Wie schon bestens beschrieben: Kein Berliner rollt aus purer Lust von roter Ampel zu roter Ampel, mit dem Ziel die niedrigste Durchschnittsgeschwindigkeit des Jahres zu erreichen. Auch Sightseeing oder Shopping sind nicht das Ziel des Berliner Motorradfahrers. Zum Einkauf nur wenn man in Ecken will die keinen Parkplatz bieten, da es geduldet wird wenn man das Motorrad, ohne andere zu behindern, auf dem Bürgersteig parkt.
Der Berliner nutzt, wenn er kann, die frühen Morgenstunden, um dem Chaos zu entfliehen. Das ist nicht einfach, das Chaos geht außerhalb der Stadtgrenzen weiter, nur die Kennzeichen der Autos ändern sich. Der Speckgürtel ist inzwischen genauso schlimm wie Berlin, jede kleine Gemeinde kann heute eine 24/7-Lichtsignalanlage mit dazugehörigem Stau vorweisen als Attraktion der Neuzeit.
Wenn man da auch durch ist, oder Schleichwege kennt, die nicht immer legal sind, fängt der Spaß am Motorradfahren an. Die Mundwinkel gehen nach oben, das Grau fällt aus dem Gesicht und die Lungen atmen endlich Sauerstoff. Nach einer ganz kurzen Eingewöhnung vertragen das auch Berliner Lungen!
Wer nur Spinnerbrücke, Dobbrikow und Schiffshebewerk kennt ist selber schuld. Meine Ziele sind keine Sehenswürdigkeiten, mein Ziel ist es möglichst wenigen anderen zu begegnen. Und das geht wunderbar! Und wie es einige bekannte Nichtberliner schon selber festgestellt haben: Berlin hat genug ausreichend sehenswertes Umland, auch mit Kurven und sogar Serpentinen. Dass das nicht mit dem Allgäu, Schwarzwald oder gar den Alpen zu vergleichen ist, ist mir auch klar. Aber hier kann ich, wenn ich aus Berlin raus bin, ungestört fahren.
Wenn Berlin ein Umland hätte wie Dresden z.B., wäre ich nicht böse. Da sind dann aber auch wieder Touristen im Wege, die einem den Spaß verleiden. Je mehr geboten wird, je mehr wollen hin.
MfG Gärtner