Warum werden die Reifen immer breiter ?

Diskutiere Warum werden die Reifen immer breiter ? im Motorrad allgemein Forum im Bereich Community; Meine R1200 GS TÜ hatte noch ein 150er Hinterrad. Meine R1200 GS LC hat nun ein 170er Hinterrad. Ich frage mich warum das so ist. Wenn ich...
garamiel

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Meine R1200 GS TÜ hatte noch ein 150er Hinterrad.
Meine R1200 GS LC hat nun ein 170er Hinterrad.

Ich frage mich warum das so ist.

Wenn ich folgendem Link glauben darf, brauche ich bei breiterem Reifen eine größere Schräglage um
eine Kurve im gleichem Radius und bei gleicher Geschwindigkeit zu durch fahren :

https://www.powerboxer.de/theorie-technik/84-fahrphysik-schrage

Die Geometrie hat sich nicht grundsätzlich verändert. Das würde bedeuten, die mögliche Schräglage ist gleich
geblieben. Bei gleicher Schräglagenfreiheit und gleichem Kurvenradius müsste also die mögliche Kurvengeschwindigkeit
sinken. Ich bin verwirrt, warum macht man dann die breiteren Reifen ?
Die GS ist ja kein Motorrad für die Rennstrecke. Gibt es Gründe für die breiteren Reifen, abgesehen von der Optik und
der Verkaufbarkeit.:confused:

Vielen Dank !
 
M

mikels

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Einen breiten Reifen mit Spitzer Kontur, hat in Schräglage eine größere Auflagefläche.

Also mehr Grip und demnach mehr Kurvenspeed.

Mike
 
garamiel

garamiel

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Das scheint mir nicht glaubhaft, siehe den oben anfügten link :wink:
 
gerd_

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Hi
Je breiter der Reifen desto mehr Fläche steht zur Verfügung auf der sich die Leistung verteilen kann. D.h. nicht, dass die Auflagefläche breiter sein muss aber es ist einfach mehr Gummi da und bei jeder leichten Schräglagenänderung fährt man auf "frischem" Gummi.
Die Auflagefläche beim Mopped ist ja ohnehin variabel. Der eine mag ein messerscharfes Lenkverhalten, akzeptiert ein hoppeliges Fahrverhalten bei wenig Grip und bläst den Reifen auf "bis zum geht nicht mehr". Der andere riskiert ein eher teigiges Verhalten und fährt einen "platten" Reifen.
Dabei rede ich vom gleichen Reifen!

Variieren kann man den Reifentyp/die Marke. Unterschiedliche Flankenaufbauten "federn" unterschiedlich und versteifen den Reifen (oder auch nicht :-)). Die Laufflächenmischung lasse ich mal weg.
Der TKC80 z.B. hat eine brutal stabile Flanke. Ist auch nicht verwunderlich. Er soll ja, abseits der Strasse, nicht bei jedem Stein der ihn seitlich trifft aufreissen. Folglich fährt er sich "platt" auch noch "naja". (Bei 0,7 bar wurde ich ernstlich misstrauisch und schob es nicht mehr auf die Nässe).

Dazu kommt, wie erwähnt, die Reifenkontur.
Im o.g. Link ist das Verhalten auf einen idealen Reifen bezogen, also auf eine Art "Luftballon" der beim Einsinken nicht durch z.B. unterschiedlich stark aufgebaute Flanken beeinflusst wird.
Ein Moppedreifen mit seiner runden Kontur steht theoretisch immer auf einem Punkt auf. Praktisch presst das Gewicht den Reifen platt und die Auflage vergrössert sich zu einer ovalen Fläche. Die Fläche ist abhängig vom Reifendruck.
Theoretisch ist die übertragbare Leistung (ob nun Beschleunigung oder Querbeschleunigung) nicht von der Fläche abhängig sondern nur vom Reibbeiwert "mü" und einem Quotienten aus Fläche und Gewicht (viel Fläche und wenig Gewicht pro Flächeneinheit oder wenig Fläche bei viel Gewicht). Theoretisch fliegt man auch bei 45° Schräglage ab weil "mü" nicht grösser als 1 werden kann (geht aufgrund der Definition nicht, es ist eine Verhältniszahl). Also sind "mü"s über 1 auch dann Quatsch wenn sie von einem Reifenhersteller erwähnt werden.
ABER: In der Praxis kommt ein Beiwert hinzu den die Physik in der Schultheorie nicht berücksichtigt: Die Lauffläche ist so weich, dass sie sich mit der Strassenoberfläche verzahnt (das hat mit "mü" absolut nichts zu tun!) und die Haltekraft steigt deutlich.

