen 329 Kilometern auch so lang genug.

Der Abend hingegen war angenehm in dem kleinen, aber direkt am Track liegenden Bergdorf mit den zwei kleinen Lokalitäten, welche die hungrigen Gäste noch mit allerlei leckerem Abendessen versorgten.

85.png



Tag 10

Der letzte TET-Tag. Aber was für einer!

Wir sind am Morgen dann über Limonetto den Col di Tenda hochgefahren und hatten innerhalb eines Gewitters und in nur wenigen Minuten eigentlich alle Sommerwetter-Szenarien durch: Zunächst fuhren wir von Blitz und Donner begleitet durch den immer stärker werdenden Regen, der dann plötzlich wieder schwächer wurde, dann in dichten Nebel überging, welcher aber 5 Serpentinen später schon wieder aufriss und tatsächlich kurz vor der der Jausenhütte am nördlichen Einstieg der LGKS in strahlendem Sonnenschein endete.

86.png


Gewitter? Was für ein Gewitter?

87.png


Wieviel Glück kann man denn haben?

Ok, die Frage beantwortete sich dann später wieder zu einem - auf den Tag gerechnet - nur so mittelprächtigen Meridianwert, aber der Reihe nach.

Denn zunächst hatten wir Spaß: Auf Asphalt hoch – dann ging es auf Schotter weiter…

88.png


89.png


90.png


91.png


92.png


...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
93.png


Es ging es in sonniger Stimmung über die am Vormittag noch verhältnismäßig leere Ligurische Grenzkammstraße in Richtung Süden. Hier fand auch die Duc noch ab und zu Anklang in Form von in die Höhe gestreckten Daumen bei den wenigen Fahrern, die sich dort oben schon herumtrieben. Aber auch die Besetzung der südlichen Mautstelle ließ es sich nicht nehmen, aus ihrem Häuschen heraus zu kommen, die Duc & KTM einmal zu umkreisen um sie mal aus der Nahe anzusehen, zustimmend zu nicken und den beiden Fahrern mit ihren "Bella Motos" dann eine gute Reise zu wünschen.

Vielen Dank! Das hielt dann auch so ungefähr 60 Minuten, bevor mir ein fieser, scharfkantiger Stein auf einem schneller gefahrenen Teilstück den Vorderreifen aufschnitt und einen Cut hinterließ, der vermutlich nicht so ohne weiteres mit unseren Bordmitteln zu fixen war:

94.png


Versucht haben wir es aber dennoch, und stopften so ca. 6 bis 7 halbe Reparatur-Würstchen nebeneinander in den ca. 5 cm langen, und ca. 140° abgewinkelten Schnitt in Richtung der Reifenflanke. Schon beim reinpfriemeln dachte ich mir bereits, dass das nicht halten kann (ohne es zumindest in der Mitte zu nähen – ja, das geht wirklich!) und so war es dann auch:

Recht mittig kam die eingefüllte Luft auch nach entsprechender Wartezeit natürlich durch zwei kleinere Löcher, wenn auch nur geringfügig, wieder heraus. Einerseits erstaunlich, dass es überhaupt so verhältnismäßig dicht war, wie es war. Andererseits aber auch nicht erstaunlich, dass es nicht 100%-ig funktionierte. Dafür war der Riss einfach zu lang. Egal, der Versuch war gescheitert und Nähzeug für derlei Schäden hatte ich diesmal natürlich keines dabei…

Man hat ja Schlauchlosreifen… easy reparierbar …
… wozu Räder ausbauen…?“
Ja klar… Depp! :boese:

95.png


Was also tun - mit einem für unsere mitgeführten Hilfen - irreparablen Reifenschaden mitten auf der LGKS und ca. 15 km von der nächsten Straße entfernt? Ein Radausbau war nicht möglich, da das dazu benötigte Werkzeug diesmal natürlich auch nicht dabei war…

Da sind dann jedwede Vorbereitung und ein noch so akribisches Durchdenken aller Eventualitäten im Vorfeld auf einen Schlag für die Katz – wenn man nicht dabeihat, was man in dem Moment benötigt.

Bei dem Versuch, das Loch irgendwie zu flicken und dem anschließenden überbrücken von 20 Minuten Wartezeit bin ich mal ein Stück zurückgelaufen und hab sie gefunden, die kleineArschkrampe:

Fahrerisch dem Stock nach links ausgewichen, weil man nie weiß, ob an diesen Weidezaun-ähnlichen Stöckchen nicht doch noch ein Stück Stacheldraht mit dranhängt und dann dem „fiesen Möpp“ in die Falle gegangen: Das war quasi der Titanic-Eisberg im Hochgebirge:

Harmlos aussehend, aber offenbar die scharfkantige Spitze eines vermutlich 2,8m hohen und felsenfest vergrabenen Hinkelsteins. Es machte, als ich da darüberfuhr, nur laut ‚PFFFTTTTT‘ und dann war mir nach 15 Metern aufgrund des schlagartig trägeren Laufverhaltens klar, dass das „Schotterstückchen“ nicht ganz so harmlos war, wie es aussah…

96.png


Aber gut: Allzu viele Optionen gibt es dort oben auf der LGKS nicht und so bin ich dann 15 km auf der Felge mit geringstmöglicher Geschwindigkeit über den teils groben Schotter gerumpelt - immer auf der Hut, nicht gerade die ärgsten Brocken mit der Felge mit zu nehmen. Was war das für eine Quälerei! Mir taten noch Tage später die Handgelenke weh.

Zumindest hatte ich dann erst mal wieder Asphalt unter der Felge, worüber DIE sich wahrscheinlich am meisten „freute“… Auf dem kleinen Parkplatz am südlichen Einstiegspunkt der LGKS stand ein deutscher GS-Fahrer der kopfschüttelnd die Situation erfragte und mit einer - sorry, aber so kam es halt rüber - unfassbar selbstsicheren Arroganz steif und fest behauptete, dass der Reifen doch nie die über 30 km bis Ventimiglia auf der Felge bleiben würde. Egal, wie langsam ich rollen täte. Der Reifen würde mir doch bis dahin noch mindestens dreimal von der Felge hüpfen – der wäre ja jetzt schon ganz warm…

Da stand ich nun in der Hitze des Nachmittags: Durchgeschwitzt, nur so ein bisschen zweifelnd und leicht angenervt und vielleicht auch etwas demotiviert. Und dann kam dieser selbstsichere Typ und klopfte - in der Situation - nur wenig hilfreiche Sprüche…

JA, du empathieloser Vogel! - dachte ich mir so, dass mag stimmen aber in Ermangelung anderer Alternativen muss ich es wohl probieren. DU trägst mir die Maschine ja vermutlich nicht auf Händen bis zum nächsten Reifenhändler … Also echt mal: Leute gibts… Und TSCHÜSS!!

Und so ging es anschließend dann noch vom südlichen Startpunkt der LGKS aus gute 35 km onroad die Straße entlang auf der Felge schlingernd und im Bummeltempo von 16 bis max. 20 km/h den Berg herunter bis nach Ventimiglia, wo mein voraus fahrender und Hilfe suchender Mitstreiter glücklicherweise einen Gommista aufgetan hat, der sich bereit erklärte, mir noch einen passenden TKC 80 auf das Vorderrad zu ziehen. Ein- und Ausbau exklusive, da keine Zeit. Das stimmte - die Hütte war voller Kundschaft die sich schon auf der Straße staute. Aber dort - so deutete er noch an - befände sich Werkzeug…

97.png


Also schnell das Rad rausgenommen, welches auch ebenso schnell vom Gommista wieder neu besohlt war und dann wiederum von uns eingebaut werden konnte. Mein Tourpartner hielt - ich schraubte. Und hörte nicht mehr auf zu schwitzen. Ich schwitzte und tropfte lustig vor mich hin und es hörte auch ums Verrecken einfach nicht mehr auf!

