@ Bernd & Udo
Wie bei vielen anderen komplexen Themen wird auch (und gerade) beim Öl recht viel durcheinander gemischt. Bin selber ein "Öl-Gebeutelter" und meine nun sagen zu können, das die Ölfrage weder Glaubensfrage noch eine Hexerei ist; man solle eben nur mal akzeptieren, was der Hersteller selber sagt statt es besser wissen zu wollen (evtl. noch etwas Fachliteratur dazu schmökern - zB das Buch "MOTORRADTECHNIK" vom BMW Sprachrohr Stoffregen, oder gar Fachbeiträge namhafter Ölhersteller) und vergleiche das mit den eigenen Fahranforderungen (wichtig!). Dann kommt man nämlich ua zu folgenden Feststellungen:
1) Der Ölverbrauch selber hängt von sehr vielen Faktoren ab, Einfahrzustand, Fahrweise, Öltemperatur, Drehzahl etc; aber auch Motorkonzept (2-/4-Zyl. bzw. luft-/wassergeühlt).
2) Der großvolumige, luft-/ölgekühlte 2-Zyl-Boxer verbraucht von Haus aus mehr Öl als wassgekühlte 4-Zyl-Mororen (wie zB Japaner oder die K). Laut BMW (Stoffregen) ist ein höherer Ölverbrauch (auch über 0,5l auf 1000km) während der Einlaufphase "völlig normal". Die Wenigölverbraucher können selbstzufrieden sein, die Ölmehrverbraucher unter den Boxertreibern haben aber auch keinen Grund zur Sorge. BMW Zitat: "Mit steigender Laufleistung sinkt dann meit der Ölverbrauch. So etwa ab 5000 km erreicht der Ölverbrauch sein Optimum, d.h. er wird etwas weiter sinken". Unter solchen Betriebsbedingungen "sind weder Leistungsverlust noch Verkohlen des Brennraums oder der Ventile sind zu befürchten".
3) Beim Viskositätsindex der benutzten Öle ist der untere wie der obere Bereich zu beachten (s.a. Manual). So ist im kalten Winter (theoretisch wie praktisch, je nachdem) eher ein 10W-40 geeignet, weil bei solchen Bedingungen im Kalt- bzw. Normalfahrzustand "höhere" Viskositätsindizes eine zu hohe innere Reibung verursachen würden. Dagegen sollte man während der (eigentlich realistischeren) Saison zB auf Touren in heißeren Regionen oder bei höheren Drehzahlen (zB AB Donnerei) schon darauf achten, dass der obere Viskositätsbereich die "50" nicht unterschreitet.
4) Auch bei der Wahl "vollsynthetisch" vs. "teilsynthtetisch" bs "mineralisch" wird viel "geglaubt". Tatsache ist jedenfalls, dass grundsätzlich alle (kommerziell verfügbaren) Mororöle mehr/weniger mischbar im Sinne von "problemlos nachfüllbar" sind. Zu beachten ist aber neben der Viksositätsanpassung (s.o.) insbesondere zweierlei:
a) reine Mineralöle neigen bei hohen Temperaturen zur Verdampfung; bestimmte Synthetiköle können durch entsprechende Zusätze (Additive) relativ verdampfungsstabil gemacht werden (alle Racing Öle sind synthetisch) .
b) die vorgenannte "Verdampfungsstabilität" ist jedoch nur dann relevant, wenn Bedinungen gegeben sind, unter welchen Verdampfung auftreten kann, zB hohe Kolbengeschwindigkeiten, hohe Drehzahlen, häufig Volllast u.ä.
Ich meine, wer das Potenzial seiner Bergkönigin nicht nutzen will und sie vorwiegend im Teillastbetrieb durch die Gegend juckelt (das sind nach meiner Beobachtung die meisten) hat mit der Mineralölwahl sicher nicht ins Klo gegriffen. Wer dagegen auch mal die Sau auch mal rauslassen will (sei es AB knallen oder in den Bergen die Gebückten lang machen oder gar auf der Rennstrecke ordentlich am Kabel ziehen), ist gut beraten, auf einen nicht abreißenden Ölfilm zu achten; unter solchen Bedingungen kommt man am (Teil-)Synthetiköl wohl nicht vorbei.
Für einen typischen "Moppedfahrer-Glaubenskrieg" halte ich dagegen die Frage, ob die Wahl "Mineralöl oder nicht" einen Einfluss auf den Ölverbrauch (unter sonst gleichen Bedingungen) hätte. Ich behaupte, es sind andere Einflussfaktoren (s.o.). Entscheidend ist (wie so oft im Leben) jedenfalls zu wissen, wie und wann man selber fährt und dann die richtige, individuelle Wahl zu treffen. Das Schielen auf Rossi & Co würde ja auch nicht weiterhelfen, oder.
Gruß, Fritz.