sampleman
Themenstarter
Ich hab's ja schon an anderer Stelle geschrieben: Seit Ostersamstag bin ich stolzer Besitzer eines 2018er Schuberth E1.
Ich habe den Helm beim Louis-Megastore in Stuttgart für 450 Euro gekauft, das ist 300 Euro unter der ursprünglichen Preisempfehlung. Der E1 ist mein insgesamt vierter Klapphelm nach einem Caberg Sintesi, einem Blauer Loft Fluo (baugleich mit dem Caberg) und einem LS2 FF324 Metro Evo (den ich gerade hier im Forum wieder verkauft habe):
Das Problem ist bei mir mein großer Schädel. Ich habe Hutgröße 65, und das deckt Schuberth mit dem E1 gerade noch ab. Der LS2 war zwar offiziell ebenfalls 3XL, aber auf die Dauer einfach zu eng. Schade, guter, preisgünstiger Helm, aber wenn er nicht passt...
Jetzt also der Schuberth. Ich hätte mir auch einen weiteren Caberg Sintesi kaufen können, aber die Sintesis sind riesengroß, schweinelaut, bleischwer und in der Passform recht labberig, deshalb habe ich meine auch nach jeweils vier Jahren ausgemustert, da hinüber. Außerdem fehlt dem Sintesi der Sonnenschirm, und den wollte ich unbedingt haben.
Auf den ersten Blick ein Riesen-Nachteil des E1 gegenüber dem Caberg: Der Schuberth ist nur als Integralhelm zertifiziert, nicht als Integral - und Jethelm. Das bedeutet, dass man den E1 offiziell nicht offen fahren darf (zumindest nicht in Ländern, in denen auf so was geachtet wird). In der Schuberth-Bedienungsanleitung wird auch explizit davor gewarnt, ihn offen zu fahren. Im Vergleich zum Sintesi ist das Vorderteil des Helmes auch nicht dazu gemacht, es während der Fahrt mit einer Hand auf- und zuzuklappen. Es rastet zwar in der oberen Position ein, aber es ist zumindest denkbar, dass es ungewollt wieder zuklappt (auch wenn das ein wenig weit hergeholt erscheint). Die Taste zum Entriegeln ist nicht besonders groß ausgefallen, da muss man sich dran gewöhnen. Ebenfalls störend ist das Schließen des Helms: Es erfordert (zumindest bei mir) zwei Hände und Sorgfalt: Man muss den Windschutz am Kinnteil über das Kinn bugsieren und dann das Kinnteil am besten mit beiden Händen links und rechts gleichmäßig schließen, bis es einrastet. Während der Caberg fast schon "ins Schloss fiel", kann es beim Schuberth, wenn man ihn nicht sorgfältig schließt, dazu kommen, dass das Kinnteil nur an einer Seite verriegelt ist, an der anderen hat man dann einen ziemlich heftigen Spalt an der Helmschale, der auch entsprechenden Lärm machen dürfte.
Hat man den E1 mit der gebührenden Sorgfalt geschlossen, fällt die gegenüber den anderen erwähnten Helmen bessere Passform auf. Vor allem am Kinn und am Hals ist der Kopf beim E1 deutlich besser eingepackt. Der Helm sitzt nicht auf dem Kopf, er umschließt ihn. Damit einher geht ein deutlich niedrigeres Innengeräusch. Flüsterleise ist der E1 natürlich auch nicht (wie alle Klapphelme), aber während der Sintesi so ab 70 eigentlich unerträglich laut wird, ist der E1 bis 100 durchaus auszuhalten. Ich hatte mir beim Sintesi angewöhnt, auch kurze Strecken grundsätzlich mit Ohrstöpseln zu fahren, beim E1 werde ich da das eine oder andere Mal drauf verzichten können. Mit Ohrstöpseln drin (zum Beispiel fürs Navi) ist E1 fahren dann wie S-Klasse: Vom Wind hört man nur noch ein mäßiges Gegrummel, vom Mopped ein sanftes Schnurren, laut genug, um es als Rückkopplung zu benutzen, aber leise genug, um auch dauerhaft nicht zu nerven. Ich bin den Helm jetzt bis 150 km/h gefahren, das ist schon sehr angenehm.