Ok, es war zwar warm, aber soooo warm jetzt auch wieder nicht. Und ja, ich hatte die komplette Schutzausrüstung an. Ich hätte aber auch ganz ohne weiter geschwitzt. Ganz sicher. Irgendwas war irgendwie kaputt…

125,- und ein ordentliches und gerne gezahltes Trinkgeld kostete mich die Aktion und schon konnte die Fahrt dann recht schnell weiter gehen. Aber nicht, ohne den empathielosen Vogel vom südlichen Einstieg der LGKS noch mit einem gedanklichen Stinkefinger zu bedenken…

Die Fahrt war dann aber ebenso schnell auch wieder zu Ende, da wir unser Tagesziel am Strand von Ventimiglia auch schon nach ein paar Kilometern erreicht hatten.

Wir standen dann also 15 Minuten später an der Rezeption unseres Hotels - und ich tropfte weiter lustig vor mich hin. Die kleine, so breit wie hoch geschnittene Rezeptionistin hatte zwar alle Zeit der Welt und bei der Hitze im spät-nachmittäglichen Ventimiglia bewegt man sich ja auch nicht allzu viel und vor allem nicht zu schnell, bemerkte dann aber doch irgendwann, dass mir wirklich warm war und entließ den vor ihr geradezu auslaufenden Motorradfahrer dann endlich auf sein Zimmer. Wahrscheinlich hatte sie bloß keine Lust, vor der Rezeption auch noch kurz durch zu feudeln, nachdem ich weg war…

Aber auch eine lauwarme Dusche half zunächst nicht - erst das anschließende, längere Bad im gleich nebenan liegenden Mittelmeer brachte mein inneres Thermometer wieder zurück in den Regelbereich. Da hätte ich mal gleich in voller Montur reinspringen sollen…

Anekdote am Rande: Während ich nachmittags mit ausgeschaltetem Motor und eingeschalteten Warnblinker, meinen Helm über dem Ellenbogen tragend und mein Gesicht in der Nachmittagssonne badend auf der kurvigen Straße so ca. 35 und nicht enden wollende Kilometer Ventimiglia im Schneckentempo entgegen rollte, surrte von hinten ein Mountainbiker im Freilauf heran.

Diesem wollte ich Platz machen, indem ich mich noch ein bisschen weiter Richtung Straßenrand drückte. Er überholte aber nicht sondern schloss nach kurzer Zeit zu mir auf und fragte auf englisch, ob alles ok wäre, und ob er mir irgendwie helfen könnte. Konnte er aber nicht und ich erklärte ihm kurz meine Situation und beschwichtigte dahingehend, dass mein Kollege ja auch schon nach Hilfe suchend unterwegs wäre und wir schon irgendwie ins Ziel kämen.

Daraufhin checkte er mich einmal von oben nach unten ab, fragte, ob ich noch genug zu trinken hätte (was ich bejahte), nickte, wünschte noch eine gute Fahrt und trat grüßend in die Pedalen…

SO gehört sich das, lieber empathieloser Vogel - dachte ich in dem Moment noch so… Aber auch: „Jede Jeck es anders…“

Was für ein Tag! Der aber entspannt in einem Strandrestaurant mit einem guten Essen und ausreichend Flüssigkeitszufuhr endete. Schade war bloß, dass ich meinem Mitstreiter an diesem Nachmittag nur ein Bremsklotz war. Jedoch: Shit happens! Und andersherum hätte ich es für ihn ebenfalls gerne ertragen! Danke Dir nochmals für Deine Unterstützung, mein Lieber! :bier:


Tag 11

Der nächste Morgen begann super entspannt in der Frühstücks-Lounge auf dem überdachten Hotel-Dach und so reifte die Überlegung, nochmal schnell ins große Wasser zu hüpfen, was wir dann trotz roter Flagge (hatten wir gar nicht bemerkt) auch taten.

98.png


Zumindest für ein kurze Erfrischung hat das auch gereicht, bevor uns der mittlerweile aufgewachte Baywatch-Typ, der wohl in der nebenan liegenden Strandbar stationiert war, wild in der Luft herum fuchtelnd wieder aus dem Wasser heraus trillerte. ;)

Jetzt gäbe es noch eine letzte Etappe des TET – und zwar das Teilstück zwischen dem südlichen Einstieg der LGKS und Savonna durch das Hinterland Ventimiglias – doch die haben wir uns aufgrund des „Zeitdrucks“ diesmal nicht mehr gegeben.

Die Gegend selber ist mir bekannt und bietet ja schon onroad tolle Herausforderungen mit kleinsten, kurvigen Sträßchen die meistens ganz schön, aber auch mal in den Kurven voller Splitt oder anderem Gelump sind, oder wo einfach mal die eine Hälfte der Straße zur Gänze fehlt, da weggebrochen. Klassische „GS-Sträßchen“ halt.

Das wird – insofern der TET hier auch mal offroad verläuft, keineswegs anders sein. Es ist einfach recht bergig wo die Seealpen direkt ins Meer abfallen und daher könnte der TET hier noch die eine oder andere Herausforderung beinhalten. Für uns diesmal aber nicht und so war es an diesem Morgen dann im Nachbarort Menton auch soweit: Vom Schlussstein der Route des Grandes Alps ging es dann wieder Richtung Norden und somit schon wieder Richtung Heimat. Schade!

Ich bin ja immer gern im Süden Europas unterwegs, aber wenn es dann irgendwann wieder Richtung Norden geht, schwingt schon immer so ein bisschen Wehmut mit.

99.png


100.png


Aber ok, es lagen ja noch 2 schöne Tage vor uns. Die klassische Route des Grandes Alpes zwischen dem Genfer See und Menton kann man ja auch entspannt in 2 Tagen rauf oder runter gondeln, wenn man die schon vorher mal gefahren ist und die ganzen Foto-Stops so in dem Umfang wie vielleicht beim ersten Mal nicht mehr nötig sind.

101.png


102.png


Traumstrecken auf der Route des Grandes Alpes.

103.png


104.png


105.png


Der neu gestaltete Vorplatz am Col D´Izoard.

106.png


Immer wieder beeindruckend, die RDGA mit ihren Nationalparks und tollen Strecken. Daumen hoch!

„Gondeln“ - genau das haben wir bis Briancon auch getan, wo wir uns dann am nächsten Tag leider schon wieder trennen mussten. Der letzte/vorletzte Tag der Reise ging für meinen Kollegen dann wieder ins Allgäu zurück und für mich noch über den nördlichen Teil der für diese Jahreszeit doch noch recht leeren RDGA nach Thonon les Bains am Genfer See.

...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Tag 12

Nach der Verabschiedung von meinem Reisepartner am Morgen habe ich mich dann von Briancon aus auch auf den Weg gemacht. Oberhalb des Col de Galibier gab es etwas Neuschnee, der die Gipfel mitten im Sommer leicht versilberte und frische 5 Grad mit sich brachte. Cool!

107.png


108.png


109.png


Weiter ging es dann noch über den Col de L´Iseran, durch das Val d´Isère und weiter zum Lac de Roselend.

110.png


Dieser kleine Eye-Catcher hier brachte mich dann auch zu einem Cafe au Lait und einem Brioche…

Ein Highlight jagte das nächste… Auch von mir für diese tolle Region ein „Daumen hoch“:

111.png


Allzu lange hielt man sich auf dem Col de L´Iseran bei guten 5 Grad und scharfem Wind aber nicht auf und so habe ich unten in Val d´Isère in „Le Garage“ rechts am Ortseingang noch einen empfehlenswerten Burger zum Skigebiets-Preis gegessen und dann ging es weiter.

Auch, wenn dann noch ein paar schöne Strecken dabei waren wie z.B. der Col des Aravis,

112.png


aber irgendwann näherte sich der Tag halt seinem Ende und ich stand am Genfer See:

113.png


Das war für heute auch ok nach 321 Kilometern und 9 Stunden Fahrtzeit.


Tag 13 - Der letzte Tag (und ein bisschen Ducati-Liebe)

Am letzten Tag führte die Route vom Südufer des Genfer Sees dann über die Schweiz und den Schwarzwald wieder problemlos nach Hause. Hier hätte man den Verdacht haben können, dass die „Bella“ nur auf einem Zylinder lief, weil sie so wenig Sprit verbrauchte und - der Schweiz sei Dank - der Spritverbrauch temporär auf sagenhafte 4,1 Liter/100 km sank.

