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Pistenshrek
Themenstarter
Hallo an euch alle,
wie in dem Threat http://www.gs-forum.eu/g-650-gs-f-6...ylinder-102/sertao-verbautes-zubehoer-115579/ angekündigt bin ich lebend und wohlauf von meiner Balkanreise zurück und möchte die Sertao mit dem verbauten Zubehör bewerten. Damit möchte ich nur meine ganz subjektive, individuelle Einschätzung des Motorrads wiedergeben. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, technischer Versiertheit etc. etc....
Generell ist das Motorrad zum Endurowandern sehr gut geeignet. Es könnte zwar gerne leichter sein (auf einer abschüssigen Schotterpiste zählt jedes Kilo, wenn eine Ziege / Kuh / Schaf oder Mensch in den Weg springt) aber auf der anderen Seite ist die Maschine dafür auch stabil.
Die Sertao ist trotz der Ausfälle für mich eine sehr gute Reiseenduro! Damit kann man auch wirklich schlechte Passagen gut meistern, richtige Bereifung vorausgesetzt. Der Motor zieht ab Standgas durch und läuft auch bei etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit ohne Kupplungseinsatz rund. Für mich daher viel besser geeignet als die "dicken" 1200 Gs oder ähnliches (ich habe übrigens auf keiner Piste eine 12er GS gesehen ) Die Schwachstellen, wie z.B. die Sitzbank, werde ich nach und nach beheben und mir damit mein individuelles Moped "stricken". Die geringere Autobahn Performance in Bezug auf die "dicken" Reiseenduros nehme ich dabei in Kauf. Gewichtserleichterung durch eine leichtere Auspuffanlage und vielleicht ein Umbau auf andere Räder/Felgen ist auch eine Überlegung wert. Das Problem der Benzinpumpe ist anscheinend bei allen 650er und 800er Zweizylinder vorhanden. Ich hoffe, dass durch die neue Pumpe dieses Problem endgültig behoben ist.
Einen Reisebericht werde ich noch erstellen, sobald ich die Zeit dazu finde. Dann stelle ich hier einen Link rein. Hier noch ein Bild des Mulis kurz vor Pale:
Bis dahin munter bleiben und einfach weiter fahren!
Pistenshrek
wie in dem Threat http://www.gs-forum.eu/g-650-gs-f-6...ylinder-102/sertao-verbautes-zubehoer-115579/ angekündigt bin ich lebend und wohlauf von meiner Balkanreise zurück und möchte die Sertao mit dem verbauten Zubehör bewerten. Damit möchte ich nur meine ganz subjektive, individuelle Einschätzung des Motorrads wiedergeben. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, technischer Versiertheit etc. etc....
Generell ist das Motorrad zum Endurowandern sehr gut geeignet. Es könnte zwar gerne leichter sein (auf einer abschüssigen Schotterpiste zählt jedes Kilo, wenn eine Ziege / Kuh / Schaf oder Mensch in den Weg springt) aber auf der anderen Seite ist die Maschine dafür auch stabil.
- Die Gabel spricht gut an, selbst bei vielen aufeinanderfolgenden Schlaglöchern habe ich am Ansprechverhalten nichts auszusetzen. Zusammen mit dem 21 Zoll Vorderrad und den von mir eingesetzten Heidenau K60 Scout ergibt sich ein gutes Fahrverhalten auf Schotterpisten. Spurführung, Ansprechverhalten und Federweg halte ich für Endurowandern für ausreichend. Warum im Zubehörhandel härte Gabelfedern propagiert werden, entzieht sich meinem Verständnis. Auf einer Moto Cross Strecke wäre die Sertao aber alleine auf Grund des hohen Gewichts eine mittelmäßige Fehlbesetzung, allerdings macht der Fahrer doch sehr viel aus.
- Der niedrige Kotflügel vorne ist im Regen (Anfahrt über Großglockner Höhenstraße im Schnee und südlich der Alpen im strömenden Regen) ein Segen und verhindert wenigstens ein wenig die Komplett Dusche vom Vorderradreifen.
- Der vordere hohe Kotflügel ist meiner Meinung nach für eine erhöhte Windempfindlichkeit verantwortlich. Ein Umbau auf einen Endurokotflügel im Austausch mit dem tiefen Touratech Kotflügel ist eine Überlegung. Damit würde auch die Luftzufuhr zum Kühler verbessert werden.
Bei höheren Temperaturen läuft der Lüfter auf Dauerbetrieb !
