Das ganze Theater mit Ticket ziehen und bezahlen ist eh ein mittelalterlicher Vorgang, selbst mit der von mir favorisierten Visa. Das sowas für alle Beteiligten viel einfacher und günstiger geht macht dem Rest von Europa die Schweiz seit Jahrzehnten vor. Ich möchte nicht wissen was all die Mautstellen, Kassenhäuschen, Schranken, Automaten und vor allem das Personal dazu kosten.
Personal gibt's da eh fast keins mehr (oder jedenfalls in den letzten Jahren zunehmend weniger). Aber wenn es schon streckenbezogen sein soll, wie soll man es sonst machen? Rein ekeltronische Lösungen sind zum einen mit Big-Brother-is-watching-you-Datensammlungen verbunden und zum anderen (wenn überhaupt schon) erst seit kurzem halbwegs ausgereift.
Zum Beispiel Portugal ist ein Graus: einige Autobahnen (im wesentlichen die mit den 20er-Nummern), wo einst der Staat eine Pauschal-Maut an den Betreiber zahlte, sind inzwischen regulär mautpflichtig. Konventionelle Mautstationen wollte oder konnte man aber nicht bauen, sondern es soll eine ekeltronische Erfassung sein. Wenn man nun keinen speziellen Transponder hat (wie denn auch, wenn man nur einmal rein- und wieder rausfährt), soll man einer FAQ zufolge bei einem Postamt zahlen (von denen es gefühlt nur ein gutes Dutzend im Land gibt mit Öffnungszeit gefühlt zwei Stunden am Tag und am Wochenende gar nicht). Aber frühestens am übernächsten Tag (denn vorher liegen die Daten noch nicht vor) und spätestens am fünften Tag nach der Fahrt. Sonst bekommt man laut einer anderen FAQ die Rechnung nach Hause geschickt, wo dann ein kleiner Bearbeitungszuschlag von 900% draufkommt. Vorauszahlen geht nicht, über Internet geht überhaupt nicht, passgenau zahlen ebensowenig - allenfalls soll man sich an einem Welcome-Center eine Guthabenkarte über einen festen Betrag holen (wo die konkrete Strecke zufälligerweise geringfügig teurer ist, also braucht man gleich eine zweite Guthabenkarte, von der man den größten Teil verfallen lassen muß) und irgendwie mit dem Handy bzw. Kennzeichen verdongeln. Einmal bin ich über Landstraße nach Portugal rein und über die Autobahn nach Norden nach Spanien wieder raus. Von einem der proklamierten Welcome-Center hab' ich nichts gesehen (also auch an der Grenze nicht erkennbar in Gegenrichtung - für mich wäre es ja eher ein Farewell-Center gewesen), von einer nachgeschickten Rechnung (bislang) ebensowenig.
Von London war zu lesen, daß man dort die City-Maut (die für Motorräder eh nicht gilt) bei Bedarf am gleichen oder auch noch nächsten Tag ohne Zuschlag über Internet entrichten kann. Geht doch.
Den Österreichern kann man ja manches vorwerfen, aber unnötige Vignetten-Abzocke gehört eher nicht dazu (abgesehen davon, daß man überhaupt eine braucht und daß man auf manchen Strecken trotzdem extra zahlen muß), indem es auch unterjährige und für Motorräder ermäßigte Ausführungen gibt. Etwas anders in der Schweiz, wo man auf jeden (auch nur einmaligen) Fall die 40 Franken zahlen muß, die man sich allenfalls damit schönsaufen kann, daß es billiger ist als ein Strafzettel auf der Landstraße (wenn man ein Tempo riskiert, mit dem man in ähnlicher Zeit am Ziel sein will wie auf der Autobahn) oder eine Extra-Übernachtung. Noch besser die Tschechen, wo man als Motorradfahrer von der Vignette befreit ist.