114.png


Der Schnitt über die ganze Reise (on- wie offroad) lag mit der nur leicht beladenen Ducati im Reisebetrieb aber zwischen 4,7 und 5 Liter oder auch mal etwas weniger, also auf GS-Niveau. Ein Ölverbrauch war während dieser insgesamt 4.700 km ebenfalls nicht festzustellen.

Die Federelemente sind manuell in Sekundenschnelle anpassbar und stecken fast alles weg, was man ihnen auf dem so TET zumutet. Schnelle, kräftige Bodenwellen abseits des Asphalts mögen sie aber nicht und benutzen dann, speziell hinten, den gesamten Federweg bis hin zum Anschlag.

Der Heidenau „Ranger“ als Bereifung war - wie auch schon auf der GS - für mich onroad ein absolut vertrauenswürdiges Highlight für so eine grobe Stolle, baute aber offroad auch recht schnell ab. Trotz Reduzierung der Motorleistung auf 70 PS via Fahrmodi auf losem Untergrund.

Mit den beiden, auf meine persönlichen Belange durchkonfigurierten Fahrmodi (Sport & Enduro) zwischen denen sich mit 2 Tastendrücken schnell wechseln lies, gestaltete sich der Übergang von offroad zu onroad und wieder zurück in Sekunden und die Maschine war jederzeit für alle Eventualitäten gewappnet (mit/ohne ABS, mit angepasster Traktionskontrolle, anderer Motorleistung und Gas-Annahme).

Speziell die beiden letztgenannten sorgten dabei für eine sehr schön und entspannt fahrbare Maschine jenseits des Asphalts mit sanfterer Gas-Annahme und reduzierter, und dadurch viel besser beherrschbarer Motorleistung offroad.

Das Anfangs von mir belächelte Gelände-ABS belehrte mich eines Besseren und hat auf losem Untergrund erstaunlich gut funktioniert. Ähnliches behauptete auch der Kollege anerkennend von der KTM. Ich schalte es offroad und speziell aber im ungesicherten Hochgebirge trotzdem lieber aus. Wohl wissend, wie ich meine Maschine - im Notfall - in wenigen Metern zum absoluten Stillstand bekomme.

Was bei viel Staub und sehr nassen und dreckigen Pfützen-durchquerungen aber definitiv leidet und unbedingt gegen ein blank-scheuern geschützt werden sollte, ist die seidenmatte Lackierung des Tanks der DX. Hier empfiehlt sich z.B. Lackschutzfolie, die man großflächig am Tank im Kniebereich sowie auf der Oberseite bis hinunter zur Sitzbank anbringt. Alle anderen Stellen untenherum an der DX sind werksseitig bereits recht gut und durchdacht durch austauschbare Abdeckungen geschützt.

Die Sitzbank ist zumindest für meinen Hintern - wie die meisten Serienbänke - zu weich für sitzende Etappen um die 500+ Kilometer – geht aber bis 350 km locker und recht komfortabel.

Den großen Motorschutz würde ich für solch teilweise gröberes Geläuf mal als elementar bezeichnen - so, wie der jetzt nach 2 Wochen TET aussieht. Gerade auch, weil er sich hauptsächlich am Hauptrahmen und nicht nur am Zylinderkopf/ Motorgehäuse abstützt und dadurch seinem Namen auch gerecht wird.

Tankschutzbügel könnte man noch an die Maschine schrauben. In Verbindung mit 2 Tankbügeltaschen und vielleicht ein paar Softbags am Heck kann das sogar einen recht wirksamen Schutz der Maschine bei Stürzen darstellen. Auch wenn die Maschine dann zumindest vorne so breit wie manche GSA wird.

Alles in Allem war und ist die Ducati jedoch das absolut richtige Bike für diese Art von Reise sowie – und das ist für mich wichtig – auch für die An- und Abreise auf eigenen Rädern und hat mir hier ausnahmslos sehr viel Freude bereitet! ❤ Sie hat sich super geschlagen und empfiehlt sich neben ihren Onroad-Qualitäten für derlei Touren auch als Gelände-gängiges Arbeitspferd.

Die DesertX meistert den Spagat zwischen On- und Offroad-tauglichkeit, weil sie für die Straße schwer genug ist und satt aber trotzdem sehr wendig auf der Straße liegt. Oder wie ein Kollege hier mal kurz zusammenfasste: „Ein auf der Straße geradezu obszön-gutes Fahrverhalten zeigt“.

Offroad ist sie gerade noch leicht genug, damit man auch mal kniffligere Passagen in Angriff nehmen kann und lässt sich dank der (für mich) passenden Getriebeabstimmung überall gut durch zirkeln, auch wenn es mal anspruchsvoller wird.

Die 890er Kati meines weitaus besser und routinierter als ich fahrenden Kollegen zeigte ebenfalls keinerlei Ausfallerscheinungen, war sparsam (so ziemlich derselbe Spritverbrauch bei quasi identischer Leistung), zuverlässig und verlangte auch keine weitere Zuwendung außer dem einmaligen Kette spannen und -gelegentlichem schmieren. Ein Top-Mopped! 👍

Is halt a schee, die Kati… Sag ich doch schon immer.

115.png


Bleibt somit als Fazit:

TET Italien – Das geht auch mit der Reise-Enduro... :daumen-hoch:

… doch „Reiseenduro“ heißt in diesem Forum ja oftmals GS oder GS Adventure und da hört bei aktuell so um die 250 Kilogramm oder mehr plus Gepäck und 19/17“-Rädern auf dem TET ja auch vermutlich so langsam der Spaß auf, wenn man kein ausgewiesen guter, routinierter und/oder schmerzbefreiter Fahrer ist.

Daher vielleicht noch ein paar Tipps und Erfahrungswerte, die evtl. noch hilfreich sein könnten. Vielleicht weniger für die „alten Hasen“ als mehr für die Neueinsteiger oder einfach nur Interessierten:


Fahrerische Anforderungen:


Es ist ja nun nicht so, dass der TET Italien eine materialmordende Strecke über kindskopfgroße Steine und andere Hindernisse ist, die nur mit Spocht-Enduros bis max. 115 kg befahren werden kann. Nein, dass wirklich grobe Geläuf ist eher die recht seltene Ausnahme und selbst dann auch nicht unüberwindbar.

Grundsätzlich hat es überwiegend Straßenanteil auf diesem TET und das meiste der Offroad-Anteile ist sicher auch locker mit der GS durchrollbar, wenn man so ein bisschen Offroad-Affinität aufweist. Die Ligurische Grenzkammstraße z.B. ist als Teil des TET Italien auf ihrer Hauptstrecke schon sehr entschärft und vom fahrerischen Anspruch her mittlerweile ja nur noch so Kategorie „Kindergeburtstag“ für den gelegentlichen Offroad-Fahrer. Die weitaus größere Gefahr liegt hier eher in der beeindruckenden Gebirgslandschaft rings herum, die einen dazu verleitet, die Strecke mal kurz aus den Augen zu lassen… Oder z.B. in vergrabenen Hinkelsteinen…

Doch gab es auch andere Abschnitte auf dem TET, wo wir uns so dachten: Puh... hier z.B. eine GS hoch treiben... Das muss man schon auch unbedingt wollen. Ok, manche Herausforderungen kann man umfahren – manche aber auch nicht. Im Track heißt es dann über die Waypoints mahnend: „big boulder – only light Bikes” oder auch “Here be braveheart – very difficult if wet”. :zwinkern: Das darf man – speziell als Anfänger oder nicht so geübter Fahrer – schon durchaus ernst nehmen.

116.png


Ich denke da nur an die eine Stelle einer etwas gröberen Abfahrt auf dem Gelände des Steinbruchs im Raum Montoso, wo dieser offenbar schon länger nicht mehr regelmäßig befahrene Weg allmählich eher einem flachen Bachbett als einem Schotterweg ähnelte: Dort habe ich zum Ende dieser gefühlt ewig langen Abfahrt über loses und grobes Geröll meinen Kollegen aus Spaß und in Kleinkind-Manier von hinten angequengelt: „Isses noch weiiheiiiit...?“ Worauf er dann später meinte, dass wir mal froh sein konnten, dass wir dort nicht anders herum - also aufwärts fahrend - durch mussten... Das wäre jedoch auch gegangen und: Umfahren mussten wir mit unseren Maschinen nichts.

