Umbaudoku - R1100 GS "Fangga"

Diskutiere Umbaudoku - R1100 GS "Fangga" im R 850 GS und R 1100 GS Forum im Bereich Motorrad Modelle; Als bekennender Hobby Journalist und leidenschaftlicher Mopedfahrer würde ich gerne meinen Weg mit meiner ersten BMW hier dokumentieren und den...
Dora9

Dora9

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R1100 GS und Cali Jackal
Als bekennender Hobby Journalist und leidenschaftlicher Mopedfahrer würde ich gerne meinen Weg mit meiner ersten BMW hier dokumentieren und den interessierten Leser teilhaben lassen.

Kurze Vorgeschichte:

Ich fahre seit Jahre „nur“ Guzzi (die im Übrigen deutlich besser sind als ihr Ruf) und gehöre zu den bekennenden „Drehmomentverwindungs-fetischisten“. Das ist jene Gattung von Motorradfahrern, welche das Drehmoment um die Längsachse brauchen, um den Höhepunkt der Fahrfreude erreichen zu können. Die Guzzi liefert hiervon ja reichlich.

Da ich im echten Leben meine Brötchen mit Projekten verdiene, welche in der Regel mehrere Jahre dauern brauchte ich wieder einmal etwas mit kleinen Etappensiegen und dass in absehbarer Zeit fertigzustellen ist. Nachdem ich mit meiner Guzzi „Eleonora“ rundum glücklich bin und man so wohlerzogene und problemlose Damen ohnehin nicht angreifen sollte, musste eben was Neues her.

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Urlaub ist dieses Jahr ohnehin gestrichen, die Hobbykasse ist dank ein paar verkauften Modellfliegern gerade Liquid und die Wirtschaftlichkeit ist bei diesem Projekt nicht unbedingt im Vordergrund. Damit lässt sich doch etwas anfangen, schließlich geht es nicht darum mit dem Bock Geld zu verdienen sondern darum einfach mal wieder die Hände schmutzig zu bekommen und Spaß zu haben.

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Aber was? Auf der Wunschliste stand:
  • Reisetauglich als Backup, falls die Guzzi doch einmal streikt
  • Darf durchaus etwas Arbeit sein
  • Budget 2.500.-
  • Kurbelwelle auf Längsachse
Mitte März habe ich die Angel mit entsprechenden Börsenalarmen ausgeworfen um einmal zu sehen was kommt. Eine Honda CX500 (Güllepumpe) tauchte recht bald auf. Warum nicht… Preislich absolut interessant, mal „was anderes“ und nicht weit weg. Also hingefahren, Probe gefahren und für 1,86m und 100kg als absolut untauglich befunden. Scratch one.

Vielleicht doch eine Guzzi. Eine kleine V65 Florida oder V75 Nevada? Aufgrund der, für einen Chopper absolut eigenartigen hohen Lenkergeometrie zum Scrambler geradezu prädestiniert. Bald stellte sich aber heraus, dass diese Kisten mittlerweile ziemlich gesucht sind und zum Preis einer 1100er gehen. Scratch two.

Nach weiteren Sackgassen sah ich in der Innsbrucker Innenstadt Anfang Sommer eine R Nine-T Urban… Preislich natürlich jenseits von Gut, Böse und Wahnsinn, aber damit kamen die BMW Boxer erstmalig auf den Schirm. Um die Begeisterung zu besiegeln (nochmals) die Serie „Long Way Round“ mit der besseren Hälfte angeschaut und dann gabs auch von der lokalen Regierung ein Daumen Hoch für die Anschaffung.

Die Börsen ergaben, dass einige alte GS der ersten Serie mittlerweile für günstiges Geld zu haben sind, warum also nicht einmal in diese Richtung schauen. Eingelesen in das Thema (u.a. Danke an Gerd für die sensationelle Power Boxer Seite) und die Wunschliste entsprechend erweitert:

  • Reisetauglich als Backup, falls die Guzzi doch einmal streikt
  • Etwas Geländetauglich, um auch mal eine Schotterstraße zu fahren
  • Darf durchaus etwas Arbeit sein
  • Budget 2.500.-
  • Kurbelwelle auf Längsachse
  • Mind. BJ 97
  • Kupplung sollte schon gemacht worden sein bzw. nicht allzu bald fällig werden


Der Umbau auf das sich langsam, vor meinem geistigen Auge, formende Bild sollte bei der GS nicht all zu kompliziert sein, denn im Internet wimmelt es nur so von GS Scrambler umbauten.