- Die von mir verbaute Lenkererhöhung von Wunderlich (25 mm) ist topp. Dadurch gelingt das Fahren im Stehen, wie off-road üblich, sehr viel besser und mit weniger Rückenbeschwerden.
- Die von Touratech verbaute Navihalterung hat gut gehalten. Ich musste diese nur einmal nachziehen, ansonsten hat das Navi auch auf echten Buckelpisten die Position gehalten.
- Der von mir eingesetzte Tankrucksack von Touratech (Tankrucksack für BMW F650GS/F650GS Dakar/G650GS/G650GS Sertao/TT39 - Tankrucksäcke - Gepäck - Fahrzeugausstattung | Touratech AG) ist meiner Meinung nach für die Sertao untauglich. Er sitzt nicht fest auf der Tankattrappe, im vorderen Teil lässt er sich nicht genug spannen und schlackert so von rechts nach links, besonders wenn man das gesamte Volumen nutzt, er also entsprechend hoch baut. Nach einem Sturz war dann auch noch die vordere Halterung rechts eingerissen. Ich fixierte den Tankrucksack mit einem Spanngurt an den zum Glück vorhanden vorderen, seitlichen Schellen. Damit saß er fest auf der Tankattrappe. Meine Meinung zu diesem Tankrucksack (Kaufdatum 2013, Touratech kann ja nachgearbeitet haben) ist ganz klar: Finger weg und nicht kaufen!
- Ich habe eine Sitzbank einer F650GS Baujahr 2006 montiert. Aber selbst bei dieser Sitzbank fängt mein Hintern nach ca. 2 Stunden an zu schmerzen. Die Originalsitzbank kommt wohl als Utensil direkt aus einem SM Club! Hier werde ich auf jeden Fall nacharbeiten müssen und den Sattler meines Vertrauens bemühen.
- Die Gepäckträgerverbreiterung von Touratech ist gut. Damit hatte meine Gepäckrolle immer genug Auflagefläche und war mit Rok Straps immer sicher verzurrt.
- Das hintere Federbein arbeitet mit Gepäck und mir besser als mit mir alleine. Ich denke, die Federrate ist als Kompromiss auf 100 oder 110 Kg ausgelegt. Das Ansprechverhalten lässt bei schnell aufeinanderfolgenden Schlägen zu Wünschen übrig. Das Federbein fängt dann an zu springen, da es nicht schnell genug wieder ausfedert. Insgesamt finde ich aber, dass das Federbein ein vernünftiger Kompromiss ist und ich werde es erst bei Defekt austauschen.
- Der von mir verbaute Hauptständer von Touratech ist nur bedingt tauglich. Er benötigt hohe Kräfte um die Maschine aufzubocken. Mit Gepäck ist es mir ohne Hilfe nicht möglich (ok, mehr Leberwurstbrote...). Nach einem Sturz war er so stark verbogen, dass ich diesen demontieren musste, da er am Hinterrad schleifte.
- Ich fahre mit den Enduristan Monsoon Packtaschen. Diese waren die ganze Reise in Ordnung und Wasser- und Staubdicht. Selbst die Stürze haben diese klaglos und ohne Beschädigung überstanden. Trotzdem denke ich über den Kauf eines Alukoffer Systems nach. In Städten kann man damit seine Klamotten einfacher verstauen. Da die Packtaschen nicht abschließbar sind, geht das damit nicht.
- Die Heidenau K60 Scout sind wirklich gute Reifen. Ich hatte selbst auf dem Kalksteinasphalt im Balkan kaum Rutscher und auf Schotterstrecken halten die Reifen gut Spur und bieten "fast" immer gute Traktion. Auch auf felsigen Untergründen wie im Teth und Kir Tal in Nordalbanien hatte ich nie Grund über die Reifen zu klagen. Selbst nach den 11.000 km Balkanreise ist der Hinterradreifen noch nicht am Ende. Das ist wohl auch auf die geringen Geschwindigkeiten (max 80-90km/h) zurückzuführen.
- Ich habe einen verstärkten Kettensatz von DID verbaut (ZVM-X). Dieser macht bisher einen sehr guten Eindruck und hat mittlerweile schon 15.000 km auf dem Buckel, ohne übermäßige Längung oder Abnutzung der Ritzel zu zeigen. Ich bin gespannt, ob er länger hält als der Originalkettensatz (bei mir 25.000 km).