117.png


Bilder habe ich von diesen Abschnitten aber keine gemacht, denn wo es wirklich haarig wurde oder war, hatte ich naturgemäß keine Zeit zum Fotografieren, sondern musste - und wollte - mich besser auf die Strecke konzentrieren. Was im Übrigen für den ganzen Bericht gilt. Wer das ganz genau wissen will, was ihn erwartet, findet Bilder der rumpeligen Abschnitte zuhauf im Netz oder teils auch hier im Forum.

Aber doch, ja - so ein bisschen darf man schon trainiert bzw. vorbereitet sein. Auch mental sollte man das wegstecken können, wenn einem der Bock z.B. zum 2. Mal nacheinander in irgendwelche schlammigen Furchen einlenkt, wohin man ihn aber doch gar nicht haben wollte...

Doch egal, wie man es dreht und wendet: Es ist immer der Fahrer! Und wenn man dann mal kurz Bodenkontakt hat, muss es ja auch nicht unbedingt so albern sein wie bei mir, wo ich durch das gefühlt 38 Grad warme Brackwasser in der großen Pfütze „getaucht“ bin, so dass ich es danach sogar aus dem Stiefel wieder raus schütten musste. Mein Kollege kam zurück, hat sich das Lachen eigentlich überhaupt nicht verkniffen (hätte ich auch nicht können) und sogleich die Kamera gezückt…

118.png


Dennoch: Ohne Macken und Blessuren an Mann und Maschine geht es – je nach Fahrkönnen - fast nicht, und wenn einem nur die quer hängenden Brombeerruten in Brust- und Halshöhe die Verkleidungsteile anritzen - was ja noch zu verschmerzen wäre...

Bei mir hat neben dem zerschnittenen Reifen auf der LGKS noch das eine oder andere Anbauteil unterwegs die Maschine verlassen, was aber alles kein Beinbruch war und entweder für den Rest der Reise sowieso obsolet war, oder aber wieder repariert wurde.


Apropos reparieren: Mein neuer, "bester" Freund: Kaltmetall!

Ich habe es auf Reisen ja meistens dabei, aber diesmal auch gebrauchen können. Denn leider ist mir der am Spiegel befestigte Navihalter bei einer banalen Entnahme einer Bodenprobe in etwa auf Höhe der roten Markierung abgebrochen. Das konnte ich aber unerwarteter Weise mit Kaltmetall aus der Tube relativ einfach wieder reparieren: Einfach einen kleinen, umlaufenden Rand um die Bruchstelle modellieren, 2 Tage trocknen lassen und dann die überstehenden Ränder etwas abfeilen. Dran geschraubt und es war fest – kaum zu glauben, aber es hat den Rest der Reise überstanden.

Umso erstaunlicher sogar, da mir beim festschrauben bei der letzten Viertel Umdrehung ein leises „Knack“ signalisierte, dass das nun zu fest war, und die eine Seite wieder leicht eingerissen ist. Den Riss habe ich dann sogleich mit Sekundenkleber geflutet und bin dann eine halbe Stunde später mit ungutem Gefühl gestartet, wurde aber eines Besseren belehrt. Es hat gehalten - fantastisch, dieses Zeug!

119.png



Den TET alleine fahren?

Das würde ich weder empfehlen noch jemals wieder machen. Dafür ist mir der TET stellenweise zu ruppig, zu unübersichtlich und manchmal auch einfach zu abgeschieden. Wie schnell liegt man auf der Nase – und was ist, wenn man dann ernsthaft gestürzt ist und sich wirklich verletzt hat? Es gibt sicher auch Sektionen, wo tagelang mal niemand vorbeikommt. Wir haben uns noch drüber lustig gemacht als wir an dem Tag wieder raus waren:

Unten in der Po-Ebene führt einen der Track auch mal auf diese Dschungel-ähnlichen und teils über 2 Meter hoch zugewachsenen Pfade durch die Randstreifen der Felder. Falls man dort mal zu fix unterwegs sein sollte und eine Abzweigung nicht so richtig bekommt wie geplant, rutscht man vielleicht irgendwo unter oder durch das Gestrüpp, bleibt im dümmsten anzunehmenden Fall leider liegen und wenn sich die Wildnis dann über und hinter einem in Sekunden wieder geschlossen hat, finden sie einen vielleicht im anschließenden Winter erst wieder, wenn sich das Gestrüpp ein wenig gelichtet hat…

Ne, alleine fahren ist vielleicht doch keine so gute Idee auf dem TET…?

Kann man jedoch machen, und machen ja auch genügend Fahrer. Wie z.B. der recht junge Typ, den wir während einer Rast trafen und der uns Löcher zu Streckenzustand und anderen Spezialitäten des noch vor ihm liegenden Tracks in den Bauch fragte, was wir ja auch gern beantworteten.

Der junge Mann hatte jetzt mal ein halbes Jahr „Auszeit“ genommen hat und fuhr erst den TET Italien mit seiner kleinen Einzylinder-Enduro und dann weiter in Richtung Balkan mit unbekanntem Ziel. Wie herrlich – so etwas geht echt fast nur in jungen Jahren… 👍

Aber zurück zur Sicherheit: Hilfreich könnte für den Solo-Fahrer in solchem Gebiet der Einsatz von GPS-Notrufsendern a la „Spot“ oder z.B. „Garmin In Reach“ sein, welche unbedingt am Körper getragen und beidhändig erreichbar befestigt sein sollten.

Meine Lösung für die Tage des Solo-fahrens war mein „Garminchen“, was ich entweder am Hosenbund oder an der Hüfttasche doppelt gesichert befestigt habe. So war zumindest meine Partnerin etwas beruhigter, wenn ich - alleine unterwegs - im wirklichen Notfall auf Knopfdruck „die Kavallerie“ hätte rufen können. Das „Garminchen“ aka Garmin InReach Mini II hält akkuseitig tagelang und erlaubt 2-Wege-Notfallkommunikation via Satelliten – nicht Mobilfunk – und funktionierte tatsächlich immer und überall, wenn ich mal drauf geschaut oder einen kurzen „Check-In“ zu Testzwecken versendet habe. Egal ob auf dem Col de Sommelier, in der Po-Ebene oder in den Dolomiten.

Ein Tracking (bis herunter auf Haus-Ebene) z.B. für die Daheimgebliebenen ist inklusive – wer das benötigt. Es ist jetzt nicht ganz die Billiglösung, aber im wirklichen Notfall vermutlich auch nicht mit Gold aufzuwiegen.

120.png


...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Alternativ kann man die Kommunikation über diese Geräte auch auf sein Smartphone umleiten und dann darüber abwickeln. Aber dann sollte halt dieses jederzeit in Griffweite sein und nicht am Fahrzeug befestigt, welches z.B. nach einem Unfall 15 m weiter liegen kann und – warum auch immer – für einen gerade nicht erreichbar ist…

Die ganz aktuellen Top-Smartphones haben diese Notfall-Funktion aber auch schon an Board.


Reisezeit:

Vermutlich waren wir früh dran mit unserer Reise, denn auf den Offroad-Anteilen haben wir kaum Leute zu Gesicht bekommen. Von den klassischen Hotspots wie Col de Sommelier oder LGKS mal abgesehen, haben wir kaum andere Fahrer auf den Pisten gesehen, dass war soweit ok.