Ende Mai bin ich dann fündig geworden. Eine R1100 GS, BJ 1997, 60 tsd. Km, 2011 das letzte Mal bewegt. Optisch Hui, innen unbekannt. Komplettes Koffersystem dabei. Der Sohn des Vorbesitzers wollte sie reaktivieren, gab aber dann auf, da das Moped nicht rund lief und er sich wohl überfordert sah.

Besichtigung ergab:

Optisch wie aus der Fabrik, bis auf ein paar Alterserscheinungen an den Kunststoffteilen.

Startet, läuft (wenn auch extrem unrund), schaltet, leuchtet und hupt.

Aus der Dokumentation konnte ich lesen, dass sie bei 50.000km ein neues Getriebe erhalten hatte und dabei auch gleich die Kupplung gemacht wurde.

Preislich konnte man sich schnell einigen und die BMW wechselte ins neue Zuhause.

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Moin Dora,
schön geschrieben 👍
Viel Erfolg mit dem Projekt

Immer wieder krass, wie dominant der Schnabel auf Fotos wirkt 🤣
 
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Willkommen aus Westfalen! Sicher bin ich nicht allein gespannt auf Deinen Umbau(Erfolg). Umfassende Ratschläge und Hilfe bekommst Du hier.

Ich wünsche Dir Durchhaltevermögen, die GS ist nicht unbedingt umbaufreundlich, das haben hier schon etliche Umbauten gezeigt. Es gibt die italienische Firma Unit-Garage, die haben teure aber auch nette Teile für einen Umbau. Zumindest kann das eine Inspiration sein.

Im Netz entdeckte ich einen Umbau auf Basis einer 1150R mit Teilen der genannten Firma, der mir sehr gefällt. Da stecken sicher unzählige Stunden und Euros drin:
Designstudie.jpeg


Viel Glück, noch viel mehr Geduld und halte uns auf dem Laufenden!
 
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Willkommen aus Westfalen! Sicher bin ich nicht allein gespannt auf Deinen Umbau(Erfolg). Umfassende Ratschläge und Hilfe bekommst Du hier.

Ich wünsche Dir Durchhaltevermögen, die GS ist nicht unbedingt umbaufreundlich, das haben hier schon etliche Umbauten gezeigt. Es gibt die italienische Firma Unit-Garage, die haben teure aber auch nette Teile für einen Umbau. Zumindest kann das eine Inspiration sein.

Im Netz entdeckte ich einen Umbau auf Basis einer 1150R mit Teilen der genannten Firma, der mir sehr gefällt. Da stecken sicher unzählige Stunden und Euros drin:
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Viel Glück, noch viel mehr Geduld und halte uns auf dem Laufenden!
Das Teil sieht sehr geil aus :)
 
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Moin Dora,
schön geschrieben 👍
Viel Erfolg mit dem Projekt

Immer wieder krass, wie dominant der Schnabel auf Fotos wirkt 🤣
Ich weiß nicht warum ich da immer an Gonzo denken muss. Es gibt einen kürzeren Schnabel der Fa. Pfleiderer oder man kürzt sich den selber. Wenn man sauber arbeitet und die Kante entschärft wird sich TÜV und Polizei nicht dran stoßen.
 
Dora9

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Der erste Check zeigt dann leider doch einige weitere Mängel am Moped, aber was will man nach 11 Jahren Stehzeit auch erwarten? Leider blieb die Frage, warum die 11er damals eingestellt und abgemeldet wurde, bis heute unbeantwortet. Aus diesem Grund wurde doppelt gründlich vorgegangen.