Bei den Autos könnte man die gleiche Frage stellen: Weshalb werden die Schlappen immer breiter? Nur weil es cool aussieht? Nö, weil die Karren immer schwerer werden, ein 145/13 des Golf 1 mit dem fettleibigen Golf 7 überfordert ist und der notwendige Tragfähigkeitsindex entweder einen schmalen Lieferwagenreifen ("ohne" Grip) oder eine andere Dimension erfordert.
Im Winter hätte ich gerne einen möglichst schmalen Reifen, bin aber gezwungen mindestens einen 205 zu fahren. Nach einigem Suchen haben wir einen 185er gefunden der eintragungsfähig wäre. Warnung des Reifenmanns "nee, der hat als Winterreifen bei Schnee noch weniger Grip als als Dein 235 Sommerschlappen" (dafür hält er 150 Tkm). Bei den Wettbewerbsreifen ist nix was eintragungsfähig wäre UND eine zumindest akzeptable Laufleistung hat.
gerd
 
Oldmessage

Oldmessage

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Könnte vielleicht daran liegen das bei einem breiterem Reifen es einfacher ist, das erhöhte Gewicht/erhöhte Geschwindigkeit, usw. Traglasttechnisch darzustellen ??
 
Pinky

Pinky

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Bleiben wir mal beim Hinterrad.
Da geht´s um 1 cm zu jeder Seite, die der Reifen der LC breiter geworden ist - 150er zu 170er.

In dem Beispiel oben wird ein 130er mit einem 180er Reifen vergleichen. Da erhöht sich die Schräglage um 2 grad.
Also kann das bei der LC gar nicht so stark ins Gewicht fallen, daß man da groß etwas an der Schräglage merkt. Dafür wird die LC mit den neuen Reifendimensionen vermutlich stabiler laufen.
 
QVIENNA

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Das ist immer so eine Geschichte mit Vermutungen, Glauben, Meinungen...
 
RoGe

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Ich versuche es mal meiner M. nach etwas vereinfacht zusammen zu stellen.


1. Je breiter der Reifen um so stärker muss das Motorrad bei gleicher Kurvenfahrt geneigt werden. Also ein Motorradfahrer mit schmaleren Reifen ist bei gleicher Schräglage schneller unterwegs als ein Motorradfahrer mit Breitreifen.

2. Je breiter der Reifen um so stärker wird das Lenkmoment bzw. die Haltekraft die man am Lenker aufbringen muss um den Kurvenradius weiter zu verfolgen.

3. Je breiter der Reifen desto stärker richtet sich das Motorrad zb. bei einer Kurvenbremsung auf, bei langsamen Geschwindigkeiten wird das Motorrad auch kippeliger.

4. Der große Vorteil liegt bei Breitreifen klar in der besseren Haftung, mehr Schräglage und dem besseren Heraus-beschleunigen aus den Ecken/Kurven

Ich denke so müsste es einigermaßen passen:)


Vill. noch als Ergänzung, deshalb sind Leistungsstarke Motorräder 150/170> PS ja auch alle mittlerweile mit 190er sogar 200er Breitreifen bestückt, bei den schmalen Trennscheiben und ein paar mal ordentlich am Kabel gezogen wären die schnell am Ende
 
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fralind

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Oder ganz einfach.


Der erste macht es bei einem Modellwechsel, weil das Ding länger, breiter, höher und ausladener wird und die alten Reifengrößen einfach opitsch nichts hergeben.
Zudem werden die immer schwerer und schneller, so das die Indexe nur noch knapp oder gar nicht mehr passen und eine Neuentwicklung sich nicht ausgeht.
 
Intermezzo

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Ganz schräglagenbeifreit, warum hat beispielsweise ein Porsche GT 4 S so breite Reifen. Gerd hat es bereits gesagt, weil doe verfügbate Leistung auch suf die Straße zu bringen ist.