Wir hatten von Mitte bis Ende Juli auch Glück mit dem Wetter auf unserer Route, zumal es in benachbarten Regionen zu dieser Zeit regelrechte Wolkenbrüche in Slowenien, Italien und Frankreich gegeben hat. Glücklicherweise war in den 2 Wochen fast alles knochentrocken um uns herum und falls mal nicht, war es stellenweise gerade nur so feucht, dass es nur geringfügig auf den Pisten gestaubt hat. Bei oder nach tagelangem Regen mag das alles aber vollkommen anders aussehen und den Schwierigkeitsgrad nochmal nach oben treiben. Ich denke da nur an die Felder in der nördlichen Po-Ebene am Alpenrand, wo man zwischen den Feldern, Büschen und Waldstückchen seine Pfade suchte und durch das eine oder andere unvermutete Schlammloch musste oder auch mal eine Furt queren durfte. Mehr Wasser und Dreck musste es hier aber auch jetzt schon gar nicht unbedingt sein…

121.png


Tipp am Rande: In diesen Gegenden, wo es viel stehendes Wasser gibt, am besten einfach mal NICHT stürzen und auch NICHT anhalten, sondern zügig durchfahren! Ansonsten gilt: 30 Moskitostiche in 10 Minuten – mindestens! Auch tagsüber, auch durch die Bekleidung hindurch.

Also ich bin ja schon ein klassisches Opfer der stechenden Viecher, aber auch mein Kollege wurde nicht verschont. Länger als 20 Sekunden anhalten ist dort in diesen Feuchtgebieten eigentlich keine Option…


Campen auf dem TET?

Kann man machen. Es gibt mehr als ausreichend Möglichkeiten, wild (wo kein Kläger, da kein Richter…) als auch kommerziell zu campen. Einige offizielle Plätze sind auch im TET als Waypoints enthalten.

Für mich kommt campen aus Gründen des mitzuschleifenden Gepäcks und – was ebenso schwer wiegt – aus Gründen der Bequemlichkeit aber nicht mehr in Frage. Nach einem langen, manchmal auch harten Tag am Abend verschwitzt und dreckig in das winzige Zeit rein zu krabbeln und dann auch noch irgendwas zu Essen zusammen zu rühren?

Ja, natürlich kann Fertig-Rührei aus der Tüte, angerührt mit italienischem Leitungswasser aus dem Camelbag, und serviert an ein paar trockenen Keksen zusammenschweißen – aber was soll das schweißen, wenn man allein unterwegs ist und diese kulinarische Grausamkeit nicht teilen kann…?

Nein danke, aus dem Alter bin ich zumindest bei TET und Co. vermeintlich raus.

Funktionieren kann das mit dem campen jedoch durchaus und bietet in Teilen sicher auch sensationell schöne Ausblicke & intensivste Momente, klar! Also wenn man ein schnuckeliges, kleines Abenteuer in den europäischen Alpen sucht – warum denn nicht?


Etappenlänge und wie herum?

Die Länge der Tagesetappen sollte man individuell für sich planen, da kann eine TET-Etappe des Linesman nur eine grobe Angabe sein. Manche Etappen fand ich gut machbar – andere jedoch überhaupt nicht. 2 Etappen (TET_I-03 + 04) habe ich zu einer Tagestour zusammengelegt – das war zeitlich okay.

Speziell aber die Etappe mit dem Sommelier und dem Jafferau-Loop hätte ich als zu lang empfunden, wenn man auch ein bisschen die Landschaft genießen und auf sich wirken lassen möchte. Aber auch die Strecke vom Hinterland Ventimiglias bis Bardonecchia mit der LGKS könnte, in einem Stück gefahren, vielleicht etwas lang werden. (Speziell, wenn man die LGKS noch nicht kennt und dass eine oder andere Bild machen oder mal in einem alten Fort herumlaufen möchte).

Das „als zu lang empfinden“ mag aber auch an der entgegen gesetzten Fahrtrichtung gelegen haben. Denn wir sind die Strecke von Ost nach West gefahren und ich habe dabei mehr als einmal gedacht, dass das vielleicht nicht ganz so optimal war. Gerne zum Tagesende hin kamen die eine oder andere fahrerische Herausforderung nochmal auf einen zu und ich fragte mich, ob das nicht – bei regulärer Fahrtrichtung gen Osten – am Morgen vielleicht die bessere Option gewesen wäre? Vermutlich hat er sich etwas dabei gedacht, der Linesman?! Und selbst falls nicht – ich würde im Wiederholungsfall dennoch die West-Ost-Richtung bevorzugen.

Wir sind die 2600 km des reinen Tracks unter Ausschluss der einen Etappe jetzt in 10 Tagen gefahren, 11-12 Tage wären regulär nötig gewesen. Zuzüglich 2-4 Tage An-/Abfahrt, je nach Wohnort und Präferenz.


Verhalten auf dem TET:

Der eine oder andere Weg verläuft auf dem TET über Privatgelände und dementsprechend sollte man sich auch verhalten und z.B. Gatter, die man öffnet, selbstverständlich auch wieder schließen. Oder z.B. seinen Müll wieder mitnehmen. Eigentlich selbstverständlich, aber offenbar auch nicht für jeden.

Denn wenn man auch hier im Forum sehen kann, wie manche Fahrer ihre Maschinen aufgrund eines nicht montierten Motorschutzes und anschließendem Motorgehäuseschadens in aller Ruhe auf dem TET ausbluten lassen und mal eben 2,5 Liter Motoröl in das Hochgebirge entlassen ohne zumindest einen Eingrenzungsversuch zu unternehmen, wundert einen wirklich nichts mehr.

Dennoch, die Leute vor Ort sind freundlich und aufgeschlossen und im Motorrad-begeisterten Italien ja sowieso entspannter unterwegs, was das Thema angeht. So öffnete uns ein Bauer eine Schranke auf seinem Privatgrund zur Weiterfahrt über seine Felder und ließ uns freundlich grüßend hindurch - aber nicht ohne zu fragen, woher wir kommen und wohin es geht. Und, um uns eine gute Reise zu wünschen. Das würde ich mir in Deutschland auch mal wünschen, aber hier wird eigentlich immer nur gebruddelt, egal wie rücksichtsvoll man sich den Leuten nähert.


Ausrüstung:

Auf dem TET ist die nicht ganz unwichtig. Eine passendes Werkzeugset für alle Arbeiten, die man sich unterwegs an der Maschine zutraut oder aber die zu erwarten sind, ist sicher kein Fehler.

Nicht weiter erwähnenswert, dass man nötigenfalls an Kühlflüssigkeitsbehälter, Batterie & Sicherungen, ggf. Luftfilter und ähnliche Teile herankommen muss. Auch - und das hat sich auf dieser Reise auch wieder mal bestätigt - um die kompletten Räder auszubauen. Denn auch Schlauchlosreifen sind leider nicht immer innerhalb von 15 Min. geflickt. Und es wäre ja vermessen zu denken, dass bei hunderten Kilometern über Schotter und gröberes Geröll die Reifen Immer problemlos mitspielen. Eigentlich ist es sowieso schon erstaunlich, was die heutigen Stollenreifen auf derlei Touren und Untergründen alles wegstecken.

Aber auch so kleine Nickelichkeiten wie z.B. die passende Luftpumpe/CO2-Kartuschenadapter für die verbauten Ventile werden ja gerne mal übersehen. So auch hier: Eine kompakte, 90 Grad abgewinkelte Handluftpumpe passt halt ohne (zu Hause liegendes) Hilfsmittel nicht auf ein knapp hinter den Speichen zurückstehendes Winkelventil... Hört sich blöd an - lässt einen im Notfall aber noch viel blöder aus der Wäsche gucken - wie mich zum Beispiel auf der LGKS... :grosse-augen:

Gut, dass mein Kollege noch C02-Kartuschen dabeihatte. Es hätte ja funktionieren können…

122.png


Letztlich sollte da ein jeder für sich definieren, ab wann er sich in die helfenden Hände anderer begibt, oder ob er so lange wie möglich versucht, sich selbst zu helfen. Ich gehöre – auch wenn es natürlich ebenfalls nicht immer 100%ig klappt - eher zu letzteren. Einfach, weil ich in meinem kostbaren Urlaub keine Lust habe, Stunden- oder gar tagelang auf Hilfe zu warten - und führe daher für derlei Reisen immer einen auf die Maschine angepassten Werkzeugsatz mit.

Dazu schleiche ich vor der Reise mehrfach um die Maschine und überlege mir, welche Schrauben ich notfalls bewegen muss. Frei nach dem Motto: Was muss, was will und was kann ich unterwegs überhaupt schrauben?