Zu den Visieren ist nicht viel zu sagen: Das Serienvisier kommt mit montierter Pinlock-Scheibe und bietet ein gutes Sichtfeld (mein erster Shoei Raid 2 war schlechter, der LS2 etwas besser). Man hat viel von den mangelhaften Schuberth-Visierverstellmechanismen gehört, ich kann da beim E1 nicht viel zu sagen: mein Visier rastet wie andere auch, besonders leichtgängig oder gar schlabberig ist es jedenfalls nicht. Das eingebaute Sonnenvisier ist nicht federbelastet (wie etwa bei Nolan) und lässt sich deshalb nach Wunsch verstellen. Ich finde das praktisch, weil ich mir oft das Visier so einstelle, dass es unten einen Spalt offen lässt und ich so aufs Navi schauen kann, ohne von der Sonne geblendet zu werden. Das Visier des E1 hat am oberen Rand eine Reihe prismenförmiger Ausbuchtungen, die sollen angeblich das Windgeräusch senken.
Ich muss häufig gegen tief stehende Sonne fahren, deshalb wollte ich unbedingt einen Helm mit Sonnenschirm. Das funktioniert erwartungsgemäß gut. Ich habe auch nicht feststellen können, dass der Schirm irgendwie instabil ist. Den hohen Schuberth-Preis merkt man etwas daran, dass der Schirm verstellbar ist: Zwei Entriegelungshebel lösen, Schirm in eine von drei möglichen Positionen bringen und fertig. Erstaunt war ich über den geringen Einfluss des Schirms auf die Aerodynamik. Der E1 liegt satt und ruhig im Wind (satter als der Caberg), und man merkt den Schirm allenfalls ein bisschen, wenn man bei Geschwindigkeiten oberhalb von 120 mal den Kopf dreht. Wer lange Autobahn-Bolzereien vor hat, kann den Schirm auch einfach abnehmen: Einfach zwei griffige Kunststoff-Knaufe entriegeln, kompletten Schirm abnehmen und stattdessen zwei schwarze Blindkappen aufsetzen, die mitgeliefert werden, das ist in 30 Sekunden erledigt.
Gut gefallen hat mir die Ventilation, auch wenn ich mich noch an die Lage der Bedienelemente gewöhnen muss. Vorn direkt unter dem Visier ist eine Einlassöffnung, die wie ein großer Wippschalter ausgeführt ist. Darunter sitzt ein Schieber für ein Loch, das ziemlich direkt auf den Mund zielt (und hinter dem ein auswechselbarer Staubfilter sitzt). Oben auf dem Kopf sitze eine Belüftungshutze, die man in einem Stück in zwei Rasten vor- und zurück schieben kann. Die wäre etwas besser zu greifen, wenn dort nicht auch der Sonnenschirm säße, aber wie will man's sonst machen?
Verglichen mit dem Caberg ist die Belüftung vor allem eins: definiert. Im Caberg hat es immer entweder gezogen oder sehr gezogen, windstill war es in dem Helm eigentlich nie. Wenn man beim E1 die entsprechenden Lüftungsklappen öffnet oder schließt, merkt man einen deutlichen Unterschied in der Wirkung. Irgendwie haben sie bei Schuberth die Belüftung auch so hinbekommen, dass das Visier während der Fahrt auch dann nicht beschlägt, wenn man alle Schotten dicht macht.
Vor allem bei der Innenausstattung macht der Schuberth einen hochwertigeren Eindruck als die anderen genannten Helme. Angenehm ist, dass die Ausbuchtungen für die Ohren relativ groß sind, da passen also absolut problemlos noch Kopfhörer drunter, ohne dass es drückt. Andere Sachen fand ich eher schräg: An der einen Seite sitzt eine winzig kleine Tasche mit Reißverschluss - darin verbirgt sich die Seriennummer des Helmes, die man für die Online-Aktivierung der Fünfjahresgarantie braucht. Der Helmriemen hat - klassenüblich - einen Ratschenverschluss.
Kurz: Ein angenehmer, vergleichsweise leiser und hochwertiger Helm. Ich hatte ihn noch nicht auf der Waage, laut Prospekt wiegt er 1.700 g. Der Sintesi wog auf der Briefwaage im Büro 2,4 Kilo(!).
Übrigens: Ich hatte beim Louis auch den Schuberth C4 auf dem Kopf, der machte von der Passform her einen ähnlichen Eindruck. Der wäre nochmal 100 Euro billiger gewesen, hätte aber den Sonnenschirm nicht gehabt - und der ist bei Fahrten gegen die tief stehende Sonne ein echter Segen.