Warum haben Custom-Bikes 300er Hinterradreifen, weil es nach deren Geschmack besser aussieht.

Und warum ein aufgemotzter Polo. Weil es fürs Ego gut ist.

Grüße Thomas
 
B

Bazinga

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1. Je breiter der Reifen um so stärker muss das Motorrad bei gleicher Kurvenfahrt geneigt werden. Also ein Motorradfahrer mit schmaleren Reifen ist bei gleicher Schräglage schneller unterwegs als ein Motorradfahrer mit Breitreifen.
Daraus lässt sich doch eine super Win-Win Situation basteln.
Jeder weiß dass Motorradfahren nur schräg Spaß macht, jeder weiß auch das Motorradfahren gefährlich ist. Besonders wenn man schnell schräg fährt.
Also sollte man den 450er Hinterreifen erfinden damit jeder Motorradfahrer auch bei Tempo 25 mit 45 Grad Schräglage fahren kann.

Bin ich genial, oder was?
 
RunNRG

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Nein, leider weder genial noch lustig.
Am ersteren könntest Du noch arbeiten....
 
gerd_

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Hi
4. Der große Vorteil liegt bei Breitreifen klar in der besseren Haftung, mehr Schräglage und dem besseren Heraus-beschleunigen aus den Ecken/Kurven

Ich denke so müsste es einigermaßen passen
1-3 sind korrekt, bei 4 stimmt das mit der besseren Haftung (weil mehr Verzahnungsfläche). Mehr Schräglage ist eher doof weil man nicht mehr Schräglage fahren KANN sondern bei gleichem Kurvenradius und gleicher Geschwindigkeit fahren MUSS.
Wenn also bei der Breitreifenkarre der Zylinder bereits halb abgescheuert ist, brettert das "Mountainbike" mit Luft unter dem Zylinder vorbei. Besseres Herausbeschleunigen ist ja mit "besserer Haftung" gegeben.

Vill. noch als Ergänzung, deshalb sind Leistungsstarke Motorräder 150/170> PS ja auch alle mittlerweile mit 190er sogar 200er Breitreifen bestückt, bei den schmalen Trennscheiben und ein paar mal ordentlich am Kabel gezogen wären die schnell am Ende
Mein Reden (s.o.). Bei den "Breiten" ist einfach mehr Gummi zum "Verfeuern" vorrätig.
gerd
 
Larsi

Larsi

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...
Wenn also bei der Breitreifenkarre der Zylinder bereits halb abgescheuert ist, brettert das "Mountainbike" mit Luft unter dem Zylinder vorbei.
...
Ist das wirklich so?
Wenn ich etwas mehr Schräglage benötige, der Reifen aber breiter ist, liegt doch auch der Aufstandspunkt weiter außen und ermöglicht mir damit etwas mehr Schräglagenfreiheit.
 
QVIENNA

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Mein Reden (s.o.). Bei den "Breiten" ist einfach mehr Gummi zum "Verfeuern" vorrätig.
gerd
mehr Gummi aber nicht länger. Je breiter der Reifen, desto früher haben fertig. Kann man auch bei den Autos beobachten.
 
Intermezzo

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Liegt dann aber wohl an den Autos die zu den Reifen passen. Besser gesagt an der noch verfügbaren Reserve. Ich könnte mir gut vorstellen, daß die sich nicht linear mit der Reifenbreite erhöht. Plus Faktoren die beim Verschleiß nicht nur mit der Reifenbreite zu tun haben.

Grüße Thomas
 
RoGe

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Ist das wirklich so?
Wenn ich etwas mehr Schräglage benötige, der Reifen aber breiter ist, liegt doch auch der Aufstandspunkt weiter außen und ermöglicht mir damit etwas mehr Schräglagenfreiheit.

Das war jetzt auch mein erster Gedanke und würde ich so auch unterstreichen, habe bei meinem letzten Kringelkurs mal auf einen 200er Slick gewechselt mit diesem konnte ich mehr Schräglage, besseren Grip aufbauen und auch beim rausbeschleunigen hatte ich nie ein ungutes Gefühl :cool:
 
Thema:

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