Hier z.B. mal exemplarisch der Bordwerkzeug-Satz für derlei Touren für meine GS, der nur um die passenden Bit-Einsätze (und ein paar weitere Kleinigkeiten) für die Duc ergänzt war:

123.png


124.png


Auch so kleine Helferlein wie z.B. Kaltmetall, Epoxy-Knete, Sekundenkleber, Tüddel-Draht, Kabelbinder und etwas Tape sind immer dabei. Eigentlich ist es selbstverständlich, dass man dafür immer frisches (Chemie-)Zeug einkauft und nicht jahrelang eingetrockneten Kram einpackt.

An 7,- sparen, wenn man die funktionierende Tube Vulkanisierflüssigkeit oder Kaltmetall im Notfall benötigt? Wohl kaum! Da können manchmal kleinste Kleinigkeiten über einen geretteten oder einen total verkorksten Tourentag oder sogar Urlaubs-Abbruch entscheiden.

Das ganze Tuben-Zeugs verpacke ich neuerdings in druckfeste Dosen, Kunststoff-Rohrstücken oder ähnlich. Die Tuben gehen nämlich bei der stopferei des Gepäcks gerne mal kaputt und sorgen dann für Unmut, wenn sie bzw. deren Inhalt in der Werkzeugtasche kleben und nicht da, wo sie eigentlich sollten.

Tipp: Man darf den „Ernstfall“ auch durchaus mal geübt haben und sich der Handhabung seines mitgeführten Werkzeugs im Klaren sein. Wer zum allerersten Mal einen Reifen mit den gängigen Flickwerkzeugen reparieren muss, und das noch unter erschwerten Bedingungen wie Regen oder bei einsetzender Dunkelheit, könnte sonst ganz schön ins Schwitzen kommen.

Aber so etwas kann man ja auch prima mal an einem abgefahrenen Reifen vor dem Wechsel üben, indem man da eine kurze Spax-Schraube tiefer als notwendig rein dreht, und das dann mit seinem Bordwerkzeug versucht, wieder zu richten. Danach weiß man dann auch, was im Ernstfall auf einen zu kommt und was noch eingepackt werden muss, denn irgendwelche Fremdkörper können manchmal bombenfest in einem Reifen sitzen - und trotzdem für Druckverlust sorgen. :Augenzwinkern_2: Und so landet dann meistens noch eine kleine Zange, Handschuhe und eine gute Lichtquelle in der Werkzeugtasche… Zusätzlich zu der Erkenntnis, dass ein Hinterrad mit der Handluftpumpte auf 2,5 Bar aufzupumpen eine Arbeit für jemanden ist, der Mutter & Vater erschlagen hat… Jedoch: Die Handpumpe funktioniert halt im Normalfall immer – im Gegensatz zu (leeren) Akku-Pumpen oder irgendwann auch mal endlichen Co2-Kartuschen.


Ausrüstung der Maschine:

Auch die Maschine sollte für den TET an den wichtigsten Stellen ggf. etwas präpariert sein. Als wirklich wichtig würde ich stabile Handschützer sowie einen Motorschutz ansehen. Sturzbügel können sinnvoll sein. Je nachdem, wie und wo man stürzt – manchmal aber auch nicht. Klappbare oder kleine Rückspiegel machen Sinn, denn einen Sturz überstehen sie selten und ohne fährt es sich deutlich unentspannter auf der Straße.

Der andere Großteil der angebotenen Schutzausrüstungen darf hingegen durchaus kritisch hinterfragt werden und hilft oftmals nur den Anbietern.

Enganliegende Softbags am Heck oder überhaupt nur wenig Gepäck sind/ist hingegen sicher kein Fehler auf dem TET und ähnlichen Strecken.


Gepäck? Vielleicht noch ein paar Worte zum Gepäck

Ich bin auf meinen Touren eigentlich nur noch mit Minimalgepäck unterwegs (kein Camping, keine Abendempfänge mit Frack etc.) und versuche, so wenig wie irgend möglich mit mir herum zu schleppen. Nach einer jahrelangen Optimierung bin ich jetzt auch bei meinen Offroad-lastigen Ausflügen bei einem Volumen von 25-30 Litern bei max. 12-15 kg angekommen, was sich so ca. folgendermaßen aufteilt:
  • 1/3 Werkzeug/Ersatzteile/Flickmaterial/Öl
  • 1/3 Schuhe/Kulturtasche/Reisehängematte/EH-Set/sonstiges
  • 1/3 Bekleidung inkl. Regenzeugs
Und das, ohne nach 2 Tagen zu müffeln wie ein Elch, was von vornherein körpernah getragene Bekleidung aus Polyester, Baumwolle oder anderem Kokolores ausschließt. Merinowolle oder funktionierende Hightech-Fasern sind hier für mich das Mittel der Wahl.

Und so war auch eigentlich das einzige, was zwischendrin in Sachen Gepäck mal nervte, dass zeitweilige versagen der RokStraps, mit denen ich meinen Packsack auf dem Heck fixiert habe. Das lag aber vermutlich an der zu kleinen Dimensionierung und überhaupt der falschen Wahl der Dinger für diesen Anwendungszweck. Ich hätte die wohl die Nummer größer, bzw. ganz andere wählen müssen. Ok, auf den rumpeligen Passagen wurde dann ergänzend mit "richtigen" Spanngurten gearbeitet – die man im Idealfall dabei und im Schnellzugriff hat - dann funktionierte das auch mit dem Gepäck.

Aber nochmal zurück zu den RokStraps: Die taugen schon was auf dem Motorrad. Auch die "Adjustable"-Variante finde ich super. Aber eben nicht im Offroad-Einsatz - dort haben sie dann doch zu viel Spiel durch das bisschen eingearbeitete Gummi. Und wenn das Heck ordentlich zu federn hat, verrutscht das Gepäck dann gerne mal. Das nervt! Offroad gilt bei Befestigungsmöglichkeiten halt:

No plastic, no flexible! Das sollte man einfach beherzigen.

...
 
Zuletzt bearbeitet:
KaTeeM is a schee...

KaTeeM is a schee...

Themenstarter
Dabei seit
23.07.2008
Beiträge
4.325
Ort
Irgendwo im Südwesten
Modell
Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Grundsätzlich fand ich bisher auch die Ortlieb-Packtaschen/Rackpacks ja immer ganz gut. Die erfüllen ihren Zweck, sind recht praktisch, gut zu befestigen, wasserdicht – aber bei mir eben auch: Ständig durchlöchert.

Denn die normalen Packtaschen aus „LKW-Plane“ sind natürlich nicht die aller-beständigsten gegen mechanische Belastungen: Nur ein einziges, unentdecktes und scharfkantiges kleines Steinchen zwischen der Sitzbank und dem Packsack – was beim Enduro fahren ja durchaus mal vorkommen kann – und schon ist der Packsack nach wenigen Stunden perforiert. Ergebnis: 3 Packsäcke in verschiedenen Größen und alle sind über die Jahre irgendwie durchlöchert.

Ja klar, kann man alles schnell und günstig wieder reparieren, aber nein: Für mich ist das einfach zu empfindlich. Das muss doch besser gehen?

Auch ist der größte Vorteil bei den klassischen Packsäcken auch zugleich wieder der größte Nachteil: Wenn man mal kurz etwas aus dem Packsack benötigt, muss man das ganze Teil lösen, an der einzigen Öffnung aufmachen, tief drin herumwühlen – weil schwere Sachen wie z.B. Werkzeug ja im Idealfall unten drin liegen - und dann alles wieder einpacken und verzurren.

Und alle tagsüber so benötigten Kleinigkeiten bekommt man halt auch nicht immer in Fahrerjacke oder Hüfttasche. Ok, man kann sich ja noch diverse Taschen und so ans Bike klemmen, dass ist mir persönlich aber alles „zu viel Gedöns“ in Bezug auf Befestigung, Sicherung und Transport. Ich mag eher so die Variante:

Ein Mann - ein Bike - eine Tasche

Das ist offenbar aber auch sehr Typ-abhängig: Mein Mitstreiter ließ, so meine ich, sein ganzes Werkzeug in seiner unverschlossenen Hecktasche über Nacht an seiner Maschine. Das wäre eher nicht so meins.