- Die Stabilität der Sertao ist generell gut. Ich bin mehrmals auf Pisten zu Boden gegangen, allerdings immer bei moderater Geschwindigkeit von 5-15 km. Dabei habe ich nur ein Blinkerglas und einen halben Kupplungshebel eingebüßt. Die Handschützer und Spiegel haben Schrammen durch die Stürze und durch in die Piste ragende Äste erhalten, haben aber ihre Funktion voll erfüllt. Für das Endurowandern bei moderaten Geschwindigkeiten also allemal tauglich. Ich überlege die Anschaffung der Sturzbügel von Wunderlich, da damit ein Aufheben der Maschine unter Umständen leichter wird. Der Motor selber braucht durch seine schmale Bauweise keinen gesonderten Schutz. Hier müsste man schon viel Pech haben, um genau mit dem Motor auf einen herausstehenden Felsen /Stein zu treffen. Allerdings hat man schon Pferde...
- Ich hatte mit der Maschine einen Totalausfall. Kurz vor der serbischen Grenze im bosnischen Nirgendwo gab auf einmal der Motor auf. Es fühlte sich an, als ob er keinen Sprit mehr bekommt. Ich musste 200 km zurück nach Sarajewo geschleppt werden, da dort der nächste BMW Händler war. Der Herr Tomic hat sich dann aber sehr gut und prompt um mein Problem gekümmert. Die Niederlassung führte erst seit diesem Jahr überhaupt Motorräder und dann auch nur die 1200er GS. Mein Modell war nicht vertreten und somit musste die Ersatzteilversorgung aus Deutschland erfolgen. Nach kurzer Diskussion mit dem Mechaniker kamen wir zum Schluss, dass wohl die Benzinpumpe ihren Geist aufgegeben hat! Das Ersatzteil braucht 7-10 Tage aus Deutschland, der Einbau ist in 0,5 Stunden erledigt. Somit musste ich mir einen Mietwagen nehmen und habe für die nächsten 12 Tage Montenegro mit einem Scoda Fabia erkundet. Kein Vergleich zur Sertao! Danach zurück nach Sarajewo und siehe da, das Muli lief wieder!! Bei einem normalen 3 Wochen Urlaub, wäre dieser aber komplett im Ars... gewesen!
Ich habe eine Anfrage an BMW auf Übernahme der Ersatzteilbeschaffungs- und Einbaukosten im Rahmen von Kulanz gestellt. Mal sehen, ob mir die ca. 300 € ersetzt werden. Insgesamt hat mich der Ausfall mit anteiligen Abschleppkosten, Hotelübernachtungen, Ersatzteil- und anteiligen Mietwagenkosten 800 € gekostet. - Gegen Ende der Reise im südlichen Albanien wollte die Maschine morgens bei kühlen 25° einfach nicht anspringen. Der Anlasser zog durch, aber starten wollte sie nicht. Ich habe dann eine ziemlich trockene Batterie im Verdacht gehabt, diese aufgefüllt und geladen und siehe da, sie sprang sofort an. Ich denke die Spannung war für die Elektronik nicht mehr ausreichend. Hier hätte ich bei der voran gegangenen Inspektion die Batterie überprüfen sollen. Allerdings war es die ganze Reise über > 30°, daher kann ich nicht ausschließen, dass alles einfach verdunstet ist.
Die Sertao ist trotz der Ausfälle für mich eine sehr gute Reiseenduro! Damit kann man auch wirklich schlechte Passagen gut meistern, richtige Bereifung vorausgesetzt. Der Motor zieht ab Standgas durch und läuft auch bei etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit ohne Kupplungseinsatz rund. Für mich daher viel besser geeignet als die "dicken" 1200 Gs oder ähnliches (ich habe übrigens auf keiner Piste eine 12er GS gesehen ) Die Schwachstellen, wie z.B. die Sitzbank, werde ich nach und nach beheben und mir damit mein individuelles Moped "stricken". Die geringere Autobahn Performance in Bezug auf die "dicken" Reiseenduros nehme ich dabei in Kauf. Gewichtserleichterung durch eine leichtere Auspuffanlage und vielleicht ein Umbau auf andere Räder/Felgen ist auch eine Überlegung wert. Das Problem der Benzinpumpe ist anscheinend bei allen 650er und 800er Zweizylinder vorhanden. Ich hoffe, dass durch die neue Pumpe dieses Problem endgültig behoben ist.
Einen Reisebericht werde ich noch erstellen, sobald ich die Zeit dazu finde. Dann stelle ich hier einen Link rein. Hier noch ein Bild des Mulis kurz vor Pale:
Bis dahin munter bleiben und einfach weiter fahren!
Pistenshrek