  • Reifen haben DOT 11/08.
  • Die Bremsleitung vorne dehnt sich merklich beim Betätigen.
  • Felgen oxidiert und die Speichen angerostet.
  • Sitzschloss gebrochen, wohl ein übliches Elfer Problem
  • Bei einer kurzen Probefahrt: extremes Ruckeln beim beschleunigen
  • FID zeigt nur Mist
  • Hauptständer geht nicht ordentlich rauf
  • Hintere Federvorspannung funktoniert nicht.
Trotzdem, vollends zufrieden mit dem Kauf. Ziel ist es die Kiste erstmal technisch auf Stand zu bringen um damit das Pickerl beim TÜV zu holen. Dann ein paar KM rauf fahren, um sie dann wieder zu zerlegen.

Die ersten Schritte waren der übliche trott, da brauch ich nicht viel Schreiben. Bremsleitungen von meinem Haus und Hof Lieferanten Probrake (nein, weder verschwägert, gesponsort noch verwandt) gekauft, der bietet ein schönes Komplettpaket für die GS inkl. Konformitätserklärung, verbaut und alle Flüssigkeiten neu, obwohl der junge Vorbesitzer angeblich alles schon gemacht hatte. Sicher ist sicher und war auch nicht ganz falsch, wie sich später herausgestellt hat.

Für den besten Kompromiss zwischen Straßentauglichkeit und Scrambler Look bei den Reifen und kommt man IMHO an den Karoo 3 von Metzler nicht vorbei. Vorab, ich konnte die Reifen jetzt 2.000km fahren und bin, bis auf die Abnutzung, vom Fahrverhalten begeistert. Ausgezeichnete Haftung für einen Stollenreifen auch bei Regen und das Fahrgeräusch ist verträglich.

IMG_20210617_194715-01.jpeg

Mit den neuen Schlapfen gings dann gleich zum TÜV, Pickerl (Österr. HÜ) unauffällig und damit war die GS bereit für die erste kleine Ausfahrt. Eigentlich wollte ich damit nur die 30km von Telfs nach Innsbruck fahren, um ein paar Schlauchklemmen zu holen, aber leider ist das Navi der BMW kaputt und auf einmal war ich auf meiner Hausstrecke „Kühtai“…

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Erg-Chebbi

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Moin Dora,
es ist immer wieder schön, solche Freds zu lesen. Humor, Wille, Fachkenntniss, Ideen und die Beherrschung der deutschen Sprache.
Ich bin begeistert.
Viel Erfolg dabei.
Mir hilft es, dran zu glauben, dass auch meine alte und stark genutze Q ein zweites Leben haben kann.
Viele Grüße Martin
 
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Die Felgen der 11er kannst Du wöchentlich putzen und polieren... An der Höhenverstellung des hinteren Federbeins fehlt meist nur Öl, hier im Forum ist beschrieben wie einfach das Wiederauffüllen geht. Die Sitzbankverriegelung ist eine überteuerte Fehlkonstruktion. Manchmal kann man das mürbe Plastik mit ein paar Kabelbindern und Schrauben am Rahmen bis zum Funktionieren fixieren. Lege aber schon mal runde 80€ für eine neue bereit. Der unsaubere Motorlauf kann viele Ursachen haben, auch dazu findest Du genug im Forum. Die einfachste Lösung ist der rechts nicht richtig in der Einstellschraube sitzende Gaszug.
 
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OTHI

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Hallo Dora9,schön zu lesen Dein Bericht,wünsche Dir viel Freude mit Deiner neuen Liebe.Viel Spass damit und allzeit gute Fahrt.

Gruß Othmar
 
Dora9

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Das heftige Anfahrruckeln war ab halben Tank deutlich zu spüren, die Ursache konnte aber, nicht zuletzt Dank dieses Forums, schnell gefunden werden. Der Vorbesitzer bzw. dessen Sohn hatte die Geberplatte verdreht eingebaut. Damit hing die Ansaugung dermaßen ungünstig, dass beim Anfahren Luft angesaugt wurde und der Druck kurzzeitig weg war.