Aber ok, aufgrund der Erfahrungen der letzten Reise habe ich mir jetzt - so hoffe ich - etwas Besseres gegönnt und mir einen High-End-Packsack von Mosko Moto angeschafft. Meine Anforderungen an einen besseren Packsack waren folgende:
  • 1-Taschen-Lösung
  • Stabil, Abrieb- und Wasserfest
  • Gute und ausreichende Befestigungsmöglichkeiten
  • 1-3 Zusatzfächer, wo man ergänzendes Gepäck wie EH-Set und Werkzeug oder auch mal eine Jacke/Regenzeugs sicher, aber dennoch im schnellen Zugriff dran befestigen kann
Und ich glaube, all das habe ich jetzt im Mosko Moto Backcountry Duffle 2.5 30 L gefunden. Eigentlich ja „nur“ als besserer Zeltsack konzipiert, erfüllt der all meine Anforderungen bestens.

Ich hatte ihn nach dem TET auch schon einige Tage auf der GS im Einsatz und da hat er sich hervorragend geschlagen. Das ist für mich mal eine richtig durchdachte und feine Lösung mit Griffen, Verschlüssen und Ösen an den richtigen Stellen. 👍

125.png



Navigation auf dem TET?

Man liest ja immer wieder drollige Geschichten rund um das Thema Navigation. Dabei ist es doch eigentlich so einfach: Track runterladen – sichten – verstehen – eigene Gedanken machen – neu planen – aufs Navi laden – final testen – für shice befinden - neu planen - wieder aufs Navi laden - die Benennung irgendwie nicht clever finden - am PC nochmal neu benennen – wieder aufs Navi laden – testen – Mist! Irgendwelche POIs vergessen – wieder neu aufspielen (2 Stunden vor Abfahrt) - für gut befinden und LOS…!

Und das alles nur, um dann 4 Stunden später fluchend am Straßenrand zu stehen und auf das Navi zu schimpfen…

Soll heißen: Navigation ist – so simpel sie eigentlich ist – auf dem Motorrad komplex.

Gerade, wenn es on- wie offroad gut klappen soll. Das sollte man im Vorfeld recht ordentlich getestet haben, den Unterschied zwischen Tracks und Routen und deren Interpretation und Machbarkeit auf seinem Gerät kennen und zur Not einfach ein paar Foly-Maps der bereisten Gebiete im Gepäck haben.

„Learning by doing“ ist bei solchen Touren nicht so angesagt - da hat man sich auf dem Track, und wenn man so „im Flow“ ist, eher auf andere Dinge zu konzentrieren und da bleibt einem nur kurz Zeit für einen schnellen Blick auf das Navi, ob man noch „in der Spur“ ist. Alles andere nervt bloß.

Wenn es jedoch klappt, klappt es hervorragend mit Garmin & Konsorten. Ich nutze z.B. die Garmin GPSMAP-Serie sowie den Zümo XT, was beides auch offroad gut funktioniert, wobei die GPSMAP-Geräte noch ein Ticken besser konfigurierbar und individualisierbar sind und sogar ein Verlassen als auch ein Wiederaufnehmen des Tracks optisch/akustisch visualisieren - die XT-Reihe aber die vermeintlich komfortableren Displays sowie eine Sprachausgabe bietet.

Als Planungstool kommt bei mir seit jeher Garmins „Basecamp“ zum Einsatz, wobei die Routen als auch die simpleren Tracks innerhalb Europas grundsätzlich mit den aktuellen Originalkarten Garmins geplant werden. Nur sehr selten wird aber auch mal mit einer OSM-Karte ergänzt.

126.png


Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich zwar vorab meine Routen und Tracks plane – und das tagelang und mit großer Vorfreude auf die kommende Tour. Aber eben auch nicht in jeder Einzelheit und Detailtiefe, sondern rein nach einem schönen, kurvigen Streckenverlauf gerichtet und evtl. noch nach einer max. Tagesstrecke. Ich schaue mir das auch nicht vorher via „Maps“, „Earth“ oder „Birds-Eye“ an.

Nein, gerne lasse ich mich dann während der Tour und in meinem Urlaub ein bisschen treiben und mit voller Absicht vom Zustand der Straßen & Wege, von örtlichen Gegebenheiten und vom Wetter oder sonstigen Unwägbarkeiten vor Ort überraschen. Ich möchte ja auch was „erleben“.

Das war für die Planung des TET Italien nicht immer ganz einfach, wie oben unter „Etappenlänge“ beschrieben, denn man weiß ja einfach nicht, was einen Streckentechnisch erwartet, aber so ca. 275-350km/Tag kann man nach meiner „Erfahrung“ auf diesem TET schon anpeilen.
Dann hat man sich sein Stiefelbier am Abend auch redlich verdient.


Last - but not least: Schutzausrüstung für den Fahrer

Es kann ja jeder tragen oder nicht tragen was er für richtig hält. Doch sind bei solchen Touren Umfaller, Rutscher oder Stürze nicht unbedingt vermeidbar und so Sachen wie Protektorenjacke und -hose, Knieprotektoren, Endurostiefel, ein luftiger Helm und Handschuhe einfach mal angesagt, wenn die Reise nach derlei Unpässlichkeiten auch wirklich weiter gehen soll.

Natürlich gehen alternativ auch entsprechende Anzüge mit guten, passenden Protektoren.

Aufgrund eines fiesen Sturzes, der mir 6 Wochen später auf dem ACT Italien mit der GS passiert ist, überlege ich jetzt auch noch, mir einen Nackenschutz anzuschaffen. Denn dieser letzte Sturz hat mir wirklich zu denken gegeben und hätte auf gröberem Untergrund weitaus unangenehmer ausgehen können. Zumindest die Protektorenjacke hat mich aber mit ihren weitestgehend unverrückbar an ihrem Platz bleibenden Protektoren bei diesem letzten Sturz vor einer katastrophalen Schulterverletzung bewahrt, meinte der selbst motorradfahrende Doc. Die Schmerzen der Zerrungen und Prellungen im ganzen Schulter- & Brustbereich sind auch so noch - Monate später - mehr als ausreichend und langwierig genug.

Aber egal, wie gut man sich schützt: Es gibt nun mal keinen 100%-igen Schutz - irgendein Stöckchen oder spitzer Stein findet im Fall des Falles oftmals immer noch seinen Weg an all den Protektoren vorbei und Richtung Körper - aber es ist mit Sicherheit auch kein Fehler, trotzdem vernünftig eingepackt zu sein. Auch, wenn das so dermaßen morgens beim Anziehen nerven kann, bis alles sitzt. Am Abend hingegen fällt das körperwarme Protektoren-Zeugs sowieso meistens von alleine ab, sobald man aus Stiefel, Hose und Jersey raus ist.

Was ich – im weitesten Sinne – auch noch als „Schutzausrüstung“ bezeichnen würde, wäre eine tagsüber einigermaßen ordentliche Ernährung, Flüssigkeitszufuhr sowie regelmäßige Pausen auf dem Track. Denn Ich glaube ja kaum, dass es mir als Fahrer so „um die 50“ nur alleine so geht:

Offroaden ist anstrengend. Beim locker-entspannten Endurowandern im Urlaub vielleicht weniger körperlich als doch geistig. Das gesteht sich natürlich kaum jemand ein - das sind ja alles harte Kerle. :Augenzwinkern_2: Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass das ständige Fährtenlesen und die fortwährend optimierte Routenwahl im groben Geläuf - und das über Stunden - schon ganz ordentlich an der Konzentration zerren.

Da ist es sicher nicht verkehrt, mal alle halbe Stunde einen Schluck aus der Trinkblase zu nuckeln oder regelmäßig ein bisschen Nahrung während einer kurzen Pause zu zuführen. Ein Camelbak voller Wasser und eine flache Brotdose aus Kunststoff, in der sich alle möglichen Frühstücks-„Überbleibsel“ sowie Nüsse oder ein bisschen Obst oder ein Proteinriegel finden, sind daher auch meine ständigen Begleiter.