Ich habe den Helm beim Louis-Megastore in Stuttgart für 450 Euro gekauft, das ist 300 Euro unter der ursprünglichen Preisempfehlung. Der E1 ist mein insgesamt vierter Klapphelm nach einem Caberg Sintesi, einem Blauer Loft Fluo (baugleich mit dem Caberg) und einem LS2 FF324 Metro Evo (den ich gerade hier im Forum wieder verkauft habe):
Das Problem ist bei mir mein großer Schädel. Ich habe Hutgröße 65, und das deckt Schuberth mit dem E1 gerade noch ab. Der LS2 war zwar offiziell ebenfalls 3XL, aber auf die Dauer einfach zu eng. Schade, guter, preisgünstiger Helm, aber wenn er nicht passt...
Jetzt also der Schuberth. Ich hätte mir auch einen weiteren Caberg Sintesi kaufen können, aber die Sintesis sind riesengroß, schweinelaut, bleischwer und in der Passform recht labberig, deshalb habe ich meine auch nach jeweils vier Jahren ausgemustert, da hinüber. Außerdem fehlt dem Sintesi der Sonnenschirm, und den wollte ich unbedingt haben.
Auf den ersten Blick ein Riesen-Nachteil des E1 gegenüber dem Caberg: Der Schuberth ist nur als Integralhelm zertifiziert, nicht als Integral - und Jethelm. Das bedeutet, dass man den E1 offiziell nicht offen fahren darf (zumindest nicht in Ländern, in denen auf so was geachtet wird). In der Schuberth-Bedienungsanleitung wird auch explizit davor gewarnt, ihn offen zu fahren. Im Vergleich zum Sintesi ist das Vorderteil des Helmes auch nicht dazu gemacht, es während der Fahrt mit einer Hand auf- und zuzuklappen. Es rastet zwar in der oberen Position ein, aber es ist zumindest denkbar, dass es ungewollt wieder zuklappt (auch wenn das ein wenig weit hergeholt erscheint). Die Taste zum Entriegeln ist nicht besonders groß ausgefallen, da muss man sich dran gewöhnen. Ebenfalls störend ist das Schließen des Helms: Es erfordert (zumindest bei mir) zwei Hände und Sorgfalt: Man muss den Windschutz am Kinnteil über das Kinn bugsieren und dann das Kinnteil am besten mit beiden Händen links und rechts gleichmäßig schließen, bis es einrastet. Während der Caberg fast schon "ins Schloss fiel", kann es beim Schuberth, wenn man ihn nicht sorgfältig schließt, dazu kommen, dass das Kinnteil nur an einer Seite verriegelt ist, an der anderen hat man dann einen ziemlich heftigen Spalt an der Helmschale, der auch entsprechenden Lärm machen dürfte.
Hat man den E1 mit der gebührenden Sorgfalt geschlossen, fällt die gegenüber den anderen erwähnten Helmen bessere Passform auf. Vor allem am Kinn und am Hals ist der Kopf beim E1 deutlich besser eingepackt. Der Helm sitzt nicht auf dem Kopf, er umschließt ihn. Damit einher geht ein deutlich niedrigeres Innengeräusch. Flüsterleise ist der E1 natürlich auch nicht (wie alle Klapphelme), aber während der Sintesi so ab 70 eigentlich unerträglich laut wird, ist der E1 bis 100 durchaus auszuhalten. Ich hatte mir beim Sintesi angewöhnt, auch kurze Strecken grundsätzlich mit Ohrstöpseln zu fahren, beim E1 werde ich da das eine oder andere Mal drauf verzichten können. Mit Ohrstöpseln drin (zum Beispiel fürs Navi) ist E1 fahren dann wie S-Klasse: Vom Wind hört man nur noch ein mäßiges Gegrummel, vom Mopped ein sanftes Schnurren, laut genug, um es als Rückkopplung zu benutzen, aber leise genug, um auch dauerhaft nicht zu nerven. Ich bin den Helm jetzt bis 150 km/h gefahren, das ist schon sehr angenehm.