Falsch:
IMG_20210705_173751-01.jpeg

Richtig:

IMG_20210705_175210-01.jpeg

Damit war das Anfahrruckeln beseitigt, das Fahren im stabilen Drehzahlbereich aber immer noch grenzwertig und weit weg von entspanntem Cruisen. Mit meinem Twinmax Synchronisierer, der mir bei den Guzzis immer wieder wertvolle Dienste leistet, war der Übeltäter ebenfalls schnell gefunden. Weit asynchrone Druckverhältnisse ab 2.000 U/Min.

Dann kam ein Satz, den ich von der besten Sozia von allen nie erwartet hätte… „Die Guzzi klingt wie ein Männermotorrad, die BMW wie eine Nähmaschine…kannst das nicht ändern?“ Ja natürlich kann ich das! :devil:
In der Vergangenheit habe ich bereits ein paarmal Cobra ESD’s verbaut, war immer damit zufrieden und nachdem auf dem Rahmen der Q ohnehin 99db eingeschlagen sind und ich damit in manche Gebiete in Tirol trotz Flüsterdämpfer nicht fahren darf, möchte ich meine 99db auch haben…


Mit frisch synchronisiertem Antrieb und Männerschalldämpfer wollte die beste Sozia von allen nun auch endlich einmal mitfahren. Wenn schon, dann gscheid, also gleich eine 800km Tour Tirol – Ost-Tirol – Steiermark – Oberösterreich – Salzburg und via Garmisch wieder retour geplant um die Schwiegertiger zu besuchen…

IMG_20210710_091412.jpg

Fazit nach der Reise:

  • Q läuft prima, allerdings ein paar neue Geräusche entdeckt.
  • Sozia ist begeistert, viel gemütlicher wie die Guzzi. Es heißt sogar, ich könne jetzt endlich meinen Traum erfüllen und Eleonora zum Einsitzer umbauen.
Überhaupt könnte der Unterschied zwischen Guzzi und BMW größer nicht sein. Wenn man es in einem Bild zusammenfassen müsste, dann wäre die BMW das präzise Laserschwert mit der emotionalen Kälte eines Jedi, die Guzzi hingegen eine Handgranate in den Händen einer italienischen Domina… beides hat seinen Zweck und Charme, aber es liegen Äonen dazwischen.

IMG_20210710_110757-01.jpeg
 
hoechst

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Hätte nicht gedacht, dass man aus dem Babysound der 11-er sowas machen kann. ZACH gabs hier in der CH glaube ich nie.....
 
wernerju

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Moin Dora,
schön geschrieben 👍
Viel Erfolg mit dem Projekt

Immer wieder krass, wie dominant der Schnabel auf Fotos wirkt 🤣
Das, was da immer als Schnabel verkannt wird ist in Wirklichkeit die mitgelieferte Werkbank und Werkzeugablage. Beim Schrauben liegt bei mir da immer alles griffbereit drauf und ich bin doppelt schnell fertig, weil ich nix suchen muss.
Dieser Schnabel ist eine tolle Sache, wenn man nur die wirkliche Funktion entdeckt 😻.
Grüsse Jürgen
 
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Das, was da immer als Schnabel verkannt wird ist in Wirklichkeit die mitgelieferte Werkbank und Werkzeugablage. Beim Schrauben liegt bei mir da immer alles griffbereit drauf und ich bin doppelt schnell fertig, weil ich nix suchen muss.
Dieser Schnabel ist eine tolle Sache, wenn man nur die wirkliche Funktion entdeckt 😻.
Grüsse Jürgen
oder für die Kaffetasse!

gruß uli
 
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Da ich mit dem Schnabel mal ein Missgeschick hatte wurde der gestuzt .
Somit suche ich beim schrauben.
:rocker:
 
Dora9

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Danke für die freundlichen Kommentare!

Nach der erfolgreichen 800km Tour durfte endlich die Planung für den Umbau beginnen.

Schritt 1: The Nose-Job (dt."Die Nasen OP")

Ziel: Entfernung des Schnabels, Verlegung des Ölkühlers und Umbau auf Monoschweinwerfer.