Möglicherweise ist ja auch ein „Erholungstag“ pro Fahrwoche gar nicht mal so verkehrt. :Augenzwinkern_2:


So, dass wäre es dann auch erstmal was mir zu alledem noch so einfiele…


Letztlich war diese kleine Reise durch Nord-Italien eine fantastische Tour um Land & Leute kennen zu lernen und bot ganz unterschiedliche Einsichten in die betreffenden Regionen und das auf ganz verschiedenen Terrains. Da war von der bestens ausgebauten, kurvigen Bergstraße, über Furten, tiefsten Schotter, Sand- und Geröllpisten bis hin zum nur noch so in Ansätzen vorhandenen, sehr groben Schotteraufstieg alles dabei. Das hat mir persönlich aber unheimlich viel Spaß bereitet und oftmals für ein breites Grinsen unter dem Helm gesorgt.

Der TET-Italien war eine Mischung aus ca. 80% Onroad und 20% Offroad, was mit den meisten Maschinen, auf die Stollenreifen passen, recht gut passierbar ist - grundlegende Fahrkenntnisse auf losem Untergrund und ein wenig Unerschrockenheit einmal vorausgesetzt.

Das liest sich für die Offroad-Fans erstmal nicht viel: „80/20“. Aber die 20% Offroad waren einerseits auch nicht nur reine, simple Schotterpisten und andererseits war es ab und zu schon durchaus so, dass wenn man gerade dachte: „Ok, es wäre dann jetzt auch langsam genug mit der rappelei…“ - sich schon das nächste Asphaltband in Sichtweite abzeichnete.

Die war doch ziemlich cool, die Einteilung des Linesman des TET Italien - fand ich zumindest.


Nun gut: Der nächste Trans European Trail IRGENDWO wartet schon.
Und es gibt Europaweit ja mittlerweile noch über 97.000 andere TET-Kilometer… :jubel:

-----> TET <----

Also: Wer kommt 2024 mit auf den TET Pyrenäen, Griechenland oder Türkei?

127.png


Jan


Es sei noch erwähnt, dass keinerlei Sponsoring stattfand und ich die erwähnten Ausrüstungsgegenstände
selbst erworben, selbst getestet und daher auch nach eigenem Ermessen verreißen oder gutheißen darf.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mr_Wolf

Mr_Wolf

Dabei seit
24.08.2023
Beiträge
65
Ort
bei München
Modell
F800GS (2009)
Danke für den tollen Bericht!
Ich bin letztes Jahr zumindest die Hälfte der Strecke und anders herum (von Ligurien zum Gardasee) gefahren - und das hat mir streckenmäßig schon absolut gereicht. Das komplette Ding von Slowenien bis Ligurien in den wenigen Tagen zu machen, ist schon echt eine ziemliche Mördertour für die ganz harten :-)
 
*Topas*

*Topas*

. . . . .🙈 - Moderator . . . . . 🍲🍲🍲🍲🍲🍲
Dabei seit
04.01.2009
Beiträge
31.611
Ort
Schweiz/Berlin/Europa
Modell
GSA 1200 / 2011
Auf Anfrage des TE habe ich den Beitrag von @SRalf nach unten verschoben.
So bleibt es für den Jan übersichtlicher :smile:

Toller Bericht und tolle Bilder - gerne mehr davon. Besonders interessiert mich dann der südwestliche Teil hinter Mailand :)

Danke für den ausführlichen Bericht..
 
ADV67

ADV67

Dabei seit
27.08.2010
Beiträge
524
Ort
Luxemburg
Modell
1250 GS Trophy '23, R100GS '90 - KTM 690R '21
Super Bericht! :super:

Ich bin mehere TET Italien Offroad Strecken gefahren. Einige Abschnitte sind schon recht grob, steinig und steil, aber nicht so viele in %.
Mit meiner 690R machten mir diese TET Abschnitte mehr Spass. Einfacher und entspannter zu fahren, mehr geniessen. Aber es geht mit einer dicken 250kg GS auch mit mehr konzentration, Offroad Erfahrung und richtige Stollenreifen.

Auf der 690R ging alles relativ entspannt mit 50/50 Pneus Mitas E07.

Grüsse von dem TET Linesman Belgien-Luxemburg. :victory:


Bild am Jafferau oben, Ende Juni 23.

 
*Topas*

*Topas*

. . . . .🙈 - Moderator . . . . . 🍲🍲🍲🍲🍲🍲
Dabei seit
04.01.2009
Beiträge
31.611
Ort
Schweiz/Berlin/Europa
Modell
GSA 1200 / 2011
ChiemgauQtreiber

ChiemgauQtreiber

Dabei seit
09.03.2008
Beiträge
10.095
Ort
Chiemgau - nahe an AT
Modell
R 1200 GSA - Gelb
Danke für "mitnehmen und teilhaben lassen,
wirklich gut geschrieben - man denkt, man ist wirklich dabei.
und die Bilder sind wirklich grandios - nochmal Danke dafür

ja TET ist für Enduros mit 200+X kg schon manchmal herausfordernd - manchmal mehr, manchmal weniger
 
Zuletzt bearbeitet:
Thema:

TET Italien – Geht das auch mit der Reise-Enduro?

TET Italien – Geht das auch mit der Reise-Enduro? - Ähnliche Themen

  • TET Spanien von Barcelona Richtung Gibraltar

    TET Spanien von Barcelona Richtung Gibraltar: Hi, wir wollen im Mai die TET Spanien fahren. Start wird in Barcelona sein, dann wollen wir südwärts Richtung Gibraltar. Es ist unsere erste TET...
  • Gute TET-Route nach Gibraltar gesucht

    Gute TET-Route nach Gibraltar gesucht: Hallo, ich plane derzeit eine Tour, vom 22.April bis 8.Mai, von Lübeck nach Gibraltar. Mein Plan ist schnell durch Deutschland über Autobahnen an...
  • TET Italien

    TET Italien: Moin, ich hab mir vom TET Italien mal ein Teilstück rausgesucht, das ansatzweise in der Nähe der von mir so gefahrenen Routen liegt. Meine Idee...
  • darf TET Italien noch befahren werden, wer ist dies Jahr schon gefahren

    darf TET Italien noch befahren werden, wer ist dies Jahr schon gefahren: Hallo Reisefreunde, wer kann mir sagen ob man die Wege nach der Gesetzt Änderung noch befahren dürfen. Im Internet stehen nur alte Berichte. Auf...
  • Reisepartner für TET Italien 15.-27.07.2023 gesucht

    Reisepartner für TET Italien 15.-27.07.2023 gesucht: Hallo zusammen, leider ist mein Mitfahrer für unsere geplante TET-Tour in diesem Sommer aufgrund seines mittlerweile wahrlich explodierenden...
  • Reisepartner für TET Italien 15.-27.07.2023 gesucht - Ähnliche Themen

  • TET Spanien von Barcelona Richtung Gibraltar

    TET Spanien von Barcelona Richtung Gibraltar: Hi, wir wollen im Mai die TET Spanien fahren. Start wird in Barcelona sein, dann wollen wir südwärts Richtung Gibraltar. Es ist unsere erste TET...
  • Gute TET-Route nach Gibraltar gesucht

    Gute TET-Route nach Gibraltar gesucht: Hallo, ich plane derzeit eine Tour, vom 22.April bis 8.Mai, von Lübeck nach Gibraltar. Mein Plan ist schnell durch Deutschland über Autobahnen an...
  • TET Italien

    TET Italien: Moin, ich hab mir vom TET Italien mal ein Teilstück rausgesucht, das ansatzweise in der Nähe der von mir so gefahrenen Routen liegt. Meine Idee...
  • darf TET Italien noch befahren werden, wer ist dies Jahr schon gefahren

    darf TET Italien noch befahren werden, wer ist dies Jahr schon gefahren: Hallo Reisefreunde, wer kann mir sagen ob man die Wege nach der Gesetzt Änderung noch befahren dürfen. Im Internet stehen nur alte Berichte. Auf...
  • Reisepartner für TET Italien 15.-27.07.2023 gesucht

    Reisepartner für TET Italien 15.-27.07.2023 gesucht: Hallo zusammen, leider ist mein Mitfahrer für unsere geplante TET-Tour in diesem Sommer aufgrund seines mittlerweile wahrlich explodierenden...
  • Oben