Zu den Visieren ist nicht viel zu sagen: Das Serienvisier kommt mit montierter Pinlock-Scheibe und bietet ein gutes Sichtfeld (mein erster Shoei Raid 2 war schlechter, der LS2 etwas besser). Man hat viel von den mangelhaften Schuberth-Visierverstellmechanismen gehört, ich kann da beim E1 nicht viel zu sagen: mein Visier rastet wie andere auch, besonders leichtgängig oder gar schlabberig ist es jedenfalls nicht. Das eingebaute Sonnenvisier ist nicht federbelastet (wie etwa bei Nolan) und lässt sich deshalb nach Wunsch verstellen. Ich finde das praktisch, weil ich mir oft das Visier so einstelle, dass es unten einen Spalt offen lässt und ich so aufs Navi schauen kann, ohne von der Sonne geblendet zu werden. Das Visier des E1 hat am oberen Rand eine Reihe prismenförmiger Ausbuchtungen, die sollen angeblich das Windgeräusch senken.
Ich muss häufig gegen tief stehende Sonne fahren, deshalb wollte ich unbedingt einen Helm mit Sonnenschirm. Das funktioniert erwartungsgemäß gut. Ich habe auch nicht feststellen können, dass der Schirm irgendwie instabil ist. Den hohen Schuberth-Preis merkt man etwas daran, dass der Schirm verstellbar ist: Zwei Entriegelungshebel lösen, Schirm in eine von drei möglichen Positionen bringen und fertig. Erstaunt war ich über den geringen Einfluss des Schirms auf die Aerodynamik. Der E1 liegt satt und ruhig im Wind (satter als der Caberg), und man merkt den Schirm allenfalls ein bisschen, wenn man bei Geschwindigkeiten oberhalb von 120 mal den Kopf dreht. Wer lange Autobahn-Bolzereien vor hat, kann den Schirm auch einfach abnehmen: Einfach zwei griffige Kunststoff-Knaufe entriegeln, kompletten Schirm abnehmen und stattdessen zwei schwarze Blindkappen aufsetzen, die mitgeliefert werden, das ist in 30 Sekunden erledigt.
Gut gefallen hat mir die Ventilation, auch wenn ich mich noch an die Lage der Bedienelemente gewöhnen muss. Vorn direkt unter dem Visier ist eine Einlassöffnung, die wie ein großer Wippschalter ausgeführt ist. Darunter sitzt ein Schieber für ein Loch, das ziemlich direkt auf den Mund zielt (und hinter dem ein auswechselbarer Staubfilter sitzt). Oben auf dem Kopf sitze eine Belüftungshutze, die man in einem Stück in zwei Rasten vor- und zurück schieben kann. Die wäre etwas besser zu greifen, wenn dort nicht auch der Sonnenschirm säße, aber wie will man's sonst machen?
Verglichen mit dem Caberg ist die Belüftung vor allem eins: definiert. Im Caberg hat es immer entweder gezogen oder sehr gezogen, windstill war es in dem Helm eigentlich nie. Wenn man beim E1 die entsprechenden Lüftungsklappen öffnet oder schließt, merkt man einen deutlichen Unterschied in der Wirkung. Irgendwie haben sie bei Schuberth die Belüftung auch so hinbekommen, dass das Visier während der Fahrt auch dann nicht beschlägt, wenn man alle Schotten dicht macht.
Vor allem bei der Innenausstattung macht der Schuberth einen hochwertigeren Eindruck als die anderen genannten Helme. Angenehm ist, dass die Ausbuchtungen für die Ohren relativ groß sind, da passen also absolut problemlos noch Kopfhörer drunter, ohne dass es drückt. Andere Sachen fand ich eher schräg: An der einen Seite sitzt eine winzig kleine Tasche mit Reißverschluss - darin verbirgt sich die Seriennummer des Helmes, die man für die Online-Aktivierung der Fünfjahresgarantie braucht. Der Helmriemen hat - klassenüblich - einen Ratschenverschluss.
Kurz: Ein angenehmer, vergleichsweise leiser und hochwertiger Helm. Ich hatte ihn noch nicht auf der Waage, laut Prospekt wiegt er 1.700 g. Der Sintesi wog auf der Briefwaage im Büro 2,4 Kilo(!).
Übrigens: Ich hatte beim Louis auch den Schuberth C4 auf dem Kopf, der machte von der Passform her einen ähnlichen Eindruck. Der wäre nochmal 100 Euro billiger gewesen, hätte aber den Sonnenschirm nicht gehabt - und der ist bei Fahrten gegen die tief stehende Sonne ein echter Segen.