Ich wollte das Rad in manchen Bereichen nicht neu erfinden und habe deswegen auf Teile von Unit Garage zurückgegriffen. Kohle gegen Zeit sozusagen. Ölkühlerumbausatz, Lampenhalterung, Lenkerklemmung und den Tacho habe ich dort bezogen. Ebenso die Faltbälge und die Lenkerpolsterung. Den passenden Schweinwerfer, wie auch die Blinker, gibt es aber deutlich günstiger bei anderen Anbietern.

IMG_20210614_222343 - Kopie.jpg

Nachdem alles geliefert wurde musste natürlich nochmal eine letzte ausgedehnte „Aufwärmfahrt“ (300km über den Reschen, durch den Vintschgau und übers Timmelsjoch retour) gemacht werden, um dann das ordentlich aufgewärmte Öl abzulassen. Ich wollte den Ölkühlerumbau öl-frei erledigen, da ich schon ohnehin genug Ölflecken im Carport habe und die beste Sozia von allen mir schon subtil Werbungen für Mittel zur Ölfleckentfernung auf den Schreibtisch legt. Laut Unit Garage geht es übrigens auch ohne Ölwechsel, dazu muss die GS aber komplett auf die Seite gelegt werden. Ein Stück Klebeband auf dem Zündschloss verhindert ungewolltes starten ohne Öl, denn ich bin der Meister solcher Blödheiten...

Wer übrigens glaubt, dass beim gut durchgewärmten Ablassen das ganze Öl raus geht, der irrt. Es ist durchaus möglich mit dem im Kühler verbleibenden Rest-Öl eine ordentliche Sauerei anzurichten. Die beste Sozia von allen ist "not-amused". :rolleyes:

Der Abbau der Front geht recht schnell nach Schema F im BMW Service Manual. Nur der Ausbau des Öl-Kühlers aus dem Schnabel hat mich etwas Nerven gekostet. Irgendwie ist es unmöglich den Kühler nach vorne oder hinten raus zu bekommen und mit der Alubrücke der Blinker oben besteht ein Deadlock da keine Schrauben sichtbar. Der Zufall hats dann aber gelöst. Das Konstrukt auf die Werkbank gelegt, umgedreht und dabei mit dem Ärmel hängengeblieben. Die ganze Schoße fällt runter, die Alubrücke liegt 10 cm daneben und der Kühler ist frei… :hammer:

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Wiederverwendet wird aus der Front nur den Öl-Kühler selbst und die Stecker der FID und der Instrumente. Der Rest geht ins Lager. Die Verkabelung artet in eine 2 Stunden Löt-Orgie aus, schlussendlich ist der neue „Kabelbaum“ bzw. eher „Kabelwurzelwerk“ fertig für den späteren Einbau. Unit Garage legt zusätzlich zum Schaltplan des Acewell 2853 noch eine Verkabelungsanleitung für die gängigsten BMW-Modelle mit bei. Bei der Zeichnung für R11*0 und R850 GS stimmt alles bis auf eine Kabelfarbe (Weiss im Plan, Grün in Realität) und damit lässt sich alles gut und schnell zuordnen. Die Quote steht dennoch 35:1, dass das, in den frühen Morgenstunden eines verregneten Sonntags erzeugte, Kunstwerk nicht auf Anhieb funktioniert. Für die Blinker habe ich übrigens JST Stecker aus dem Modellbau verwendet und danach eingeschrumpft.

Schaltplan Unit Garage.jpg

Der Ausbau der linken (in Fahrtrichtung) Ölleitung geht nur mit ausgebautem Telelever. Oder, wenn man brutal ist, mit Hilfe des Spezialwerkzeugs „Gardena Gartenschere“ auch bei eingebautem Telelever. Fürs einfädeln der rechten Ölleitung muss der Telelever so weit runter wie möglich. Da ich an diesem Tag nicht auf die Hilfe der besten Sozia von allen zählen konnte, sie war ob der neuen Ölflecken immer noch etwas verschnupft, musste ich in die Trickkiste greifen. Vorderer Stoßdämpfer vom Telelever lösen, Vorspannung des hinteren Dämpfers komplett auf null, Hinterrad mit einem Spanngurt nach oben ziehen und eine Kiste Mineralwasser aufs Heck. Damit ist die Front weit oben, der Telelever ganz unten und die vorgebogene Ölleitung lässt sich zwischen Motor und Telelever von oben durchschieben. Der restliche Anbau ist keine Kunst, die Teile von Unit Garage passen perfekt und der Ölkreislauf ist wieder dicht und komplett.

