GS auf der Nordschleife

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Pinky

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Um Motorradfahren zu erlernen, braucht man schon ein paar Jahre Fahrpraxis.
Und wenn’s nach mir ginge, würde ich den Motorradführerschein von der Rundenzeit des Aspiranten abhängig machen.
Das wäre eine gute Zwischenprüfung für den Erwerb eines sog. Supersportlers. :D
 
RoGe

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Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal auf die Nordschleife fuhr. Hatte das total unterschätzt, sonst hätte ich vermutlich nie damit angefangen. Kam gerade vom Harzring und war dort recht flott unterwegs gewesen. Hatte mir über all die Jahre mit der R 1150 RS auf den Pässen einen souveränen Fahrstil beigebracht, was mir auf dem langsamen Kartkurs sehr zu Hilfe gekommen war und mir das Vertrauen gegeben hatte, es doch auch mal auf der Nordschleife zu versuchen.

Das war nun jedoch ein ganz anderer Schnack, wie ich bereits beim ersten Beschleunigen nach der Einfahrt bemerkte. Da gaben alle Vollgas, waren alle schneller als ich und es herrschte richtig Rennatmosphäre - von gemütlichem "Touristenfahren" keine Spur. Umgeben von leistungsstarken Sportwagen und Fahrern, die die Strecke augenscheinlich im Schlaf kannten. Wo ich schon längst auf der Bremse war, knallten die alle an mir vorbei und stachen - ohne jede Sicht - in den nächsten Bogen rein. Da wurde mir schnell klar, was passiert, wenn ich auf der Ideallinie mit normal flottem Landstraßentempo unterwegs bin. Also schnell rüber ganz nach rechts und immer schön Blinker setzen, wenn von hinten was kommt. Im Handumdrehen fuhr ich mehr im Rückspiegel als mit Blick nach vorn.

Ich weiß nicht mehr, wann es "pling" gemacht hat - dazu ist es schon zu lange her und vielleicht war es auch ein schleichender Prozess - aber gepackt hatte es mich bereits nach der ersten Runde. Den Streckenverlauf hatte ich rasch verinnerlicht - na ja, sagen wir, ich wusste, ob es bei der nächsten Biegung rechts oder links rum geht - und das half beim hemmungslosen Gasaufreißen sehr. Ebenso rasch lernte ich, wie wenig 95 PS sein können und dass ein weich-komfortables Schunkelfahrwerk à la BMW-Touring-Boxer für eine solche Strecke im Hochgeschwindigkeitsbereich völlig ungeeignet ist. Als ich damit die Zehnminutengrenze knackte, kam ich mir irrsinnig schnell vor.

Getrieben von naiver Selbstüberschätzung kamen dann andere, passendere Motorräder und mit der Übung (im Hochgeschwindigkeitsbereich muss man Motorradfahren neu erlernen) purzelten auch die Zeiten. Als ich endlich die neun Minuten hinter mir gelassen hatte, fühlte ich mich irgendwie "dabei" und nun auch auf der Ideallinie zu Hause - was noch schneller machte. Nur noch selten tauchten im Rückspiegel Lichter auf, die auch nicht mehr so rasch näher kamen. Und wenn, dann konnte ich sicher sein, dass da jemand am Steuer sitzt, der fahren kann und auf den man sich verlassen kann.

Neben zwei Stürzen (der erste selbstverschuldet ausgerutscht bei einsetzendem Regen, der zweite unverschuldet auf Kühlwasser des vorausfahrenden Fahrzeugs) hatte ich auch einen Ausritt mit 180 auf dem Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Leitplanke. Wie durch ein Wunder kam ich nicht zu Fall und fuhr mit verminderter Geschwindigkeit wieder zurück auf den Asphalt. Aber dieser Schreck saß ... werde ich nicht mehr vergessen und hat mir gezeigt, wie schnell man auf diesem Kurs durch eine kleine Unachtsamkeit von der Strecke abkommt. Muss aber dazu sagen, das war beim Flugplatz, direkt nachdem sie den Sprunghügel wegen des Unterluftunfalls des Nissan GT-R umgebaut hatten. Die Strecke ist dort seither zwar flacher, aber auch schmaler und der Radius enger. Ich hatte noch die alte Strecke im Kopf und achtete zu wenig auf die realen Gegebenheiten.

Am Wochenende dort fahren ist Selbstmord - außerdem ist der Ring dann wegen Unfällen eh die meiste Zeit gesperrt. Aber unter der Woche gegen Abend, wenn die Autokonzerne mit ihren Testfahrten durch sind und der Ring für die Touristen freigegeben ist, ist es schon ein ganz besonderes Erlebnis! Anfänglich einfach strikt rechts halten und den Rückspiegel nie aus den Augen lassen - auf dem Ring droht die Gefahr nie von vorn, sondern immer nur von hinten! Deswegen ist es auch eine gute Idee, den Streckenverlauf zuvor auf dem Bildschirm auswendig zu lernen, damit man - gleich wenn’s losgeht - weiß, wo’s lang geht.

Motorradfahren hab ich erst auf dem Ring gelernt - das kann ich mit absoluter Gewissheit sagen. Und wenn’s nach mir ginge, würde ich den Motorradführerschein von der Rundenzeit des Aspiranten abhängig machen. Den Schein bekommt, wer die neun Minuten schafft. Wer drüber ist, muss noch üben ... :p

Gruß
Serpel

Hi Serpel schöner Erfahrungsbericht :super:


Ich denke es trifft da sicherlich vieles auch auf andere Rennstrecken zu, man ist halt auf dem NR, da viel schwieriger/gefährlicher, durch enge Kehren, überhöhte Curps, durch ständiges Berg und Tal Fahren, viel extremeren Belastungen ausgesetzt als auf anderen R.-Strecken.

Könnte mir Vorstellen wer da präzise und schnell fahren kann wird das auch auf anderen Strecken (und vor allem im freien Geläuf) problemlos hinbekommen, andersrum bin ich mir da nicht so sicher.

Für mich ist da immer die Kombination entscheidend, wer auch Rennstrecke fahren kann (man muss sicherlich keine Bestzeiten raushauen) wird auf der öffentl. Straße mit besserer Blickführung, ein besseres Gefühl beim Durchbeschleunigen und ein ganz gravierender und wichtiger Punkt, viel besser auf der Bremse sein.:)

Ich hätte da auch so Ideen wie man Motorradfahrer (verpflichtend) :Augenrollen:zum besseren Fahren bekommt…..

Ein Turner wird sich sicherlich nicht verbessern, wenn er jede Woche zur Sporthalle fährt, aber den anderen Jungs nur von der Bank aus zuschaut, nur wer was tut, egal welcher Art von Motorradtrainings, diese Dinge immer wieder übt wird zu Schluss durch besseres fahren auch belohnt.

Und das jemand lange den Führerschein besitzt sagt über das „fahrerisches Können“ eigentlich gar nix aus.:Augenzwinkern_2:
 
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