IMG_20210723_061622-01.jpeg IMG_20210722_202020 - Kopie.jpg IMG_20210722_202027.jpg IMG_20210722_202036.jpg

Der Umbau der Front auf den Monoscheinwerfer ist schon fast zu einfach, was ich als Omen für ein späteres Desaster sehe. Die Teile passen, für italienische Verhältnisse, schon beinahe perfekt und der Gummihammer kommt nur selten zum Einsatz.

IMG_20210729_211510.jpg IMG_20210729_211519.jpg

(Ja, ich weiß... die weißen Kabelbinder werden noch getauscht :tongue: )

Mit dem Acewell 2853 sind fast alle Funktionen des alten Cockpits abgedeckt. Auf was ich (vorerst) verzichten muss sind Öltemperatur und Gangnummer aus dem FID. Für das Öl finde ich sicher noch was, für die Gangnummer muss ich vielleicht selber einen kleinen Chip basteln. Im Austausch dafür bekommen habe ich eine Schaltwarnung, mehrere Tourenzähler und einen feinjustierbaren Tacho (mittels Raddurchmesser, gespeist von der Originalschnecke).

Nach dem Zusammenbau, dem Verbau von gefühlten 4.533 Kabelbinder und eingießen von 3,75l Öl ist die Kiste soweit wieder bereit für einen Probelauf.

Zündschlüssel rein, drehen, uns siehe da: Das neue Cockpit leuchtet wie ein LED-Christbaum… und zwar korrekt. Ich hätte die Wette verloren. Alle Funktionen sind auf Anhieb verfügbar und bis auf den linken Blinker, bei dem ich unsauber gekrimpt habe, besteht alles den Test. Damit steht einer ersten Probefahrt nichts mehr im Weg!

IMG_20210724_200800-01 1.jpeg

Wie es aussieht, hat der Schnabel und das Windschild auch deutliche aerodynamische Auswirkungen, denn auf der ersten Probefahrt ohne den Verbau bescheinigt mir der Tacho eine Geschwindigkeit von 299 km/h im ersten Gang! Wahnsinn, was so ein Windschild ausmacht. :bounce:

Die Freude über den Leistungszuwachs dauert aber nicht lange, ich habe mich beim Multiplikator in der Acewell Konfig vertan… richtiggestellt sind wir wieder bei plausiblen Werten, welche ich mit einem GPS über den Reifenumfang im Acewell nochmal feinjustiere. Jetzt liegen die beiden Werte unter 0,3km/h auseinander. Damit kann ich (und hoffentlich die Rennleitung) leben.

Damit ist der Schritt 1, die „Nasen OP“, erfolgreich abgeschlossen. Ich habe ehrlich gesagt große Freude am Ergebnis, denn wie heißt es so schön:
„Wenn Du nach dem Abstellen nicht nochmal zurückblickst und lächelst, dann hast Du das falsche Moped!“

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Schritt 2 beginnt mit einem Sakrileg, für welches ich von einem Nachbarn, selbst GS Fahrer, mit großem Kopfschütteln bereits angepöbelt wurde. Dazu aber später mehr!

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Nachtrag:

Ich bin noch die Erklärung des Projektnamen "Fangga" schuldig...

Jedes Bike hat bei mir einen Namen mit einem Hintergrund. Die Guzzi heißt Eleonora, der Roller "Luigi", der alte Puch Roller "Adelheid". Bei der Namensauswahl für die BMW war es schwierig, weil ich anfangs aber auch gar keine emotionale Beziehung aufbauen konnte.

Mit meinen Kids lese ich gerne die Tiroler Götter und Heldensagen und da kam die Baumgöttin "Fangga" vor. Diese Göttin lebt in den Bäumen und beschützt sie. Sie ändert ihr Aussehen nach Bedarf und kann eine schöne Nymphe, aber auch eine haarige furchteinflößende Riesin sein. Wie passend :D

female giant.jpg
 
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